Royal Horses (2). Kronentraum. Jana Hoch
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Название: Royal Horses (2). Kronentraum

Автор: Jana Hoch

Издательство: Readbox publishing GmbH

Жанр: Природа и животные

Серия: Royal Horses

isbn: 9783401809250

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      Aber was sollte ich jetzt tun? Nach draußen gehen und den Reportern erklären, dass sie sich mit ihren Theorien vollkommen verrannten? Nein. Wenn meine Mitschüler mir schon nicht glaubten, würde es die Presse erst recht nicht tun. Und ich wollte Edward auch nicht noch mehr in Schwierigkeiten bringen, indem ich in meiner Panik etwas sagte, das später anders ausgelegt wurde. Ein hysterischer Anfall in der Schule war das Letzte, womit ich uns gerade helfen konnte.

      Aber was dann? Konnte es mir gelingen, unbemerkt das Gebäude zu verlassen? Vielleicht über den Sportplatz oder durch eines der Fenster in den Kunsträumen? Ja, das konnte klappen. Ich musste es zumindest versuchen.

      Das Handy in meiner Hand vibrierte. Livys Bild leuchtete mir von dem Display entgegen und ich nahm das Gespräch an.

      »Na endlich!«, erklang die aufgeregte Stimme meiner Freundin aus dem Hörer. Sie war außer Atem und ich hörte eine Tür ins Schloss fallen. »Die ganze Schule ist von Fernsehteams umstellt und alle fragen nach dir. Ich habe dich schon überall gesucht. Wo bist du?«

      »Lehrerzimmer. Flur.« Mehr konnte ich gerade nicht herausbringen, ohne dass der immer größer werdende Kloß in meinem Hals mir ein panisches Schluchzen entlockte. Die Schule war umstellt? Hatte ich richtig gehört?

      »Gut«, schnaufte Livy ins Telefon. »Dann bleib auf jeden Fall, wo du bist. Ich komme zu dir. Und egal was ist, geh nicht zur Sporthalle raus! Klar? Ruby, aus meiner Cheerleadergruppe gibt da gerade ein Interview über dich. So eine falsche Schlange!«

      Ruby? Welche Ruby? Die Cheerleader kannten mich doch gar nicht. Ich hatte sie höchstens ein paar Mal gesehen, wenn ich Livy vom Training abgeholt oder sie zu einem Wettkampf begleitet hatte. Was sollte sie schon über mich erzählen können?

      »Beweg dich nicht vom Fleck!«, mahnte Livy. »Ich bin gleich da. Ich muss nur noch schnell … Ach, verfluchte Cleopatra, in welcher Kiste bist du?«

      Cleowas?

      Ich kam nicht mehr dazu nachzufragen. Aus dem Hörer klang bereits ein gleichmäßiges Tuten. Livy hatte aufgelegt.

      Ich wartete und beobachtete, wie es von Minute zu Minute voller auf den Gängen wurde. Keine zehn Minuten zuvor, als ich aus dem Unterricht geflohen war, war es noch komplett leer gewesen. Aber jetzt, da der Gong zur Pause geläutet hatte, strömten die Schüler aus den Klassenzimmern wie aufgescheuchte Insekten. Ich stellte mich so nah an die Wand, wie ich konnte, und tat, als würde ich eine SMS tippen. Zum Glück beachtete mich kaum jemand. Alle liefen schnurgerade an mir vorbei, unterhielten sich lautstark oder telefonierten mit ihren Eltern. Als Livy endlich um die Ecke geschossen kam, atmete ich erleichtert auf.

      »Oh Gott, es tut mir alles so leid«, keuchte sie, noch bevor sie zum Stehen kam. Sie schlitterte auf mich zu, schaffte es nicht rechtzeitig zu bremsen und prallte der Länge nach gegen mich. Ich stolperte rückwärts und konnte mich gerade so an einem der Türrahmen abfangen, um zu verhindern, dass wir beide zu Boden gingen.

      Vollkommen aufgelöst sah Livy mich an. »Die Presseteams sind überall! Eben sind sogar welche über den Zaun vom Schulgarten geklettert. Vollkommen irre! Oh, Mann, wenn ich das geahnt hätte, wäre ich ganz bestimmt niemals mit dir zu dem Pferderennen gegangen. Ehrlich! Ich dachte, Edward wäre noch auf Staatsbesuch in Frankreich und …«

      »Schon okay.« Ich umarmte sie. »Du kannst überhaupt nichts dafür. Ich hätte einfach gehen sollen, als ich Edward gesehen habe. Oder er hätte nicht zu mir … Ach, keine Ahnung.« Ich fuhr mir durch die Haare und seufzte. Vermutlich machte es jetzt keinen Sinn mehr, sich darüber Gedanken zu machen, was hätte sein können, wenn einer von uns anders reagiert hätte. Ich hatte vorgehabt, Edward nie wiederzusehen, über ihn hinwegzukommen und einfach weiterzuleben. Aber dieser Plan war grundlegend gescheitert.

