In den Drachenbergen. Wolf Awert
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Читать онлайн книгу In den Drachenbergen - Wolf Awert страница 9

Название: In den Drachenbergen

Автор: Wolf Awert

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Drachenblut

isbn: 9783959591836

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      „Ihr habt eine interessante Weise, die Dinge zu sehen. Wie sieht es mit Artefakten aus? Oder Maschinen? Was haltet Ihr von magischen Gerätschaften?“

      „Ich komme aus NA-R. Das ist die Stadt der Artefakte. Für mich ein Handelszweig der Zukunft. Aber man muss genau wissen, wofür man sie braucht. Sagt, habt Ihr auch einen Vorschlag für den Fall, dass Tatkraft etwas wichtiger ist als Geld?“

      „Sicher. Baut eine Kampftruppe auf und vermietet sie für verschiedene Einsätze. Ob Ihr jemanden beschützt oder jemanden verschwinden lasst, ist kein so großer Unterschied.“

      Steindorn verbarg seine Überraschung geschickt, fragte sich aber, ob Barionstab das ernst meinte oder ihn nur provozieren wollte. In Zeiten des Friedens kostete es viel Geld, auf seine Chance zu warten. Bedeutete dieses Angebot, dass die Zeiten der Ruhe vorbei waren? Eine vorsichtige Antwort wäre wohl die beste, und so sagte er:

      „Das ist ein sehr bedenkenswerter Vorschlag, Barionstab. Allerdings sind der Aufbau und vor allem der Unterhalt einer solchen Truppe kostspielig und nur lohnend, wenn genügend Einsätze gefordert würden. Wo sollten die herkommen, zumal doch wohl jedes Haus seine eigene kleine Kampfgruppe besitzen dürfte?“

      „Ihr denkt wie ein wirklicher Geschäftsmann. Ich habe mir gedacht, solange Ihr klein seid, arbeitet Ihr für mich als eurem ersten Kunden. Ich leihe Euch für den Anfang einen zweiten Kampfmagier und einen oder zwei Söldner, die ihr später wieder freistellt, wenn Ihr eigenes Personal gefunden habt. Ihr habt recht, die Häuser schützen sich selbst. Aber ihre Kämpfer sind bekannt, und nach jedem Einsatz weiß die Stadt am nächsten Tag, wer beteiligt war. Bei Euch wäre das weit weniger klar.“

      „Das ist korrekt. Aber in Zeiten großer Ruhe ist die Auftragslage in diesem Gewerbe dünn.“

      „Das mit der Ruhe täuscht. Centrell ist ein Feuerberg in der Entstehung. Jemand wie Ihr könnte das eine Sandkorn zu viel sein, das oft ganze Hänge ins Rutschen bringt. Wir stehen vor einem Krieg, Steindorn, wenn wir nicht aufpassen.“

      „Krieg ist ein großes Wort, Barionstab. Das wäre der erste Krieg, seit die Vernunft diese Welt betreten hat. Wir haben noch nicht einmal ein eigenes Wort dafür und mussten es uns aus den Legenden holen.“

      „Ha, wo sind nur Eure Augen, Kerl! Krieg hat es immer gegeben. Er wurde nur niemals so genannt. Oder wollt Ihr sagen, dass Frieden herrscht zwischen den Komposits und den Waldelfen, nur weil die Zeit noch nicht gekommen ist, zu den Waffen zu greifen? Die Stadtelfen sind verärgert, weil sie nicht frei durch das Land ziehen können, wie es ihnen gefällt. Begegnen sie einer Gruppe von Wehrhütern, werden sie eingefangen und behandelt wie alle anderen Wilden auch. Und das sogar im Land der Menschen. Ich spreche nicht über den Elfenwald. Wir Komposits müssen deshalb immer in Gruppen reisen, die denen der Wehrhüter in Größe und Bewaffnung mindestens ebenbürtig sind. Das nehmen wir nicht mehr lange hin. Wir werden kämpfen. Nur der Zeitpunkt ist noch nicht festgelegt.“

      „Das ganze Leben ist ein Kampf, aber der Schritt vom Kampf zum Krieg ist groß und länger, als die Beine eines Mannes ihn gehen können.“

      „Es gibt nicht den einen Schritt vom Kampf zum Krieg. Dazu sind viele Schritte nötig. Einer dieser Schritte betrifft unsere Zukunft. Wir wollen wachsen wie andere Völker auch. Aber Erz und Holz befindet sich auf dem Gebiet der Waldelfen, die mit diesem Reichtum nichts anzufangen wissen. Ähnliches gilt auch für viele magische Substanzen, die wir für unsere Artefakte brauchen. Die Waldelfen haben alles und nutzen nichts davon. Wir brauchen alles und haben nichts. So darf es nicht verwundern, dass es Stimmen im Rat gibt, die empfehlen, die Waldelfen einfach anzugreifen. Sie leben in ihrem Riesengebiet so weit verstreut, dass sie keinen Widerstand organisieren könnten. Aber diese Stimmen, sind Stimmen dummer Hitzköpfe. Wir hätten schnelle Anfangserfolge und ständen am Ende einer Übermacht gegenüber, der wir nicht gewachsen sind. Nein, so geht das nicht. Wir müssen anders vorgehen.“

