Sechs utopische Thriller. Conrad Shepherd
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Название: Sechs utopische Thriller

Автор: Conrad Shepherd

Издательство: Readbox publishing GmbH

Жанр: Научная фантастика

Серия:

isbn: 9783745202267

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СКАЧАТЬ auf die ukrainische Ölplattform während des Bessarabienkrieges erzählen. Damals behauptete man, niemand könne diese Mission schaffen, aber andererseits ist Conroy kein gewöhnlicher Mann. Das zeigte sich an seinen Taten. Er stieg in zehntausend Meter Höhe aus dem Transporter und ließ sich im freien Fall bis auf fünfhundert Meter fallen, ehe seinen Lenkschirm öffnete und punktgenau auf der Kuppel der Ölplattform landete. Niemand hat ihm dieses Bravourstück je nachgemacht. Er hat sich große Verdienste während der Ölkriege erworben, weshalb er vom Pentagon zum Oberleutnant befördert wurde. Während der russisch-chinesischen Aufstände hat er sich wochenlang bei Rungmar Thok im Hochland von Tibet hinter den feindlichen Linien aufgehalten und schaltete eine Reihe Widerstandsnester im Alleingang aus, ohne entdeckt zu werden. Er ist ein Sprachphänomen. Er spricht fließend Neuchinesisch, Tibetanisch und beherrscht neben einigen anderen östlichen Idiomen auch noch die japanische Sprache. Er hat Medaillen für herausragende Einzelkampfleistungen verliehen bekommen, andere für hervorragenden Einsatz in besonderen Gefechtssituationen. Die Ehrenmedaille erster Klasse für außergewöhnliche Pflichterfüllung, den Silberkometen für Mut und Tapferkeit, den großen Staatsorden der FSA, nur vier Männern wurde diese Ehrung zuteil, dreien davon posthum, und...«

      »Und er sitzt im Hochsicherheitstrakt von STRALAG-2. Zum gemeinen Soldaten degradiert!«, versetzte Sheehy trocken und unterbrach ihn mit einer Handbewegung. »Was Sie mir zu sagen versuchen, ist Schnee von gestern, Major. Conroy ist ein Sicherheitsrisiko. Er steht aufs Töten. Zu schnell mit der Waffe zugange...«

      »Was ihn bis jetzt davor bewahrte, zu jenen zu zählen, deren Namen auf polierten Stelen oder im Netzwerk der FSA-Streitkräfte verewigt wurden.«

      »Der jemanden auch schon mal in den Rücken schießt, um des eigenen Vorteils willen«, beharrte der Oberst. »Auch ich kann Dateien lesen, Major.«

      »Um seine oder die Haut seiner Kameraden zu retten«, berichtigte Santana. »Was ist daran verwerflich im Krieg? Conroy ist ein Patriot, wenn Sie mich fragen.«

      »Der Mann ist ein Soziopath und ein Killer!«

      »Ich will's mal so ausdrücken, Sir«, erwiderte Santana. »In der Tat bevorzugt er Situationen, deren mögliche Eskalation ein rasches, entschlossenes und konsequentes Handeln erfordert.«

      Sheehy wölbte die Brauen.

      »Oho! Gut gebrüllt, Löwe. Sie sollten in die Politik gehen, Major«, schlug er vor. »Bei Ihrer Wortwahl.«

      Santana lächelte verhalten, dann fuhr fort: »Gut. Er kann sich nicht unterordnen, zugegeben. Er folgt keinen Befehlen, wenn er der Meinung ist, sie seien unsinnig oder gefährdeten Zivilisten, auch zugegeben. Er hat was gegen Ungerechtigkeiten...«

      »Und gegen höherrangige Offiziere. Offensichtlich. Hat schließlich versucht, einen zu töten...« erinnerte ihn Sheehy.

      »Wurde nie aufgeklärt, ob es tatsächlich ein Mordversuch war«, wehrte Santana ab. »Die Sache ist meiner Meinung nach eine reine Strafaktion des damaligen Kommandeurs gegen Conroy gewesen...«

      »... und kam deshalb vors Kriegsgericht.«

      »Wo er zu allen Anschuldigungen im Interesse des Korps schwieg.«

      »Ja, ja«, winkte Sheehy ab. »Wie Sie schon sagten: ein echter Patriot. Sie meinen also, er wurde zu Unrecht verurteilt?«

