New Hope City. Severin Beyer
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Название: New Hope City

Автор: Severin Beyer

Издательство: Автор

Жанр: Научная фантастика

Серия:

isbn: 9783957771421

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СКАЧАТЬ unbedingt ausprobieren wollte.«

      »Ja, aber nur weil du und deine Kumpels ständig davon geschwärmt habt.« Audrey fing sich wieder, nachdem sie ihre erste Wut losgeworden war. Ihr Tonfall klang fast entschuldigend.

      »Ist ja auch der krasseste Shit, den du kriegen kannst«, meinte Harald, nun seinerseits wieder versöhnlich »Das erklärt auch, warum du zwischendurch wie eine bescheuerte Schlafwandlerin durchs Zimmer geirrt bist«.

      »Es war absolut oberkrass. Der Trip hat sich so echt angefühlt. Alles war so klar, als ob ich gar nichts eingeworfen hätte.«

      »Was hast du denn erlebt?«, wollte er grinsend wissen.

      »Ich war in einem gigantisch großen Tropenhaus. Alles voller Pflanzen, die sahen total abgefahren aus. Wie so Sachen, die du im Traum siehst und dann wieder vergisst, wenn du aufwachst. Aber dann hat mich irgendetwas verfolgt …«

      Harald wurde hellhörig: »Hast du gesehen, was da hinter dir her war?«

      »Ne, habe ich nicht. Es war mehr ein Gefühl, als eine Sache, glaub’ ich mal. War dann auch plötzlich weg. Aber ich hatte echt kurz Schiss wegen des ›Fluch des Pharaos‹, von dem alle reden.«

      »Echt jetzt?«, Harald lachte zu laut »Das mit dem Fluch ist nur so’n Scheiß, den sich die Leute erzählen, um kleinen Kindern Angst zu machen.«

      »Aber in den Nachrichten reden sie doch überall von diesen Morden.«

      »Ach, die haben doch nichts mit dem Blue zu tun. Das ist alles Panikmache«, meinte er achselzuckend »Die suchen nur einen Sündenbock, weil sie bis jetzt noch niemanden geschnappt haben.«

      »Hm …« Audrey klang nicht sehr überzeugt. In ihrer Hand hielt sie die Verpackung, in der das AlbinoBlue gewesen war. Dein Weg zur Erleuchtung stand darauf.

      »Wie war es denn bei dir?«, wollte sie von ihm wissen.

      »Was meinst du?«

      »Den Trip meine ich.«

      »Ich war in keinem Gewächshaus, das kannst du mir definitiv glauben. Ich bin nicht so der Pflanzentyp.«

      »Das meine ich nicht. Bist du auch verfolgt worden?«

      Verlegen sah Harald an die Decke. Er schwieg einen Augenblick, ehe er antwortete: »Das erleben alle das erste Mal. Aber du kannst mir glauben, das kommt nicht wieder. Ist wahrscheinlich eine Nebenwirkung, weil sich dein Körper erst einmal an das Blue gewöhnen muss. Bekommt man halt Verfolgungswahn. Ab jetzt wirst du nur noch cooles Zeug erleben, dafür lohnt sich die Paranoia.«

      Audrey antwortete nicht. Anscheinend hatte sie der Trip mehr mitgenommen, als er angenommen hatte. Harald überlegte, wie er sie wieder auf andere Gedanken bringen konnte. Schließlich meinte er unvermittelt:

      »Woll’n wir noch n’bisschen Mero III zocken? Ich bin kurz vor dem Endboss, kann echt nicht mehr lange dauern. Danach könnten wir doch den Multiplayer ausprobieren«

      Sie nickte. Während Harald sich daran machte, die nächste Zombiehorde zu plätten, ging sie zum einzigen Fenster der Wabe und öffnete es. Der Lärm der Straße drang zu ihr hinauf. Immerhin hatte ihre Wohnung den Luxus eines Fensters.

      Unter ihr flog eine Drohne am Wohnblock vorbei. Sie projizierte ein Hologramm des New Hoper Bürgermeisters Desmond Giordano. Dazu ertönte eine Lautsprecherdurchsage mit der Stimme des Stadtoberhaupts, die auf schizophrene Weise zugleich sowohl vor der allgegenwärtigen Terrorgefahr warnte, als auch garantierte, dass kein Grund zur Besorgnis bestehe.

