Название: Der neue Sonnenwinkel Jubiläumsbox 5 – Familienroman
Автор: Michaela Dornberg
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Der neue Sonnenwinkel
isbn: 9783740931940
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Es waren Lebewesen, keine Spielzeuge, die man, wurde man ihrer überdrüssig, einfach in die Ecke stellte oder, schlimmer noch, entsorgte. Das hatte es auch schon gegeben.
Als sie weiterging, atmete sie tief durch.
Der Himmel hatte ihre Gebete erhört!
Sie würden ein neues Dach haben. Eine riesige Last fiel von ihr ab, und ansonsten …, irgendwie würde es weitergehen.
Sie traf eine ihrer freiwilligen Helferinnen und erzählte ihr, was passiert war. Diese wunderbare Neuigkeit konnte sie einfach nicht für sich behalten.
*
Inge Auerbach war gerade mit der Zubereitung des Mittagessens fertig, als die Haustür zugeschlagen wurde, jemand in der Diele polterte.
Ein Lächeln glitt um Inges Lippen.
Das konnte nur Pamela sein, die machte sie immer lautstark bemerkbar. Und wenn sie heute besonders laut war, dann musste das ein gutes Zeichen sein.
Inge kannte ihre Jüngste, sie konnte in ihr lesen wie in einem Buch.
Pamela kam in die Küche gestürmt. Inge betrachtete sie voller Wohlgefallen. Pamela wurde immer hübscher. Ihr ausdrucksvolles schmales Gesicht wurde von braunen Locken umrahmt, ihre großen grauen Augen blitzten. Nicht mehr lange, und die jungen Männer würden vor ihrem Haus Schlage stehen. Pamela war etwas Besonderes.
»Mami«, Pamela schleuderte ihre Schultasche in die Ecke, »in Mathe habe ich eine Eins, und in Englisch, da habe ich die beste Arbeit geschrieben, mit Abstand die beste. Der Durchschnitt war grottenschlecht. Außer mir hatte niemand eine Eins. Nun ja, es liegt mir halt im Blut, weil meine leibliche Mutter ja …«, sie brach ihren Satz ab, »Mami, tut mir leid.«
Inge nahm ihre Jüngste in die Arme.
»Liebes, es muss dir doch nicht leidtun. Die Muttersprache deiner leiblichen Mutter war Englisch. Darüber können wir doch reden.«
Pamela lehnte sich an ihre Mutter, die nicht wirklich ihre Mutter war, weil man sie als Kleinkind adoptiert hatte. Und diese Adoption war der wunde Punkt zwischen ihnen, den niemand berühren wollte.
Eine Adoption an sich war ja keine große Sache. Es gab unzählige Jungen und Mädchen, die adoptiert wurden, und das war gut so.
Das war viel besser, als die Kinder in ein Heim zu stecken, in ein Waisenhaus.
Bei den Auerbachs war es ein Thema, das sie nicht gern berührten, weil sie Pamela die Adoption verschwiegen hatten und das arme Mädchen es zufällig durch fremde Frauen erfahren hatte.
Inge wollte nicht mehr daran erinnert werden, welchen Stein das ins Rollen gebracht hatte. Pamela, damals noch Bambi, hatte sich von ihnen abgewandt, sie hatte niemals mehr etwas mit ihnen zu tun haben wollen, war mit Hannes nach Australien gegangen, und der Weg der Annäherung war ein steiniger und sehr schmerzlicher gewesen.
»Ich bin froh, dass es wieder so ist wie früher, Mami«, sagte sie, »und ich möchte dich und Papi nicht verletzen, wenn ich über meine leiblichen Eltern spreche. Es ist doch alles gesagt, ich weiß alles über sie. Und lebendig machen kann ich sie nicht mehr.«
Inge streichelte Pamela behutsam übers Haar.
»Du bleibst aber die Tochter von zwei ganz wunderbaren Menschen, und wenn du das Bedürfnis hast, über sie zu sprechen, dann kannst du das tun, dann musst du es tun, Pamela. Für uns bist du ein Geschenk des Himmels, und wir sind unendlich dankbar dafür, dass du zu uns gekommen bist. Du hast Sonnenschein in unser Leben gebracht, und wir lieben dich alle sehr.«
Pamela lehnte sich an ihre Mutter.
