Walter Benjamin: Gesamtausgabe - Sämtliche Werke. Walter Benjamin
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Название: Walter Benjamin: Gesamtausgabe - Sämtliche Werke

Автор: Walter Benjamin

Издательство: Ingram

Жанр: Контркультура

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isbn: 9789176377444

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СКАЧАТЬ als der zweite Versuch der Kunst, sich mit der Technik auseinanderzusetzen, darzustellen. Der erste war der Realismus. Diesem lag das Problem mehr oder minder im Bewußtsein der Künstler vor, die durch die neuen Verfahrungsweisen der Reproduktionstechnik beunruhigt waren, (loci! ev in den Papieren zur Reproduktionsarbeit) Im Jugendstil war das Problem als solches bereits der Verdrängung verfallen. Er begriff sich nicht mehr als von der konkurrierenden Technik bedroht. Umso umfassender und umso aggressiver war die Kritik an der Technik, die in ihm verborgen liegt. Ih⁠〈m〉 ist es im Grunde darum zu tun, die technische Entwicklung zu sistieren. Sein Rückgriff auf technische Motive geht aus dem Versuch hervor, …

      Bei Rollinat ist, was bei Baudelaire Allegorie war, zum Genre hinabgesunken.

      Das Motiv der perte d’auréole ist als entschiedenster Kontrast zu den Jugendstilmotiven herauszuarbeiten.

      Essenz als Jugendstilmotiv⁠〈.〉

      Geschichte schreiben heißt, Jahreszahlen ihre Physiognomie geben⁠〈.〉

      Prostitution des Raumes im Haschisch, wo er allem Gewesenen dient (spleen)⁠〈.〉

      Dem spleen ist der Begrabene das »transzendentale Subjekt« des historischen Bewußtseins.

      Die Aureole lag dem Jugendstil besonders am Herzen. Nie hatte die Sonne sich in ihrem Strahlenkranze besser gefallen; nie war das Auge des Menschen strahlender als bei Fidus.

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      Das Motiv der Androgyne, der Lesbischen, der unfruchtbaren Frau ist im Zusammenhang mit der destruktiven Gewalt der allegorischen Intention zu behandeln. – Die Absage an das »Natürliche« ist zuvor – im Zusammenhang mit der Großstadt als dem Sujet des Dichters – zu behandeln.

      Meryon: das Häusermeer, die Ruine, die Wolken, Majestät und Gebrechlichkeit von Paris.

      Das Widerspiel zwischen Antike und Moderne ist aus dem pragmatischen Zusammenhange, in dem es bei Baudelaire auftritt, in den allegorischen zu überführen.

      Der spleen legt Jahrhunderte zwischen den gegenwärtigen und den eben gelebten Augenblick. Er ist es, der unermüdlich »Antike« herstellt.

      In Baudelaire beruht das »Moderne« nicht allein und zuvörderst auf der Sensibilität. Es kommt darin eine höchste Spontaneität zum Ausdruck; die Modern⁠〈e〉 bei Baudelaire ist eine Eroberung; sie hat eine Armatur. Es scheint, daß das einzig von Jules Laforgue gesehen wurde, als er von dem »Amerikanismus« Baudelaires gesprochen hat.

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      Baudelaire hatte nicht den humanitären Idealismus eines Victor Hugo oder Lamartine. Ihm stand die Gefühlsseligkeit eines Musset nicht zugebote. Er hat nicht wie Gautier, Gefallen an seiner Zeit gefunden noch sich wie Leconte de Lisle um sie betrügen können. Es war ihm nicht, wie Verlaine gegeben, sich in die Devotion zu flüchten, noch, wie Rimbaud, die Jugen⁠〈d〉⁠kraft des lyrischen Elans durch den Verrat am Mannesalter zu steigern. So reich der Dichter an Auskünften in seiner Kunst ist, so unbeholfen ist er, seiner Zeit gegenüber in Ausflüchten. Selbst die »Moderne«, die entdeckt zu haben er so stolz war, wie schlug sie an. Den Vorbildern der Bürgerklasse, die Balzac entworfen hatte, waren die Machthaber des zweiten Kaiserreiches nicht nachgeartet. Und die Moderne wurde schließlich eine Rolle, die vielleicht überhaupt nur noch mit Baudelaire selbst zu besetzen war. Eine tragische, in welcher der Dilettant, der sie mangels anderer Kräfte zu übernehmen hatte, oft eine komische Figur machte, wie die Heroen, die Daumiers Hand unter Baudelaires Beifall zum Besten gegeben hatte. Dieses alles wußte Baudelaire zweifelsohne. Die Exzentrizitäten, in denen er sich gefiel, waren seine Art, das bekannt zu geben. Er war also ganz gewiß kein Heiland, kein Märtyrer, nicht einmal ein Heros. Aber er hatte etwas vom Mimen an sich, der die Rolle des »Dichters« vor einem Parkett und vor einer Gesellschaft zu spielen hat, die den echten Dichter schon nicht mehr braucht, und ihm seinen Spielraum nur noch als Mimen gibt.

