Der Sport-Doc. Prof. Dr. Reinhard Weinstabl
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Название: Der Sport-Doc

Автор: Prof. Dr. Reinhard Weinstabl

Издательство: Bookwire

Жанр: Изобразительное искусство, фотография

Серия:

isbn: 9783903236394

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СКАЧАТЬ Bruder Christian. Ich war – so denke ich – noch keine zehn Jahre alt, als sich mein Bruder und ich (wieder einmal) taub stellten, als uns unsere Mutter eines Tages verbot, das Haus zu verlassen. Gemeinsam mit unseren beiden Cousinen flanierten wir entlang des Ybbsflusses. Spielend und in Gedanken – lebhafte Kinder eben. Um dann doch schneller nach Hause zu kommen, gingen wir in der Fahrtrichtung entlang am Bankett. Plötzlich hörten wir in einer Linkskurve ein Geräusch. Und schon lag ich, nach Flug in hohem Bogen, in einem Brennesselhaufen. Was war passiert? Ein (wie sich später herausstellen sollte) betrunkener Mopedfahrer auf seiner Puch Pony 2 legte sich zu sehr in die Kurve, konnte sein Gerät nicht mehr halten und erwischte mich. Franz Zellhofer, so hieß der Mopedfahrer, flog ebenfalls in hohem Bogen und ohne Helm auf die Straße und rasch war er von einer tiefroten Blutlache umgeben. Er lag da, bewegte sich nicht, reagierte auf keine Zurufe von uns, und für uns Kids war das alles natürlich extrem spannend. Unsere ursprüngliche Vermutung, der Mann könnte tot sein, bewahrheitete sich nicht. Kaum erwachte er aus seiner Bewusstlosigkeit, begann er auf uns zu schimpfen.

      Unser Glück: Genau jetzt bog die Gendarmerie (die dort sonst nur zu allen heiligen Zeiten vorbeikam) um die Ecke, rief die Rettung und kümmerte sich um alles. Mein Bruder und ich kamen viel zu spät nach Hause und erzählten unserer Mutter kein Sterbenswort. Rund drei Wochen später kam die Nachbarin zu uns auf Besuch und sagte voller Sorge zu meiner Mutter: „Um Gottes Willen, ich habe im „Boten von der Ybbs“ gelesen, dass der Reinhard einen Unfall gehabt hat, wie geht’s ihm?“

      Meine Mutter hatte noch keine Ahnung und dachte zunächst an einen bösen, dummen Scherz. Und ich? Ich war um zwei Erfahrungen reicher: Ich hatte zum ersten Mal bei einem Unfall Blut gesehen. Was mich nicht wirklich geschockt hat.

      Und: Ich wurde zum ersten Mal in meinem noch jungen Leben in einem Zeitungsartikel erwähnt. Was ich eher cool fand. Das war sie im Großen und Ganzen, meine Kindheit. Lebhaft bis schlimm eben. Vier Jahre reine Bubenklasse in der Volksschule und meine Zeit in den seinerzeit bereits gemischten Gymnasium-Klassen sind sonst recht schnell erzählt, wenn man vielleicht davon absieht, dass ich in der 7. Klasse eine Bruchlandung hingelegt habe. Durchgefallen in Mathematik.

      Es sollte zu einer Art Schlüsselerlebnis für mich werden. Wie hatte doch einst mein Vater am Hafen von Kali zu mir gesagt: „Immer brav lernen …“

      Ich weiß nicht mehr genau, ob ich mich geschämt oder einfach nur geärgert habe: Aber, als wir uns zu Beginn des darauffolgenden Schuljahres zur traditionellen Schulmesse in Reih und Glied aufstellten und ich plötzlich nicht mehr neben jenen Kindern stand, die ich sieben Jahre neben mir stehen sah, machte es Klick bei mir.

      Irgendwie war ich wachgerüttelt. Ein Versager wollte ich wirklich nicht sein. Dabei war doch alles so einfach. Schon das bloße Erledigen und Abarbeiten der uns regelmäßig aufgetragenen Hausaufgaben reichte locker aus, ein Wissen anzueignen, das mich 1977 ohne weitere Probleme maturieren ließ. Nicht nur das: Mein Maturazeugnis war sogar das mit Abstand beste meiner gesamten neun Jahre in der Mittelschule.

      Geschafft. Ich war um eine weitere wichtige Erfahrung reicher. Eine andere (aus meiner Sicht kaum weniger aufregende) Erfahrung hatte ich zu diesem Zeitpunkt bereits hinter mir. 1973 hatte mein Vater in Dünkirchen zu arbeiten begonnen, was mir zwei Monate in der nordfranzösischen Hafenstadt bescheren sollte.

      Ich war 15, sie (ein liebes Mädel aus Deutschland) ein Jahr jünger. Und: Ich war immer noch 15, sie (ein liebes Mädel aus Frankreich) zwei Jahre älter. Welch grandiose Gelegenheit, französisch zu lernen!

