Название: Rücken
Автор: Joachim Grifka
Издательство: Bookwire
Жанр: Сделай Сам
isbn: 9783863713089
isbn:
b)übermäßige HWS- und LWS-Lordose und übermäßige BWS-Kyphose
c)übermäßige, großbogige BWS-Kyphose
d)Steifstellung der Wirbelsäule mit verminderter Wölbung von HWS, BWS und LWS
Wenn die Wölbungen geringer ausgepägt sind und so auch weniger nachgeben, können erhöhte Stoßbelastungen auf die Bandscheiben die Folge sein und diese schädigen. Übermäßige Wölbungen können vermehrte Belastungen der Bandscheiben bedingen, und zwar Scherbelastungen, was dann ebenfalls zu einem vermehrten, oft frühzeitigen Verschleiß führt.
Formell kann man die Position der Wirbelsäule und damit die Rückenkontur in Haltung, Stellung und Form untergliedern.
Haltung erfolgt durch aktive Muskelstabilisierung, Stellung kann zusätzlich durch passive Krafteinwirkung verbessert werden, die Form wird durch die knöcherne Ausbildung bestimmt.
Die Haltung beschreibt den momentanen Zustand, z. B. aufgrund der Stabilisierung durch die Muskulatur oder auch wegen fehlenden Haltes. Die knöcherne Form, z. B. der Wirbelkörper, ist dabei völlig unauffällig. Durch aktive Anspannung der Muskulatur kann die normale Position wieder eingenommen werden.
Mit Stellung beschreibt man einen Zustand, bei dem die knöchernen Elemente der Wirbelsäule gleichfalls völlig unauffällig sind, die Position aber nicht allein schon durch Muskelanspannung, also durch Aktivierung, in die normale Position überführt werden kann. Der Grund dafür sind oft Muskelverspannungen und -verhärtungen, die die Position fixieren. Durch aktive Maßnahmen kann die normale Position also nicht erreicht werden. Nur durch passive Krafteinwirkung, also Bandage oder Korsett, oder durch langfristig wirkendes Training der Muskulatur kann die Normalposition wieder erreicht werden.
Die Form wird durch die knöchernen Elemente bestimmt. Die Wirbelkörper können so beispielsweise einseitig in der Höhe reduziert sein, z. B. im vorderen Anteil oder auch seitlich. Knöcherne Veränderungen sind sogenannte Strukturveränderungen. Sie lassen sich weder durch aktive Maßnahmen (Muskulatur) noch durch passive (äußere Krafteinwirkung) verbessern. Formveränderungen sind fixiert. Dabei liegen also auch konstant veränderte Druckverhältnisse und Belastungen der Bandscheibe und der kleinen Wirbelgelenke vor. Entsprechend der Mehrbelastung kommt es an solchen Stellen mit größerem Druck zu einem erhöhten Verschleiß.
3.2Ermüdung im Laufe des Tages/Haltungsschwäche
Haltungsschwächen treten bei jedem Menschen mehr oder weniger stark auf. Im Laufe des Tages lässt die Kraft der Muskulatur nach. Die Haltung wird schlaff. Der Körper sinkt in sich zusammen. Besonders auffällig ist dies, wenn dadurch die Wölbungen der Wirbelsäule zunehmen und beispielsweise der Bauch weiter hervortritt, die Schultern nach vorne hängen und ein Rundrücken deutlich ist. Durch Ermahnung und aktive Muskelanspannung kann die schlaffe Haltung unmittelbar ausgeglichen werden. Bei Muskelermüdung tritt der schlaffe Zustand jedoch bald wieder ein.
Haltungsschwächen durch Muskelkräftigung begegnen!
Besonders deutlich ist diese schlechte Haltung bei Jugendlichen. Aufgrund des Längenwachstums während der Pubertät sind die Hebelarme deutlich vergrößert. Bei der schmächtigen Konstitution der hochgewachsenen Jugendlichen ist allerdings die Muskulatur auf diese größeren Hebelverhältnisse nicht eingestellt. Die Muskulatur ist zu schwach und oft auch verkürzt, die Jugendlichen erscheinen steifer. Die konstante Überlastung führt zu einer schnellen Ermüdung. Insbesondere wenn dann noch einseitige konstante Belastungen hinzukommen, führt diese schlechte Haltung zu Haltungsschäden. Die vermehrte Druckbelastung in einer ungünstigen Wirbelsäulenposition führt bis zur Verformung der Knochen. Dann hat die Haltungsschwäche eine lebenslang bleibende Störung zur Folge.
