Der Sport-Doc. Prof. Dr. Reinhard Weinstabl
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Название: Der Sport-Doc

Автор: Prof. Dr. Reinhard Weinstabl

Издательство: Bookwire

Жанр: Изобразительное искусство, фотография

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isbn: 9783903236394

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СКАЧАТЬ fern von der Früh-Programmierung war ich auch gar nicht entfernt. Meine Mutter war – wie gesagt – Hebamme, und das hatte eben zur Folge, dass ich beginnend mit meinem fünften Lebensjahr sehr häufig im Spital war. Ich habe dort gegessen, dort gespielt und sogar (was mir weit weniger Spaß gemacht hat) jeden Sonntag in der Spitalskapelle die Messe besucht.

      Meine Mutter war eine gute und eine sehr fleißige Hebamme. Sie begleitete auf ihrer Station mehr Kinder ins Leben als ihre drei Stations-Kolleginnen gemeinsam. Irgendwie bin ich im Krankenhaus ein Stück weit aufgewachsen. Immer schon fasziniert und interessiert an dem, was da abging. Action pur für einen heranwachsenden Buben in den frühen Sechzigern.

      Ich habe gerne studiert. Ich war ehrgeizig und ich wusste nur zu gut, was und wohin ich wollte.

      Vielleicht habe ich mich in jungen Jahren auch deshalb immer so wohlgefühlt im Krankenhaus, weil mir der Weg dorthin in so angenehmer Erinnerung blieb. Der Weg führte mich an einem Haus vorbei, aus dessen Fenster stets traumhafte Geigenmusik klang. Schon als kleines Kind konnte mich Musik in hohem Maße erfreuen. Oft blieb ich vor dem offenen Fenster einfach stehen, um ein wenig zu lauschen. Tag für Tag war die Musik ein Genuss für mich und schließlich entstammte diese auch nicht der Geige von irgendjemand, sondern der von Rainer Küchl. Der stand damals noch am Beginn seiner späteren großen Violin-Karriere, die ihn bis zu den Philharmonikern und in die Staatsoper führen sollte.

      Das Krankenhaus als meine ganz persönliche Wohlfühloase – das sollte sich auch während meines bereits angesprochenen Studiums und in den folgenden Ausbildungsjahren nicht ändern.

      Rasch mutierte mein Dienstzimmer zum Wohnzimmer und immer öfter war ich zur Stelle, wenn ein Alarm einging und schnell ein Arzt für eine Operation zur Stelle sein musste. Ich war leidenschaftlich und innerlich unaufhaltsam in meinem Dasein als Arzt. Andere waren hingegen dankbar, wenn sie gemütlich im Ärztezimmer sitzen bleiben konnten während ich, der Jungspund, deren Job übernahm.

      All das hat sich in den Jahren, die kamen und gingen, summiert. Zum Beispiel zu einem Erfahrungsschatz von rund 600 Hüftoperationen in der Ausbildung. So sehr ich in der Abdienung meiner Schulpflicht wahrlich keine große Bereicherung gewesen sein mag – jetzt auf dem Weg zum Traumberuf war ich voll da.

      In den Discos wurde ohne mich gelärmt, getrunken und getanzt. Ich wollte Arzt sein, ich wollte der Beste sein und ich hatte es verstanden, ebendiesem Ziel alles und zwar wirklich alles unterzuordnen.

      In den Discos wurde ohne mich gelärmt, getrunken und getanzt. Ich wollte Arzt sein, ich wollte der Beste sein und ich hatte es verstanden, ebendiesem Ziel alles und zwar wirklich alles unterzuordnen. Ich war in meiner Studentenzeit auch sehr selektiv bei der Wahl meiner Freunde, und die Eltern meines damals besten Freundes, Stefan Berz, entwickelten mehr und mehr einen extrem positiven Einfluss auf mich und mein Leben. Ich liebte deren dezente, aber doch auch irgendwie gelebte Art der Noblesse und so kam es, dass uns Vater Wolfgang Berz, der wie seine Frau Lieselotte in mir fast einen Ziehsohn gesehen hatte, einmal für eine Fahrt in den Urlaub nach Frankreich einen Mercedes 280 E zur Verfügung gestellt hatte. Mit eleganter Karosse ging es an die Cote d‘Azur nach St. Tropez, zu noblem Essen (höchst entbehrliche Salmonellenvergiftung inklusive).

      An der Begleitung und Präsenz junger, schöner Mädchen mangelte es uns auch nicht wirklich. Familie Berz war so etwas wie eine Vorzeigefamilie für mich. Wohlhabend, aber nicht protzig, hoch intellektuell, begabt und ausgesprochen sozial. Sie waren es auch, die mich erstmals in Gourmet-Restaurants geführt hatten. Ich lernte das schöne Leben von seiner besonders schönen und schmackhaften Seite kennen. Gänseleber, Trüffel, gute Weine …

      Und durch Familie Berz und das spätere Schicksal von Familienoberhaupt Wolfgang Berz musste ich dann auch erstmals von einer, mir bis dahin unbekannten, Schattenseite erfahren. Ich lernte, wie es sich anfühlen muss, wenn auch Wirtschaftsgiganten von Politikern im Stich gelassen werden und so lernen müssen, Misserfolge zu bewältigen.

