Let´s play love: Leon. Hanna Nolden
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Название: Let´s play love: Leon

Автор: Hanna Nolden

Издательство: Bookwire

Жанр: Книги для детей: прочее

Серия: Let´s play love

isbn: 9783958694071

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СКАЧАТЬ nötig!«

      Die Reaktionen waren verblüffend! Ihre Mutter strahlte sie an, als würde sie gleich vor Stolz platzen. Ihr Vater hob anerkennend eine Augenbraue und tauschte einen schwer zu deutenden Blick mit ihrer Mutter. Da war noch ein Rest Unsicherheit, den Vany noch beseitigen musste. Tim schien zumindest vollends verwirrt. Er hatte die Stirn gerunzelt und sah aus, als würde er unbedingt sauer auf sie sein wollen, es aber nicht hinbekommen. Schließlich schüttelte er den Kopf.

      »Wenn du meinst.«

      Meine ich, dachte Vany, ohne es auszusprechen. Dass Tim ihr nicht vergeben wollte, machte sie wütend. Eigentlich mochte sie Herausforderungen, aber die hier ging an die Substanz. Sie war es nicht gewohnt, dass so lange Funkstille zwischen ihr und ihrem Bruder herrschte. Doch sie würde es durchstehen. Sie aß ihren Teller leer und verabschiedete sich nach oben, um das Schulchaos zu beseitigen, bevor Jazz auftauchte. Sie freute sich darauf, die Freundin zu sehen, gleichwohl sie nervös war. Zuletzt hatte Jazz sich verständnisvoll gezeigt und bemüht, für sie da zu sein. Andererseits hatte Vany auch das Gegenteil erlebt und wusste nicht, wie Jazz die Geschichte von Deckx aufnehmen würde. Jazz war die meiste Zeit über vernünftig und angepasst. Ihr würde es im Traum nicht einfallen, die Schule schleifen zu lassen oder gar von zuhause abzuhauen. Vany betete, dass sie sie nicht verurteilen würde. Sie war gerade dabei, sämtliche Bleistifte in ihrer Federtasche anzuspitzen, als es an der Tür klingelte. Rasch ließ sie einen letzten Blick durch ihr Zimmer schweifen. Es war aufgeräumt. Sogar das Bett war gemacht. Vany hörte, wie ihre Mutter und Jazz sich unten im Flur unterhielten. Es folgte das Knarren der Treppe. Die Tür ging auf und Vany blieb die freudige Begrüßung im Halse stecken, denn Jazz war nicht allein. Hinter ihr betrat Leon das Zimmer und schlagartig ging in Vany alles drunter und drüber. Sie hatte sich mindestens so aufgeräumt gefühlt wie ihr Zimmer. Als könnte sie nichts erschüttern. Aber Leon änderte alles. Zum einen sah er nicht gut aus. Er wirkte übernächtigt und blass mit tiefen Augenringen, als hätte er seit einigen Nächten nicht geschlafen. Zum anderen explodierte ein gut verschlossen geglaubtes Fass mit wild gewordenen Schmetterlingen in ihrer Brust. Und zum dritten: Warum war er mit Jazz hier? Vany konnte nicht mehr geradeaus denken, nur noch reagieren und leider ließ die Fassungslosigkeit ihren Tonfall nicht gerade freundlich klingen: »Was machst du hier?«

      Leon tauschte einen unsicheren Blick mit Jazz. Einen Blick, der Vanys Deutung nach so viel hieß wie »Hab ich’s dir nicht gleich gesagt?«

      Jazz indes war niemand, der einen Plan schnell aufgab, bloß weil er im ersten Augenblick nicht zu funktionieren schien. Sie übernahm das Wort.

      »Leon und ich saßen am Freitag in der Mensa, als Tim sich zu uns gesetzt hat. Er hat uns erzählt, dass deine Eltern dich in Köln bei der Polizei abholen mussten und was passiert war. Daher haben Leon und ich Nummern ausgetauscht und ich habe gestern beschlossen, dass ich ihn heute mitbringe. Immerhin sind wir Freunde, oder? Fast sowas wie eine Clique.«

      Eine Clique? Vany musste sich zusammenreißen, um nicht auszurasten. Jedes einzelne Wort kam ihr wie ein Angriff vor. Sie ist einen Tag nicht da und Jazz setzt sich direkt zu Leon an den Tisch? Ihr blöder Bruder verrät sie gleich zum zweiten Mal und dann tauschen die beiden auch noch Nummern? Bekam Jazz jetzt Mineralwasser-und-Salat-Nachrichten? Leon schien zu sehen, dass Vany kurz vorm Ausflippen war und wandte sich an Jazz: »Könntest du uns kurz allein lassen?«

      Jazz nickte zögerlich, verließ das Zimmer und schloss die Tür. Vany hatte das Gefühl, die Luft wäre zu dick zum Atmen. Sie saß noch auf ihrem Schreibtischstuhl und Leon ging vor ihr in die Knie, um mit ihr auf Augenhöhe zu sein. Er druckste nicht lange herum, kam gleich zur Sache: »Stimmt es? Hast du versucht, dich umzubringen?«

      Vanys Gedanken überschlugen sich und sie konnte kaum einen davon greifen. Er hatte nicht gefragt, was sie in Köln gemacht hatte. Der andere Punkt schien ihm wichtiger zu sein. Was wollte er von ihr hören? Sie zuckte abwehrend die Achseln.

