Название: Der neue Sonnenwinkel Jubiläumsbox 5 – Familienroman
Автор: Michaela Dornberg
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Der neue Sonnenwinkel
isbn: 9783740931940
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»Herr Rückert, Sie können wirklich sehr stolz darauf sein. Nach all den negativen Erfahrungen, die Miss Marple in ihrem Leben gemacht hat, ist es schwer, wieder Vertrauen zu Menschen aufzubauen. Es war wohl, wie es das bei Menschen ja ebenfalls geben soll, Liebe auf den ersten Blick. Und sehen Sie doch bloß, wie gut Beauty und Miss Marple …, äh, bleiben wir gleich bei dem neuen Namen … Missie sich mit einander verstehen. Es ist eine Freude, das sehen zu dürfen.«
Dann drängte Heinz auf Erledigung der Formalitäten, das war schnell erledigt, denn Rosmarie hatte gute Vorarbeit geleistet. Heinz zahlte anstandslos die geforderte Schutzgebühr. Und nachdem das erledigt war, bemerkte er ganz nebenbei: »Sie müssen Ihr Dach reparieren lassen, Frau Dr. Fischer. Das macht einen sehr maroden Eindruck. Bei dem nächsten großen Regen wird es reinregnen, und bei dem nächsten großen Sturm fliegen die Dachziegeln herunter.«
Margot Fischer wurde rot.
»Ich weiß, Herr Dr. Rückert«, sagte sie ganz bekümmert. »Und ich habe auch bereits mehrere Angebote eingeholt. Die Firma Becker würde es am günstigsten machen. Aber es fehlen mir die Mittel, die Reparatur zu bezahlen. Vor der Reparatur des Daches sind andere Dinge wichtiger. Und in erster Linie steht das Wohl der Tiere.«
Heinz überlegte einen Augenblick.
»Ich kenne Herrn Becker. Der ist ein sehr seriöser Geschäftsmann. Die Firma arbeitet gut und zu reellen Preisen. Bitte, zeigen Sie mir doch mal das Angebot. Ich möchte einen Blick drauf werfen.«
Mit wenigen Handgriffen hatte Frau Dr. Fischer das Angebot zur Hand. In ihrem Betrieb herrschte Ordnung.
Wenn Heinz Rückert sich mit etwas auskannte, dann waren es Verträge. Er hatte das Angebot im Nu überflogen.
»Es ist insgesamt okay«, sagte er, »aber an der einen oder anderen Position kann man noch etwas sparen.«
Es hörte sich gut an. Hatte er sie eben nicht verstanden? Nicht einmal zum halben Preis oder noch weniger könnte sie den Auftrag erteilen. Und das sagte sie ihm auch.
»Wer sagt Ihnen denn, dass Sie das tun sollen? Die Kosten für das neue Dach übernehme ich. Man kann es nicht mehr mit ansehen. Und je größer der Schaden, und das ist voraussehbar, umso größer die Reparaturkosten.«
Die Heimleiterin konnte den Notar nur ansehen. Sie kannte die Endsumme des Angebots, das waren nicht nur ein paar Euro, da ging es um große Summen. Margot Fischer war nicht in der Lage, etwas dazu zu sagen. Es hatte ihr die Sprache verschlagen.
Auch Rosmarie wusste nicht, was sie jetzt sagen sollte. Ihr Heinz wollte ein ganzes Dach auf seine Kosten reparieren lassen. Ihr Heinz, der wegen einer kleinen Spende herumlamentierte, der peinlich darauf achtete, auch die Spendenbescheinigung zu erhalten, damit er alles absetzen konnte.
Hier ging etwas nicht mit rechten Dingen zu!
Hier waren übersinnliche Kräfte am Werk!
Zuerst das mit Missie. Was vorher ein Drama gewesen war, was zu einem ernsthaften Zerwürfnis geworden war, war praktisch ein Selbstläufer geworden, hatte sich in Wohlgefallen aufgelöst. Und das jetzt mit dem Dach … Rosmarie wusste nicht, was sie dazu sagen sollte. Aber sie wusste, was sie zu tun hatte, sie fiel ihrem Heinz um den Hals. Dann sagte sie, überwältigt vor lauter Glück: »Danke, Heinz.«
Nun fasste auch Frau Dr. Fischer sich und bedankte sich bei dem großzügigen Spender.
Heinz ließ es sich eine Weile gefallen, genoss es sogar, doch dann meldete sich Missie, die ihn anschubste und bellte.
