SoloVan. Susanne Flachmann
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Название: SoloVan

Автор: Susanne Flachmann

Издательство: Bookwire

Жанр: Книги о Путешествиях

Серия:

isbn: 9783734320040

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СКАЧАТЬ Er hat mich die Welt entdecken lassen, mich tapfer und brummend über alle Straßen meiner Wahl getragen – und mir dabei nicht nur gezeigt, wie lustig Europas Mechaniker sind, sondern auch, wie entspannt freies Leben ist.

      Doch meine erste Liebe musste sich (leider! Ich weine ihm noch heute nach) dem Alter beugen … also habe ich mir einen Jüngeren angelacht: „Franz-Josef“. Er war eher eine Kopfentscheidung über ein Dating-Portal (Autoscout24), trotzdem hat es sofort gefunkt! Äußerlich ist er zwar keine so charaktervolle Erscheinung wie mein Erster, aber mit Traummaßen und knuffig. Genug, um mein Lebensbegleiter zu sein. Seine inneren Werte (ein wunderschöner, hellblauer „Burow“-Ausbau) trösten mich sehr über die tragisch-schlechte Konstitution der Blechhülle hinweg. Ich werde noch mal (unfassbar) viel Geld in den Unterboden stecken, um mir mehr Zeit mit Franz-Josef zu erkaufen. Denn er soll mich weiter begleiten in meinem unverschämt-glücklichen Reiseleben, mich weiter die abgelegensten Pisten entdecken lassen und immer das sein, was ich an meinem kleinen Kastenwagen von ganzem Herzen liebe:

      Heimat, Frieden, Abenteuer.

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       Warum ich immer wieder weg muss

      Freiheit ist etwas, das stirbt,

      wenn du es nicht nutzt.

      Hunter S. Tompson

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      Vorfreude ist die schönste Freude | Mir scheint, als sei dieser Spruch nur für mich geschrieben. Lebenszufriedenheit bedeutet für mich, stets irgendeinen Plan, ein Ziel und eine Reise im Blick haben zu dürfen. Ich brauche permanent die Vorfreude auf eine neue Tour. Mit dem Plan eines nächsten Ziels stecke ich Schlechte-Laune-Attacken viel lockerer weg, und die Erinnerungen an Momente „on the road“ machen mich sehr gelassen. Mit meiner Vorfreude auf die nächste Tour kann ich meinen schwarzen Gedanken und trüben Tagen einfach besser begegnen: Dann visualisiere ich mich in meinem Franz, sehe die Straßen vor mir und spüre diese zutiefst meditative Ruhe, die mich beim Fahren erfasst.

      Nein, meine „Normalität“, mein Alltag ist gar nicht schrecklich. Ich habe ein insgesamt feines, sehr freies Leben – und vor allem lebe ich ausgesprochen gerne im Jetzt. Ich bin gerne zu Hause mit meinen Lieben um mich, in meiner schönen Umgebung. Aber ich brauche auch Abwechslung. Routine killt mich. Das Wiederholen von Gleichem lässt mich schnappatmen und gibt mir das Gefühl, gefangen zu sein, eingesperrt im Hamsterrad. Auch im normalen Leben versuche ich, immer wieder Neues zu erleben, mich neuen Herausforderungen zu stellen, um meine Sinne nicht verkümmern zu lassen. Ich suche neue Wege zu alten Zielen, schwierigere Aufgaben, andere (berufliche) Herausforderungen …aber ich brauche auch die Bewegung durch die Welt, das Fahren, das Vorwärtskommen. Ich will das Neue sehen, will entdecken und erleben und immer neue Bilder in mir sammeln, um mein Herz zu füllen.

      … FREIHEIT. UND ZWAR JETZT!

      ICH WERDE NIE MEHR SEIN,

      WAS ICH SOLL,

      SONDERN WERDEN,

      WIE ICH BIN.

      ICH MACH DEN AUSBRUCH, DRÜCK RESET,

      DENN DAS LEBEN IST NICHT MORGEN,

      SONDERN JETZT …

      "JETZT" VON IRIE RÉVOLTÉS

      Ich verinnerliche also meine Pläne zur nächsten Reise und bezeichne sie als „Fluchtpläne“. Nur mit dieser Vision habe ich das Gefühl, im Alltag zu bestehen und nicht gefangen zu bleiben. Und nur mit diesen Gedanken an eine schöne, nahe Zukunft kann ich völlig gelassen in der Gegenwart bleiben, im Jetzt sein.

