Sechs utopische Thriller. Conrad Shepherd
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Название: Sechs utopische Thriller

Автор: Conrad Shepherd

Издательство: Readbox publishing GmbH

Жанр: Научная фантастика

Серия:

isbn: 9783745202267

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СКАЧАТЬ Sarges Stimme sagte: »Schnell jetzt...! Herein!«

      Eine Hand krallte sich in seinen Arm und zog ihn durch die schmale Öffnung in der Wand, weg von dem im Duschraum ausbrechenden Tohuwabohu, das Spoczynskis Wärter mit den schwarzen Häftlingen veranstalteten. Er hörte ein metallenes Knirschen, ganz so, als würde eine Platte vor die Öffnung gezogen, und absolute Dunkelheit umgab ihn. Die Luft war abgestanden, roch schal und auf eine ekelhafte Weise verbraucht; auf den Lippen schmeckte Conroy den Staub korrodierten Metalls. Dann flammte in der Hand des alten Kalfaktors eine Lampe auf; ein enger Gang öffnete sich vor ihnen. Dicke Kabelstränge an Decke und Seiten machten seine Funktion deutlich: Es handelte sich um einen der unzähligen Wartungsstollen, die wie ein Aderngeflecht die Haupträume der Strafanstalt umschlossen und sie mit Energie versorgten. Der Strahlenkegel setzte harte Akzente aus Licht und Schatten in die Düsternis. Es war heiß und eng; die schwache Handlampe ließ einen gerade noch erkennen, wogegen man rannte, falls man nicht aufpasste.

      »Wo sind wir?«

      »Keine Zeit für lange Erklärungen, Mann«, keuchte Sarge und hüpfte wie ein Eichhörnchen mit einer für sein Alter bemerkenswerten Schnelligkeit vor Conroy her. »Müssen uns beeilen, bevor Spoczynski auf die Idee kommt, in deiner Zelle nachzusehen, Mann.«

      Conroy sputete sich, um nicht den Anschluss zu verlieren. Sarge kannte diesen Fluchtweg – oder als was immer er ihn bezeichnen mochte – scheinbar im Schlaf, hatte den Grundriss wahrscheinlich im Kopf; er hingegen bewegte sich auf völlig unbekanntem Terrain und stieß immer wieder gegen unvermutet auftauchende Hindernisse.

      Nach ungefähr hundert Schritten wandte sich der Wartungsstollen scharf nach links. Plötzlich war Sarge verschwunden. Conroy fühlte für einen winzigen Moment Verunsicherung. Dann hatte er zu Sarge, der nur die Lampe ausgeknipst hatte, aufgeschlossen, erkannte den engen Spalt, durch den Licht fiel. Helles Licht.

      »Wo sind wir?«

      »Noch immer auf deiner Ebene, Soldat!«

      Etwas knirschte. Die Wand klaffte, und Sarge schob ihn durch die Öffnung. Es stank penetrant nach Desinfektions- und anderen Reinigungsmitteln.

      Conroy war versucht zu lachen.

      Sarges Reich!

      Der Kalfaktor schloss den Durchschlupf zur lunaren Unterwelt sorgfältig und drapierte eine paar Besen und Feudel davor.

      Dann ging er zum Ausgang, linste um die Ecke und winkte Conroy mit seiner mageren Krallenhand zu.

      »Raus mit dir, Soldat! Die Luft ist rein.«

      Conroy trat hinaus. Stand auf dem Katzensteg am entgegengesetzten Ende seiner Ebene. Vor sich die fast endlose Reihe der Käfige. Er grinste vor sich hin; am anderen Ende herrschte noch immer Tumult vor dem Eingang zum Duschraum. Minuten, dachte er, während er sich auf seine Zelle zu in Bewegung setzte. Nur ein paar verdammte Minuten sind vergangen.

      Noch immer heulten die Sirenen.

      Und Conroy hastete zu seinem Käfig.

      Unbeobachtet.

      Die Käfige links und rechts waren leer. Alles drängte sich um den Duschraum. Die Sträflinge genossen sicher das Schauspiel.