»Ich nehme das Angebot mit, Frau Dr. Fischer, und, versprochen, ich kümmere mich. Für das Dach muss ein Gerüst aufgebaut werden. Das wird für Sie einige Unannehmlichkeiten geben. Doch hinterher müssen Sie keine Angst mehr vor Regen und Sturm haben.«
Diese Worte waren für die Heimleiterin ein Grund, sich nochmals zu bedanken. Sie hatte Tränen in den Augen und musste an sich halten, Heinz Rückert jetzt nicht zu umarmen.
Das hätte sie nie gedacht!
Erst die Großzügigkeit von Frau Rückert. Die hatte sie mehrfach gerettet. Und nun er. Der Notar Rückert spendete, ohne mit der Wimper zu zucken, ein ganzes Dach!
Margot Fischer konnte es noch immer nicht glauben, sie musste sich erst einmal setzen, und jetzt weinte sie wirklich vor lauter Freude, Glück Ergriffenheit.
Wenn man so wollte, hatte sie alles Miss Marple zu verdanken. Die war ein ganz besonderer Hund. Und wie die Film Miss Marple letztlich alles auf die Reihe brachte, hatte es hier die kleine schwarze Mischlingshündin geschafft. Sie hatte sich in das Herz der Rückerts geschlichen. Aber sie war auch so schön und so klug, und wenn sie einen anblickte …
Frau Dr. Fischer wischte sich die Tränen weg, dann ging sie hinaus und blickte sich das Dach an.
Es war wirklich grauenvoll, in einem katastrophalen Zustand.
Am Himmel kam die Sonne zwischen zwei grauen Wolken hervor, tauchte alles in ein goldenes Licht. Leider sah man jetzt in aller Deutlichkeit auch die Schwachstellen des maroden Daches. Früher wäre sie vor Entsetzen zusammengezuckt. Jetzt blieb sie ganz ruhig. Es war nur noch eine Frage der Zeit, und wie sie Heinz Rückert einschätzte, würde binnen kürzester Zeit das Gerüst vor dem Haus stehen.
Margot merkte, wie sie sich entspannte. Sie ließ erst einmal die Arbeit sein und machte einen Rundgang. Das mit dem Dach war großartig, doch die Tiere, die waren am wichtigsten, die waren ihr Leben. Und das, was sie tat, war für sie der schönste Job der Welt. Natürlich gab es auch Schattenseiten, manche Tiere waren so traumatisiert, so aggressiv, dass man sie einschläfern musste. Manche Tiere waren verletzt, krank.
Da war es ein Glück, dass sie Tierärztin war und die Behandlung selbst übernehmen konnte.
Der Platz von Miss Marple war jetzt frei. Margot ging in eine Box hinein, streichelte eine Boxerhündin, die ein wenig apathisch in einer Ecke saß.
»Komm, Emma, ich habe einen schöneren Platz für dich.«
Emma ließ sich streicheln, stand auf, folgte Margot.
Sie war ein zahmes, gutmütiges, pflegeleichtes Tier, und sie war wunderschön. Doch eines stand jetzt schon fest. Emma würde, es sei denn, es geschah ein Wunder, den Rest ihres Lebens im Tierheim verbringen. Sie war alt, konnte nicht mehr gut sehen, und laufen konnte sie auch nicht mehr richtig. Ein solches Tier holte man sich nicht nach Hause. Emma war zu ihnen gekommen, weil der Besitzer verstorben war, und niemand von den Erben wollte Emma haben, das Haus und das Geld des Verstorbenen schon. Dass Emma ihm am Herzen gelegen hatte, dass sie über viele Jahre hinweg eine treue Begleiterin gewesen war, dass sie Sonne in das Herz des alten Herrn gebracht hatte, das interessierte niemanden. Aber so war das Leben.
Gleich nebenan war ein junger Dalmatiner untergebracht. Er war ein Weihnachtsgeschenk gewesen. Als der Besitzer festgestellt hatte, dass ein Hund Arbeit machte, Auslauf brauchte, hatte man ihn ins Tierheim gebracht. Da musste man kein schlechtes Gewissen haben.
Dalmatiner waren derzeit nicht so in. Doch Margot Fischer konnte sich noch sehr gut an die Zeit erinnern, als der Dalmatiner-Film gelaufen war. Da hatte es zunächst einen Ansturm auf die Züchter gegeben, hinterher einen Ansturm auf das Tierheim.
Alf, so hieß der СКАЧАТЬ