Let´s play love: Leon. Hanna Nolden
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Let´s play love: Leon - Hanna Nolden страница 5

Название: Let´s play love: Leon

Автор: Hanna Nolden

Издательство: Bookwire

Жанр: Книги для детей: прочее

Серия: Let´s play love

isbn: 9783958694071

isbn:

СКАЧАТЬ sich auch nicht wieder bei ihr gemeldet und von sich aus Kontakt zu ihm aufzunehmen, traute sie sich nicht. Als sie runter zum Essen ging, war zumindest ihre Mutter immer noch entspannt. Ihr Vater hatte sich auch gefangen und erzählte etwas von einem Justizskandal, der gerade die Presse beschäftigte. Tim jedoch schaufelte stumm sein Essen in sich hinein und wich Vanys Blick aus. Nach dem Essen ging sie wieder hinauf, ließ ein weiteres Mal die Tür offen stehen und zockte Fußballgott 2016. Aber Tim blieb in seinem Zimmer. Das gemeinsame Abendessen fiel ein weiteres Mal aus. Und so saß Vany allein in ihrem Zimmer, fühlte sich vollkommen verloren und von allen abgekapselt. Sie hatte keine Ahnung, was sie gegen dieses furchtbare Gefühl unternehmen sollte. Mit einer gewissen Wehmut dachte sie daran, wie sie noch vor kurzem jeden Abend mit Let’s Plays verbracht hatte. Wie herrlich sie da hatte abschalten können. Sie vermisste das. Sie vermisste Deckx und das Bild, das sie von ihm gehabt hatte, bevor sie ihm im Electropoint zum ersten Mal in echt begegnet war. Unruhig tigerte sie in ihrem Zimmer hin und her, die Krücken so leise wie möglich aufsetzend, um niemanden zu stören. Irgendwann hielt sie es nicht mehr aus. Sie zog den Schreibtischstuhl zurück, räumte die Bücher zur Seite und holte den Laptop aus dem Fach. Sie nahm ihn mit zum Bett und stöpselte ihre Handykopfhörer an, damit niemand mitbekam, was sie tat. Dann fuhr sie den Laptop hoch. Es dauerte ihr fast zu lang, bis sie endlich den Browser öffnen konnte. Die Startseite von YouTube verriet ihr, dass Deckx tatsächlich kein weiteres Video hochgeladen hatte. Vany verzog den Mund. Irgendwie tat es ihr leid, dass sie Deckx so einen Schrecken eingejagt hatte. Ihretwegen plante er, das Let’s Playen aufzugeben und das durfte nicht passieren. Sie überlegte hin und her und allmählich reifte in ihr ein Plan. Sie war das Ganze falsch angegangen. Vany96 hatte versagt. Jetzt war sie klüger. Sie würde einfach noch einmal von vorne anfangen. Sie löschte ihren Account und legte sich schnell einen neuen an. Ohne lange zu überlegen, gab sie sich einen Namen, den sie mit Deckx verband. Rebekka. Wie das kleine Mädchen aus Fantastic Lights. Sie zog die Namen zusammen und so trug der Account den Namen Rebekka McLight. Im Internet suchte sie nach einem hübschen Foto für ihr neues Profil und fand schließlich ein Bild von einem blonden Mädchen in einem schwarzen Spitzenkleid. Im Hintergrund konnte man verschwommen einen Friedhof sehen. Sie war geschminkt und frisiert wie die Leute aus Deckx´ Lieblingsbands und hielt eine schwarze Rose in den Händen. Perfekt. Anschließend ging Vany auf Deckx´ Profil und schrieb unter das letzte Video, seine Ankündigung, pausieren zu wollen, folgenden Text: »Wie schade, dass du aufhören willst. Habe deinen Kanal eben erst entdeckt. Ich hoffe, du änderst deine Meinung.«

