Название: New Hope City
Автор: Severin Beyer
Издательство: Автор
Жанр: Научная фантастика
isbn: 9783957771421
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»Oh, Sie sind es, Herr Kommissar«, spielte er den Überraschten, als er die Türe öffnete »Es tut mir leid, dass Sie so lange warten mussten. Womit kann ich Ihnen weiterhelfen? Hat sich der Verdacht gegen mich erhärtet, oder besuchen Sie mich nur zum Vergnügen?«
Rivera merkte dem Kommissar an, wie sehr diesen seine aufgesetzte Freundlichkeit abstieß. Das amüsierte ihn und tröstete ihn immerhin für den Moment darüber hinweg, die geplante Zerstückelung noch ein wenig aufzuschieben.
»Darf ich eintreten?«
»Wenn Sie so direkt fragen, dann möchte ich Ihnen genauso direkt antworten: Nein.« Er wollte wirklich nicht, dass der Bulle seine Wabe betrat. So wie er diesen Rien einschätzte, würde es nicht lange dauern, bis der sich auf die eine oder andere Weise bemerkbar machte. Wahrscheinlich rutschte der Junkie im Bad aus, schlug sich als Folge dessen vollkommen von allein den Kopf auf und er, Rivera, wäre schon wieder der Verdächtige in einem Todesfall, den er nicht verschuldet hatte.
»Sie wissen, dass es sich dabei um eine rhetorische Frage handelt. Durch die Antiterrorgesetzgebung ist es der Polizei auch ohne Durchsuchungsbefehl erlaubt, fremde Wohnungen zu betreten«, entgegnete ihm der Beamte im Trenchcoat trocken. Sein künstliches, tief dunkelgrünes Auge funkelte Rivera bösartig an.
»Aber das können Sie nur, sofern Terrorverdacht besteht.«
»Es liegt vollkommen in meinem Ermessenspielraum, ob ich einen terroristischen Hintergrund vermute, unabhängig davon, ob sich dieser Verdacht im Nachhinein als gerechtfertigt herausstellt. Wenn Sie mir in diesem Fall Widerstand leisten, dann kann ich sie ohne weiteres festnehmen.
Also, darf ich reinkommen oder muss ich Sie erst als Terrorist verdächtigen?«
Gut gespielt. Unter anderen Umständen würde der Kommissar so etwas wohl nicht machen, aber jetzt kam die Retourkutsche für gestern.
»Es ist mir unangenehm, Sie sehen ja an meinem Casual Look, dass ich nicht auf Besuch vorbereitet bin. Meine Wohnung ist daher nicht gerade das, was man ordentlich nennen würde.«
»Damit habe ich kein Problem.«
»Dann treten sie ein«, entgegnete ihm Rivera mit einem scheinbar überlegenen Lächeln, von dem er wusste, dass es diesen Steiner ärgern musste »Kann ich Ihnen einen Kaffee anbieten? Oder Tee?« Er bekam keine Antwort.
»Ich hatte mir Ihre Wohnung größer vorgestellt. Auch die Wohngegend überrascht mich. Was arbeiten Sie denn?«, meinte der Polizist, als er die Wabe betreten hatte und die Türe hinter sich schloss. Rivera fragte sich, warum ihn der Beamte das fragte. Hatte der Kommissar ihn denn nicht überprüft? Was für ein lausiger Polizist …
»Sie meinen, weil mein Körper sehr kostspielig gewesen sein muss? Mit nahezu unbezahlbarer Nanotechnologie und allen Extras im High-End-Bereich ausgestattet? Ich bin Privatier und lebe von dem Vermögen, das mir meine Eltern hinterlassen haben. Hier wohne ich übrigens nur während der Frühlings- und Sommermonate«, der letzte Satz klang blasiert, sollte auch so klingen und war blanker Unsinn.
»Sie leben hier alleine?«
Rivera wollte gerade verneinen, doch dann hielt er inne: Um ein Haar hätte ihn der Polizist erwischt. Wahrscheinlich konnte der Kommissar mit seinem Augenimplantat durch Wände sehen. Sein Zögern überspielte Rivera dadurch, dass er in der Küche die Kaffeemaschine neu befüllte und aktivierte. Möglicherweise hatte der Polizeibeamte beobachtet, wie er seinen Gast ins Bad gezerrt hatte. Glück gehabt! Hätte der Kommissar nur zehn Sekunden später geklingelt – es wäre wirklich schwierig geworden, eine mit dem Gesetz im Einklang stehende Erklärung dafür zu finden, warum er gerade Riens Schädel zertrümmert hatte.
