Der Sport-Doc. Prof. Dr. Reinhard Weinstabl
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Название: Der Sport-Doc

Автор: Prof. Dr. Reinhard Weinstabl

Издательство: Bookwire

Жанр: Изобразительное искусство, фотография

Серия:

isbn: 9783903236394

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СКАЧАТЬ ganz was anderes habe.“ Wir vertieften uns dermaßen ins Gespräch, dass das Skript-Girl am Set schon unruhig wurde und zu drängen begann. Meine „Belohnung“: Er machte noch ein paar Drehs und Statistenaufnahmen mit mir und grüßte mich höchst freundlich zum Abschied.

      Nun ja, Talent für Hollywood war mir dennoch und trotz dieser lieben Erinnerung an einen großen Regisseur aus Wien nicht beschieden, aber immerhin. Abgesehen davon: Mein Interesse an der Medizin war ohnedies viel zu groß und größer als alle (nicht ganz ernsten) Ambitionen, eine Schauspielkarriere anzustreben.

      Schon zu Schulzeiten leistete ich meine Ferialjobs immer in Krankenhäusern ab. Ausgerechnet in den Ferien nach erfolgreich abgelegter Matura, an die meine Mutter offenbar nicht zu glauben gewagt hatte, war ich für keinen Ferialjob angemeldet. Also musste meine Mutter kurzfristig ihre Kontakte zum Verwaltungsdirektor des Krankenhauses in Amstetten nutzen und schon landete ich – nach erfolgreicher Intervention – als Krankentransporteur und „Bettenfahrer“ in der öffentlichen Institution. „Da lernst du auf jeden Fall sämtliche Facetten eines Spitals kennen“, freute sich der Verwaltungsdirektor mir mitzuteilen.

      Er wusste ja noch nicht, was er sich mit mir eingehandelt hatte. Ich wollte schließlich arbeiten. Und zwar wirklich arbeiten.

      Das wiederum ging meinen damaligen Kollegen mächtig gegen den Strich. Die waren nämlich in erster Linie – um es höflich zu formulieren – auf Optimierung bzw. Arbeitsstress-Minimierung programmiert.

      Besonders dem schon durch seine Körperfülle recht gemächlich wirkenden Rädelsführer der Entschleuniger war ich schnell ein Dorn im Auge, weil ich mit immer größerer Treffsicherheit dafür sorgte, dass die Patienten doch tatsächlich zur vorgesehenen Zeit im Operationssaal landeten und die Ärzte- und Schwestern-Teams dort nicht unnütz warten mussten. Und das mit einer erstaunlichen Systemoptimierung, die rund die Hälfte der Transporteure wegrationalisiert hätte.

      Ein junger Bursch, der für heftigen Wind sorgen wollte in einer Umgebung der völligen Windstille – nein, das ging gar nicht. Und schon war ich zum Rapport beim erwähnten Verwaltungsdirektor bestellt, der mich lobend ermahnte: „Keine Frage, was du da tust ist großartig, richtig und wichtig für unser Krankenhaus, aber bitte sieh‘ ein, das geht hier einfach nicht. Du sorgst unter den Kollegen für viel zu viel Unruhe.“

      Der Kompromiss war schnell gefunden und ich konnte schon leben damit. Der Verwaltungsdirektor bot mir allen Ernstes an, mich freizustellen und weiter mein Gehalt zu bezahlen. Ich willigte ein, alle waren glücklich bzw. wieder entschleunigt und mein Gehalt wurde brav weiter überwiesen.

      Während des Studiums habe ich mir also leicht getan in Bereichen, mit denen andere schwer zu kämpfen hatten. Anatomie, Schädel, Schultern. Mein Fleiß und meine immense Erfahrung, die ich schon sehr früh sammeln konnte, sollten später zur Basis meines chirurgischen Schaffens werden.

      Ein Nein kannte ich zu dieser Zeit nicht wenn es galt, Angebote zur Fortbildung und auch zur Arbeit anzunehmen.

      Der Wunsch, mich weiterzubilden und jeden Tag die erforderlichen Schritte zu einem Spitzen-Chirurgen zu machen war auch größer als die Angst. Auch als die Angst vor Krieg. 1983 stand die Welt im Bann des ersten Golfkrieges zwischen dem Iran und dem Irak. Das Klagen über 350.000 Tote auf beiden Seiten, über 300.000 Verwundete, Diskussionen über Chemiewaffen-Programme oder die Operation Morgenröte dominierten über viele Monate die internationalen Schlagzeilen.

      All das hinderte mich nicht, der Bitte und dem Angebot von „Dr. Schulter“ von der Flugambulanz nachzukommen, ihn bei einer heiklen Mission nach Kerman, rund 1.000 Kilometer südöstlich von Teheran gelegen, zu begleiten. Wir sollten uns dort – so lautete der Hilferuf aus dem Kriegsgebiet – eines schwer verwundeten Mitarbeiters der Firma Elin annehmen. Also ging es im Learjet der Flugambulanz via Istanbul nach Kerman.

