Die Tote im Stadl. Stefan Maiwald
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Название: Die Tote im Stadl

Автор: Stefan Maiwald

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Servus Krimi

isbn: 9783710450297

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СКАЧАТЬ trank Orangensaft, den er sich von der Bäckerei geholt hatte. Er schmeckte, als wäre jemand eine Wette eingegangen, dass er Orangensaft machen könnte, ohne eine einzige Orange zu benutzen.

      »Ach, Swetlana«, schluchzte die Litfaßsäule.

      »Kannten Sie sie näher?«, fragte Feiersinger einfühlsam.

      »Sie war so süß, sie war so zart … Wie ein Engel, so ein unschuldiges, rührendes Ding …«

      »Demnach waren Sie miteinander gut bekannt. Haben Sie einen Verdacht, wer …?«

      »Ach, und im Bett, ich sag’s Ihnen«, Wiedehopf tupfte sich die Tränen mit einem weiß-blau karierten Stofftaschentuch aus den Augen, »da war sie eine Granate, wie ich nie eine hatte.«

      Der Löffel, mit dem Feiersinger seinen Kaffee umgerührt hatte, verharrte in seiner Position. Hilde Hofgärtner schluckte, aber die Luft blieb ihr auf halbem Weg im Hals stecken. Die Plastikmoleküle in Kerschbaumers Orangenersatztrank hielten kurz in ihrem schändlichen Treiben inne. Die Wolken zogen nicht mehr vorbei, die Erde hörte auf, sich zu drehen. Das gesamte Universum riss die Augen auf und zog die Brauen empor.

      »Äh?«, fragte Revierinspektor Feiersinger, und Kerschbaumer fand, dass dies genau die passende Reaktion war. Eine bessere wäre ihm auch nicht eingefallen.

      Die hübsche Swetlana habe nebenbei noch etwas hinzuverdient, berichtete Wilhelm Wiedehopf. Er habe sie zwar sehr gemocht, sei aber nicht der Einzige gewesen, erklärte er bedauernd. Ihre Tarife konnten mit großstädtischen Escort-Damen der höheren Ränge mithalten, aber Bad Kleinkirchheims Touristen – und die Einwohner, die von ihnen lebten – seien ja auch eine wohlhabende Gruppe.

      Sie war bildhübsch und sie wusste es, wie ihr Instagram-Account verriet, den Feiersinger sofort am Bildschirm aufrief. Sie posierte vorzugsweise und sehr gekonnt im Bikini. Wenig passend zur Jahreszeit, aber eindeutig überzeugend. Im Pulracher traf sie zudem auf zahlungskräftige Kundschaft, die sich darüber hinaus in Urlaubs-, also Spendierlaune befand.

      »Und darum bin ich bereit, zehntausend Euro aus eigener Tasche für Hinweise auszuloben, die zur Aufklärung dieses furchtbaren Verbrechens führen«, erklärte der rustikale Bayer. Ansonsten könne er aber leider nur wenig Hilfreiches aussagen, war er doch erst am Vortag angereist. Er habe sich schon sehr auf Swetlana gefreut, die er zuletzt im Sommer gesehen hatte, in Zimmer 203, wie er zwinkernd hinzufügte.

      »Sechs Knöpfe links, einer fehlt«, murmelte Feiersinger wie zu sich selbst, nachdem der Bayer gegangen war. Er meinte offenbar den Lodenmantel des spendierfreudigen Zeugen.

      »Machen Sie sich nichts draus«, flüsterte Inspektorin Hofgärtner, »er hat einen Zahlentick.«

      Kerschbaumer nickte. »In einem Agatha-Christie-Krimi wäre das im Lauf der Ermittlungen vielleicht irgendwann sehr nützlich.«

      7.Schnipsel & Notizen

      »Ich denke, ein bisschen was haben wir herausgefunden«, schnarrte Kriechnitz aus dem Telefonlautsprecher. »Zunächst die Tatzeit: ziemlich genau Mitternacht, plus minus eine Stunde.«

      »Ist die Hütte oder der Weg dorthin beleuchtet?«, fragte Kerschbaumer seine mithörenden Kollegen.

      Hofgärtner schüttelte den Kopf.

