In den Drachenbergen. Wolf Awert
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу In den Drachenbergen - Wolf Awert страница 5

Название: In den Drachenbergen

Автор: Wolf Awert

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Drachenblut

isbn: 9783959591836

isbn:

СКАЧАТЬ und tötete jeden in dem Raum. Blitze können zwar rächen, aber kein Urteil rückgängig machen, sodass ich zu einer Existenz verflucht bin, die mich zwischen Tod und Leben hängen lässt, bis ich genügend Brot gefunden habe, um freigesprochen zu werden. Jetzt sagt selbst, wie soll ich an einem Ort wie diesem jemals an genügend Brot kommen. Ihr habt nicht zufällig … Ja“, kreischte er auf und pickte mit Daumen und Zeigefinger auf Tamas Wams herum. Tama senkte den Blick und sah ein winziges Stück Brotkruste vom Frühstück, das sich noch auf dem Leder festhielt. Aber der Geist konnte es nicht ergreifen.

      „Ich kenne nun Euer Unglück“, sagte Tama. „Brot ist hier schwer zu finden, und wenn Ihr etwas findet, könnt Ihr es nicht festhalten. Aber ich kann Euch helfen. Ich schenke Euch diesen Stein hier.“ Sie zeigte mit der Fußspitze auf einen kantigen Felsbrocken. „Dieses winzige Stück Brotkruste lege ich Euch darauf. Selbst wenn Ihr es nicht festhalten könnt, gehört es jetzt doch Euch, und damit ist ein Anfang gemacht. Und wer weiß, vielleicht komme ich noch einmal zurück mit einem zweiten Stück Brot, das ich zu diesem Stückchen lege. Schaut also immer wieder einmal vorbei. Vielleicht finde ich auch einen anderen Weg Euren Fluch zu brechen. Ist ein Fluch denn nicht das Gleiche wie ein Zauberbann?“

      Über das Gesicht des Geistes breitete sich ein Lächeln aus, und sein Mund verzog sich zu einem Spalt, der den Kopf in zwei Hälften teilte. „Ihr seid ein Wunder an Weisheit und gebt mir neue Hoffnung. Ich werde mich von nun an nie sehr weit von diesem Ort wegbewegen.“

      „Ich schließe mich dieser Bewunderung an“, sagte der Hagere, „und obwohl ich weiß, dass mein Schicksal besiegelt ist, will ich Euch ebenfalls meine Geschichte erzählen. Denn mir hilft nicht ein Stückchen Brot oder andere Dinge aus der Welt der Lebenden. Mir kann nur ein wirklich großer Magier helfen, einer von der Art, wie es sie einmal in unserer glorreichen Vergangenheit gab, als Menschen noch das Ohr der Götter hatten und mit ihnen das Zwiegespräch pflegten. Dieser Magier müsste zu Ende bringen, was ich begann, und einen übermächtigen Gegner besiegen. Hört zu, dieses ist meine Geschichte:

      In den alten Zeiten, die wir nicht ohne Grund die großen Zeiten nennen, dienten die mächtigsten Magier den Göttern und nannten sich Priester. Mit ihrer Macht stieg auch ihr Hochmut, denn die Menschen brauchten die Priester, um zu ihren Göttern zu sprechen. Jedenfalls ließen wir sie das glauben.“ Der Geist kicherte. Tama erschauderte, denn dieses Geräusch klang grausam. „Wir handelten viele Vorteile, kleine wie große, für uns heraus. Wahrscheinlich haben wir es übertrieben, denn die Götter verweigerten uns irgendwann ihre Gunst. Wir konnten es kaum glauben, denn wir waren es doch, wir, die Priester, die diese Götter erschaffen hatten. Wie konnten sie nur? Aber es ist nun einmal so, dass alles, was in Magie getränkt und von Zauber umwoben ist, sich mit dem Leben selbst verbündet. Die alten Götter der Menschen, geboren als Auswuchs unserer Fantasien, waren über die Zeit wahrhaftig geworden. Sie besaßen nun die Macht, die wir ihnen angedichtet hatten, und mehr noch dazu. Aber Macht bedeutet nicht Klugheit, und so töteten die Götter ihre Priester. Es geschah, was unvermeidlich war. Ohne uns Priester wandten die Menschen sich von den alten Göttern ab. Ob diese dann starben, weil die Menschen sie vergaßen, oder ob sie von sich aus den großen Haufen verblasster Erinnerungen aufsuchten, kann ich nicht sagen. Auf jeden Fall verschwanden sie. Und nahmen ihre einzige große Gabe mit sich: die Unsterblichkeit. Ich blieb als Einziger aus jener Zeit übrig, weil ich für mich rechtzeitig Vorkehrungen getroffen hatte. Leider stellten sie sich als nicht ausreichend heraus, und ich blieb in einem Halbleben gefangen, aus der mich selbst meine Magie nicht mehr befreien konnte. Deshalb und nur deshalb – das schwöre ich – machte ich einen Handel mit dem mächtigsten Drachen aller Zeiten. Ich versprach ihm die Unsterblichkeit und, ihn zu einem Gott zu erheben, wenn er mir eine klitzekleine Gefälligkeit erwies.“

