Die Tote im Stadl. Stefan Maiwald
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Название: Die Tote im Stadl

Автор: Stefan Maiwald

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Servus Krimi

isbn: 9783710450297

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СКАЧАТЬ betrachtete die rosa lackierten Fingernägel der Leiche. »Sie trägt eine dicke Daunenjacke und einen mehrfach gewickelten Schal, aber keine Handschuhe. Finden Sie das nicht ungewöhnlich?«

      »Hmmm«, machte Kriechnitz.

      »Darf ich?«, fragte Kerschbaumer. Kriechnitz gab ihm ein paar Plastikhandschuhe. Damit tastete der Wiener Chefinspektor vorsichtig die teure Jacke ab. Die Handschuhe steckten in den beiden tiefen Außentaschen.

      »Na, da haben Sie Ihre Handschuhe«, lächelte Kriechnitz.

      Kerschbaumer nickte, aber es kam ihm trotzdem seltsam vor. »Was ist mit ihrem Handy?«

      »Bislang noch nix.«

      »Sie geht am Abend aus dem Haus und hat ihren Ausweis dabei, aber nicht ihr Handy. Eher ungewöhnlich für eine Einundzwanzigjährige.«

      Kriechnitz blickte Kerschbaumer verschlagen an. Augenscheinlich mochte er keine klugen Menschen. »Wir haben ihre Nummer im Hotel erfragt, bereits eine Handyortung beantragt und aufgrund der Dringlichkeit genehmigt bekommen.«

      »Und?«

      »Leider ohne Ergebnis.«

      »Das ist mysteriös.«

      »Entweder es ist ausgeschaltet, der Akku ist leer, es liegt in einer Höhle oder es wurde äußerst gründlich und fachmännisch mit einem Hammer zerstört.«

      Kerschbaumer erinnerte sich an den Haschischdealerring in Wien, der seine alten Handys stets in kochendes Wasser warf. »Das heißt dann vermutlich, dass es absichtlich, nun ja, entsorgt wurde. Versuchen Sie es mit einer Funkzellenabfrage. Das sollte kein Problem sein.« Mit dieser Abfrage konnten die Ermittler mit etwas Glück den Weg eines Handys über die letzten Tage nachverfolgen.

      »Schauen S’ mal hier, wir haben noch etwas gefunden.« Kriechnitz holte ein bereits in Zellophan verpacktes potenzielles Asservat hervor. Es war ein dunkelbrauner Aktenkoffer aus Leder im Börsenmaklerstil der 1980er-Jahre mit vergoldetem Zahlenschloss.

      »Offen, leer und nass«, erklärte der Chef der Spurensicherung. »Wir wissen allerdings nicht, ob er etwas mit dem Mord zu tun hat.«

      »Wo lag er?«

      »Da hinten, unter den beiden Fichten.« Kriechnitz zeigte auf eine Stelle in etwa zwanzig Metern Entfernung vom Tatort.

      »Fußspuren?«, fragte Kerschbaumer.

      »Nein. Aber er könnte auch dorthin geschleudert worden sein. Lange liegt er jedenfalls noch nicht im Freien.«

      »Dann untersuchen Sie ihn mal auf Fingerabdrücke und alles Sonstige.«

      »Selbstverständlich.« Kriechnitz verdrehte ungeniert die Augen. Wollte dieser Wiener ihm etwa erklären, wie Ermittlungsarbeit funktioniert?

      Über den Waldweg hatte sich inzwischen eine Ambulanz bis auf zweihundert Meter genähert. Die Sanitäter mussten den restlichen Weg zu Fuß zurücklegen, um die Trage heranzubringen. Mit etwas Mühe legten sie den Körper darauf. Und Kerschbaumer fiel dabei auf, dass Swetlana recht groß war, bestimmt an die eins achtzig.

      Dann kam ein weiteres Fahrzeug herangefahren, ein Lieferwagen. Auf den Seitentüren stand: »Der flinke Fischer – Denkmal-, Fassaden- und Gebäudereinigungsmeister, Inh. Horst Fischer«.

