Der neue Sonnenwinkel Box 7 – Familienroman. Michaela Dornberg
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Название: Der neue Sonnenwinkel Box 7 – Familienroman

Автор: Michaela Dornberg

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Der neue Sonnenwinkel

isbn: 9783740957780

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СКАЧАТЬ gerade, die hatte allem noch die Krone aufgesetzt.

      Wie sollte es denn weitergehen?

      Inge hatte keine Ahnung. Und was für sie als Mutter besonders schlimm war, das war die Tatsache, dass sie nichts tun konnte. Ihr waren die Hände gebunden. Sie konnte für Jörg da sein, alles für ihn tun. Doch sie wusste, dass es nicht ausreichte, einen besonderen Kuchen zu backen oder ein schönes Essen zu servieren. Damit heilte man keinen Seelenschmerz.

      Es war Jörg, der in die Gegenwart zurückfand, indem er sagte: »Hast du noch einen Kaffee für mich, Mama? Danach möchte ich gern eine Runde um den See drehen. Mein Fahrrad steht hoffentlich noch in der Garage?«

      Das bestätigte Inge, dann stand sie auf, um Jörg einen weiteren Kaffee zu bringen. Sie selbst schüttete sich keinen ein. Und daran konnte man erkennen, wie durcheinander Inge war. Normalerweise ging bei ihr ohne Kaffee überhaupt nichts.

      Während er seinen Kaffee trank, warf Inge ihrem Sohn einen liebevollen Blick zu. Auf jemanden wie ihn konnte man sehr stolz sein, und das hatte überhaupt nichts damit zu tun, dass er großartig aussah. Nein, die Auerbach-Kinder hatten alle ein gutes Herz, einen guten Charakter, sie waren klug, fleißig. Sie hätte noch eine ganze Menge guter Eigenschaften aufzählen können.

      Die bittere Erkenntnis war doch, dass das alles nicht zählte, dass man sich dadurch nicht einen Freifahrtschein für ein glückliches Leben erkaufte. Es konnte die Guten und die Schlechten treffen. Inge kam immer mehr zu der Erkenntnis, dass man sich zwar bemühen konnte, ein ordentliches Leben zu führen, dass jedem Menschen aber sein Schicksal vorbestimmt war. Ein Schicksal, das man annehmen oder an dem man scheitern konnte.

      Ja, ja, stimmte alles. Doch was sich im Kopf abspielte, das war nicht das, was man fühlte.

      Nachdem sie Jörg den Kaffee gebracht hatte, stand sie noch einmal auf, stellte eine Schale mit Keksen vor ihn hin. Früher, als die Kinder klein gewesen waren, hatte sie diese mit so etwas ein wenig ablenken können, sei es nun von einem aufgeschlagenen Knie oder einem anderen Kümmernis.

      Jörg lächelte seine Mutter an, und dass das etwas war, was heute nicht mehr zog, merkte Inge daran, dass er nicht nach den Keksen griff.

      Stattdessen sagte er: »Mama, danke, dass du mir zugehört hast und ein noch größeres Dankeschön dafür, dass von dir keine Vorwürfe kamen. Bitte glaub mir, ich habe mir meine Entscheidung wirklich nicht leicht gemacht, doch niemand kann über seinen Schatten springen. Außerdem muss eine Beziehung für jeden der beiden Partner stimmig sein. Und wenn dann gar noch Kinder im Spiel sind, muss man besonders vorsichtig sein. Ich wäre Sven nie gerecht geworden, und nachdem der Junge bereits eine trübe Erfahrung mit seinem eigenen Vater machen musste, ist es ihm nicht zumutbar, mit jemandem konfrontiert zu werden, der nicht einmal laue Gefühle für ihn entwickeln kann. Und auch für Charlotte wäre es auf Dauer unzumutbar gewesen. Ich kann sie nicht als eigenständige Person sehen, sie und ihr Sohn sind wie durch ein unsichtbares Band miteinander verbunden. Und wenn es ein neues Glück auf ihrem Weg gibt, dann muss es für alle Beteiligten stimmig sein. Mama, es tut mir so unendlich leid, es schmerzt so sehr, dass ich die Erwartungshaltung der beiden nicht erfüllen konnte. Daran kann man sehen, was für ein seelischer Krüppel ich geworden bin.«

      Er vergaß, seinen Kaffee auszutrinken, sprang auf, ging auf Inge zu, umarmte sie, gab ihr einen Kuss auf die Stirn, dann verließ er mit einem ›bis später‹ den Raum, und Inge blieb wie erschlagen zurück.

      Sie würde Jörg so gern helfen, doch ihr waren die Hände gebunden. Sie konnte es nicht, sie konnte allenfalls für ihn da sein. Doch reichte das, um seinen Seelenschmerz zu lindern? Sie konnte sich nicht einmal damit trösten, dass Jörg nach Hause gekommen war, um seine Wunden zu lecken.

