Nur ein Viertel Elfenblut. Wolf Awert
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Nur ein Viertel Elfenblut - Wolf Awert страница 5

Название: Nur ein Viertel Elfenblut

Автор: Wolf Awert

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Drachenblut

isbn: 9783959591805

isbn:

СКАЧАТЬ dem er diese Worte aussprach, wurde ihm zur eigenen Verwunderung das Herz frei, und eine Verzweiflung verließ ihn, die ihn die ganze Zeit hinuntergedrückt hatte. Zum ersten Mal ausgesprochen zu haben, was ihn seit langer Zeit wie eine kaum zu bewältigende Last zu Boden drückte, gab ihm neue Kraft. Nein, er würde nicht weichen. Er nicht.

      „Aber wenn ich kein Jäger bin, wer bin ich denn dann?“

      Sumpfwasser lächelte. Das war ja schnell gegangen. Von der Zerstörung der Welt zurück zu sich selbst. Er hatte ihn. Etwas Unterstützung, etwas Vertrauen und eine Spur Strenge. „Eine gute Frage in dieser schweren Zeit“, sagte er. „Obwohl ich glaube, dass du bei einigem Nachdenken die Antwort auch selbst finden könntest, wenn du dir die Zeit dazu gönnst. Du hast ja sehr schnell und völlig richtig erkannt, dass wir durch die fehlende Markierung der Viertelelfe ein Verbrechen begangen haben. Aber solche Dinge sind harmlos, solange niemand davon erfährt. Solche Dinge gehören zu den kleinen Geheimnissen unseres Handwerks. Und du bist nun ein Teil dieses kleinen Geheimnisses.“

      „Ja, nur …“

      „Als Teil dieses kleinen Geheimnisses bist du ein Geheimnisträger, als Geheimnisträger gehörst du im weitesten Sinn zum Elfenrat oder seinem Hüter, also mir, mindestens aber zu den Wehrhütern im Allgemeinen. Und das ist es auch schon. Selbstverständlich musst du deine Eidesformel noch sprechen. Erinnere mich daran, dass wir das noch erledigen, bevor du gehst. Gibt es noch etwas, das du wissen möchtest?“

      „Ja, erlaubt mir bitte noch zwei Fragen: Warum seid Ihr ein solches Risiko eingegangen, jemanden anzusprechen, den Ihr nicht kanntet, und von ihm zu erwarten, dass er sich auf so etwas einlässt? Und vor allem, warum habt Ihr es höchstpersönlich auf Euch genommen, diesen Auftrag zu erteilen, anstatt das zu delegieren und auf diese Art saubere Hände zu behalten?“

      Sumpfwasser lächelte. Das waren zwei gute Fragen. Aber die hättest du früher stellen müssen, mein Junge. „Du bist mir empfohlen worden“, sagte er.

      „Von wem?“

      „Von Truppführerin Bork. Diese Frau kennt ihre Leute, und ich vertraue ihrem Urteil blind.“

      Jetzt fiel es Lufthauch wieder ein. Er hatte Bork vor nicht allzu langer Zeit auf einer Patrouille begleitet, auf der sie einen Elfen unreinen Blutes gefangen genommen hatten. Auch da hatte er dieses Gefühl gehabt, dass sie ihn eigentlich gar nicht gebraucht hätten. Genau wie jetzt für die Begleitung einer Viertelelfe. Das konnte nicht alles sein. Er ließ sich doch keinen Sand in die Augen streuen. Vielleicht war das alles Teil eines größeren Plans. Dem Ersten Berater traute er alles zu. Vorsicht, Lufthauch, ermahnte er sich.

      „Die Bork?“, sagte er. „Ich war einige Male mit ihr auf Patrouille. Aber wir haben kaum mehr als eine Handvoll Worte miteinander gewechselt. Woher sollte sie mich gut genug kennen?“

      „Auf der letzten Patrouille seid ihr auf zwei Drachen gestoßen.“

      „Das ist richtig. Es war ein großartiges Erlebnis, dieser Kriecher zu begegnen, über die so viele Geschichten erzählt werden. Wir sind mitten in einen Streit zweier Drachen hineingeplatzt. Mit was für einer Wut im Bauch der andere Drache davonflog. Aber was in aller Welt hat das mit meinem Auftrag zu tun?“

      Sumpfwasser sprang auf, bekämpfte seine Erregung, indem er Lufthauch erneut den Rücken zudrehte, quer durch den Raum ging und nach draußen starrte, als suchte er in der Ferne einen Punkt, an dem er sich festhalten konnte. „Weißt du überhaupt, wie selten es ist, dass sich ein Drache vor uns Elfen zeigt? Das ist so selten, dass kaum jemandem ein solches Erlebnis jemals vergönnt ist, und wenn er alle Tage durch die Drachenberge streifen würde. Viele zweifeln sogar daran, dass es diese Wesen überhaupt noch gibt. Und du siehst gleich zwei davon.“