      Andere Erfahrungen und – wenn man so will – Talente waren ebenfalls bereits ausgelotet. Dass der Berg hinter unserem Haus in Waidhofen an der Ybbs zum Skifahren einladen würde, war ja irgendwie aufgelegt, und den Tennisschläger nahm ich mit sieben Jahren zum ersten Mal in die Hand. Talent? Enden wollend, aber Tennis? Da sollte noch was kommen.

      Dazu später mehr. Auch zwei Jahre am Klavier hatte ich schon hinter mir. Immerhin, für die Mondscheinsonate von Beethoven sollte es reichen. Für viel mehr leider nicht. Dazu fehlte mir das vielzitierte absolute Gehör, und wenn es wenige Dinge im Leben gibt, die ich wirklich bedauere, dann gehört das Fehlen des absoluten Gehörs, das man halt in sich tragen muss, um ein großer Klavierspieler werden zu können, mit Sicherheit dazu.

      Nicht weiter verwunderlich daher, dass Chinas Ausnahmekünstler Lang Lang zu den von mir am meisten bewunderten Menschen unserer Zeit gehört. Du kannst so viel zum Ausdruck bringen am Klavier mit Musik. Du fühlst dich, als gäbe es gar keine Grenzen mehr.

      Lang Lang wurde und wird keiner aus mir, aber für den einen oder anderen netten Gesellschaftsabend im Rahmen internationaler Ärztekongresse mit Reinhard Weinstabl am Klavier sollte es reichen. Und dazu, die eine oder andere nette Bekanntschaft am und rund um das Klavier zu machen. Wie auch jene mit einer jungen, netten Jus-Studentin im Studentenheim, der ich immer wieder gerne zuhörte und die eines Abends von einem blonden jungen Burschen, kaum älter als 17, kritisiert wurde ob ihrer aus seiner Sicht limitierten Künste am Klavier. Sie war erkennbar irritiert und man konnte ihren Unmut spüren.

      Es endete, wie solche Provokationen unter jungen Menschen oft enden müssen: Der junge Mann griff eines Abends selbst in die Tasten und faszinierte meine Jus-Kollegin und mich mit einem brillant gespielten ersten Klavierkonzert von Liszt. Spätestens jetzt hatte ich erkannt: Ich war kein Wunderkind am Klavier, er hingegen schon …

      Immerhin, für die Mondscheinsonate von Beethoven sollte es reichen.

      So weit zu meinen Erfahrungen mit Skiern, mit dem Tennisracket und am Klavier. Auf andere Erfahrungen verzichtete ich (sehr gerne) zur Gänze: Auf das Bundesheer zum Beispiel. Irgendwie wollte ich mir und Österreichs Heer das ersparen und schob meine diesbezügliche Verpflichtung mit dem legitimen Hinweis auf mein Medizinstudium immer wieder nach hinten. Mit Erfolg.

      Erst mit rund 34 Jahren erhielt ich dann gleichsam meinen entsprechenden Marschbefehl. Dr. Gabor Somlai und Dr. Walter Dorner, später Präsident der Wiener und dann der Österreichischen Ärztekammer, waren seinerzeit große und machtvolle Player in der Welt der Mediziner und wollten mich partout als Arzt beim Heer sehen. Ach, wie groß war meine Erleichterung, als sich sieben Tage nach Einrückung bei einer Untersuchung herausstellen sollte, dass ich unter einer Pollenallergie zu leiden hatte. Die permanente Einnahmepflicht Cortison-haltiger Medikamente war freilich ein driftiger Freistellungsgrund.

      Sehr zu meiner Erleichterung und sehr zum Ärgernis von Dr. Walter Dorner, der sich dann auch drei Tage nach dem Befehl Zeit ließ, mich abrüsten zu lassen. Erst auf direkte Weisung aus dem Bundeskanzleramt sagte ich dem heeresgrauen Alltag auf Nimmer-Wiedersehen. Dr. Dorner machte seiner Erbostheit freilich nochmals Luft und er wirkte auf mich so verärgert und verdrossen, dass ich gar gröbere Probleme mit ihm und der Ärztekammer befürchtete.

      Hier und jetzt sollte ich zum ersten Mal (und das gleich am eigenen Leib) verspüren, dass auch Ärzte Menschen sind, und schnell hatte ich das Gefühl, dass auch sie offenbar nicht immer nur Gutes tun.

      Später kam sogar noch eine weitere Erfahrung dazu: Gepflegte weiße Mäntel und ein Doktortitel machen nicht gegen diverse Verhaltens-Auffälligkeiten immun, wenn es um Macht, Positionen und Geld geht.

      Eine Erfahrung, die ich nicht zum letzten Mal machen sollte …

      Wie auch immer: Mein Drang, ein guter Arzt werden zu wollen, war wesentlich stärker ausgeprägt als mein Drang, dem Heer dienen zu müssen.

      Ich habe gerne studiert. Ich war ehrgeizig und ich wusste nur zu gut, was und wohin ich wollte. Knochen-Kolloquium – das war meins. Nicht selten, dass ich bei Prüfungen im direkten Vergleich mit Kollegen wirklich brillieren konnte. Die Unfallchirurgie und der immerwährende Wunsch, ein sehr guter Chirurg werden zu wollen, trieben mich mit Regelmäßigkeit zur Höchstform.

      Als СКАЧАТЬ