Royal Horses (2). Kronentraum. Jana Hoch
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Название: Royal Horses (2). Kronentraum

Автор: Jana Hoch

Издательство: Readbox publishing GmbH

Жанр: Природа и животные

Серия: Royal Horses

isbn: 9783401809250

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СКАЧАТЬ Vielleicht lag es daran, dass er stets einen Anzug trug, selbst wenn er einen Tag freihatte oder sich abends die Fußballberichte im Fernsehen ansah. Livy hatte mir einmal verraten, dass es das höchste der Gefühle war, dass er in den eigenen vier Wänden seine Krawatte ablegte.

      Was er wohl insgeheim darüber dachte, dass seine einzige Tochter und ich auf so abgrundtief peinliche Weise im Fernsehen gelandet waren? Bis jetzt hatte er sich nichts anmerken lassen und lediglich davon gesprochen, dass er ein paar Dinge in die Wege leiten und seine Anwälte kontaktieren würde. Auch zu der Sache mit Ethan und dem Autounfall hatte er in meiner Gegenwart nie ein Wort verloren. Er behandelte mich genauso freundlich wie früher. Trotzdem schämte ich mich dafür und konnte ihm manchmal kaum in die Augen sehen.

      Mit einem Seufzen ließ ich mich weiter in die Kissen sinken und streckte die Beine aus, jedoch ohne die Füße auf die schneeweißen Polster zu legen. Auch wenn ich keine Schuhe trug – das hatte ich mich noch nie getraut.

      Neben mir vibrierte mein Handy. Mum und Dad, schoss es mir in den Kopf. Shit! Ich hatte immer noch keine Idee, wie ich ihnen die ganze Sache erklären sollte, ohne dass sie glaubten, ich wäre endgültig verrückt geworden. Was, wenn sie forderten, dass ich zurück nach Deutschland kam?

      Das war alles bloß ein großes Missverständnis, würde wohl kaum noch ziehen. Andererseits konnte ich sie auch nicht ignorieren. Das würde bloß dazu führen, dass sie sich noch mehr Sorgen machten, Jordan mit Anrufen überhäuften und sich in den nächsten Flieger setzten. Ohne hinzusehen, tastete ich nach meinem Handy und wollte den Anruf bereits annehmen, als ich den Namen auf dem Display las. Vor Schreck rutschte es mir aus der Hand und landete auf dem Teppich.

      »Willst du nicht rangehen?«

      Entgeistert fuhr ich herum. Ich hatte Livy gar nicht kommen gehört. Sie umrundete das Sofa, hob das Handy auf und hielt es mir fragend entgegen. Ich schüttelte den Kopf. Livy warf einen Blick auf das Display und zog vielsagend die Augenbrauen hoch. »Vielleicht solltest du …«

      In diesem Moment wurde der Bildschirm dunkel und zeigte einen verpassten Anruf. Schnell griff ich nach dem Handy und ließ meinen Finger über die Anzeige wischen, damit er verschwand. Dann verbannte ich das Telefon ans andere Ende des Tisches und wartete, dass mein Herzschlag sich normalisierte. Livy hatte recht: Früher oder später würde ich mit Edward reden müssen. Aber jetzt gerade war ich noch nicht bereit dazu.

      Wir verbrachten den restlichen Abend in Livys Zimmer – einem Designertraum in Weiß, mit rosafarbenen Akzenten – aßen Pizza und sahen Fernsehen. In der Sendung ging es um einen Ermittler, der es sich zur Aufgabe gemacht hatte, rätselhafte Fälle aufzuklären, die an Vampirangriffe erinnerten. Das Ganze erschien mir ziemlich verstörend, aber gerade waren mir blutrünstige Vampire allemal lieber als jene, die sich aus einem viel zu schmalen Kellerfenster zwängten. Allein wenn ich daran dachte, zog sich alles in meinem Bauch zusammen.

      Es wurde bereits dunkel, als es klingelte und ich Jordan in die Arme lief. Er sah blass aus und wenn man die tiefen Sorgenfalten um seine Augen genauer betrachtete, konnte man denken, dass er seit heute Morgen um einige Jahre gealtert war. Ohne ein Wort zu sagen, drückte er mich an sich und streichelte mir über den Kopf.

      »Alles okay, Krümel. Wir biegen das wieder hin«, flüsterte er und klang dabei wieder so ruhig und selbstsicher, wie ich ihn kannte. Wie mein großer Bruder. Mein sicherer Fels. Mein Ritter, der mich vor allen Gefahren des Lebens verteidigte. Damals, als ich wirklich noch ein Krümel gewesen war, genauso wie heute.

      Ob er einen Plan hatte?

