Der neue Sonnenwinkel Box 2 – Familienroman. Michaela Dornberg
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Der neue Sonnenwinkel Box 2 – Familienroman - Michaela Dornberg страница 5

Название: Der neue Sonnenwinkel Box 2 – Familienroman

Автор: Michaela Dornberg

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Der neue Sonnenwinkel

isbn: 9783740928636

isbn:

СКАЧАТЬ konnte nichts tun, Hannes war volljährig.

      Aber in gewisser Weise war er dann doch noch ein Kind, denn wie er sich jetzt auf die Kekse stürzte und die in sich hineinstopfte, das war nun ganz und gar nicht erwachsen.

      »Boooh, sind die lecker«, rief er mit vollem Mund. »Mama, du bist die Größte.«

      Das ging natürlich herunter wie Öl, doch es machte sie auch ein wenig traurig, weil sie so etwas lange Zeit nicht mehr erleben würde. Hannes war derjenige von ihren Kindern, der seine Begeisterung am deutlichsten zeigen konnte. Das würde sie vermissen, auch sein Lachen, seinen Witz.

      Am liebsten hätte Inge jetzt angefangen zu weinen und musste sich gewaltsam zusammenreißen, es nicht zu tun.

      Sie vermisste Hannes jetzt schon, dabei war er noch nicht einmal weg.

      Da beide Kakao haben wollten, kochte sie den rasch, und sie verkniff sich, für sich selbst einen Kaffee zu kochen. Sie war aufgeregt genug.

      Schließlich genossen Bambi und Hannes ihren Kakao, und sie langten auch bei den Keksen ordentlich zu, aber eine Unterhaltung wollte so recht nicht aufkommen. Inge sah, dass Bambi geweint hatte, und sie konnte sich schon denken weswegen. Bambi litt am meisten unter der Situation. Als Kinder waren sie unzertrennlich gewesen. Und wie glücklich war Bambi gewesen, als ihr geliebter Bruder zurückgekommen war.

      Aber was war mit Hannes los?

      Der machte einen nachdenklichen Eindruck, sah sie hier und da an.

      Wollte er ihr etwas sagen?

      Etwa, dass er es sich anders überlegt hatte?

      Sie musste es wissen.

      »Bambi, wenn du willst, kannst du den Großeltern ein paar Kekse bringen«, sagte sie, und diese Idee griff Bambi begeistert auf. Ihr Kakaobecher war leer, es passten keine Kekse mehr in sie hinein, und sie wusste, dass die Großeltern sich sehr freuen würden.

      Sie füllte eine Schale mit Keksen, rief: »Bis später«, dann trollte sie sich, und Luna, wie konnte es anders sein, lief ihr hinterher. Nicht ganz uneigennützig, sie hoffte darauf, dass vielleicht ein Keks für sie abfallen würde. Labradore sind ganz liebenswerte Hunde, aber sie haben eine Eigenschaft: … Sie sind unglaublich verfressen.

      Als Inge sicher sein konnte, dass Bambi das Haus verlassen hatte, um nach nebenan zu gehen, wandte sie sich ihrem Sohn zu, der noch immer am Tisch saß und von den Keksen einfach nicht genug bekommen konnte.

      »Ist etwas, Hannes?«, erkundigte Inge sich und schaute ihren Sohn voller Wohlgefallen an. Er war schon ein toller Typ, ihr Jüngster.

      Hannes legte seinen angebissenen Keks weg, dann nickte er und sagte: »Ja, Mama, da ist etwas, etwas was mich sehr beunruhigt.«

      Und dann erzählte er seiner Mutter, was sich im Baumhaus ereignet hatte.

      »Sie identifiziert sich so sehr damit, eine Auerbach zu sein, sie sieht Ähnlichkeiten, wo keine sind. Je länger ihr schweigt, umso schlimmer wird es für sie, die Wahrheit zu erfahren und damit, dass sie keine Auerbach ist. Mama, ihr habt uns dazu erzogen, offen und ehrlich zu sein, immer die Wahrheit zu sagen, auch wenn sie nicht angenehm ist. Warum eiert ihr bei Bambi so herum? Ich bete zu Gott, dass sie es nicht von anderer Seite erfährt, dass …«

      Er brach seinen Satz ab, aß seinen Keks zu Ende, dann blickte er seine Mutter an.