      Unverbindlich. Nicht zu aufdringlich. Kaum zu unterscheiden von den Kommentaren, die bereits da waren. Und dieses hübsche Ding würde Deckx bestimmt nicht abweisen! Vany hatte keine Ahnung, warum sich das so verdammt gut anfühlte, doch das tat es. Sie war wieder im Spiel! Sie war vielleicht kurz ausgewechselt worden, aber jetzt stand sie wieder auf dem Platz und alles würde in Ordnung kommen. Sie loggte sich aus, löschte den Browserverlauf und machte sich bettfertig. Auf einmal schien der letzte Donnerstag weit zurückzuliegen. Fast so weit, als hätte es ihn nie gegeben. Sie schaltete das Licht aus und zeigte der Dunkelheit ein strahlendes Grinsen. Von nun an würde alles, aber auch wirklich alles besser werden.

      3: Zwei Leben

      Als Vany am Sonntagmorgen wach wurde, fühlte sie sich, ohne zu wissen, woran das lag, so glücklich wie schon lange nicht mehr. Vor ein paar Tagen hatte sie sich das Leben nehmen wollen. Sie hatte vor einem Trümmerhaufen gestanden und nicht gewusst, wie sie weitermachen sollte. Anschließend hatte sie in ihr altes Leben zurückfinden wollen und jeder hatte ihr Steine in den Weg gelegt. Aber auf einmal spielte all das gar keine Rolle mehr. Vany würde ihren Weg weiterverfolgen. Aufrichtig und emotional sein und auf diese Weise versuchen, ihre Familie, ihre beste Freundin, Leon und ihre Mannschaftskollegen zurückzugewinnen. Sie nahm sich sogar vor, von nun an zu jedem Spiel ihres Teams zu gehen, denn trotz der Begegnung mit dem widerlichen Dirk Ahlfeld hatte das Zusammentreffen mit den anderen ihr im Nachhinein gutgetan. Parallel dazu, ganz im Geheimen, würde sie sich eine neue Existenz aufbauen. Eine Existenz, von der niemand etwas wusste. Rebekka McLights Weg würde ein ganz anderer sein als Vanys und Vany musste aufpassen, dass diese Leben sich nicht miteinander vermischten. Niemand durfte davon erfahren. Schon gar nicht Tim oder ihre Eltern. Auch Jazz würde sie davon nichts erzählen. Vany war mit Deckx durch und würde reumütig zu ihrem bisherigen Leben zurückkehren. Rebekka hingegen fing gerade erst an!

