Название: Waypoint FiftyNine
Автор: Sandra Florean
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783945230503
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»Ach komm schon, McGintleroy«, schnarrte Mora und trat ebenfalls an seinen Tisch. »Du warst doch noch nie hübscher. Also?«
Das war so nicht ganz wahr. Fitz McGintleroy war sogar sehr viel hübscher gewesen, aber das war, bevor er starb … versuchte zu sterben. Nein, nicht absichtlich.
Sein Vater hatte ihm immer erzählt, was für ein Versager er war und er musste Recht gehabt haben. Selbst mit Hilfe einer ungewöhnlich aggressiven Krankheit bekam Fitz das mit dem Sterben nicht richtig hin und er wachte nach ein paar Tagen in seinem Grab wieder auf. Da sich niemand die Mühe gemacht hatte ihm einen Sarg zu zimmern und er nur in der aufgeweichten Pappkiste lag, in der Vaters Stereoanlage geliefert worden war, hatten Würmer bereits seine Nase gefressen. Wahrscheinlich war sie köstlich gewesen und er hatte das den kriecherischen Bastarden bis heute nicht verziehen. Seine Nase hatte ihm sehr am Herz gelegen. Einmal hatte er sogar einen Preis dafür gewonnen! Da er sich kaum rühren konnte, hatte er einen Deal mit den Insekten um ihn herum geschlossen und sie hatten ihn ausgegraben. Danach hatte Fitz die Insektenfamilien in seinem Innern einfach behalten und war mit ihrer Hilfe zu einem der erfolgreichsten Kopfgeldjäger des bekannten Universums geworden. Die Tatsache, dass er das mit dem Sterben auch weiterhin nicht richtig hinbekam, war dabei sogar hilfreich, obwohl es stetig an seinem Stolz fraß. Es konnte doch nicht so schwer sein, wenn sogar Billy-Bob Bärserker Bendoza es hinbekommen hatte! Der Typ war nicht gerade die hellste Leuchte gewesen, wobei man ihm wohl Extrapunkte dafür anerkennen musste, dass er sich alles selbst beigebracht hatte. Und es gab nicht viele Bären, die wussten, wie man im Waypoint FiftyNine einen anständigen Humpen am Bierbrunnen zapfte.
Eigentlich eine Schande, dass der haarige Kerl bei dem Versuch gestorben war, einen dreizehn Meter langen aliosischen Lachs zu fangen. Er hatte noch so viel, für das es sich zu leben gelohnt hätte. Auf jeden Fall mehr als Fitz.
Das war auch der wirkliche Grund hinter seiner schlechten Laune. Fitz hatte in den vergangenen Jahren jede Todesart ausprobiert, die ihm eingefallen war, doch nie hatte er es geschafft, mehr als ein paar Stunden tot zu bleiben. Sein Vater hatte Recht: Er war ein Versager. Und wenn er im Waypoint FiftyNine nach Hilfe fragte, mochte er vielleicht jemanden finden, der sich mit dem Sterben auskannte, doch jeder hier würde wissen, wie nutzlos er war. Aber jetzt starrten ihn die beiden Schwestern an und einige Silberfische flitzten über seine Stirn, um den klammen Schweißfilm zu entfernen. Spürte er das Ziehen der Angst, oder war das nur eine besonders große Brut Maden in seinem Brustkorb? War jetzt der richtige Zeitpunkt, um zu fragen?
Fitz räusperte sich. Schlürfte den beinahe entschlüpften Tausendfüßler wie eine Spaghetti zurück in den Mund und senkte die Stimme. Die beiden Schwestern beugten sich in seine Richtung, um ihn besser verstehen zu können.
»Ich weiß nicht, wie man stirbt«, murmelte er und Mora lachte rau auf.
»Also bitte, McGintleroy. Alleine hier im Raum sehe ich gute hundert Möglichkeiten zu sterben. So schwer ist das nicht. Sollen wir dir helfen?«
Die Art, wie sie den leeren Bierkrug in ihrer Hand hielt, hatte plötzlich etwas Bedrohliches. Und Fitz dachte über ihr zuvorkommendes Angebot nach, obwohl er nicht glaubte, dass sie eine bahnbrechend neue Idee hatte, ihn umzubringen. Sora zischte ihre Schwester an und schickte sie mit einer wedelnden Handbewegung an einen überfüllten Tisch. Dort spielten einige alte Männer mit spitzen Hüten ein Trinkspiel, bei dem es darum ging, kleine bemalte Figuren von halbnackten, muskelstrotzenden Helden über ein Feld voller Monsterfiguren zu bewegen. Jedes Mal wenn einer von ihnen einen Humpen leeren musste, grölten die anderen wie ein ganzes Stadion voller Laserball-Fans. Und als einer aus der Runde unter den Tisch kotzte, steigerten sie die Lautstärke sogar noch.