      Das Absurde ist: Die Vorfreude nimmt exponentiell zur Nähe des Abfahrtsdatums ab! Je mehr ich mich auf den geplanten, lang ersehnten, sehr vorgefreuten Termin der Abreise zubewege, desto mehr beginne ich mich daheim wohlzufühlen. Je mehr ich mich dem Moment des Verabschiedens nähere und damit dem, worauf ich mich seit Monaten gefreut habe, desto wichtiger wird mir die Nähe meiner Lieben, der Genuss meiner schönen Wohnung. Selbst meine Stadt erscheint mir plötzlich als nicht verlassensfähig, der Alltag durchaus als golden. Verrückt, oder? In diesen Momenten frage ich mich wieder und wieder, was ich eigentlich will mit meinen Touren. Was bewegt mich, immer wieder allein in die Welt aufzubrechen? Allein zu sein, wochenlang in einem kleinen Kokon aus Stahlblech durch die Fremde zu zuckeln? Ist es inzwischen ein Zwang, mich einmal im Jahr zu beweisen? Ein Ritual? Eine langweilige Gewohnheit? Mutiere ich (herrje!) mit dem sturen Beibehalten meiner gewohnten Lebensumgebung im Van etwa zu einem Spießer? („Als Spießbürger, Spießer werden in abwertender Weise engstirnige Personen bezeichnet, die sich durch geistige Unbeweglichkeit, ausgeprägte Konformität mit gesellschaftlichen Normen und Abneigung gegen Veränderungen der gewohnten Lebensumgebung auszeichnen.“ Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Spießbürger)

      Ich fahre trotzdem. Tief in mir weiß ich, wie beglückt ich von jeder Reise zurückkomme. Ich fühle mich so lebendig in fremder Umgebung, an neuen Orten, in mir unbekannten Kulturen! Lebendig, weil ich mich zur Gänze spüre, alle meine Antennen auf meine Umgebung gerichtet sind und ich mich in dieser Fremdheit ganz genau einsortiere: Ich checke mich, meine Position, mein Verhalten und mein Umfeld. An allen Orten, in jeder Situation, bei jeder Person: Ich bin hellwach! Keinen Moment auf meinen Reisen lasse ich unbewusst verstreichen. Ich will aufsaugen, entdecken, erleben … leben.

      Und ich weise mich selbst auf die Schönheiten hin, staune stumm und mit vollem Herzen, schüttle ungläubig-bewundernd den Kopf über so vieles und packe diese Bilder in meinen Erinnerungskoffer, um sie mit niemandem so intensiv teilen zu können, wie ich sie erlebe. Bräuchte ich also nicht doch jemanden, der dieses Erleben mit mir teilt? Ist geteilte Freude nicht doppelte Freude? Wie oft habe ich mir diese Frage schon gestellt, nur um sie anschließend klar zu beantworten: nein. Ich brauche niemanden bei mir. Es ist einfach zu schön, eine Weile nur um mich selbst zu kreisen. Es beglückt mich, nur auf meine Bedürfnisse achten zu müssen. Und ja: Es macht mich stolz und froh, dass ich ganz alleine für mich sorgen und auf mich aufpassen kann. Dass ich mich in der Welt problemlos zurechtfinde und immer weiß, wo ich wirklich bin, ohne mich auf die Navigation von Geräten oder Mitreisenden verlassen zu müssen. Dass ich mich ganz alleine in schöne Momente hinein- und aus hässlichen Situationen hinausführen kann. Und dass ich niemanden brauche, um die schönsten Momente teilen zu können (noch nicht einmal, um dort ein Foto von mir zu machen). Richtig: Manchmal läuft mein Herz fast über vor Freude und Glück über diesen Moment, und ich kann mich niemandem spontan zuwenden, um jubelnd meine Gedanken in Worte zu packen. Aber könnte diese Freude wirklich gesteigert werden, nur weil man zu zweit ist? Spürt man sich selbst mehr, wenn jemand anderer das Befinden kommentiert? Brauche ich eine „Zweitmeinung“, um mich zu vergewissern, dass das Erleben wirklich so fantastisch ist, wie es sich in meinem Herzen gerade anfühlt? Nein! Ich brauche in diesem Moment niemanden, der das Glück mit mit teilt, um es zu doppeln – ich habe die Zeit für mich, ohne Unterhaltung, ohne Ablenkung. Ich darf in mir spüren, was mich so erfreut. Was ich schmecke, rieche, spüre, höre. Ich beschreibe mir selbst diesen wunderbaren Moment und verinnerliche ihn in meinem ganz persönlichen Buch der Glücksmomente. Momente, zu schön, um sie zu „zerreden“. Oder um darüber zu diskutieren, wenn der eine bleiben und der andere weiter möchte.

      Es hat eine andere Qualität, dieses Alleinsein. Man kann nicht werten, ob besser oder schlechter … Ich kenne und liebe alle Formen des Reisens: СКАЧАТЬ