»Die Wohnung ist auf mich angemeldet, aber es kann passieren, dass ich hin und wieder Gäste im Haus habe.«
»Haben Sie momentan Gäste?«
»Sie meinen welche, die ich einem unerwarteten Besuch vorstellen möchte?«
Seinen Gesprächspartner hatte Rivera damit überrumpelt. Er beschloss, dem Kommissar den Wind aus den Segeln zu nehmen:
»Ich bin bi«, log er »Aber ich will nicht, dass das bekannt wird. Meine Kontakte zu Männern behandele ich lieber diskret. Da bin ich etwas konservativ. Jetzt kennen Sie auch den tatsächlichen Grund, warum ich sie nicht in meiner Wohnung haben wollte«, fügte er mit einem guten Schuss Pathos hinzu.
Es war offensichtlich, dass der Kommissar unzufrieden mit seiner Antwort war, da er wohl gehofft hatte, ihn in diesem Punkt ins Schwitzen zu bringen oder ihn zumindest in einen Widerspruch zu verwickeln.
»Kann ich Ihren Besuch sehen?«, meinte Steiner mürrisch.
Das war keine rhetorische Frage, das war Rivera klar.
»Wollen Sie auch einen Kaffee?«, versuchte er vom Thema abzulenken, während er sich selbst eine Tasse einschenkte. Genießerisch roch er daran, ehe er einen Schluck daraus nahm. Bei Riveras hervorragenden Aussehen und seinem schauspielerischen Talent hätte er es mit den besten Werbemodels aufgenommen.
»Ich bin nicht hier, um mit Ihnen Kaffee zu trinken. Das Gespräch wird ab dem jetzigen Zeitpunkt übrigens aufgezeichnet«, entgegnete der Kommissar. Ohne weitere Erklärung legte er seinen Smartpod auf den Küchentisch:
»›Beweisaufnahme: Start.‹
Herr Ben Rivera, meine Kollegen und ich sind die Aufzeichnungen der Überwachungskameras am Erasmus-von-Rotterdam-Platz durchgegangen und haben dabei festgestellt, dass Sie in keiner einzigen Einstellung zu sehen sind.«
»Und?«
»Nach unserem bisherigen Wissensstand hätten Sie sich mindestens zweieinhalb Stunden in der Toilette aufhalten müssen, ohne von einer einzigen Kamera auf dem Platz gesehen zu werden. Ziemlich viel Zeit, wenn man bedenkt, dass Sie es ohnehin nicht nötig haben, eine öffentliche Toilette aufzusuchen. Dealen Sie mit Drogen?«
Rivera grinste sein höflichstes Raubtiergrinsen, während er zuckersüß entgegnete:
»Nein, das habe ich nicht nötig. Überprüfen Sie ruhig meine Finanzen, falls Sie mir nicht glauben. Gerne auch mit Verdacht auf terroristischen Hintergrund, sofern Ihnen das den Zugriff auf meine Konten erleichtert. Ansonsten können Sie mich und meine Wohnung jederzeit durchsuchen, Drogen werden Sie keine finden.
Aber um zu Ihrem anderen Punkt zu kommen, dass ich mich zweieinhalb Stunden in der öffentlichen Toilette aufgehalten haben soll … Das kann schlicht nicht sein. Befragen Sie ruhig die anderen Personen, die in diesem Zeitraum dieselbe Örtlichkeit aufgesucht haben. Dank Ihrer Kameras dürfte es nicht schwierig werden, die dafür in Betracht kommenden Zeugen zu identifizieren. Mit meinem weißen Anzug hätten sie mich nur schwer übersehen. Falls Sie und Ihre Kollegen es nicht von sich aus tun sollten, dann werden es meine Anwälte in die Wege leiten, keine Sorge. Ich weiß, dass ich mich damit entlaste.
Aber haben Sie vielleicht einmal in Betracht gezogen, dass Sie die Aufzeichnungen von Argus vielleicht nicht sorgfältig genug durchgegangen sind?«
Er hatte beim Kommissar einen Nerv getroffen. Natürlich wusste Rivera nicht, dass sich Steiner fragte, ob Irina nicht doch ein Fehler unterlaufen sein könnte, der ihn nun in eine peinliche Situation brachte. Doch Rivera, der große Manipulator, erkannte am kurzen Zögern des Kommissars СКАЧАТЬ