      „Die anderen haben sie auch gesehen.“

      „Ja, aber du hast behauptet, sie hätten sich gestritten. Und du bist sicher, dass einer der beiden Drachen Kriecher war.“

      „Ihr rechter Flügel war gelähmt, doch tat das ihrer Ausstrahlung keinen Schaden.“

      „Siehst du, das meine ich, Lufthauch. Alle anderen sprachen nur von zwei Drachen. Aber du scheinst mehr gesehen zu haben als die anderen. Du hast etwas gespürt, was niemand sonst gespürt hat. Und glaube nicht, dass Drachen sich so einfach beim Streiten zusehen lassen. Drachen kann man nicht überraschen, weil sie Elfen und Menschen immer einen Schritt voraus sind. Drachen können …, ach was rede ich.“ Sumpfwasser machte eine ärgerliche Bewegung mit der Hand und drehte sich wieder herum.

      Lufthauch hatte nichts mehr in seinem Korb halten können. Jetzt standen sie sich gegenüber. Sumpfwasser und Lufthauch, der Ältere und der Jüngere, und es war nicht mehr viel Platz zwischen ihnen. Lufthauch wich einen halben Schritt zurück. „Ich konnte den Zorn hören wie fernes Waffengeklirr.“ Die Stimme des jungen Elfen war leise geworden, die Worte kamen stockend aus seinem Mund. Doch nicht Furcht hielt sie zurück. Es war die Mühe, sich richtig zu erinnern, denn seine Erinnerungen waren flüchtig und von Magie durchwoben und gaben sich jetzt alle Mühe, sich einem Zugriff zu entziehen. Er sah Kriecher in den Drachenbergen und gleichzeitig den Baumwipfel mit dem Gesicht von Sumpfwasser vor sich, das immer größer wurde, sich aufblähte und mit den anderen Eindrücken verschmolz. „Die ganze Luft war von Schlachtenlärm erfüllt. Und dann dieser Geruch von Wildheit, wie man ihn vom Lagerplatz eines Rudels Raubkatzen her kennt. Und …“

      „Das genügt“, sagte Sumpfwasser und die Vision ebbte ab. „Zurück zu Kriecher? Was hat sie getan?“

      „Sie ist gegangen. Ruhig und gelassen. In ihr war keine Wut. Sie hat noch einmal über die Schulter zurückgeblickt und mich dabei angesehen. Und dann …“ Lufthauch brach die Stimme. Da war doch noch etwas gewesen. Eine Illusion. Kriecher hatte mit zwei Köpfen geschaut und nur einer davon hatte sich gedreht. Oder war es doch nur ein einziger Kopf gewesen? Ein Mädchenkopf? Nein, ein Frauenkopf.

      „Und?“

      Lufthauch schüttelte den Kopf. „Ich weiß es nicht mehr, weil sich in jenem Augenblick die ganze Welt um mich herum verändert hatte. Es war mir, als hätte alles nur noch aus Magie bestanden. Aber Kriecher besaß zwei Köpfe. Zumindest für einen kurzen Moment.“

      „Und was haben die Wehrhüter während der Zeit gemacht?“

      Lufthauch schaute verdutzt. „Was sollen sie gemacht haben? Nichts. Sie haben sich wie ich die Drachen angeschaut.“

      „Du Idiot!“ Sumpfwasser nahm seine Wanderung wieder auf, blieb ruckartig stehen, drehte sich um. „Kriecher hat dich gerufen. Und Drachen rufen keine Elfen, weil Menschen und Elfen Drachen nicht verstehen können. Das weiß ich, und das weiß auch Kriecher. Trotzdem hat sie dich gerufen. Wir müssen unbedingt den Grund dafür herausfinden. Wie sahen die beiden Köpfe aus?“

      „Der eine war ein Drachenkopf, der andere der eines Mädchens. Oder einer jungen Frau. Helles Haar, glaube ich, aber das muss nicht stimmen, denn auch die Natur um Kriecher herum strahlte nicht in den Farben, die mir vertraut waren.“

      „Gut. Mehr können wir zurzeit nicht machen. Zunächst muss diese Viertelelfe nach NA-R. Du wirst meinen Auftrag ausführen und du wirst deinen Eid sprechen. Deine Tage als Jäger und Waldläufer sind ab heute vorbei. Deine Befehle empfängst du ab heute nur noch von mir. Von keinem anderen sonst. Ist das klar?“

      Lufthauch stand wie vom Donner gerührt. Der Gedanke, „Nein“ zu sagen, kam ihm so flüchtig, dass man zweifeln musste, ob es ihn überhaupt gegeben hatte. „Ganz wie Ihr wünscht, Erster Berater“, sagte СКАЧАТЬ