      Ich kam nicht dazu, ihn zu fragen, denn Jordan löste sich von mir, begrüßte Livy und wechselte ein paar Worte mit Mr Campbell. Nein, natürlich Lester. Sie zogen sich in die offene Küche zurück, die mindestens so groß war wie unsere gesamte Wohnung. Während ich meine Jacke anzog und mir die Schuhe zuband, glaubte ich zu hören, dass Lester Jordan riet, mich vorerst aus der Schule zu nehmen, und ihm die Namen einiger spezieller Anwälte gab. Nur würden mein Bruder und ich uns diese wohl kaum leisten können. Mit seiner Anstellung in einem kleinen Londoner Architekturbüro verdiente Jordan zwar genug, dass wir beide davon leben konnten, aber dennoch nicht übermäßig viel. Für einen kostspieligen Rechtsstreit würde es nicht reichen.

      Auch der Name Tristan fiel mehrfach und ich hoffte inständig, dass Lester nicht versuchte, meinen Bruder davon zu überzeugen, den Palast um Hilfe zu bitten. Das war das Letzte, was ich wollte.

      Es dauerte nicht lange, bis die beiden zurückkamen. Lester schüttelte mir die Hand zum Abschied und Livy umarmte mich lange. »Du kannst mich immer anrufen, wenn etwas ist«, versicherte sie. »Auch nachts.«

      Ich lächelte sie dankbar an, dann folgte ich Jordan zu seinem Auto, einem gebrauchten VW Polo. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite entdeckte ich Reporterteams mit Mikrofonen und Kameras auf den Schultern. Auch vereinzelte Fotografen standen auf dem Bürgersteig und machten sich bereit. Mir wurde übel. Woher …? Ach ja, Livy war im Fernsehen erkannt worden. Es war wohl naiv gewesen zu glauben, dass man uns nicht verfolgte.

      Zum Glück hatte Lester vorgesorgt und so wurden wir von zwei Securitys zum Wagen eskortiert. Keiner der Journalisten traute sich, uns anzusprechen. Wir stiegen ein und Jordan schlängelte sich durch den abendlichen Stadtverkehr. Ich lehnte mich im Sitz zurück, seufzte und schloss die Augen.

      »Du solltest Mum und Dad anrufen«, sagte Jordan, nachdem wir minutenlang geschwiegen hatten. »Ich habe schon mit ihnen gesprochen und sie etwas beruhigt. Aber ich denke, es wäre gut, wenn sie die Geschichte noch einmal von dir hören.«

      Ich nickte, auch wenn mir bereits vor dem Gespräch grauste. Ich konnte mir Mums besorgte Stimme lebhaft vorstellen: Engelchen, glaubst du nicht auch, es wäre gut, wenn du wieder nach Hause kommst? Ich habe das mit England ja von vorneherein für keine gute Idee gehalten und die jüngsten Ereignisse beweisen nur, dass ich mit meinem Bauchgefühl richtiggelegen habe. Bitte, Schatz, sei doch vernünftig.

      Mit einem Kopfschütteln versuchte ich, den Gedanken zu verdrängen. Es würde alles gut werden. Bestimmt. Jordan würde mir helfen, so wie er es immer tat. Wahrscheinlich mussten wir nur warten, bis die Medien aufhörten, sich gegenseitig anzustacheln, und dann würde mein Leben wieder ganz von alleine in die gewohnten Bahnen finden. Zurück zur Normalität. In ein paar Wochen würde sich niemand mehr an mich erinnern. Hoffentlich.

      Die Fahrt dauerte knapp zwanzig Minuten. Wir überquerten die Chelsea Bridge, fuhren am Battersea Park entlang und über Bahngleise hinweg. Geschäfte flogen an mir vorbei, Obsthändler, Restaurants und Krimskramläden, und ich schaltete ab, bis ich merkte, dass Jordan in unsere Straße einbog. Kleine zweistöckige Häuser reihten sich aneinander, jedes mit einem Erker und rotbraunem Klinker an der Fassade. Die Gebäude sahen annähernd identisch aus. Lediglich die Vorgärten mit ihren Buchsbaumhecken Zäunen und Mauern, und die Farbe der Haustüren unterschieden sich. Unsere war blau, aber die Farbe blätterte bereits ab. Jordan erzählte seit Monaten, dass er sie neu streichen wollte, nur bis jetzt war er nicht dazu gekommen. Zuerst hatte er viel Stress auf der Arbeit gehabt und dann hatte ich ihn mit meinen Problemen, zuerst Ethan und nun die Sache mit Edward, mächtig auf Trab gehalten.

      Das Auto wurde langsamer und ich glaubte, dass Jordan einen Parkplatz suchte. Doch dann hörte ich ihn leise fluchen und er bremste so ruckartig, dass ich in meinem Sitz nach vorne kippte.

      »Was ist …?« Ich brauchte die Frage nicht zu beenden, denn jetzt sah ich es auch. Schräg gegenüber von unserem Haus parkte ein Bus. Ringsherum standen Leute, die etwas besprachen, und direkt neben dem Tor zu unserem Hauseingang entdeckte ich eine blonde Frau im weißen Tweed-Blazer. Vor ihr zwei Männer – einer mit einem Mikrofon, der andere mit einer Kamera auf der Schulter. Nein!

      »Wie СКАЧАТЬ