      Sie sprang auf, sie hielt es nicht mehr aus.

      »Komm, Luna, wir gehen nach nebenan«, rief sie, dann verließ sie, zusammen mit der weißen Labradorhündin, die brav neben ihr hertrottete, ebenfalls das Haus. Und Luna eilte ihr sogar voraus. Sie kannte nicht nur den Weg, nein, sie wusste auch, dass es dort für sie auf jeden Fall diese köstlichen Leckerli gab.

      *

      Natürlich hatten Teresa und Magnus von Roth ihren Enkelsohn schon begrüßt, doch Teresa war sehr erstaunt, ihre Tochter jetzt allein zu sehen. Wenn eines der Kinder bei ihr war, da nutzte sie jeden Augenblick mit ihnen, und da vergaß sie sogar ihre Eltern, die sie sehr liebte und mit denen sie viel Zeit verbrachte.

      »Ist Jörg wieder weg?«, erkundigte Teresa sich.

      Inge schüttelte den Kopf, erzählte ihrer Mutter, dass er für ein paar Tage in seinem Elternhaus bleiben würde und das er gerade eine Radtour um den Sternsee machte.

      Teresa blickte ihre Tochter ganz erstaunt an. So etwas war seit gefühlten Ewigkeiten nicht mehr vorgekommen. Jörg war immer nur zu Stippvisiten im Sonnenwinkel gewesen, auch, als er noch mit Stella verheiratet gewesen war und in Deutschland gelebt hatte.

      Teresa blickte ihre Tochter an, die einen ganz bekümmerten Eindruck machte. Und das passte nicht zu dem Verhalten, das sie sonst an den Tag legte, wenn eines der Kinder da war. Da sprühte sie vor Glück.

      »Inge, was ist los?«, erkundigte sie sich deswegen auch, und Inge konnte ihre Tränen nicht länger zurückhalten. Jörg hatte ihr zwar nicht ausdrücklich gestattet, dass sie mit jemandem darüber reden durfte, was er ihr anvertraut hatte. Doch die Großeltern waren nicht ›jemand‹. Inge war sich sicher, dass es für ihn schon okay war, dass sie darüber sprach. Und das musste sie, weil sie sonst das Gefühl hatte, zu ersticken.

      »Mama, Jörg und Charlotte haben sich getrennt. Genauer gesagt, hat er die Trennung vollzogen.«

      Dann erzählte Inge ihrer Mutter, was sie von ihrem Sohn gehört hatte.

      »Mama, ich finde es ganz schrecklich. Jörg und Charlotte passten so wunderbar zusammen, sie waren so glücklich miteinander.«

      »Aber ganz offensichtlich war es nicht mehr so, wenn Sven, ihr Sohn, dabei war. Und der gehört nun mal dazu. Und ehrlich mal, Inge, ich kann Jörg verstehen. Da soll er für ein Kind da sein, ihm Liebe und Aufmerksamkeit schenken, was ein Kind ja auch verdient. Da muss er automatisch an seine geliebten Kinder denken, für die er nicht mehr da sein kann. Es ist bitter für ihn und Charlotte. Aber ich finde, Jörg ist es sehr hoch anzurechnen, dass er sein Glück opfert, um Sven nicht unglücklich zu machen. In einer Kinderseele kann man einen großen und vor allem dauerhaften Schaden anrichten. Für ihn war es gut, Charlotte nach dem ganzen Fiasko, dem Zusammenbruch seiner Ehe, kennengelernt zu haben. Es war leider zu früh. Er hätte erst seine Wunden für sich allein heilen müssen.«

      »Mama, das stimmt ja, aber du glaubst nicht, wie sehr Jörg leidet und wie schlimm es in ihm aussehen muss, sonst wäre er doch niemals nach Hause gekommen.«

      »Dass er gekommen ist, zeigt, welches Vertrauen er vor allem zu dir hat. Sei jetzt bitte nicht zu traurig und voller Bedauern. Was geschehen ist, das ist geschehen, und so etwas trifft ja nicht nur einen Auerbach. Das passiert ständig, überall auf der Welt, nur meistens nimmt dann niemand Rücksicht auf die Kinder, sondern denkt nur an die Erfüllung seiner eigenen Bedürfnisse. Jörg ist ein großartiger Mensch, alle deine Kinder sind es, und du kannst stolz auf sie und auf dich sein. Das zeigt dir doch, dass du alles richtig gemacht hast.«

      Die Worte ihrer Mutter taten gut, waren Balsam für ihre Seele.

      Luna stupste Teresa an, und die wusste Bescheid, ging zum Schrank, in dem die Leckerli aufbewahrt wurden, und dort langte sie großzügig in das Glas.

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