In den Drachenbergen. Wolf Awert
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу In den Drachenbergen - Wolf Awert страница 7

Название: In den Drachenbergen

Автор: Wolf Awert

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Drachenblut

isbn: 9783959591836

isbn:

СКАЧАТЬ auf die Sprünge.“ Erwartungsvoll schaute er auf die ihm vertraute und doch so fremde Frau.

      „Wenn wir uns begegnet sind, dann kann es nur hier in Centrell gewesen sein, denn auf meinen Reisen begegne ich kaum jemandem, sodass ich mich an jeden Einzelnen erinnern kann. Verzeiht, wenn ich jetzt ebenso offen bin wie Ihr, aber Ihr wart nicht darunter.“

      „Es hätte mich auch überrascht“, sagte Blauer Dreisporn. „Darf ich Euch Blauer Schlafmohn vorstellen? Ihr Name verrät Euch bereits, dass auch sie zum innersten Kreis der Familie gehört. Sie hier zu wissen, ist ein Geschenk, denn sie ist ständig unterwegs. Ich wollte, dass sie Eure Geschichte erfährt, habe Ihr also alles berichtet, wie Ihr es mir erzählt habt, und möchte auch, dass sie alles aus Eurem Mund noch ein weiteres Mal hört.“

      Steindorn war erstaunt. „Blauer Schlafmohn? Nein, dieser Name sagt mir nichts. Aber Ihr beide seid bestimmt Schwestern oder sonstwie miteinander verwandt. Vielleicht ist es das, was ich in Euch erkenne.“

      Steindorn sah, wie sich die Köpfe der beiden Frauen bewegten. Viel war es nicht, und auch die Mienen blieben unbewegt, aber trotzdem war er sich sicher, dass die beiden sich über ihn unterhielten. Nur auf welche Art das geschah, vermochte er nicht zu sagen.

      „Er hat ein klares Auge, wie ich es dir gesagt habe.“

      „Und ich habe dich gewarnt, eine Gestalt anzunehmen, die deiner Zeit in NA-R zu ähnlich ist“, antwortete Blauer Dreisporn.

      „Die Dienerschaft in diesem Haus kennt mich zu gut. Die Alten wie die Jungen. Bei einer völlig neuen Gestalt hätte sich jeder hier im Haus gefragt, wer ich denn bin. Dann doch lieber so.“

      Blauer Dreisporn lächelte. „Als wir unsere Gestalten wählten, konnten wir nicht wissen, dass du einmal überall Spuren hinterlassen wirst.“

      „Nein, das konnten wir wirklich nicht vorhersehen.“

      Als Steindorn ein Lächeln über das Gesicht von Blauer Dreisporn huschen sah, machte er sich bereit, seine Geschichte erneut zu erzählen, aber es war seine Gastgeberin, die das Gespräch wieder aufnahm.

      „Ich muss Euch leider mitteilen, dass ich über einen Komposit mit dem Namen Immergrün nichts habe erfahren können. Doch muss das nichts heißen. Komposits gibt es in Centrell wie Blätter an einem Busch. Und außerdem, wer sagt uns denn, dass er auch in dieser Stadt den gleichen Namen führt wie bei Euch daheim in NeuAllerdamm-Rot. Nach NA-R selbst habe ich mich nicht erkundigt und möchte es auch nicht tun. Da würden meine Fragen mehr verraten, als wir an Antworten erwarten könnten.“

      „Ich frage mich …“ Die weiche Stimme von Blauer Schlafmohn war wirklich geeignet, jedem überreizten Nerv Ruhe zu schenken. Nur Steindorn nicht, denn wieder kam mit einer überwältigenden Mächtigkeit der Eindruck zurück, diese Frau zu kennen.

      „Fragt nur“, sagte er so kurz angebunden, dass es beinahe schon unhöflich klang.

      „Was hatte die Viertelelfe, von der Ihr Blauer Dreisporn erzähltet, an sich, dass sie die Aufmerksamkeit dieses Immergrün erwecken konnte?“

      Steindorn hob in einer Geste der Hilflosigkeit kurz die Schultern an und ließ sie dann wieder fallen. „Dieser Kerl lässt niemanden in seinen Kopf hineinschauen. Ich vermute, dass es anfangs nicht mehr war, als dass ein Gestaltwandler eine Viertelelfe entführte, ohne dass unser Rat sofort das Unterste nach oben kehrte.“

      „Und warum hat der Rat nicht reagiert?“

      Steindorn traute seinen Ohren nicht. Wie war es möglich, eine Samtstimme mit einer Härte zu versehen, die ihn an anderen Orten sofort veranlasst hätte, eine magische Schutzwand aufzubauen? Er bemühte sich um Gelassenheit, als er antwortete: „Die Nachricht kam erst mit Verzögerung und geringer Dringlichkeit zum Rat. Es war bereits zu spät. Wir konnten uns nur noch um Klärung bemühen.

