SoloVan. Susanne Flachmann
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Название: SoloVan

Автор: Susanne Flachmann

Издательство: Bookwire

Жанр: Книги о Путешествиях

Серия:

isbn: 9783734320040

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      UND ALLES, WAS ICH BRAUCH,

      IST MEIN AUTO UND GLÜCK …

      „RÜCKENWIND” VON THOMAS D.

      Schon nach einer Stunde mache ich Halt an der Autobahnraststätte: Ich brauche einen Kaffee. Die erste Euphorie ist verflogen, in mir wolkentrübgraue Gedanken. Ich setze mich an die Bar, wärme mich am Cappuccino (Mitte Juli!) und bekomme die Wucht des Abschieds zu spüren. Weg. Auf unbestimmte Zeit. Ich fühle mich verloren. Einsam. Ausgeliefert und schutzlos. Ich sehne mich nach einem Zuhause. Heimatlos sein: Ist das nicht viel schlimmer als mein täglicher Alltagswahnsinn? Ist es wirklich das, was ich will? Der erste Umdrehgedanke krallt sich heiß in meinen Bauch. Noch kann ich alles abbrechen, rückgängig machen. Ich lasse die Gedanken zu, nehme mir die Zeit, darüber nachzudenken. Das ist, was ich ab jetzt möchte, warum ich raus von zu Haus bin: Ich will mir endlich Zeit nehmen für alles. Zulassen dürfen, hinspüren können, aushalten. Ich ermahne mich, diesen Plan durchzuführen: „Denk drüber nach! – Was sagt dir dieses Gefühl?“ Und so sitze ich mit geschlossenen Augen an der Bar, überlege in Ruhe: Worauf verzichte ich in diesen nächsten Wochen, das so schwer zu vermissen wäre, dass ich lieber doch nicht fahre? Der Job kann unterwegs gemacht werden, ich habe mein Laptop dabei. Die Freundinnen und die Familie können auf mich verzichten — ich werde unterwegs online mit ihnen verbunden bleiben. Die Wohnung ist sowieso vermietet und damit nicht bewohnbar: Mein Zuhause ist jetzt Franz. Die Kinder sind beim Vater super aufgehoben; erst mal sind sie noch im Schullandheim und werden wahrscheinlich zum Schuljahresende mit all den dazugehörigen Festen zu beschäftigt sein, um sich lange meiner Abwesenheit zu erinnern.

      Und obwohl alle Argumente für die Weiterreise reichen würden, setze ich noch einen großen Gedanken drauf, und in mir reift das Motto meiner Reise:

      Face your fears!

      Nutze die Chance und stelle dich allem, das du sonst nicht tun würdest! Jetzt ist die Gelegenheit, alles zu schaffen! Sieh bewusst auf die Probleme, stell dich frontal entgegen. Lass die Hürden kein Hindernis sein, sondern nimm sie sportlich. Mach Sachen, die für dich schwierig scheinen, und erfreue dich an deinem Mut! Stell dich deinen Ängsten und Zweifeln und lass sie nicht dich bestimmen.

      Ich realisiere noch mal die Chance für diese Reise als Riesengeschenk! Und meine Zweifel wandeln sich in Glück. Wahrlich beschwingt gehe ich über den großen Parkplatz und lächle so fröhlich, dass sich die Entgegenkommenden nach dem umdrehen, dem ich so breit zugrinse: Franz. Und ich nehme diesen Moment des Zweifelns, der Umdrehgedanken, der dunklen Gefühle als erste Hürde sportlich: Vollgas zur Weiterfahrt Richtung Süden!

      Die erste Nacht meines neuen (Camper-)Lebens möchte ich noch in Österreich verbringen. Also steuere ich einen der vielen Seen neben der Tauernautobahn an. Hier vermute ich viele Campingplätze; die Beschilderung gibt mir recht, und ich nehme gleich den erstbesten am Millstätter See: eine große Wiese, sehr wenige Mitcamper. Ich parke hinten, ganz abseits, und richte mich für die Nacht ein: Die Böcke unter die Vorderräder und so weit hochfahren, bis die Wasserwaage die perfekte Waagrechte anzeigt. Die Gasflasche aufdrehen, damit ich mir einen Tee zum Aufwärmen machen kann: Es ist saukalt (und leider habe ich keine Ahnung, ob und wie die Standheizung funktioniert)! Dann das Stromkabel zum Kasten legen, damit ich in dieser trüben Stimmung unbesorgt Licht machen kann (mir steckt noch der Anspring-Schock in den Knochen). Huch: Der Stecker meiner Kabeltrommel passt nicht in diesen Stromkasten? Noch nie gesehen: blaue Steckdose mit drei Polen? Ich eile zur Rezeption, die gerade die Läden herunterlassen will. Ich lächle, frage um Rat, bitte freundlich um Hilfe. Und die nette Dame öffnet noch einmal den kleinen Shop, zieht mir den richtigen Adapter raus und wünscht mir eine schöne erste Campernacht.

