Let´s play love: Leon. Hanna Nolden
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Название: Let´s play love: Leon

Автор: Hanna Nolden

Издательство: Bookwire

Жанр: Книги для детей: прочее

Серия: Let´s play love

isbn: 9783958694071

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СКАЧАТЬ presste ihr Gesicht an Jazz´ Schulter, krallte sich an ihr fest und weinte haltlos. Nicht einmal Deckx´ Ablehnung hatte so wehgetan wie das hier. Sie konnte keinen klaren Gedanken fassen. Sie wollte vielleicht nicht mehr sterben, dieses Leben wollte sie allerdings auch nicht mehr. Sie hätte alles darum gegeben, wirklich mit Rebekka McLight tauschen zu können.

      »Was hat er getan? Ich … ich hätte ihn nicht mitgebracht, wenn ich gewusst hätte, dass er dich zum Weinen bringt.«

      Jazz´ Verzweiflung erreichte Vany, so sehr sie auch mit ihrer eigenen beschäftigt war. Sie löste sich von Jazz, vergrub das Gesicht in ihrem T-Shirt und versuchte, es einigermaßen trocken zu bekommen. Sie konnte weder über Leon noch über sich selbst reden. Sie hatte sich fest vorgenommen, Jazz alles zu beichten. Wie sie sich in die Idee verrannt hatte, Deckx könnte sich in sie verlieben. Wie sie mehr und mehr süchtig geworden war von seinen Let’s Plays. So süchtig, dass sie auch jetzt, nach allem, was sie in Köln erlebt hatte, nicht von ihm lassen konnte, ihn brauchte, um einschlafen zu können, um einmal wenigstens mit Denken aufzuhören.

      »Kennst du das, wenn man versucht, alles richtig zu machen? Alles wieder in Ordnung zu bringen und es bröckelt an allen Ecken und Enden, weil zu viel kaputt ist, um es zu reparieren.«

      Jazz verzog das Gesicht.

      »Ach Vany, sag so was nicht! Es kommt alles wieder in Ordnung. Bestimmt! Du musst nur … Geduld haben.«

      Vany nickte zögernd. Aber sie fühlte sich so leer, dass sie nicht einmal sagen konnte, ob Jazz´ Worte Sinn ergaben oder nicht. Sie wäre lieber für sich gewesen, wusste jedoch nicht, wie sie Jazz dazu bringen sollte, zu gehen, wo sie gerade erst gekommen war. Zum Glück verschaffte Jazz selbst ihr eine Atempause, indem sie anbot: »Soll ich uns was zu trinken raufholen?«

      »Ja. Ja, das wäre gut.«

      Jazz sprang auf, als könnte sie es nicht erwarten, aus dem Zimmer zu kommen. Vany versuchte, sich irgendwie zu sammeln. Sie wollte nicht über Leon nachdenken, über das, was auch immer er von ihr erwartete. Sie hievte sich hoch und schlurfte zu ihrem Kleiderschrank. Sie setzte sich auf den Boden und öffnete die Schiebetür. Sofort fanden ihre Hände das Kleiderbündel, in dem der Laptop versteckt war. Sie schob zwei Finger durch die Stoffschichten und berührte das Plastik. Sie schloss die Augen und versuchte, ihn zu spüren, seine Energie, seine Ruhe wahrzunehmen.

      Heute Nacht, dachte sie. Heute Nacht werde ich dieses Leben zumindest kurz hinter mir lassen und jemand anders sein. Dann vergesse ich den Schmerz.

      Augenblicklich ging es ihr besser. Sie stellte sich vor, Rebekka McLight zu sein. Die würde bestimmt nicht heulend zusammenbrechen, wenn ein Junge ihr eine Abfuhr erteilte. Nein, Rebekka McLight nahm sich die Jungs, die ihr gefielen. Vany stellte sich vor, eine echte Superheldin zu sein. Tagsüber die unscheinbare Vanessa Nowak und nachts die schillernde Rebekka McLight, die stets das Richtige tat und immer erreichte, was sie wollte. Aber das Wichtigste an so einem Superhelden war, die doppelte Identität aufrecht zu erhalten. Niemand durfte von diesem zweiten Leben wissen und damit sie es ungehindert aufbauen konnte, musste sie sich als Vany am Riemen reißen. Vany richtete sich auf und straffte die Schultern. Sie war ja schon auf dem richtigen Weg gewesen. Ihre Mutter hatte sie inzwischen auf ihre Seite gezogen und die anderen würden folgen. Sie musste sich bloß wieder einfügen, wieder unauffällig werden. Sie ging ins Bad und wusch sich das Gesicht mit kaltem Wasser. Sie sah trotzdem furchtbar aus, was wohl verständlich war. Dann überlegte sie sich, welche Brocken sie Jazz hinwerfen konnte, damit sie zufrieden war und keine weiteren Fragen stellte. Eigentlich hatte sie ihr alles von Deckx erzählen wollen. Jetzt hatte sie ihren Plan geändert. Deckx musste ihr Geheimnis bleiben, so gut es ging. Vielleicht hatte ihr Tim auch davon erzählt, trotzdem musste sie so tun, als wäre Deckx ihr von einer Sekunde auf die andere egal geworden. Sie hörte, wie Jazz in ihrem Zimmer Getränke abstellte, trocknete sich ab und ging zu ihr.

