Sechs utopische Thriller. Conrad Shepherd
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Sechs utopische Thriller - Conrad Shepherd страница 12

Название: Sechs utopische Thriller

Автор: Conrad Shepherd

Издательство: Readbox publishing GmbH

Жанр: Научная фантастика

Серия:

isbn: 9783745202267

isbn:

СКАЧАТЬ vermittelten ihm vor allem die richtige Einstellung, machten ihm unmissverständlich klar, dass Hemmungen oder Zögern früher oder später seinen sicheren Tod bedeuteten.

      Tue stets das Unerwartete, trichterte man ihm in den Ausbildungslagern ein.

      Wenn dein Leben davon abhängt, verhalte dich im Kampf niemals anständig.

      Sei infam, sei gemein.

      Täusche deine Gegner.

      Schlage zuerst zu, und zwar so hart, dass du keinen zweiten Schlag brauchst.

      Und er hatte sich daran gehalten. Nur so hatte er bislang überlebt...

      Um sieben Uhr schnarrte eine Sirene. Es gab es ein dumpfes, metallisches Geräusch weit vorn in der Zellenreihe, das sich wie eine Welle in Richtung auf Conroys Käfig zubewegte. Der Zeitschalter löste die Sperrvorrichtungen.

      Seine Gittertür sprang einen Spalt weit auf.

      Conroy blieb hocken. Wartete. Er konnte das Kreischen hören, als die anderen Insassen dieser Ebene ihre Türen aufstießen und aus den Käfigen spazierten, um einen weiteren sinnlosen Tag zu beginnen. Sie bewegten sich mit jenem eigenartigen, fast schwebenden Gang, den einem die geringere Mondschwerkraft diktierte, wollte man nicht ständig mehrere Fußbreit vom Boden abheben.

      Er musste an Sarges Warnung denken. Und das brachte ihn dazu, keine Zeit zu vertrödeln. Je eher es geschah, um so schneller hatte er es hinter sich.

      Er schwang seine Beine über die Bettseite und stand auf. Reihte sich ein in die Schlange der draußen vorbeischlurfenden Häftlinge und trottete mit ihnen in den großen Saal der Messe.

      Die Häftlinge an den langen Tischen schlangen den Brei aus Protosoja unter dem ewig gleichlautenden, lautstarken Protest hinunter. Ein ständiges Kommen und Gehen herrschte, überwacht von den Argusaugen der am Eingang erhöht sitzenden Wärter – und den drohenden Mündungen der Maschinenwaffen.

      Conroy saß abseits und wurde von den meisten Häftlingen ignoriert; es handelte sich überwiegend um niedrigere Dienstgrade. Ein ehemaliger Oberleutnant war ihnen suspekt, wenn nicht sogar verhasst.

      Es störte ihn nicht, machte ihm nichts aus.

      Er war es gewohnt.

      Der Außenseiter zu sein, hatte mitunter seine Vorteile.

      Schweigend aß er, die Sinne hellwach, angespannt... und behielt seine unmittelbare Umgebung genaustens im Auge. Er sah Sarge ein paar Tische weiter vorne sitzen, hektisch auf einige seiner schwarzen Brüder – ehemalige Raumsoldaten, wie Conroy wusste, und Lebenslängliche – einredend. Was er sagte, ging in dem herrschenden Radau unter. Unvermittelt schaute er wie alarmiert hoch und zu ihm herüber.

      Und plötzlich war Conroy, als würde der Lärm um ihn herum leiser, verhaltener.

      Dann spürte er, wie sich seine Nackenhaare elektrisiert aufrichteten. Er schob das Tablett von sich und stand betont langsam auf. Drehte sich um.

      Sie waren zu viert.

      Drei nur Staffage für den vierten. Ein feister Kerl, trotz seiner Größe. Sein Gesicht war das eines Frosches mit hervorquellenden Augen und fast farblosen Brauen. Die Kerle waren ihm fremd. Mussten gerade erst eingeliefert oder aus einer anderen Ebene hierher verlegt worden sein.