      Audrey hörte die Stimme nicht. Stattdessen musste sie an die Worte des Mannes denken, den sie während ihres Rausches getroffen hatte: ›Trotz allem hattest du Glück: Du hast mich gefunden und darfst wieder gehen. Das können nicht alle von sich behaupten, die mich besucht haben.‹

      Ihre Gedanken schweiften ab zu dem neuesten Mumienmord, der sich laut den Nachrichten am Vormittag ereignet hatte.

      Böses Erwachen – eine Stadt sucht einen Mörder

      The shitstorms are coming!

      Graffiti, Künstler unbekannt

      *

      The shitstorms are coming! Die Warnung starrte Steiner von der Wand des versifften Aufzugs an, der ihn und sein Motorrad aus dem Wabenblock beförderte. Sie kam wieder einmal zu spät, denn ein Shitstorm der ganz besonderen Art wütete bereits in seinem Schädel. Er wusste nicht mehr, was er gestern Abend alles in sich hineingeschüttet hatte, aber den Schmerzen nach zu urteilen, mussten es sich Madame Ming und er ziemlich dreckig gegeben haben.

      Wenigstens hatte er schon einen Kaffee intus – mitsamt dem obligatorischen Tablettenmix aus Aspirin, einer Antialkpille und seiner täglichen Anti-Aging-Dosis. Sich zu duschen war leider nicht drin gewesen, Madame Ming brauchte ihre tägliche Wasserration für sich selbst. Ein gewaschenes Gesicht und Deo unter den Achseln mussten gegen den Alkoholgestank vorerst ausreichen. Die einzige, die sich daran stören würde, wäre ohnehin Irina. Aber er war es gewohnt, mit ihren feindseligen Blicken zu leben. Die sollte sich nicht so aufführen, schließlich machte er den Job schon eine halbe Ewigkeit. Auch ihr Idealismus würde mit der Zeit verschleißen. Ein Gedanke, den Steiner als äußerst tröstend empfand.

      Auf der Fahrt durch die belebten Straßen New Hopes, in denen er sich hauptsächlich gegen militante Radfahrer durchsetzen musste, machte er einen kurzen Halt an einem Bäckereiautomaten. Er wählte aus den vielen der vegetarisch belegten und in Diätmajo ertränkten Brötchen eines aus, um es während der Fahrt hinunterzuwürgen. Das entsprach zwar nicht den Verkehrsregeln, aber wer hielt sich schon daran? Außer Fußgängern und Passagieren der Metropolbahn waren die meisten Verkehrsteilnehmer schließlich Radfahrer. Und das waren die selbstgerechtesten Verkehrsfaschisten überhaupt, wenn es nach Steiner ging. Die fuhren ja mit dem Rad und taten damit der Natur und ihrer Gesundheit etwas Gutes. Da durften sie schon erwarten, dass die Welt ihnen applaudierte, wenn sie Fußgänger zur Seite drängten oder die Metropolbahn blockierten, weil sie dringend noch über die Schienen mussten. Damit musste man doch Einsehen haben.

      Zusätzlich waren diese Lahmärsche seinem Motorrad im Weg. Nachdem der Kommissar wieder einmal von einem dieser Idioten geschnitten wurde, der ohne Handzeichen und Schulterblick in Steiners Fahrbahn eingebrochen war, stellte er seine Sirene an und drängte den Flachwichser zurück in seine Spur. Rücksichtlos heizte er an den eingeschüchterten Radfahrern vorbei, bis er endlich das Polizeihauptrevier der Undercity erreichte. Das Sirenengeheul war zwar Gift für seinen Schädel, aber der wummernde Schmerz, den es auslöste, war allemal besser, als sich dieses Verkehrshickhack weiterhin bieten zu lassen.

      Irina Dvorac war eine Frau von beinahe zwei Metern Größe und kräftigem Körperbau, so der Typ Terminator. Ihr Gesicht war im Gegensatz dazu das Sinnbild von vollendeter weiblicher Schönheit. Ihre Reaktion auf sein nur mühsam kaschiertes Saufgelage des Vorabends war so vorhersehbar wie vernichtend:

      »Süleyman, wenn du dich schon mit deinem kriminellen chinesischen Flittchen volllaufen lässt, dann sei wenigstens keine Pussy und komm am nächsten Tag pünktlich zur Arbeit. Und zieh keine solch mitleidserregende Fresse, das ist echt ekelerregend!«

      »Eigentlich ist sie Franko-Kanadierin«, brummte Steiner in sich hinein »Ihr asiatisches Aussehen kommt von ihrem Großvater mütterlicherseits. Der kam aus Myanmar, als das Land noch so hieß …« Zumindest hatte sie ihm das СКАЧАТЬ