      Herr Dr. Berz machte große internationale Geschäfte mit der VÖEST und baute eines Tages ein Investment (wie er mir erzählte) auf einer Ausfallshaftung des Landes Niederösterreich, ausgesprochen durch einen mit viel Macht ausgestatteten Landespolitiker, auf. Die Partner strauchelten, Millionen gingen den Bach runter und an das Versprechen der Ausfallshaftung vermochte sich damals im Land Niederösterreich niemand mehr zu erinnern.

      Der ehrbare, erfolgsverwöhnte und wohlhabende Industrielle, dessen Ansinnen immer nicht nur der Erfolg der Firma, sondern auch das Wohlergehen der Mitarbeiter gewesen ist, wusste den Wert des Versprechens eines mächtigen Politikers nun ganz anders einzustufen. Auch das hatte ich also in noch recht jungen Jahren beobachten und lernen müssen. Versprechen, Ruhm, Geld und Erfolg können so vergänglich sein.

      Prägend waren während meiner Studienzeit auch die Monate auf der unfallchirurgischen Abteilung im AKH Wien unter Vorstand Professor Dr. Emanuel Trojan. Schon nach kürzester Zeit hatte ich immer wieder die Möglichkeit bekommen, viel Ambulanzerfahrung sammeln zu können.

      Den ganz Großen und Bekannten dieser Ärzte- und Chirurgen-Epoche lief ich regelmäßig über den Weg, lernte von Ihnen, saugte Wissen von Ihnen auf. Prof. Emanuel Trojan eben, oder auch Dr. Vecsei, Dr. Oppitz …

      Im März 1983 sollte ich dann mein Studium erfolgreich abschließen, und rasch führte mich mein Weg zu einer frei gewordenen Stelle im Lorenz-Böhler-Unfall-Krankenhaus und in weiterer Folge natürlich auch zu Universitäts-Professor Dr. Johannes Poigenfürst, damals der Gigant in der Sport-Traumatologie. Niki Lauda, Thomas Muster oder auch Franz Klammer zählten zu seinen Patienten.

      Klar, ich als junger Arzt habe den großen Dr. Poigenfürst verehrt. Ich habe immens viel von ihm gelernt und doch wunderte ich mich immer wieder über jenen Wesenszug, der einen neun Tage sein bester Freund sein ließ, um am zehnten Tag vermuten zu müssen, von ihm gar nicht gemocht zu werden. Wie auch immer, er war zweifelsfrei ein großer Mediziner. Und einer mit Prinzipien.

      Eines ruhigen Sonntags läutete am Krankenhaus-Empfang ganz hektisch ein sehr bekannter Wiener Opernsänger, der für sein Trachten-Outfit und die unüberhörbaren genagelten Schuhe bekannt war. Den renommierten Wiener Bariton und Operndirektor drückte oder zwickte es gerade irgendwo und er bestand auf nicht ganz freundliche und liebenswerte Weise darauf, unverzüglich Dr. Poigenfürst zu rufen.

      Der rasch etwas eingeschüchterte Stab an Empfangsdamen und Schwestern piepste den großen Dr. Poigenfürst an, im Wissen, dass dieser ob seines obligatorischen Mittagsschläfchens kaum reagieren würde. Nach einiger Zeit holte man also mich, um Dr. Poigenfürst darauf hinzuweisen, dass unten beim Empfang ein bekannter Wiener Opernsänger mit seinen genagelten Schuhen klappere und mächtig Unruhe erzeuge in Erwartung des Erscheinens seines prominenten Wahlarztes.

      Und während der Herr Bariton mehr und mehr seine Stimme strapazierte und Minute um Minute unfreundlicher und unerträglicher wurde, fasste ich mir ein Herz und holte vermeintlich sanft Prof. Poigenfürst aus seinem Tiefschlaf mit den Worten: „Herr Professor, unten tobt der Herr Opernsänger. Der ruft nach Ihnen.“

      Poigenfürsts Antwort fiel kurz aus: „Lasst ihn toben.“ Also ging ich nach weiteren rund 30 Minuten zum Mann mit den genagelten Schuhen, um ihm mitzuteilen, dass Dr. Poigenfürst noch auf der Station wäre und bald erscheinen würde. Nach einer Stunde stapfte dann Poigenfürst langsamen Schrittes auf den Opernstar zu und wurde von diesem fast demütig und freundlichst begrüßt mit den Worten: „Tausend Dank, Herr Professor, dass Sie sich so rasch Zeit nehmen konnten für mich.“

      Später nahm mich Dr. Poigenfürst mit väterlicher Geste zur Seite und sagte mir: „Siehst du, so macht man das.“ Ich war um eine weitere Erfahrung reicher und froh, dass nicht alle Prominenten so waren und so sind wie der Herr Opernsänger aus Wien.

      Erst СКАЧАТЬ