»Hör nicht auf sie, Fitzi. Sie ist heute Morgen mit dem falschen Fuß aufgestanden.« Sora hob die Stimme gerade genug, um sicherzustellen, dass ihre Schwester die nächsten Worte verstehen konnte. »So wie jeden Tag.«
»Aber sie hat ja Recht«, murmelte der untote Kopfgeldjäger und trommelte mit den Fingerspitzen unrhythmisch auf den Tisch. »Ich bin ein Versager. Es gibt nichts Einfacheres im Universum und ich bekomme es nicht hin.«
»Aber warum willst du denn sterben?«
Fitz sah sie mit großem Auge an. Eine besonders fette Fliege startete aus der leeren Augenhöhle und ihr Brummen durchbrach die Pause vor seiner Antwort.
»Ich muss doch beweisen, dass ich es kann. Dass ich wenigstens das kann. Wie sonst sollte ich Vaters Meinung über mich widerlegen?«
Sora wollte ihm die Hand auf die Schulter legen, überlegte es sich aber anders, bevor ihre Fellhärchen sich an irgendwelchen Insekten festsaugen konnten. »Ist die Meinung deines Vaters wirklich so wichtig? Was denkst du denn über dich?«
Fitz drehte den Kopf, um sich ihr richtig zuzuwenden, anstatt sie nur aus dem Augenwinkel zu betrachten. Seine Nackenmuskeln knarrten dabei. Er vermied solche Bewegungen normalerweise, weil er Angst hatte, dass ihm der Kopf irgendwann abfallen würde, aber der Moment schien richtig.
Soras Frage konnte er allerdings nicht beantworten. Er hatte immer nur die Meinung von anderen auf sich bezogen. Seine Schultern hoben sich ratlos und er spürte wie die Ameisen, die in seinen Achselhöhlen wohnten hin und her wuselten. Normalerweise warnte er sie vor, bevor er die Arme bewegte.
Die Kellnerin lächelte. »Ich weiß, dass du einer der besten Kopfgeldjäger bist. Wie du damals Prexo für mich ausgeschaltet hast …« Sie sah mit einem fast schon verträumten Lächeln auf die Plakette an der Wand, die den unechten Kopf eines Kuranariers hielt. Darauf saß das sehr echte Toupet von Prexo, der genauso schnell rennen konnte, wie man es von so einem schleimigen Widerling erwartet hätte.
Fitz erinnerte sich noch daran, als wäre es gestern gewesen. Überhaupt war sein Erinnerungsvermögen sehr gut geworden, seit man ihn das erste Mal begraben hatte. Er vergaß keine Beleidigung, keine unfreundliche Geste – und abgesehen von seinem Vater hatte er sich an jedem gerächt, der es seiner Meinung nach verdient hatte.
»Ich bin keine gute Person«, sagte er zögernd und legte dabei eine Hand vor den Mund, um weitere Ausbrecher aufzuhalten.
Sora zuckte mit den Schultern. »Wer ist das schon?«
Prexo ganz sicher nicht. Der Kuranarier hatte seine geschuppten Finger in mehr finsteren Geschäften gehabt, als Fitz Lust hatte zu zählen. Und immer hatte er sich herausreden oder fliehen können.
Bis er versucht hatte, Sora als Sicherheit für ein Darlehen an interstellare Sklavenhändler zu verkaufen.
Die Kellnerin war ein liebenswürdiges … Wesen, aber das hatte sie Prexo übel genommen. Und weil sie im Waypoint FiftyNine zu viel zu tun hatte, um dem Ganoven eine Lektion zu erteilen, hatte sie Fitz angeheuert, der sich damals schon einen ganz ordentlichen Ruf erarbeitet hatte.
Dass er jetzt nichts sagte, schien Sora als Aufforderung zu sehen weiterzusprechen.
»Wahrscheinlich wärst du nicht so gut darin schlechte Personen zu fangen, wenn du eine völlig gute Person wärst.«
Fitz zeigte keine sichtbare Reaktion auf ihre Worte, doch er dachte über sie nach.
Prexo war vor ihm so ziemlich jedem Kopfgeldjäger mindestens einmal entwischt. Man machte Witze darüber, dass jemand einen Prexo gezogen hatte, wenn derjenige sein Ziel verlor und es nicht wiederfinden konnte. Auf den Kuranarier waren Kopfgelder von achtzehn verschiedenen Stellen ausgeschrieben gewesen, darunter so prestigereiche Institutionen wie dem Amt für Konstellationskoordination, der Akademie für umgekehrte СКАЧАТЬ