»Ach, Mami, du findest immer die richtigen Worte. Ich kann dankbar sein, dass ich zu euch kommen durfte.« Sie machte sich aus Inges Armen frei und erkundigte sich: »Wo ist eigentlich Luna? Die begrüßt mich doch sonst immer.«
Inge lachte.
»Die ist mit den Großeltern unterwegs. Es ist eine Win-Win-Situation, dank Luna machen sie lange Spaziergänge.«
Pamela fiel in das Lachen mit ein.
»Und die freut sich, weil ihr köstliche Leckerli zugesteckt werden. Bei Omi und Opi möchte man Hund sein. Was sie für Luna kaufen, das ist nur vom Allerfeinsten. Aber ich kann mich auch nicht beklagen, wir unternehmen so viele schöne Sachen zusammen, sie geben viel Geld für mich aus.«
»Sie freuen sich, dass sie das tun können, dass es ihnen im Alter an nichts mangelt, dass sie sorgenfrei leben können. Das ist keine Selbstverständlichkeit. Viele Menschen bekommen nur eine kleine Rente, obwohl sie ihr Leben lang gearbeitet haben. Und statt ihr Dasein genießen zu können, müssen sie jeden Cent umdrehen. Das ist traurig, doch darüber müssen wir jetzt nicht reden. Zeig mir lieber deine Arbeiten. Ich bin ja so stolz auf dich, mein Kleines. Du machst Hannes Konkurrenz. Der hatte seine guten Noten erst später.«
»Aber dann hat er Gas gegeben, Mami«, fügte Pamela hinzu. »Hannes hat es allen gezeigt. Ich mag Ricky und Jörg sehr, sehr gern. Aber der Hannes, der ist mein Lieblingsbruder. Wir zwei verstehen uns ohne Worte. Auf ihn kann ich mich verlassen, und ich werde niemals vergessen, wie lieb er zu mir war, als ich in Australien weilte.«
»Pamela, ihr seid die Jüngsten, seid miteinander aufgewachsen, während Ricky und Jörg bereits aus dem Haus waren. Das verbindet. Also, zeigst du mir jetzt die Arbeiten?«
Pamela lachte.
»Mami, die zeige ich dir später, die laufen nicht davon. Ich habe einen tierischen Hunger. Was gibt es denn zu essen?«
»Wie von dir gewünscht, einen Nudelauflauf.«
Obwohl sie sich ja gerade erst aus deren Armen befreit hatte, umarmte Pamela ihre Mutter erneut.
»Nudelauflauf, davon kann ich nicht genug bekommen. Du bist die allerbeste Mami von der ganzen Welt.«
Das ging bei Inge herunter wie Öl. Und sie war so froh, dass die Schatten der Vergangenheit endgültig gewichen waren.
»Und wo ist der Papi?«
»Auf den müssen wir nicht warten, der kommt erst heute Abend nach Hause.«
»Ach ja, der Papi, der kann es einfach nicht lassen. Aber wenigstens bleibt er nicht ständig tagelang weg, und er reist auch nicht mehr um die Welt wie früher.«
Inge gab darauf keine Antwort. Pamela war in Australien gewesen, als es bei den Auerbachs die große Krise gegeben hatte. Damals hatte Inge ihrem Mann ein Ultimatum gestellt, und sie hätte sonst wirklich die Konsequenzen gezogen. Werner hatte es mit der Angst zu tun bekommen, und es war nicht mehr bei den leeren Versprechungen geblieben. Der Herr Professor hatte die Reißleine gezogen, weil ihm bewusst geworden war, dass seine Inge für ihn das Wichtigste im Leben war und dass er ohne sie nicht sein konnte und nicht sein wollte. Werner arbeitete immer noch sehr viel, aber er nahm sich auch Zeit für die Familie, Auszeiten, die er mit Inge genoss, und die hatte jetzt das, wonach sie sich immer gesehnt hatte. Sie genoss es in vollen Zügen.
Pamela СКАЧАТЬ