      »Die Schuhspuren, die zum Tatort und auch von ihm weg führen, gehören zu Stiefeln der Marke Timberland, Größe siebenundvierzig.«

      »Das ist groß und definitiv männlich.«

      »Ja, auch die Tiefe des Stichs spricht für einen männlichen Täter, sagt unser Doc. Ziemlich sicher Rechtshänder außerdem.«

      »Hmmm«, schrieb Kerschbaumer mit.

      »Eine kleine Überraschung habe ich dann doch noch für Sie«, frohlockte Kriechnitz. »Swetlana ist nicht erstochen worden.«

      »Wie bitte?«

      »Unter dem Schal waren heftige Würgespuren, der Kehlkopf war eingedrückt. Sie war vermutlich schon tot, als das Messer sie traf. Allerdings liegen das Würgen und der Messerstich zeitlich so nah beieinander, dass nicht hundertprozentig auszumachen ist, was nun die finale Todesursache war. Ein, hihi, Doppelmord, könnte man sagen.«

      »Warum beides?«

      »Der Mörder wollte auf Nummer sicher gehen?«, überlegte Hofgärtner.

      Kerschbaumer nickte wie abwesend, war aber nicht überzeugt von ihrer These. Solcherlei Morde kamen in der Realität so gut wie nie vor. Sollte hier ein Zeichen gesetzt werden?

      »Wir haben außerdem am Tatort noch zwei Zeitungsschnipsel gefunden und in der Wohnung des Opfers ein aufschlussreiches Notizbuch.«

      »Ein Notizbuch, sieh an. Kein Handy?«

      »Nein, leider nicht. Ich schicke Ihnen alles per Kurier vorbei, die Spuren haben wir gesichert. War aber nicht viel, nichts bei den Zeitungsschnipseln, nur ein Haar im Notizbuch, wohl von Swetlana. In einer Stunde haben Sie alles.«

      »Was ist mit dem Koffer?«

      »Jetzt verderben Sie mir doch nicht die größte Überraschung«, gluckste Kriechnitz, der Spaßvogel. »Auf dem Aktenkoffer, Marke Goldpfeil übrigens, Produktionsjahr um 1995, konnten wir tatsächlich Swetlanas Fingerabdrücke feststellen.«

      Kerschbaumer setzte sich ruckartig auf. »Das ist ja ein Ding. Und sonst?«

      »Nur Spuren von Druckerschwärze, vielleicht lagen Zeitungen darin.«

      »Zeitungen …« Kerschbaumer grübelte.

      Kerschbaumer betrachtete zunächst die Schnipsel. Es waren zwei gleich große Zeitungsausschnitte aus dem Sportteil der Krone, doch in beiden Fällen waren die Artikel merkwürdig gestutzt, sodass einmal (Spielbericht der Ersten Eishockeyliga zwischen dem Rekordmeister Klagenfurter AC und den Erzrivalen Vienna Capitals) der Beginn fehlte und einmal (Anna Gassers Training auf den Gletschern in Obertauern) das Ende. Ein Teil der Druckerschwärze war verwischt, weil die Schnipsel im Schnee gelegen hatten.

      Währenddessen hatte Feiersinger das Notizbuch durchgeblättert, ein hübsches, liniertes A-bis-Z-Verzeichnis, in Leder eingebunden. »Vierunddreißig Namen. Die meisten, sechs, unter dem Buchstaben H.«

      »Identifizierbar?«

      »Viele sind nur mit Kürzeln drin, aber die Telefonnummern, wenn sie nicht in irgendeiner Form codiert sind, sollten wir nachvollziehen können. Der Vorwahl nach sind es fünf aus Deutschland, drei aus den Niederlanden, elf aus Italien, zwei aus Slowenien. Der Rest aus Österreich.«

      »Gut. Bitten Sie die zuständigen Stellen um Amtshilfe. Die Kollegen sollen erfragen, in welchem Verhältnis die jeweilige Person zu Swetlana stand, wann sie sie das letzte Mal gesehen hat und so weiter. Außerdem will ich ein Alibi. Von allen, die mehr als dreihundert Kilometer entfernt sind, reicht mir eines für den Nachmittag. Bei allen, die näher wohnen, will ich eines für den Abend.«

      »Das wird eine Mordsarbeit«, greinte Feiersinger.

      »Wer am Telefon nichts sagen will, soll schleunigst einen Urlaub in Bad Kleinkirchheim СКАЧАТЬ