      »Komm, lass uns verschwinden«, riss Livy mich aus meinen Gedanken und plötzlich klang ihre Stimme nicht mehr nervös, sondern kühl und beherrscht. Sie griff in ihre Tasche und holte ein Bündel Kleidung und eine schwarze Perücke hervor. »Hier, zieh das an.«

      »Was soll das sein?«, fragte ich.

      »Na, was wohl? Tarnung! Habe ich aus dem Theaterfundus mitgehen lassen.«

      »Ja, aber …«, setzte ich an, doch Livy machte sich schon daran, mir die Mütze vom Kopf zu ziehen und meine Haare zusammenzubinden.

      »Nichts aber. Ohne kann ich dich nicht rausschmuggeln. Und jetzt hör auf zu diskutieren. Sei froh, dass ich dich nicht in einen Wäschesack stecke und nach draußen rolle.« In einer einzigen schnellen Bewegung fischte Livy mir die Perücke aus der Hand und zog sie mir über. Dann lief sie einmal um mich herum, zupfte daran und nickte schließlich zufrieden.

      Ich berührte die falschen Haare mit den Fingerspitzen und tastete an dem gerade geschnittenen Pony entlang.

      »Was soll das sein?«, fragte ich, immer noch skeptisch, und drehte mich, in der Hoffnung, etwas zu entdecken, worin ich mich spiegeln konnte. Aber da war nichts.

      »Cleopatra«, antwortete Livy. »Aus dem diesjährigen Winterstück. Glaub mir, damit wird dich keiner erkennen, weil du nämlich aussiehst wie Rihanna.«

       Oder aber total bescheuert.

      »Und von welcher Aufführung ist das?« Ich faltete das schwarze Stoffbündel auseinander und hielt es vor mich. »Tanz der Vampire?«

      Der lange Mantel mit den silberfarbenen Schnallen und der Spitzenbordüre an den Ärmeln sah aus, als wäre er gestern noch von Graf Krolock persönlich getragen worden.

      Livy verdrehte die Augen, half mir aus dem Blazer meiner Schuluniform. »Schön, ich gebe es zu. Es ist vielleicht nicht ganz dein Style. Aber ich hatte nur wenig Zeit. Außerdem ist das mein erster Fluchtplan.«

      Ehe ich michs versah, stopfte sie meine Sachen in ihre Tasche, zog mir den Mantel über und hielt mir eine Sonnenbrille entgegen.

      »Und du glaubst wirklich, dass das funktioniert?«

      Livy nickte. »Hundertprozentig. In Filmen wird das doch immer so gemacht. Und denk mal an die ganzen Promis. Die verkleiden sich auch, wenn sie unter Leute gehen. Beyoncé, Lady Gaga, Shawn Mendes …« Beim letzten Namen seufzte sie verträumt. »Einfach alle.«

      Ich nickte, auch wenn ich nach wie vor wenig überzeugt war, und ließ mich von Livy in Richtung der Musikräume ziehen. Auf dem Weg dorthin wurden mir zahlreiche schiefe Blicke zugeworfen und als wir an einer der Glastüren vorbeikamen und ich mich darin betrachtete, wurde mir schlagartig bewusst, warum. In der Spiegelung blickte mir eine verstört aussehende Version meiner selbst entgegen, mit akkurat geschnittenen schwarzen Haaren, glitzernder Sonnenbrille und Dracula-Mantel. Nicht zu vergessen, meine Chucks, die darunter hervorlugten und den Look noch skurriler wirken ließen. Rihanna? Weit gefehlt!

      Wäre ich nicht so verzweifelt, hätte ich wohl über mich selbst gelacht und ein Erinnerungsfoto geschossen. Aber so senkte ich bloß den Kopf, lief mit schnellen Schritten hinter Livy her und fragte mich, ob dieser Tag eigentlich noch schlimmer werden konnte.

      »Okay, keine Paparazzi in Sicht«, raunte Livy von draußen. »Du kannst kommen.«

      Ich atmete tief durch und kletterte auf die Lehne des abgewetzten Sofas, das direkt vor der Fensterreihe stand. Tatsächlich war Livys Idee, über den Musikkeller nach draußen zu kommen und von dort aus zur Bahn zu laufen, gar nicht so abwegig. An dieser Seite der Schule wuchsen zahlreiche Büsche und СКАЧАТЬ