      Auch nach zwanzig Jahren im Beruf und unzähligen Begegnungen zuckte Kerschbaumer immer noch zusammen, wenn diese Menschen mit Kriminalfällen zu schaffen hatten. In Österreich durften ausgebildete Denkmal-, Fassaden- und Gebäudereiniger mit Meisterbrief nämlich auch Tatorte reinigen.

      »Wir brauchen hier noch eine Weile«, rief Kriechnitz, als sich der Fahrer näherte.

      »Ich hab Zeit, die Arbeit läuft ja nicht weg«, entgegnete Inh. Horst Fischer fröhlich, ging zum Wagen zurück und öffnete die Hintertüren, um erste Gerätschaften hervorzuholen.

      »Bis wann können wir mit den Ergebnissen rechnen?«, fragte Kerschbaumer.

      »Die Todesursache kann ich Ihnen auch sofort sagen«, schmunzelte Kriechnitz, der verfluchte Spaßbolzen.

      5.Im ersten Haus des Ortes

      Swetlana hatte ein Zimmer in einer Pension bewohnt, gemeinsam mit ihrer Kollegin Martina, einer stämmigen Belgierin mit tschechischem Vater, die im Spa des Pulracher als Masseurin arbeitete. Die Pension war von der einfacheren Sorte und ganzjährig vom Hotel fürs Personal angemietet worden. Es war ein karger, aber sauberer Raum mit zwei Betten und zwei Nachttischen, einem großen Schrank und einem WC mit, immerhin, Badewanne. Von dem kleinen Fenster konnten die beiden Bewohnerinnen den Ausblick auf ihre Arbeitsstelle genießen. Wie romantisch. Beide hatten sich etwas wohnlicher eingerichtet, mit Postern und Fotos über ihren Betten. Bei Swetlana waren es italienische und amerikanische Schauspieler mit einem deutlichen Tom-Holland-Schwerpunkt, dem aktuellen Spider-Man. Über Martina, die mit verheulten Augen auf ihrem Bett saß, hingen jede Menge Familienfotos.

      »Es tut mir sehr leid um Ihre Kollegin«, sagte Kerschbaumer.

      »Freundin«, verbesserte Martina und schluchzte auf.

      »Ich weiß, es ist jetzt sehr schwer, darüber zu sprechen. Aber können Sie sich vorstellen, wer zu einer solchen Tat fähig wäre?«

      Martina schüttelte energisch den Kopf. Kerschbaumers Hand bekam eine Träne ab.

      »Ist Ihnen in der letzten Zeit etwas Ungewöhnliches aufgefallen? War Swetlana irgendwie verändert?«

      »Sie war wie immer«, brachte Martina mit erstickter Stimme hervor.

      »Hatte Swetlana einen Freund?«

      Martina schüttelte den Kopf. Und Kerschbaumer erkannte, dass hier und heute wenig zu holen war.

      »Die Spurensicherung wird gleich da sein«, sagte er. »Ich bitte Sie, das Zimmer zu verlassen und nichts mitzunehmen. Hier ist noch meine Karte. Melden Sie sich, wenn Ihnen noch etwas einfällt.«

      Martina blickte verdutzt auf Kerschbaumers Visitenkarte, eine Reaktion, die er in den letzten Jahren immer wieder bei jungen Leuten beobachtet hatte, denen Visitenkarten mit aufgedruckten Namen und Telefonnummer drauf wie ein geheimnisvolles Relikt aus der Zeit der Pyramiden vorkamen.

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      Hinter dem Rezeptionstisch des Hotels Pulracher kam ein serviler Kerl hervorgeschossen (Krawatte, Siegelring), der sich als »Guest Manager« vorstellte. Den Kopf unter dem gegelten und scharf zurückgekämmten Haar permanent schräg haltend, entschuldigte er die Abwesenheit der Chefin: »Frau Pulracher ist auf einem wichtigen Termin in Wien«, hechelte er. »Sie ist soeben von uns unterrichtet worden und kommt gleich morgen Vormittag zurück.«

      Kerschbaumer nickte. »Ich würde gern mit einigen Ihrer Mitarbeiter sprechen.«

      »Aber selbstverständlich, selbstverständlich. Sie haben nichts dagegen, wenn ich dabei sein werde?«

      Kerschbaumer hatte etwas dagegen.

      Doch auch hier СКАЧАТЬ