      »Weiß nicht.«

      Er sah sie an mit einem so ernsten Gesichtsausdruck, wie sie ihn noch nie bei ihm gesehen hatte.

      »Was heißt, du weißt es nicht? Du musst doch wissen, ob du dich umbringen wolltest? Dein Bruder behauptet, du hast dich vor einen Zug werfen wollen.«

      »Ich ...«, stammelte Vany, hoffnungslos überfordert. Sie spürte, dass ihr die Tränen kamen und sie sie nicht zurückhalten konnte. »Ich war am Bahnhof. Ich war durcheinander. Ich ... kann mich nicht genau erinnern.«

      »Du kannst dich nicht erinnern? Warum nicht? Hast du Drogen genommen oder so? Was war denn bloß los? Was hast du in Köln gemacht?«

      Vany war verzweifelt. Sie wollte nicht, dass Leon so mit ihr sprach. Es kam ihr wie eine Anklage vor und sie hatte keine Ahnung, wie sie sich verteidigen sollte.

      »Ich habe keine Drogen genommen. Du weißt, dass ich keine Drogen nehme!«

      »Weiß ich das?«, provozierte er sie. »Das ist doch die Frage, oder? Was weiß ich eigentlich wirklich über dich? Ich wollte dich näher kennenlernen, du wiederum gibst mir nur Rätsel auf. Ich verstehe dich einfach nicht. Du siehst mich im Park mit einer Kollegin, rennst weg und im nächsten Moment erfahre ich, dass du dich vor einen Zug werfen wolltest. Hunderte Kilometer von hier entfernt. Und jetzt sitzt du hier und behauptest, du wüsstest nicht, ob du dich umbringen wolltest?«

      Vany rieb sich die Arme. Noch nicht einmal in der Polizeiwache hatte sie sich so unwohl gefühlt. Sie konnte Leon nicht in die Augen sehen. Eine Träne tropfte von oben auf ihr Knie und färbte den Stoff der Jeans dunkelblau.

      »Du hast gesagt, dass du mich gern hast«, wimmerte sie. Ihrer Stimme fehlte jede Kraft. Sie fühlte sich so verloren. Leon stöhnte auf.

      »Himmel, Vany! Natürlich habe ich dich gern. Sonst wäre ich wohl kaum hier. Das macht es so verdammt schwer. Wann immer ich versuche, dir nahe zu kommen, rennst du weg. Ich habe das Gefühl, du willst meine Nähe gar nicht. Und das wäre noch nicht einmal das Schlimmste. Als ich dich zum ersten Mal wahrgenommen habe, im Vorraum zum Büro der Psychotante, da habe ich gedacht, das bedeutet was. Du hast so verloren gewirkt, dass ich dich beschützen wollte. Gleichzeitig schwach und stark. Ich wollte dich unbedingt besser kennenlernen, du dagegen gibst mir nichts. Keinen einzigen Hinweis darauf, was du magst, was du erwartest. Als wäre dein ganzes Leben mit diesem einen Ding, das dir etwas bedeutet hat, verpufft. Und wenn du das Leben so wenig achtest, dass du es einfach wegwerfen willst ... dann ...«

      »Dann was?«, hauchte sie, als er nicht weiter sprach, und sah verunsichert zu ihm auf. Er schüttelte den Kopf.

      »Ich habe Menschen verloren, die ich sehr liebte. Ich habe mich in meinem Leben oft allein gefühlt, trotzdem wollte ich es nie wegwerfen. Ich sehe mir jeden Tag mit an, wie mein Vater sich langsam zu Tode säuft, du jedoch wolltest alles mit einem Schlag beenden. Und ich weiß nicht ... ich weiß einfach nicht, ob ich ... mit jemandem zusammen sein kann, der das Leben so wenig schätzt.«

      Vany konnte es nicht verhindern. Sie schlug die Hände vors Gesicht und schluchzte. Sie wünschte so sehr, dass er sie in den Arm nehmen würde, aber das tat er nicht. Sie wusste, dass ihm die Worte schwergefallen waren. Sie hatte sein Zögern gespürt. Doch jetzt war alles raus. Er war ehrlich gewesen. Er war immer ehrlich zu ihr gewesen. Das hatte er ihr voraus. Schließlich spürte sie seine Hand an ihrer nassen Wange. Sie lehnte sich dagegen und schloss die Augen. Er nahm seine Worte nicht zurück.

      »Lass mir Zeit. Und nimm dir selbst auch welche. Und wenn du bereit bist, meine Fragen zu beantworten, reden wir.«

      Und er war fort. Vany hörte die Tür, hörte, wie Jazz seinen Namen nannte, hörte die Treppe. Dann war Jazz bei ihr und zog sie in ihre Arme.

      »Oh, СКАЧАТЬ