      „Und wie geht es der Viertelelfe jetzt? Wo ist sie? Was macht sie?“

      „Ich bin zu lange weg aus meinem NA-R, um das beantworten zu können. Ich kann nur sagen, dass sie nach ihrem Verschwinden plötzlich wieder auftauchte, eine Scheibe eines angeblichen Drachenzahns für viel Geld an einen Händler für Artefakte verkaufte und sich von dem Geld eine teure, kleine Wohnung leistete. In einem der Häuser von König Nachtnebel und Meister Treibgut. Falls diese Namen Euch etwas sagen. Die letzte Nachricht, die ich bekam, betraf ihre Verhaftung durch diesen Immergrün.“

      Die beiden Frauen warfen sich einen langen Blick zu und starrten dann regungslos vor sich hin. Steindorn wartete geduldig. Über was für eine Fähigkeit verfügten die Frauen? Es gab keine Elfenmagie, die so etwas ermöglichte.

      „Immergrün hat Tama festgesetzt? Hast du das gewusst?“, fragte Blauer Schlafmohn mit etwas Sorge in ihrer Stimme.

      „Nein, aber da sie wieder in Freiheit ist, scheint nichts Gefährliches geschehen zu sein. Der Gestaltwandler war ein Riesenaffe nach allem, was ich in Erfahrung bringen konnte. Tama wurde später von einer Raubkatze beschützt. Meinst du, sie ist eine von uns?“

      „Wenn du recht hast, gibt es nicht viele Möglichkeiten.“

      „Wir müssen sie zu fassen kriegen. Weißt du, wo sie steckt?“

      „Wenn du es nicht weißt ... Ich fürchte, wir müssen warten, bis sie irgendwo wieder auftaucht. Aber dann sollten wir schnell sein.“

      „Wir müssen entscheiden, was wir mit Euch machen“, sagte Blauer Dreisporn so unvermittelt, dass Steindorn zusammenzuckte. „In NA-R hattet Ihr in einer kleinen, freundlichen Stadt einen Feind. Jetzt seid Ihr an einen Ort gekommen, an dem die Situation zur Zeit etwas …“ Blauer Dreisporn gab sich Mühe, das passende Wort zu finden, fand es nicht und blieb im Ungefähren. „… schwierig ist, möchte ich sagen. Dass ich bisher nicht darüber gesprochen habe, mögt Ihr mir verzeihen. Ihr werdet schon bald selbst herausfinden, aus welchen Richtungen in Centrell die Winde wehen.“

      Steindorn unterdrückte einen Fluch. „Ich hatte gehofft in einer großen Stadt nur einer von vielen zu sein.“

      „In Centrell ist nicht geklärt, wer in Zukunft das Sagen hat, und – schlimmer noch – was und wohin es die Stadtelfen treibt. Es ist deshalb für Euch besser, unser Haus so früh wie möglich wieder zu verlassen und einen Platz unter einem der großen Bäume zu finden. Das Haus Blau ist eher ein hartnäckiges Buschwerk als ein Baum. Genießt also die letzte Nacht in unserem Haus.

      Und das hier …“, sagte sie und zog ein Papier aus einer ihrer vielen Taschen heraus, „ist eine Liste der mächtigen Häuser in Centrell. Es sind deren acht. Früher waren es mal weit über dreißig. Dann sank ihre Zahl recht schnell auf vierundzwanzig. Da es lange Zeit bei dieser Zahl blieb, etablierte man einen Rat der Vierundzwanzig, in dem jede Familie eine Stimme hatte. Das Haus Blau gehörte damals zu den kleinsten Häusern. Heute sind es nur noch acht Familien, von denen jede drei Stimmen im Rat hat. Ihr seht, der Rat der Vierundzwanzig existiert immer noch. Und immer noch ist das Haus Blau das kleinste Haus. Aber es gibt uns noch, und nur allein das und unsere drei Stimmen zählen.

      Mein Vorschlag ist, dass Ihr morgen beginnt, jedes dieser Häuser aufzusuchen und um Unterstützung zu bitten. Fragt jedes Mal nach dem Familienältesten. Da Ihr nicht um Geld bittet, dürfte Euch zumindest die Neugier gewiss sein. Beginnt mit dem Haus Barion. Es ist das größte und wird von Barionstab angeführt. Der Familienälteste trägt immer denselben oder einen ähnlichen Namen wie das Haus, dem er vorsteht. So wie auch unser Familienvorstand СКАЧАТЬ