      Ein junger Bursch, der für heftigen Wind sorgen wollte in einer Umgebung der völligen Windstille – nein, das ging gar nicht.

      Eine Reise, die sich tief in mir eingebrannt hat. Und die mir auch eine völlig neue Dimension in der Welt der Mediziner offenbart hat. In Kerman gelandet, waren wir schnell mit der widerlich-brutalen und menschenverachtenden Form dieses Krieges konfrontiert. Hingerichtete hingen noch an Stricken von den Brücken. Überall Männer mit Waffen. Ein Heer an Maschinenpistolen.

      Wie konnten Ärzte, Schwestern und Helfer unter diesen Konditionen arbeiten und Menschenleben retten? Wir wollten es dennoch versuchen und wurden, von bewaffneten Einheiten begleitet, ins Krankenhaus gebracht. Persische Ärzte waren dort längst keine mehr anzutreffen. Nur mehr Pakistani und Kollegen aus Indien versuchten, die Stellung im Dienst der Menschen in Kerman zu halten.

      Wir wurden zum vermeintlich verwundeten Elin-Mitarbeiter gebracht und sofort erkannten wir, dass der Mann längst Totenflecken aufwies. Er war offenbar in den Stromkreis geraten, innerlich verbrannt und nach unserer Diagnose seit längerer Zeit tot. Den Beteuerungen der Ärzte vor Ort, der Mann hätte vor wenigen Augenblicken noch gelebt, konnten wir wahrlich keinen Glauben schenken. Unverrichteter Dinge mussten wir nach wenigen Stunden wieder abreisen. Um ein paar weitere Stunden später selbst nur mit Glück zu überleben. Bei unserem Learjet setzte unmittelbar nach dem Aufsetzen in Wien-Schwechat einseitig die Schubumkehr ein. Zum Glück reagierte unser Pilot geistesgegenwärtig, schaltete die Schubumkehr aus und rettete uns dermaßen wahrscheinlich das Leben.

      Die österreichische Flugambulanz hatte noch einen weiteren Einsatz für mich parat, den so mancher an meiner Stelle wohl eher versucht hätte zu vermeiden. 14 Tage Aushilfe in Gambia in Westafrika, einem zu 90% muslimischen Land, sollten auf mich warten. Gemeinsam mit meiner überaus hübschen Kollegin Uschi Scholz, Ex-Freundin von Film-Regisseur Roman Polanski, flog ich also nach Gambia, wo sich der Bedarf an medizinischen Hilfestellungen in erster Linie auf Behandlungen gegen die Geschlechtskrankheit Tripper konzentrieren sollte.

      Weit aufregender war da schon ein Erlebnis, das auch unter die Rubrik entbehrlich einzustufen ist. Eines gemütlichen Abends gingen wir leger am (offenkundig) menschenleeren Strand spazieren. Der Plan, die Gunst der Stunde, absolut unbeobachtet zu sein, zu nutzen, veranlasste uns, ein Nackt-Bad im Meer zu nehmen, was in mehrerlei Hinsicht zu erheblichem Erregungspotential führen sollte. Zum einen bei davor von uns nicht bemerkten Buscharbeitern und zum anderen auch beim Head of Security unseres Resorts, der fuchsteufelswild war, uns grässlich niedermachte und von einer Auslieferung an die Polizei nur aus einem einzigen Grund Abstand nahm: „Because you are the doctors.“

      Nacktbaden in einem muslimischen Land – man hatte fürwahr schon bessere Einfälle, wobei man zum Thema gelebter Doppelmoral auch einiges anmerken könnte angesichts der Tatsache, dass in Gambia der Sex-Tourismus Hochkonjunktur hat(te) und deutsche, belgische und niederländische Damen quasi Schlange standen bei den gut gebauten Jungs aus Afrika.

      Weit weniger Erregungspotential hatte das Jahr 1984 für mich parat. Ich lernte und lernte, arbeitete und arbeitete, profitierte vor allem durch Primarius Wolfgang Scharf und entwickelte immer mehr eine Art inneren Antrieb, der sich dadurch äußerte, dass ich mit ständig steigender Euphorie und noch größerem Einsatz meinem Job als Jung-Arzt nachgehen wollte.

      Ich begann in vergleichsweise jungem Alter viel zu publizieren, eignete mir jede Menge basiswissenschaftlichen Wissens im Bereich der Biomechanik an.

      Urlaube? Fehlanzeige. Ich wollte nicht Urlaub machen, ich wollte arbeiten. Und begab mich derart in Permanenz-Dienst. Auf 21 Nachtdienste in fünf Wochen hatte ich es einmal gebracht. Kein Mensch fragte mich nach Arbeits- und Ruhezeiten, kein Betriebsrat schlug Alarm, keine Gewerkschaft murrte. Wäre mir sicher auch egal gewesen.

      Als nächster Meilenstein in meinem immerwährenden Bestreben, besser zu werden und nach oben zu kommen, ist mir das Jahr 1987 in Erinnerung. Da flatterte uns СКАЧАТЬ