      Vany begann den Morgen damit, ihrer Mutter bei den Vorbereitungen fürs Sonntagsfrühstück zu helfen. Sie konnte zwar nicht so wahnsinnig viel tun, dennoch gefiel es ihr, mit ihrer Mutter zusammen zu sein und etwas zu tun zu haben. Es war seltsam. Bisher hatte sie ihre Eltern als gegeben hingenommen und nicht weiter darüber nachgedacht. Sie konnten sie in den Wahnsinn treiben und vor Kurzem hätte sie gedacht, dass ihr das Verhältnis egal wäre. Sie war kein Kind mehr und hatte nur selten Lust, etwas mit ihren Eltern zu unternehmen. Nachdem sie die beiden jedoch zweimal hintereinander bitter enttäuscht hatte, hatte sie eine Eiseskälte zu spüren bekommen, die ihr klar gemacht hatte, wie wichtig ihr das Verhältnis zu ihren Eltern war. Ihre Mutter hatte sich von allen Familienmitgliedern am schnellsten erholt und schien die gemeinsame Zeit ebenso zu genießen, wie Vany es tat. Ihr Vater war auf sein normales Maß an Interesse und Aufmerksamkeit zurückgekehrt, wohingegen ihre Mutter doppelt so herzlich wie früher war. Ihre Wärme half Vany etwas Kraft zu tanken. Tim allerdings war ein Härtefall. Einst hatte Vany ihr Bruder alles bedeutet. Sie hatte zu ihm aufgesehen, gerne Zeit mit ihm verbracht. Seine Ablehnung schmerzte, aber nicht halb so sehr, wie sie erwartet hatte. Dafür war sie zu sauer auf ihn. Er hatte nicht zu ihr gestanden, hatte sie verpfiffen und jetzt weigerte er sich, ihr zu vergeben, obwohl sie sich alle Mühe gab. Sollte er bleiben, wo der Pfeffer wuchs! Nach dem Frühstück ging Vany in ihr Zimmer und machte die Übungen, die Kerstin, ihre Krankengymnastin, ihr aufgetragen hatte. Sie würde von nun an nichts mehr schleifen lassen. Sie würde für die Schule arbeiten, ihre Freundschaften pflegen und sich um ihr Knie kümmern. Es war unabdingbar, den Halt im Leben wiederzufinden. Den Laptop hatte sie wieder versteckt. Nicht, weil sie fürchtete, dass ihn ihr erneut jemand wegnehmen konnte, sondern um ihn nicht zu sehen. Zusammen mit den schwarzen Klamotten und dem Gothikschmuck lag er am Boden ihres Kleiderschranks, verdeckt vom Saum ihres Wintermantels. Diese Sachen gehörten nicht mehr zu ihrem Leben als Vanessa. Es waren Rebekkas Sachen und sie würde sie nur rausholen, wenn sie sie brauchte. Jede Nacht, wenn alles schlief, wollte sie zumindest einen Blick in Deckx´ Kanal werfen um überblicken zu können, ob er wieder Videos hochlud, worauf sie natürlich hoffte. Unter den alten Videos würde sie als Rebekka nichts schreiben. Wenn neue kamen, würde sie allerdings aktiv werden. Unaufdringlicher als Vany96 es gewesen war. Jeder Kommentar musste perfekt geplant und getimet werden. Diesmal würde Deckx ihr nicht durch die Lappen gehen. Sie überdachte ihre Strategien, während sie ihre Übungen absolvierte. Anschließend war sie ordentlich durchgeschwitzt und fühlte sich ausgezeichnet. Sie ging unter die Dusche und setzte sich im Anschluss an den Schreibtisch, um etwas zu lernen und Ordnung in ihre Schulunterlagen zu bringen. Da sie sich bisher nie etwas aus Schule, Heften und Ordnern gemacht hatte, gab es eine Menge zu tun. Sie besaß einen Collegeblock, den sie für jedes Fach nutzte. So musste sie zu Beginn der Stunden immer eine ganze Weile suchen bis sie das richtige Fach und den aktuellen Stoff fand. Jetzt setzte sie sich daran, Ordner anzulegen und fachspezifisch abzuheften. Manche Seiten schrieb sie sogar in Schönschrift ab. Nicht nur Tim konnte ein Streber sein! Sie gab sich besonders viel Mühe, da sie wusste, dass gute Noten auffielen. Wann immer jemand auffällig wurde, wurde geguckt, ob die Noten sich verschlechtert hatten. Schlechte Noten galten als Indiz dafür, dass es einem Teenager schlecht ging. Vany war eher der Meinung, gute Noten hießen, dass ein Teenager außer Schule sonst kein Leben hatte, aber jetzt ging es ihr um die Außenwirkung. Jeder sollte davon überzeugt sein, dass es ihr gut ging. Erst dann würde man sie in Ruhe lassen. Irgendwann rief ihre Mutter sie zum Mittagessen. Tim saß ihr gegenüber am Tisch und musterte sie verstohlen. Das war immerhin mal ein Fortschritt. Freitag und Samstag hatte er jedenfalls ausschließlich auf seinen Teller geguckt. Nach ein paar Minuten des Schweigens erkundigte er sich: »Was hast du den ganzen Vormittag über gemacht?«

      Bingo! Und schon zahlte sich das Doppelleben aus. Vany musste nicht einmal lügen, um ihre Familie zu beeindrucken.

      »Ich habe die Übungen für mein СКАЧАТЬ