      Und schon suchten sie Streit. Aber das war abgekartete Sache. Eine vorbereitete Aktion, sonst hätte Sarge ihn nicht warnen können. Also steckte jemand anderer dahinter, der nicht in Erscheinung treten wollte. Noch nicht. Oder vielleicht überhaupt nicht. Wer konnte das an diesem höllischen Ort schon sagen!

      Frosch baute sich vor Conroy auf.

      Er war gewaltig. Ein Fleischberg. Vielleicht ein paar Zentimeter kleiner als Morton, aber vermutlich zweimal so schwer. Aber das war nicht unbedingt ein Vorteil hier auf dem Mond.

      »Du da, Scheißkerl, verschwinde von hier«, sagte Frosch schleppend. »Ist unser Territorium. Kapiert?«

      »Seit wann?«

      »Seit ich es sage.«

      Frosch grinste ihn an, doch es lag keine Freundlichkeit in diesem Grinsen. Es war eine Maske, genau wie der scheinbar aufgequollene Körper. Frosch verbarg durchtrainierte Muskeln unter seiner Fettschicht, und er schien begierig darauf, sie ins Spiel zu bringen.

      »Na? Wird's bald?!«

      Frosch trat noch einen Schritt näher. Seine Kumpels blieben hinter ihm. In der Messe wurde man aufmerksam auf das, was sich hier abzuzeichnen begann. Die anderen Häftlinge rückten näher, bildeten einen lebenden Wall um den Tisch, um sie gegen die Blicke der Wachen am Eingang abzuschirmen.

      Conroy bewegte den Kopf, sah nach links und nach rechts, blickte wieder auf Frosch, der, seine Kopfbewegung missdeutend, mit einem trüben Grinsen sagte: »Sieht so aus, Arschloch, als ob keiner dir hilft, wie?«

      »Sieht es denn aus, dass ich Hilfe bräuchte?«, versetzte Conroy mit ätzender Stimme. Er streckte die Hand aus, drehte sie, dass der Rücken oben lag und spreizte die Finger. »Oh nein! Tatsächlich, ich zittere.«

      »Einer von der ganz harten Sorte, wie's scheint«, meinte einer aus Froschs Gefolge.

      »Besser, du bringst ihm gleich bei, was Sache ist, Dave.« Ein anderer.

      Es schien Zeit, dem Trauerspiel ein Ende zu bereiten. Conroy schüttelte mit sorgenvoller Miene den Kopf. »Weißt du, Fettsack«, sagte er mit nachsichtiger Stimme, »eigentlich ist es so, dass du in meinem Territorium bist, Arschgesicht. Aber ich lasse dir die Wahl. Entweder du verziehst dich von selbst, oder du ernährst dich auf der Krankenstation für eine ganze Weile aus der Schnabeltasse.«

      »Ach ja?«, schnaufte Frosch. Verblüfft und überrascht, dass es nicht nach seinen Vorstellungen ablief.

      »Wie ich sage, Schwachkopf. Ich zähle jetzt bis drei, dann bist du entweder verschwunden oder trägst die Konsequenzen, ja?«

      Frosch starrte Conroy an.

      »Eins«, begann Morton.

      Keine Reaktion.

      »Zwei«, zählte Morton weiter.

      Wieder keine Reaktion.

      Die Umstehenden wurden ungeduldig, begannen zu johlen und Anfeuerungen zu rufen.

      Dann täuschte Morton seinen Gegner.

      Tue stets das Unerwartete.

      Statt bis drei zu zählen – sei infam – versetzte er Frosch einen Kopfstoß direkt ins Gesicht. Er legte sein ganzes Gewicht auf den hinteren Fuß, verlagerte seinen Körperschwerpunkt nach unten, so weit es ging, stieß sich ab und schmetterte seine Stirn auf die Nase von Frosch. Der Stoß brachte dessen armselige Welt mit einem Paukenschlag zum Einsturz. Seine Beine knickten weg. Er schlug einen Rückwärtssalto, prallte gegen seine Kumpane, was ihn daran hinderte, noch weiter abzutreiben, und schlug in der geringen Mondschwerkraft auf dem Boden auf wie eine zappelnde Marionette, deren Schnüre man gekappt hatte.

      Conroy СКАЧАТЬ