      „Jetzt macht Ihr mich neugierig. Wenn der Kleine den Großen besiegen will, braucht er eine Idee.“

      „Oder die Umstände spielen ihm in die Hände. Der Schwachpunkt der Waldelfen ist ihr Elfenrat. Er ist zu groß, zu alt, zu dumm und zu unbeweglich. Er ist der verfaulte Kern im Inneren eines großen Baumes. Aber auch ein hohler Baum stürzt erst dann, wenn die Fäulnis einen Weg nach draußen gefunden und die Borke zerrissen hat. Bis dahin dauert es noch. Viel schlimmer ist, dass Centrell nicht mit einer Stimme spricht. Unser Rat beschließt viele Dinge mit sechzehn gegen acht Stimmen. Die Mehrheit regiert, aber um einen Krieg zu beginnen, ist die Minderheit zu stark. Eine Eurer Aufgaben könnte es sein, die Minderheit zu schwächen oder davon zu überzeugen, ihre Meinung zu ändern. Das Haus der Vier Winde steht unseren Absichten entgegen und auch eines der mittleren Häuser, doch das wird fallen, wenn die vier Winde nicht mehr gleichzeitig wehen.“

      „Lasst mich raten. Das Haus Blau steht auf keiner der beiden Seiten.“

      „Ihr seid ein kluger Mann. Das Haus Blau enthält sich oder stimmt mit zwei Stimmen gegen uns und mit einer für uns.“

      „Und sollte das Haus der Vier Winde seine Kraft verlieren, was macht Euch so zuversichtlich, den Kampf gegen die Waldelfen zu gewinnen?“

      „Es bleibt wenig geheim in Centrell. Wer Augen hat zu sehen, erkennt, dass es eine dritte Kraft in der Auseinandersetzung zwischen Stadt- und Waldelfen gibt. Sie werde ich in Centrell etablieren, ohne dass mich jemand damit in Zusammenhang bringt. Das wäre eine reizvolle Aufgabe für Euch.“

      „Und Ihr habt keine Angst, dass ich diese oder andere Nachrichten weiterverkaufe? Schließlich kennt Ihr mich kaum.“

      „Nein, warum sollte ich? Die dritte Kraft wird bald für jedermann sichtbar sein. Und es gibt keinen Beweis, dass ich mit ihr etwas zu tun habe. Außerdem müsst Ihr nicht glauben, dass ich Euch traue. Ich traue niemandem. Ich habe einige Leute, die für mich arbeiten und sich gegenseitig kontrollieren. Zwei von ihnen kennt Ihr. Einer ist jemand, der überall unterschätzt wird und von dem niemand weiß, dass er für mich arbeitet. Er wird eine Überraschung für Euch bedeuten. Zusätzlich hat mir ein Kaufmann aus NA-R seine Dienste angeboten. Er heißt Nachtnebel und weiß um die Bedeutung strategischer Entscheidungen. Und das sind nicht die beiden Einzigen. Ihr werdet sie alle kennenlernen im Verlauf der Zeit unserer Zusammenarbeit.“

      „Nachtnebel? Er wurde in NA-R ‚König‘ genannt. Was sucht denn der in Centrell?“

      „NA-R veränderte sich, seitdem Immergrün Euch von dort vertrieben hat.“

      „Ihr wisst davon?“

      „Sicher. Ich weiß über alles Bescheid, was in NA-R vor sich geht. Ich habe nur eine Frage an Euch. Warum habt Ihr nicht mit ihm zusammengearbeitet oder Euch gegen ihn gewehrt? Ihr hatte anfangs noch alle Chancen. Warum seid Ihr weggelaufen?“

      „Ich bin nicht weggelaufen, mag es für Außenstehende auch so aussehen. Immergrün war nur der letzte Anstoß, einen bereits gefassten Entschluss endlich umzusetzen. Ich hatte in NA-R keine Zukunft, denn ich bin ein Komposit. Es wäre nur eine Frage der Zeit gewesen, bis ein Distar mich abgelöst hätte, und auch Immergrün hat nicht das Zeug dazu, eine Stadt zu führen. Auch ging es ihm nicht um die Stadt, sondern um ein Stück Zahn, das von einem Drachen stammen sollte und sich in meinem Besitz befand. Nein, in NA-R gab es für mich nichts mehr zu gewinnen. Die kleinste unserer Städte, aber von immenser strategischer Bedeutung, weil sie so nahe am Elfenwald liegt. Ich wundere mich immer noch, warum gerade dort kein Distar regiert.“

      „Um den Waldelfen die Bedeutung, die Ihr erwähntet, nicht zu zeigen. Ihr seid ein kluger Mann, Steindorn, deshalb mag ich Euch. Ich sammele kostbare СКАЧАТЬ