      »Was ist denn jetzt wirklich vorgefallen zwischen dir und Leon?«, fragte Jazz unumwunden. Vany griff nach einer der beiden Mineralwasserflaschen, die Jazz mitgebracht hatte, schraubte sie auf und nahm einen großen Schluck, bevor sie antwortete: »Ich glaube, Leon nimmt mir sehr übel, dass ich mich vor den Zug werfen wollte.«

      Jazz zog eine Augenbraue hoch. »Ja, logisch. Das nehme ich dir auch übel! Und deine Eltern und dein Bruder vermutlich auch. Und ich bin trotzdem nett zu dir und bringe dich nicht zum Weinen. Ich weiß ja nicht. Ich glaube, er hat da irgendwas falsch verstanden. Schließlich wollen wir, dass es dir wieder gut geht, nicht, dass du es gleich wieder versuchst.«

      Vany lächelte traurig. Sie hatte Leon genau verstanden, aber Jazz wusste nicht, dass Leon seinen Bruder und seine Mutter bei einem Autounfall verloren hatte. Das wusste nur sie. Jazz indes fing gerade erst an, sich über Leon aufzuregen: »Ich meine, ich hätt’s mir irgendwie auch denken können. Er hat zwar behauptet, dass er dich mag, aber er war ja dabei, als Tim mich angesprochen hat. Und Tim hat erzählt, dass du zu diesem Let’s Player wolltest, den du so toll findest. Und dass du dich seinetwegen vor den Zug schmeißen wolltest. Also, womöglich ist er nur eifersüchtig. Was ich auch irgendwie verstehen kann, denn ich meine … dass Leon auf dich steht, war ja offensichtlich und ich dachte, du magst ihn auch. Warum also fährst du durch das halbe Land, um dich mit einem anderen zu treffen? Bloß, weil du Leon mit dieser Hundesitterin gesehen hast? Also, ich mein …«

      »Stopp!«, rief Vany und presste die Hände gegen die Schläfen. »Jazz, bitte! Du bringst mein Gehirn zum Platzen! Ich hab doch gesagt, ich hatte einen Kurzschluss. Ja, vielleicht spielt da auch mit rein, dass ich Leon mit dieser Trulla gesehen habe. Es war eine fixe Idee. Ich weiß auch nicht, was mich geritten hat. Ich wollte einfach weg, habe erfahren, dass ich woanders auch nicht willkommen bin und da … gab es halt nur noch diesen Weg. Aber das war ein Ausrutscher. Das passiert mir nicht wieder. Versprochen!«

      Jazz sah Vany abschätzend an. »Ich weiß nicht, Vany. Ich habe das Gefühl, du verschweigst mir etwas. Man kommt doch nicht von einem Tag auf den anderen auf die Idee, sich umzubringen! Und wenn man die Idee erst einmal hatte, ist sie doch nicht plötzlich weg.«

      Vany schloss die Augen. »Das ist sie. Ehrlich. Als ich begriffen habe, wie knapp ich davon gekommen bin, habe ich eine scheiß Angst bekommen. So eine Dummheit mache ich nicht noch einmal.«

      »Und dieser Let’s Player? Was ist mit dem?«

      »Mit dem bin ich durch.«

      Allmählich ging Vany Jazz´ Fragerei auf die Nerven.

      »Und dann? Konzentrierst du dich jetzt auf Leon?«

      »Nein!«, widersprach Vany vehement. »Ich werde mich auf mich konzentrieren. Darauf, gesund zu werden. Darauf, wieder ein Teil meines Fußballteams zu werden. Darauf, vielleicht nicht sitzen zu bleiben. Und eigentlich auch darauf, wieder mehr Zeit mit meiner besten Freundin zu verbringen. Sofern sie aufhört, mich mit Fragen zu löchern!«

      Jazz sah sie nur an und Vany erkannte, dass sie sie noch nicht überzeugt hatte. Also legte sie nach: »Jazz, bitte. Es ist schlimm genug, dass meine eigene Familie mich behandelt, als wäre ich eine tickende Zeitbombe. Mama hat sich halbwegs wieder eingekriegt, Papa spricht nicht drüber und Tim redet kein Wort mehr mit mir. Das muss ich wieder auf die Reihe kriegen, sonst bin ich nachher schuld daran, dass er sein Abi versemmelt. Es wäre also toll, wenn wenigstens zwischen uns alles wieder so werden könnte, wie es mal war.«

      Jazz sah sie weiterhin an und Vany befürchtete, dass sie noch eine Schippe würde drauflegen müssen, aber dann nickte Jazz.

      »Also gut. Ich habe dir versprochen, für dich da zu sein und das bin ich auch. Allerdings finde ich den Gedanken, dass du abgehauen und bis nach Köln gefahren bist, immer noch total krass. Geschweige denn, dass du dich vor СКАЧАТЬ