      „Jetzt ist es Euch gelungen, mich wirklich neugierig zu machen. Wie kann man aus dem Halbleben heraus einen Drachen rufen, dessen Namen man nicht kennt. Und wie kann ein Mensch einem Drachen zur Unsterblichkeit verhelfen?“

      „Ha, wer seid Ihr, dass Ihr nicht wisst, dass Drachen keine Namen haben? Sie leben allein und haben deshalb keinen Bedarf für so etwas. Na ja, vielleicht ist ‚rufen‘ nicht das richtige Wort. Sagen wir besser, ich lockte ihn an. Als die Götter mich aus der Welt der Lebenden vertrieben, verbrannten sie alles von mir außer meiner Magie, meinen Erinnerungen und meinem Namen. Damit besaß ich noch mein „Ich“, was mir die Möglichkeit bot, mir für eine begrenzte Zeit einen neuen Körper zu erschaffen, der zwar nicht wirklich war, aber dafür echt erschien. Ich arbeitete wieder als Priester, weil ich das am besten konnte, auch wenn der Gott, dem ich nun diente, eher ein Götze war. Wenn wir Menschen eines können, dann ist es, uns neue Götter zu erschaffen. Wer weiß, vielleicht wäre es mir gelungen, aus meinem falschen Gott noch einen richtigen zu machen. Schließlich war es uns bei den alten Göttern auch gelungen. Am Anfang waren sie nicht mehr als eine Verbindung aus der Kraft der Naturgeister mit den Körpern besonders großer und edel wirkender Menschen.“

      „Nur damit ich es richtig verstehe“, sagte Tama und unterbrach den Redefluss des Magiers. „Die alten Götter waren einst Naturgeister. Jetzt sind sie als alte Götter weiter gezogen, und damit gibt auch keine Naturgeister mehr in dieser Welt. Aber ich bin mir sicher …“

      „Ach was. Naturgeister gibt es überall, und wenn welche weg sind, dann kommen neue. Das ist wie bei den Fliegen. Mal sind sie weg und im nächsten Augenblick kommen sie in Schwärmen zurück. Keine Sorge, es gibt genug Naturgeister in unserer Welt und wir Menschen könnten aus ihnen erneut eine Bande eingebildeter und hinterlistiger Götter erschaffen, wenn wir noch die alte magische Kraft besäßen, über die wir einmal verfügten. Aber lassen wir das für den Moment. Du hattest nach dem Drachen gefragt. Der kam zu mir, von selbst und aus eigenem Antrieb. Was ich nicht wusste, war, dass auch die Drachen alte Götter besessen hatten und ihnen hinterhertrauerten. Zumindest dieser eine sprach davon, nannte sie Weltenschöpfer. Und da er sie nicht zurückholen konnte, und unser beide Welten ohne richtige Götter auskommen mussten, kam er auf die Idee, diese Leere zu füllen. Mit niemand Geringerem als mit sich selbst. Und das war meine Chance.“

      Tama konnte sich ein Lächeln kaum verkneifen. „Ein gewaltiger Drache mit einem Maul voll Feuer ließ sich also aus einem blauen Himmel herab und landete vor Euch. Und dann habt Ihr Euch mit ihm unterhalten. Ganz einfach so, von Mensch zu Drache.“

      „Beinahe. Nur war der Himmel wolkig, und der Drache kam zu Fuß in der Gestalt eines Menschen und Kriegers. Du scheinst nicht viel von unserer Welt zu verstehen. Ist doch jeder Drache ein Gestaltwandler, auch wenn ich zugeben muss, dass diese Biester fast immer bei ihrer Drachenform bleiben, weil das die schönste Form aller Lebewesen ist. Zumindest glauben das die Drachen selbst.“

      Jetzt war Tama das Lächeln vergangen. Torso war ein Gestaltwandler, aber ganz bestimmt kein Drache. Aber was war mit Pando? War er ein Drache? Möglich. Und da niemand davon erfahren sollte, machte er aus seiner Abstammung ein fürchterliches Geheimnis.

      Doch kaum hatte sie diesen Gedanken im Kopf, kamen die Zweifel bereits in Scharen. Zwar wusste sie über Drachen nicht mehr als das, was die Legenden erzählten, aber nichts davon entsprach Pando, dem Bär, oder diesem albernen Ledervogel. Ein junger Drache? Pando hatte gesagt, er sei noch sehr jung. Tama schüttelte den Kopf. Es gab nur eine Möglichkeit, aber die war so abwegig, dass sie sich sträubte, darüber auch nur nachzudenken. Nein, entweder log der Geist, oder …

      „Verzeiht mir“, sagte sie. Ich bin noch jung. Wie sollte ich mich mit Drachen auskennen. Ich habe ja noch nicht einmal einen gesehen.“

      Der Geist staunte. „Wie das denn? Ich spüre doch Magie in Euch. Wie könntet Ihr mich sonst verstehen? Ihr gehört ganz zweifellos zu den Kundigen. Aber was ist denn los mit Euch? Sprecht Ihr denn nicht mit Euren Ahnen? Habt Ihr nicht Teil an dem Wissen all jener, die vor Euch lebten und mit denen Ihr durch Blut verbunden seid? Jetzt wird mir langsam klar, warum es heute keine Magier mehr unter den Menschen gibt. Ihnen fehlt die Kraft. In den alten Zeiten gab jeder Magier seine Kraft an eines seiner Kinder weiter, – manch СКАЧАТЬ