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      Die Neurose produziert den Massenartikel in der psychischen Ökonomie. Er hat dort die Form der Zwangsvorstellung. Sie erscheint im Haushalte des Neurotikers in ungezählten Exemplaren als die immer gleiche. Umgekehrt hat der Gedanke der ewigen Wiederkehr bei Blanqui selbst die Form einer Zwangsvorstellung.

      Der Gedanke der ewigen Wiederkunft macht das historische Geschehen selbst zum Massenartikel. Diese Konzeption trägt aber auch noch in anderer Hinsicht – man könnte sagen: auf ihrer Rückseite — die Spur der ökonomischen Umstände, (Jenen sie ihre plötzliche Aktualität verdankt. Diese meldete sich in dem Augenblicke an, da die Sicherheit der Lebensverhältnisse durch die beschleunigte Abfolge der Krisen sich sehr verminderte. Der Gedanke der ewigen Wiederkunft hatte seinen Glanz davon, daß mit einer Wiederkunft von Verhältnissen in kleineren Fristen, als sie die Ewigkeit zur Verfügung stellte, nicht unter allen Umständen mehr zu rechnen war. Die Wiederkunft alltäglicher Konstellationen wurde ganz allmählich ein wenig seltener und es konnte sich damit 〈die〉 dumpfe Ahnung regen, man würde sich mit den kosmischen Konstellationen begnügen müssen. Kurz, die Gewohnheit schickte sich an, einiger ihrer Rechte sich zu begeben. Nietzsche sagt: »Ich liebe die kurzen Gewohnheiten« und schon Baudelaire war sein Lebtag unfähig, feste Gewohnheiten zu entwickeln.

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      Auf dem Passionswege des Melancholikers sind die Allegorien die Stationen. Stelle des Skeletts in der Erotologie von Baudelaire? »L’élégance sans nom de l’humaine armature.«

      Die Impotenz ist die Grundlage des Passionsweges der männlichen Sexualität. Historischer Standindex dieser Impotenz. Aus dieser Impotenz geht ebensowohl seine Bindung an das seraphische Frauenbild wie sein Fetischismus hervor. Hinzuweisen ist auf Bestimmtheit und Präzision der Frauenerscheinung bei Baudelaire. Die Kellersche »Dichtersünde«, »Süße Frauenbilder zu erfinden | Wie die bittere Erde sie nicht hegt«, ist sicherlich nicht die seine. Kellers Frauenbilder haben die Süßigkeit der Chimären, weil er ihnen die eigene Impotenz eingebildet hat. Baudelaire bleibt in seinen Frauengestalten präziser und mit einem Worte französischer, weil das fetischistische und das seraphische Element bei ihm fast nie, wie bei Keller, zusammentreten.

      Gesellschaftliche Gründe für die Impotenz: die Phantasie der Bürgerklasse hörte auf, sich mit der Zukunft der von ihr entbundenen Produktivkräfte zu beschäftigen. (Vergleich zwischen ihren klassischen Utopien und denen des mittleren neunzehnten Jahrhunderts.) Die Bürgerklasse hätte, um sich mit dieser Zukunft ferner beschäftigen zu können, in der Tat zunächst auf die Vorstellung von der Rente verzichten müssen. In der Fuchsarbeit habe ich gezeigt, wie die spezifische »Gemütlichkeit« der Jahrhundertmitte mit diesem wohlbegründeten Erlahmen der gesellschaftlichen Phantasie zusammenhängt. Im Vergleich zu den Zukunftsbildern dieser gesellschaftlichen Phantasie ist der Wunsch, Kinder zu bekommen, vielleicht nur ein schwächerer Stimulans der Potenz. Immerhin ist Baudelaires Lehre von den Kindern als den dem péché original nächsten Wesen hier ziemlich verräterisch.

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      Baudelaires Verhalten auf dem literarischen Markt: Baudelaire war – durch seine tiefe Erfahrung von der Natur der Ware – СКАЧАТЬ