Der Sport-Doc. Prof. Dr. Reinhard Weinstabl
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Der Sport-Doc - Prof. Dr. Reinhard Weinstabl страница 6

Название: Der Sport-Doc

Автор: Prof. Dr. Reinhard Weinstabl

Издательство: Bookwire

Жанр: Изобразительное искусство, фотография

Серия:

isbn: 9783903236394

isbn:

СКАЧАТЬ Eitelkeiten. Ein Klinik-Oberarzt, den ich aus Datenschutz-technischen Gründen und zur Vermeidung rechtlicher Probleme fortan immer als „Dr. Schulter“ anonymisieren werde, war in dieser Zeit ein von mir im Grunde geschätzter, aber auch nicht immer ganz pflegeleichter Kollege. Er liebte Kameras und öffentliche Auftritte über alles, war darüber hinaus Schulkollege von Niki Lauda und stets unfreundlich und despektierlich im Umgang mit Laudas Freund Willi Dungl.

      Als sich Niki Lauda, als Formel-I-Ikone natürlich auch schon vor rund drei Jahrzehnten einer der bekanntesten Österreicher, eines Tages verletzte und Willi Dungl seinen Besuch mit Lauda bei Professor Poigenfürst avisierte, herrschte entsprechend Aufregung im ganzen Krankenhaus und der Gang war richtig gesäumt mit hoffnungsfroh wartenden Ärzten, nach der Chance lechzend, eventuell ein Foto mit Niki Lauda zu erhaschen, oder gar als dessen Arzt auserkoren zu werden.

      Ich erarbeitete mir sehr rasch den Ruf, höchst fleißig im Aufbau medizinisch-anatomischer Präparate zu sein.

      Dungl und Lauda marschierten aber – alle anderen kaum wahrnehmend – auf Dr. Poigenfürst (den all das furchtbar kalt ließ) zu. In solchen Momenten und an solchen Tagen lernst du auch sehr rasch die andere Seite mancher „Götter in Weiß“ kennen. Wie auch immer, Poigenfürst hat mich in meiner Entwicklung ebenso geprägt wie mein Lehrer Professor Trojan. Der eine wie der andere waren große Vorbilder für mich.

      Zu dieser Zeit sammelte ich – auch für meine weitere Karriere – wichtige Erfahrungen an der Anatomie. Ich erarbeitete mir sehr rasch den Ruf, höchst fleißig im Aufbau medizinisch-anatomischer Präparate zu sein. Es war eine sehr intensive und spannende Phase im Bereich der Forschung für mich.

      Dazu war es erforderlich, Leichenteile zwecks weiterer Nutzbarkeit heraus zu operieren, und ich machte eine wissenschaftliche Untersuchung mit Schwerpunkt Schultereckgelenk. Dazu stellte ich den Bewegungsumfang dreidimensional dar, und um das zu bewerkstelligen, war es oft nötig, den Kopf abzutrennen, da ebendieser die dazu erforderlichen Aufbauarbeiten behinderte.

      Dieses Vorgehen wäre im Jahr 2020 – Stichwort Ethikkommission – absolut unvorstellbar, damals war das Wort Ethikkommission aber noch ein Fremdwort. Um Bewegungen standardisieren zu können war es von hoher Wichtigkeit, dass die Leiche immer in derselben Position verweilte. Wir schraubten also die Toten an einen Sessel, indem wir sie mittels Schraube durch die Wirbelsäule fixierten und hatten dermaßen freien Zugang für unsere Arbeit.

      Diese aus meiner Sicht extrem wichtige Forschungstätigkeit war aber dem damaligen Leiter des Anatomielabors ein Dorn im Auge und er setzte daher alles daran, um mich schnellstmöglich loszuwerden. Also ließ er sich etwas (besonders Geschmackloses und Niederträchtiges) einfallen.

      Er drehte – und es war zu dieser Zeit gerade Hochsommer – vor Beginn des Wochenendes im Kühlraum, wo die Leichen für die Studien aufgebahrt wurden, den Strom ab. Sein Kalkül: Sollte am Montag darauf der Leiter der Anatomie, Professor Firbas, wie üblich an den Kühlräumen vorbei zu seinem Arbeitsplatz gehen, würde ihm wohl ein extrem übler und abstoßender Geruch entgegenkommen und er könnte, dadurch angewidert, eventuell motiviert sein, mein wissenschaftliches Arbeiten unverzüglich zu unterbinden.

      Die hinterhältige Aktion verfehlte zunächst ihre Wirkung nicht. Professor Firbas kam tatsächlich Montagfrüh auf die Anatomie und als er am – eben nicht gekühlten – Kühlraum vorbeikam, strömte ihm der erwartet stechende Geruch, einhergehend mit einer unüberschaubaren Schar an Fliegen, entgegen.

      Natürlich wurde ich zur Rede gestellt, konnte aber die Causa aufklären und meine Unschuld beweisen. Ob die kurz darauffolgende Pensionierung des Leiters des Anatomielabors damit in direktem Zusammenhang stand, wurde nie erwiesen. Und war mir auch egal. Mir war aber ohnedies nur wichtig, dass ich meine Forschungsarbeiten fortsetzen und so Erfahrungen sammeln konnte, die andere schlichtweg nicht hatten. Zwar musste ich ab diesem Zeitpunkt in regelmäßigen Abstand direkt an Professor Firbas Bericht erstatten und wurde auch immer wieder bei meiner Arbeit kontrolliert, aber dagegen war ja nichts einzuwenden.

