Название: Waypoint FiftyNine
Автор: Sandra Florean
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783945230503
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Die beiden Freunde schauten sich feixend an. Günther fand zuerst seine Sprache wieder: »Ich hab genug gehört. Und ich bin durstig!«
Jörg sah hinter sich auf das Bild von Marc. »Danke, Herr Hamacher! Du bist der tollste Verleger, der je unsere Dartscheibe zieren durfte.«
»Ich bin noch nicht fertig«, beschwerte sich Mike.
»Und Tschüss, Magic Mickey Mouse.« Jörg streifte mit dem Finger über das Bedienfeld.
»Wartet!« Mike schüttelte Hände und Kopf, um Jörg davon abzuhalten, ihn auszuschalten. »Ihr müsst Jack …« Das Hologramm verschwand.
Günther stieg aus dem Pilotensessel. »Schien wichtig zu sein. Kennst du einen Jack?«
»Nö.«
»Dann lass uns gehen.«
Aufgekratzt verließen sie ihr Schiff. Jörg betrachtete die Furchen, die ihre Kiemeda auf dem Boden hinterlassen hatte und kommentierte mit der Erzählstimme eines Groschenromans: »Ein weiteres Mal riskierte Herr Kienle das Leben seiner Kopfläuse. Erst in letzter Sekunde aktivierte er die Steuerdüsen und verhinderte einen Crash.«
Günther grinste und zeigte ihm einen Vogel. »Herr Fuchs Alameda hatte eines nicht bedacht. Auf der Raumstation parkt man in Einzelbuchten. Weit und breit stand kein anderes Raumschiff, das Herr Kienle hätte rammen können.«
»Dein Glück. Aber wenn du wieder mal die Kiste eines Kopfgeldjägers demolieren willst, diesmal bin ich vorbereitet.« Jörg fuchtelte mit seinem Laserschwert herum, das eigentlich nur eine Grillzange war. »Keine Angst, Kumpel, ich pass schon auf dich auf. Hab ich Petra versprochen.«
»Kümmer dich lieber um deine eigenen lädierten Läuse.« Günther verdrehte die Augen.
Sie durchquerten den Hangar und betraten einen kleinen Raum. Das Schott schloss sich automatisch hinter ihnen und eine männliche Stimme ertönte aus einem Lautsprecher: »Willkommen im Waypoint FiftyNine. Ich bin Security-Jack, die Sicherheits-KI. Bitte stellen Sie sich auf das Kreuz.«
Jörgs und Günthers Augen wanderten erfolglos über den grauen Metallboden.
Die Stimme wurde ungeduldig. »Um Zutritt zu erlangen, müssen meine Anweisungen befolgt werden. Stellen Sie sich umgehend auf das Kreuz!«
»Hier ist kein Kreuz«, antwortete Günther.
Missmutig schüttelte Jörg den Kopf. »Ich hasse diese neumodischen Sicherheitskontrollen. Warum nicht auf die gute alte Art?«
»Etwa ein hässlicher, nach Männerschweiß stinkender Typ, der dir mal kurz an die Glocken fasst?« Günther versuchte Spocks hochgezogene Augenbraue zu imitieren.
»Ich dachte mehr an ein wohlriechendes Milky Way’s Next Top Model, aber ja.«, sagte Jörg. »Besser als so eine dämliche KI.«
Das Licht flackerte kurz, etwas summte leise.
»Ich aktiviere gleich die Elektroschocker. Stellen Sie sich sofort auf das Kreuz!«
»Ich kann dir ein Kreuz ins Metall ritzen«, drohte Jörg und streckte seine Grillzange in die Höhe.
Blitzartig fuhr eine Stange aus der Wand und die zwei Elektroden, die daran befestigt waren, piksten in seinen Hintern. Es knisterte.
»Auhuhuhuhutsch!« Zwischen den Zähnen seiner Grillzange zuckten Blitze, sodass es beinahe wie ein echtes Laserschwert aussah. Im Takt dazu stotterte Jörg: »Dadada ist keiheihein Kreuheuheureuz!«
Günther sah erschrocken zu seinem Freund.
Die KI lachte. »Da habe ich doch glatt vergessen, das Leuchtsignal anzuschalten. Sorry.« Auf dem Boden erschien ein rotes Kreuz. An der Wand daneben surrten und blinkten Hunderte von Sensoren und Lämpchen. Schließlich öffnete sich eine Klappe. »Die Laserschwert-Grillzange und sonstige Waffen bitte hineinlegen.«
Jörg gehorchte. Die Klappe schloss sich und eine drahtige Metallhand übergab ihm einen Pfandchip.
»Nicht verlieren. Damit bekommst du beim Verlassen der Bar dein Spielzeug zurück – wenn du brav bist.«
»Seit wann duzen wir uns?«, fragte Jörg.
Security-Jack setzte eine pikierte Stimme auf. »Ich möchte euch darauf aufmerksam machen, dass ihr euch in einer Kneipe befindet, und nicht auf einer Kostümparty!«
Günther entdeckte eine Kamera an der Decke und sprach in sie hinein: »Aber wir sind doch gar nicht verkleidet.«
»Ach ja? Ihr seht aber aus wie Gandalf und Frodo.«
Jörg lief rot an. »Günther, halt mich zurück! Sonst reiß ich dem die Kamera raus!«
»Super Idee!« Beide klatschten sich ab und lachten.
»Ohne Leiter?«Jetzt lachte die KI. »Der war gut, garstiger, kleiner Hobbit.«
»Räuberleiter?«, fragte Günther und grinste Jörg an – zumindest für exakt zwei Sekunden.
Die KI knipste die gelben Lampen aus und tauchte den Raum in ein bedrohliches Rot. Hinter den Wänden surrte es unheilvoll, so als würden sich elektrische Bauteile aufladen.
Jörg wurde nervös. »Du bist die größte Zicke der Milchstraße, Jack. Lass uns einfach rein, dann erzählen wir es keinem.«
»Vergiss es«, sagte Günther. »Mein alter Commodore 64 hatte schon mehr Grips als dieser im Raum verbaute, aufgeblähte Taschenrechner.«
»Da muss ich widersprechen. Durch ultraschnelle Quantentechnologie bin ich so intelligent wie ein Gehirn von der Größe des Universums.«
»Na ja«, antwortete Jörg, »da ist auch verdammt viel Vakuum im Universum.«
»So wie in euren kleinen Spatzenhirnen!«
Aus allen Ecken und Enden schossen Spieße heraus. Vor den ersten konnten sie noch ausweichen, dann wurden sie erfasst und nicht mehr losgelassen. Es knisterte wie Tannenreisig in einem Lagerfeuer. Günther und Jörg zappelten im Takt der Stromstöße, als würden sie einen neuen Clubtanz für das Waypoint FiftyNine einstudieren.
Das innere Schott der Station öffnete sich unverhofft. Eine baumlange Asiatin im lindgrünen Arbeitsoverall füllte den Ausgang.
»Jack. Schluss damit!«
»Nur noch fünf Minuten. Dann sind sie gar.«
Die eindrucksvolle Erscheinung packte Günther und Jörg am Nacken und zerrte sie energisch aus dem höllischsten Waffencheck des Universums. Die Stromschläge schienen ihr nichts auszumachen.
»Spielverderberin«, rief Security-Jack ihr hinterher. Dann schloss sich das Schott.
Die Pranken jeweils auf eine der Schultern gelegt, sah die Frau auf Jörg und Günther hinab. »Was habt ihr beiden Herzchen mit Jack angestellt? Die Nummer mit dem Kreuz zieht er sonst nur bei Cosplayern ab.«
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