      Er warf die Gittertür hinter sich zu. Klirrend schnappte das Schloss ein. Dann ließ er sich aufs Bett fallen, starrte an die Decke und dachte scharf nach.

      Was zum Teufel hat sich da abgespielt?, fragte er sich. Was passiert hier?

      Irgendjemand hatte etwas gegen ihn. Das, was heute geschehen war, zuerst die Provokation beim Frühstück, dann die Vorkommnisse im Duschraum, ging weit über Statusspiele oder Auseinandersetzungen um Territorien und vermeintliche Machtansprüche im verquasten Hierarchiedenken von Gefängnisinsassen hinaus. Erst hatte man versucht, ihn massiv einzuschüchtern. Dann zu erwürgen. Hätte nicht Sarge ein Auge auf ihn gehabt und seine schwarzen Brüder dazu überredet, einzugreifen, hätte ihn Spoczynski tot im Duschraum vorgefunden. Aber warum? Wer steckte dahinter? Was war das Motiv? Warum, zum Teufel, hatte jemand einen Plan entwickelt, ihn umzubringen? Er hatte nicht die geringste Ahnung.

      *

      Das Restaurant des Barbizon-Plaza war vom Feinsten, trug aber den Stempel seiner Stammgäste – durchweg hohes Militär. Es befand sich im Dunstkreis des Pentagon. Nichtsdestoweniger wurde es von überraschend vielen Frauen frequentiert.

      Vielleicht auch gerade deswegen...

      General Stryker und Oberst Richard Sheehy saßen in einer der durch Säulen abgeteilten Nischen der VIP-Lounge des Restaurants, das trotz der späten Stunde noch gut besucht war.

      Vor allem die Bar im Hintergrund war brechend voll. Hauptsächlich Uniformträger beiderlei Geschlechts.

      Im vorderen Teil ging es wesentlich gediegener zu. Hier saßen die höheren Ränge, ab Major aufwärts. Die kühle Atmosphäre wurde durch unauffällig-aufmerksame menschliche Kellnerinnen unterstrichen.

      Die Nebennische links von ihnen war leer. In der rechten saßen zwei junge Frauen. Eine der Prostituierten nahm Blickkontakt zu Sheehy auf, aber er schüttelte den Kopf, noch ehe sie aufstehen konnte, um herüberzukommen,

      Einige Augenblicke später verließen die jungen Damen die Nische und gesellten sich zu den Gästen an der Bar, wo man sie mit lärmender Ausgelassenheit willkommen hieß.

      Sie konnten nun ungestört reden.

      Der General hatte einen Shooter vor sich stehen.

      Bourbon und Bier zu gleichen Teilen gemischt.

      Ein in Texas übliches Getränk.

      Stryker kam aus Texas.

      Sheehy begnügte sich mit etwas weniger Explosivem.

      »Mein Gott, wie abgebrüht«, sagte der General, nachdem ihn der Oberst über die Ereignisse auf Luna informiert hatte und tat so, als fröstele er.

      »Wenn Sie so wollen – ja. Andererseits auch wieder nicht.«

      Er hob seinen Drink und nahm einen Schluck. Dann stellte er das Glas wieder zurück. »War ein kalkuliertes Risiko, schließlich war unser Kandidat längere Zeit nicht mehr im Einsatz. Hat Rost angesetzt. Seine Konditionierung hat sicher unter den Haftbedingungen von STRALAG-2 gelitten. Wir mussten uns vergewissern, dass er den auf ihn zukommenden Aufgaben gewachsen sein würde...«

      »Mußte diese – hmm – Prüfung gleich so drastisch ausfallen?«, unterbrach der General seinen Oberst. »Was, wenn es denen gelungen wäre, ihn zu killen?«

      »Dann wäre er nicht der Richtige gewesen. Wir hätten uns nach jemand anderem umsehen müssen«, versetzte Sheehy. »Ein härterer Mann müsste dann die Drecksarbeit machen.«

      Stryker nahm einen kräftigen Schluck und betrachtete schweigend sein Gegenüber. Manchmal war ihm der Oberst unheimlich.

      »Skrupel, Sir?«, fragte Sheehy.

      »Nicht die Bohne.«

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