      Mir, als ehrgeizigem und aufstrebendem Jungarzt war bloß wichtig, Kollegen gegenüber einen Vorsprung an Wissen und Erfahrung zu haben und so auch Zugang zu Publikationen zu bekommen, die andere Ärzte nicht hatten.

      Ich war also fleißig, ich verdiente inzwischen auch gutes Geld und ich liebte seit jeher Boote, Yachten und schnelle, schöne Autos. Also musste es 1984 ein Porsche 3.0 Carrera sein. Der war schön, der war schnell und der war teuer – 175.000 Schilling waren vor mehr als drei Jahrzehnten immens viel Geld. Auch für junge, aufstrebende und an sich gut verdienende Ärzte.

      Klar, so ein internationaler Ärztekongress auf dem Arlberg lässt sich gerne mit ein paar netten Skitagen verbinden. Und wesentlich komfortabler und vor allem schneller in so einem Porsche 3.0 Carrera erreichen. Zumindest bis Kilometer 262,5 bei Mondsee. Regen, Aquaplaning und eine Leitplanke – und schon waren 175.000 Schilling geschrottet. Ich war halbwegs ok, mein Traumauto weniger und 125.000 Schilling, um den Porsche wieder in den Urzustand zu versetzen, hatte ich auch nicht mehr. Zum Glück hatte ich aber über private Kontakte die Möglichkeit, den Carrera halbwegs zusammenflicken zu lassen. Für 25.000 Schilling bei Porsche Krämer.

      Ernsthafte Bemühungen meinerseits, als Schauspieler in Hollywood zu landen, gab es nicht.

      Ja, ich und die Autos – Autos haben mich wie schon gesagt (ebenso wie Boote und Yachten) immer in den Bann gezogen. Die Ästhetik, der Sound, die Geschwindigkeit. Fast wäre ja sogar noch mehr daraus geworden. Bis zu meinem 16. Lebensjahr hatte ich eigentlich davon geträumt, Autorennfahrer zu werden. Den Strich durch diese Zukunfts-Rechnung machte mir ausgerechnet ein – ja, richtig –, ein Graphologe.

      Meine Mutter hatte meinen Bruder Christian und mich zu einem solchen Handschriften-Deuter geschickt. Er fragte mich gleich eingangs nach meinen Berufswünschen, und schnell schoss es aus mir heraus: „Chirurg, Autorennfahrer oder Schauspieler.“ Die Analyse des Mannes, dem ich meine jugendliche Handschrift zur Bewertung vorzulegen hatte, war eindeutig und (gottgewollt oder von Mutter bestellt) unmissverständlich:

      „Das mit dem Autorennfahrer, das kannst du vergessen. Dazu bist du nicht kaltschnäuzig genug. Aber Chirurg oder Schauspieler – ja das wäre möglich.“ Ernsthafte Bemühungen meinerseits, als Schauspieler in Hollywood zu landen, gab es nicht.

      Oder doch?

      In meiner Studienzeit verdiente ich nebenbei ein paar Schillinge als Statist in irgendwelchen Filmen, und eines Tages waren in Wien Dreharbeiten unter dem gleichermaßen bekannten wie (ob seiner polternden Art) gefürchteten Regisseur Michael Kehlmann angesagt. Ein dreiteiliger Film („Hiob“) stand auf der To-Do-Liste Kehlmanns und wir, also wir, die Statisten, wurden allesamt in Uniformen gesteckt. Ich erhielt den Auftrag, im Stechschritt über einen großen Platz zu gehen, und plötzlich rief Regisseur Kehlmann von seinem Kommandostuhl laut und mit einem Hauch an Derbheit: „Halt, halt, wer ist denn dieser Idiot? Der ist ja zu blöd wie ein Soldat zu gehen.“

      Ich wurde aus der Szene rausgeschnitten und tröstete mich damit, in dieser Zeit sehr brav und erfolgreich mein Studium voranzutreiben. Also packte ich meine Studienunterlagen zum Themenbereich „Histologie und Embryologie“ und suchte nach einem geeigneten Sitzplatz, um meine Zeit als Ersatz-Statist mit dem Lesen meiner Fachliteratur zu verbringen.

      Kaum hatte ich einen geeigneten Stuhl gefunden, saß plötzlich Regisseur Kehlmann, neben den ich mich frech bzw. unbedarft gesetzt hatte, bei mir. Kehlmann schaute ständig zu mir rüber und fragte mich auf einmal: „Hey, was lesen Sie denn da? Histologie und Embryologie? Na, so was, studieren Sie leicht gar Medizin?“

      Plötzlich stieg ich vom ausgemusterten Statisten zum interessanten Gesprächspartner Kehlmanns auf, und gleichsam ungefragt erzählte er mir seine Krankengeschichte: „Wissen СКАЧАТЬ