3.3Verschleiß der Bandscheiben
Untere Hals- und untere Lendenwirbelsäule sind Abschnitte mit vermehrtem Verschleiß.
Die Struktur der Bandscheiben verändert sich ja im Lauf des Lebens. Diese „normale Alterung“ der Bandscheibe kann jedoch gestört werden. Besonders kritisch ist es, wenn Teile der Bandscheiben, die sich verlagert haben, auf einen oder mehrere Nerven oder gar auf das Rückenmark drücken. Dann kann es zu Gefühlsstörungen, Kraftverlust (Muskelschwäche) und im Extremfall zur völligen Quetschung des Nervs kommen. Die Muskulatur ist dann kraftlos. Die von Patienten immer wieder angesprochene Querschnittlähmung kann es nur bei sogenannten Massenvorfällen von Bandscheibengewebe, vorzugsweise im Bereich bei L1/L2 und höher, geben.
Ungünstige Positionen der Wirbelsäule können Scherbelastungen oder vermehrte Druckbelastungen der Bandscheiben bewirken. Besonders betroffen sind diejenigen Wirbelsäulenabschnitte, die eine große Beweglichkeit haben und am Übergang zu starren Abschnitten lokalisiert sind, also z. B. die untere Halswirbelsäule (über der starren Brustwirbelsäule) und die untere Lendenwirbelsäule (über dem starren Kreuzbein). Die stärksten Belastungen auf die Bandscheiben werden hervorgerufen, wenn die Belastung in Vorneigung, z. B. Heben eines Gegenstandes mit Abstand zur Wirbelsäule, und bei gleichzeitiger Torsion einwirkt, also Verdrehen des Oberkörpers gegen den nicht mitdrehenden Beckenbereich. Druckmessungen in der vorletzten Lendenbandscheibe zeigen, dass sogar einfaches Vorneigen, wie es auch beim Sport oft gemacht wird, z. B. beim Trainieren der Beweglichkeit, einen enormen Druck auf die Bandscheibe verursacht.
Beim Sitzen zeigt sich, dass die Bandscheibe beim Anlehnen an die Rückenlehne entlastet wird; auch dies konnte in Druckmessungen gezeigt werden.
Bandscheibenbeschwerden sind im mittleren Lebensalter typisch.
Wenn man sich die Altersverteilung von Bandscheibenschäden in der Bevölkerung ansieht, zeigt sich, dass das kritische „Bandscheibenalter“ zwischen dem 30. und dem 55.–65. Lebensjahr liegt. In diesem mittleren Lebensalter hat sich im äußeren Bereich der Bandscheibe der Faserring ausgebildet, während die inneren Anteile noch flüssigkeitshaltig und stoffwechselaktiv sind. Flüssigkeit ist nicht komprimierbar, lässt sich also nicht zusammendrücken und dadurch im Volumen verkleinern.
Wird nun die Bandscheibe durch Druck von den beiden angrenzenden Wirbelkörpern gleichsam „in die Klemme genommen“, so reduziert sich ihre Höhe. Da das Volumen der Flüssigkeit unverändert bleibt, wird der gallertige innere Anteil gegen den straffen Faserring gedrückt. Der Faserring ist relativ spröde und kann dem Druck nur nachgeben, indem sich in den Fasern Risse bilden. So bilden sich Spalten, durch die das noch stoffwechselaktive, weiche, innere Bandscheibenmaterial hindurchgedrückt wird. Wenn sich diese Spalten nur nach vorne oder zu den Seiten bilden, kann das heraustretende Bandscheibengewebe nicht auf eine Nervenwurzel drücken. Wird das Bandscheibenmaterial aber – wie es typisch ist – seitlich des hinteren Längsbandes in den Wirbelkanal gepresst (Abbildung 14), so drückt es auf die abgehende Nervenwurzel am Zwischenwirbelloch oder bei einer etwas mehr mittigen Lage zum Wirbelkanal auf die passierende Nervenwurzel, die eine Etage tiefer den Wirbelkanal verlässt. Dann kommt es zu einem Bandscheibenvorfall, der eine sogenannte Wurzelsymptomatik zeigen kann: Schmerz, Gefühlsstörungen, Muskelschwäche und Reflexabschwächung.
Abbildung 14: a) Bandscheibenvorwölbung СКАЧАТЬ