      »Möglicherweise ja. Vielleicht auch nein. Zumindest bestehen berechtigte Zweifel am Wahrheitsgehalt der Aussagen des Hauptbelastungszeugen, Oberstleutnant Gared Swan. Ich bin jedenfalls überzeugt, dass Conroy der Richtige für diesen Job wäre. Er hätte das Zeug dazu, in Basis Alpha einzudringen, um herauszufinden, was dort geschieht beziehungsweise geschehen ist. Keiner unserer Gentleman-Agenten...« Sheehy runzelte unwillig die Brauen, »... könnte das, wie uns recht deutlich in der unmittelbaren Vergangenheit vor Augen geführt worden ist. Dazu sind die Anforderungen für einen Agenten ohne ausreichende Gefechtsfelderfahrung zu extrem. Er müsste den Sicherheitskordon aus Spezialeinheiten der PPB-Armee unbemerkt durchbrechen. Müsste sich tage- und nächtelang im unwegsamen Gelände aufhalten, käme ewig nicht aus den dreckigen Klamotten. Hätte sich gegen urplötzlich auftretende Schneestürme zu behaupten, müsste Wetterumstürze überleben und sich mit Hybrid-Rebellen und der chinesischen Miliz herumschlagen. Und das alles ohne eisgekühlte Drinks an den Bars exklusiver Hotels, umrahmt von langbeinigen Schönen... na, ich weiß nicht!«

      »Richtig«, stimmte Sheehy mit einem Glitzern in den Augen zu, »dieser Interessenkonflikt scheint in der Tat unlösbar.«

      Der Major ließ sich durch diesen Einwurf nicht aus dem Konzept bringen. »Ich war schon von Anfang an dagegen«, fuhr er fort, »dass wir einfach die Leute aus der NFS zu SY.N.D.I.C. herüberholten. Wir brauchen kompromisslose Praktiker für das, was SY.N.D.I.C. erreichen soll. Leute, die, wie Sie richtig anmerkten, auch schon mal einem Feind in den Rücken schießen, wenn es die Situation erfordert. Um der Sache willen. Mitglieder des Blackwatch-Regiments wären dafür prädestiniert. Und Conroy, als ehemaliger Commander der Eliteeinheit, ist ein guter Anfang. Außerdem genau der richtige Mann für das Geheimprojekt Exodus.«

      Oberst Sheehy sah den Major eine Weile schweigend an.

      »Ja«, sagte er dann plötzlich, was ihm nun doch einen überraschten Blick von Santana eintrug, der mit wesentlich mehr Opposition gerechnet hatte. »Ja, warum eigentlich nicht? Ich frage mich, ob es einen besseren Vorwand gibt.«

      »Kaum«, erwiderte der Major und wirkte erleichtert. Wenngleich ihn etwas an Sheehys plötzlicher Bereitschaft irritierte. Nur konnte er den Grund dafür im Augenblick nicht erkennen.

      Vorwand für was...?

      Der Oberst fuhr fort: »Vielleicht ist Conroy tatsächlich die richtige Wahl. Versuchen wir's mit ihm. Geben wir ihm eine Chance. Wir können ihn ja jederzeit wieder an die Leine nehmen, falls sich sein Einsatz als ein Fehlschlag erweisen sollte. Jederzeit.« Auf seinem Gesicht lag ein sardonisches Lächeln.

      Major Santana unterdrückte ein leises Frösteln, als er an die Konsequenz des ›jederzeit wieder an die Leine nehmen‹ dachte. Doch dann zuckte er innerlich die Achseln, erhob sich und ging zur Tür. Dort drehte er sich noch einmal um, sah seinen Vorgesetzten schweigend an.

      »Ich informiere den Alten morgen«, antwortete Sheehy auf die unausgesprochene Frage, und seine Stimme klang merkwürdig zufrieden. Er lächelte wieder sein irritierendes Basiliskenlächeln. »Sie können ja schon mal die Vorbereitungen treffen, Major.«

      Auf Santanas Schuljungengesicht lag ein merkwürdiger Ausdruck. »Sir«, begann er mit der gebührenden Schüchternheit des Untergebenen und einem gespielten Zögern, »ich habe mir erlaubt, dies bereits in die Wege zu leiten.«

      Richard Sheehys Mundwinkel zuckten verdächtig.

      »Jetzt überraschen Sie mich aber, Major«, sagte er. »Haben Sie denn geglaubt, das wäre mir entgangen?«

      *

      Conroy ließ das Mittagessen aus. Er hatte sich auf dem schmalen Lager zur Seite gerollt, um sich in eine Art Dämmerzustand gleiten zu lassen. So konnte er am besten nachdenken. Er zermarterte sich den Kopf, was die Provokation dieses Frosches in der Messe zu bedeuten hatte. Wer steckte dahinter? Wen hatte er in STRALAG-2 verärgert, dass er ein derartiges Vorgehen riskierte? Ob man es noch einmal versuchen würde? Er wusste es nicht. Er wusste nur, dass er eine Zeitlang sehr wachsam bleiben musste.

      Conroy СКАЧАТЬ