      Licht an! Herrlich. Ich kuschle mich unter alle Decken in meine Franz-Höhle, der Regen prasselt sanft aufs Dach, und ich fühle mich einfach nur pudelwohl und bin unendlich stolz auf mich! Dass ich mich losgerissen habe von daheim; dass ich mir selbst Mut zusprechen konnte, als ich zweifelte. Ich finde mich einfach großartig: dass ich zum ersten Mal in meinem Leben ein relativ großes und schweres Auto fahre, völlig angstfrei und souverän. Und ich beglückwünsche mich für meine Coolness, Intuition und Kreativität, mich auf das Camperleben unbedarft und neugierig eingelassen zu haben … und dafür, dass ich auf meiner Reise einfach mal nur ICH sein darf:

      Unkommentiert, unreglementiert, kompromisslos – einfach selbstbestimmt.

      Ängstlich, unsicher, schutzbedürftig.

      Stolz, mutig, allein und frei.

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      Im Gespräch

      … MIT KARIN, KASTENWAGEN-BEWOHNERIN UND GRÜNDERIN DER „VANLOVE GIRLS“

      Karin genießt es seit zwei Jahren, allein in ihrem selbst ausgebauten Kastenwagen zu leben. Sie liebt die Auszeiten des Alleinseins und tourt dafür meist durch den Süden, am liebsten in Spanien. Von unterwegs kümmert sie sich um den Aufbau einer Community von „Vanlove Girls“, einer Plattform von und für (alleinreisende) Frauen mit Forum, Blog, Podcast und Workshops.

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      Karin, ich „kenne“ dich seit zwei Jahren über deine wundervolle, inzwischen sehr große Facebook-Gruppe „Vanlove Girls“. Es gibt schon so viele Gruppen — warum hast du noch eine eigene gegründet?

      Ach, weil ich die bestehenden Gruppen einfach nicht passend fand. Die gemischten waren oft sehr abwertend gegenüber Frauen, und in den weiblichen Gruppen hat mir der Ton nicht gefallen. Ich merke jeden Tag in der Gruppe: Die Suche nach guter Gemeinschaft ist ein gesellschaftliches Thema. Das Community-Ding wird in unserer heutigen Welt einfach gebraucht, ist wichtiger denn je. Das ist der Grund, warum wir so rasant wachsen — die Menschen begreifen, dass das, was sie rausgeben, in einer wertschätzenden Gemeinschaft nicht gegen sie verwendet wird, sondern positiv zurückkommt. So wie in unserer Gruppe: Alle geben ihr Wissen, tauschen sich wohlgesonnen aus … und bekommen unglaublich freundliches, schönes Feedback.

      Inzwischen baust du darauf mit deinem Team ein größeres Projekt auf.

      Es entsteht gerade ein Forum, in dem sich die Frauen virtuell und in der Realität treffen, austauschen, viel lernen und viel geben. Dabei geht es mir nicht unbedingt nur darum, dass ich die Frauen dazu bringe, in den Bus zu steigen und loszufahren, sondern um viel mehr: dass ganz viele Frauen sich trauen, selbstständig zu sein. Sie sollen sehen, dass noch mehr im Leben geht.

      Du lebst ja seit zwei Jahren Vollzeit im Bus, stehst im Moment gerade in Portugal. Wenn du unterwegs bist: Bist du dann auch auf der Suche nach Gemeinschaft?

      [Lacht] Nein, im Gegenteil! Ich hab so viel Community das ganze Jahr, ich habe mit der Arbeit an dem Vanlove-Projekt jeden Tag so viel Gemeinschaft und Austausch …

      Also suchst du das Alleinsein?

      Ja, ich brauche diese Auszeiten zwischendurch. Ich bin immer mehr mit mir im Reinen — auch wenn der Prozess natürlich noch lange nicht fertig ist — und liebe es, allein zu sein. Wenn ich wirklich mal mit jemandem zusammenstehe, dann sind das nur „ausgewählte“, also zu mir passende Leute. Ich schätze es so sehr, mal allein und in Ruhe zu sein.

      Das ist auch immer meine Antwort, wenn ich gefragt werde, wie ich wochenlang allein sein kann: Ich komme aus einem so bunten Leben, dass ich zwischendrin die Ruhe nötig brauche.

      Unbedingt! Ich connecte so viel in meinem Leben, überall und permanent. Deswegen sind die Auszeiten СКАЧАТЬ