      »Mama, ich wage nicht, diesen Gedanken zu Ende zu bringen. Es wäre für Bambi eine Katastrophe, ein Schock, von dem sie sich so schnell nicht erholen würde.«

      Nicht dieses Thema!

      Hannes hatte ja so recht, und sie wusste selbst nicht, warum Werner und sie nicht den Mut aufbrachten, es Bambi zu sagen, einmal musste sie es ja doch erfahren. Und es stimmte, gut war es nicht, es immer wieder hinauszuzögern.

      »Hier weiß niemand, dass Bambi adoptiert ist«, versuchte sie sich herauszureden, »also kann sie es nicht von Dritten erfahren. Aber du hast natürlich recht, Hannes, wir müssen es ihr sagen …, bald.«

      Hannes stand auf, um den Rest seiner Sachen zusammenzupacken, nahm sich aber vorsichtshalber noch für unterwegs, also bis nach oben, ein paar Kekse mit. »Mama, ich habe ein ungutes Gefühl«, sagte er, ehe er ging. Und dieser Satz hing noch im Raum, als Hannes die Küche längst schon verlassen hatte.

      Warum verursachte er ihr so viel Unbehagen?

      Inge spürte, wie es ihr kalt über den Rücken lief und war fest entschlossen, all den Worten endlich Taten folgen zu lassen.

      Sie gab sich eine letzte Galgenfrist.

      Sofort nach der Abreise von Hannes würden sie und Werner mit Bambi reden, sie würden sich bei ihr entschuldigen, weil sie das nicht längst schon getan hatten, aber sie würden ihr auch sagen, wie sehr sie sie liebten, dass sie ein Kind ihres Herzens war und dass das mehr zählte, als von einem Blut zu sein.

      Blut konnte man ohne Schwierigkeiten austauschen, wenn die Blutgruppe stimmte, Herzen nicht.

      Inge merkte, wie ihre Aufgeregtheit immer mehr stieg, und das rührte von ihrem schlechten Gewissen her, das sie hatte. Heute ganz besonders.

      Jetzt brauchte sie doch einen Kaffee, weil sie nachdenken musste.

      Eigentlich hatte sie ja ein beneidenswert glückliches Leben, doch derzeit hatte sie das Gefühl, dass es ihr ganz um die Ohren flog.

      Wenn man es mit den Jahreszeiten verglich, dann war es nicht mehr ein sonniger Sommertag, sondern einer im Herbst, an dem einem kräftiger Wind entgegenblies und der Himmel grauverhangen war.

      Inge fröstelte.

      Braute sich da etwas zusammen?

      *

      Ihre Freundin Nikola Beck, die alle nur Nicki nannten, wusste, dass sie Roberta jederzeit anrufen konnte, auch nachts, wenn es sein musste. Aber ihre Sprechstunden in der Praxis waren für Privatgespräche tabu. Das wusste auch ihre Mitarbeiterin. Deswegen wunderte Roberta sich, dass Ursel Hellenbrink ihr ein Privatgespräch durchstellte.

      Es war Nicki!

      »Ich weiß, ich weiß«, sagte Nicki, ehe Roberta sich äußern konnte, »du willst das nicht. Aber ich muss mit dir reden, ehe ich daran ersticke.«

      Typisch Nicki, sie war eine Dramaqueen und konnte aus einer Mücke einen Elefanten machen. Wahrscheinlich würde sie ihr gleich etwas erzählen, was bis zum Abend Zeit gehabt hätte, oder aber …

      »Du willst mir sagen, dass du dich entschlossen hast, doch zur Neueröffnung des ›Seeblicks‹ zu kommen. Das ist eine sehr gute Idee, Nicki. Roberto Andoni wird sich freuen.«

      Nicki und der italienische Gastwirt, der den ›Seeblick‹ übernommen hatte, waren ­aufeinander geflogen wie zwei im Sommerwind taumelnde Schmetterlinge. Und während Roberto noch immer darauf hoffte, dass es mit ihm und Nicki etwas würde, hatte Nicki sich zurückgezogen. Es war so verrückt, sie war in Roberto verliebt, aber der Gedanke, im Sonnenwinkel leben zu müssen, an der Seite eines Gastwirts, hatten sie die Reißleine ziehen lassen. Sie hatte es Roberto eigentlich sagen wollen, es dann aber doch nicht fertig gebracht, und nun war alles in der Schwebe.

      Falsch СКАЧАТЬ