Название: Der neue Sonnenwinkel Box 7 – Familienroman
Автор: Michaela Dornberg
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Der neue Sonnenwinkel
isbn: 9783740957780
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Kälte breitete sich in ihr aus und eine unendliche Traurigkeit. Sie sah den Abgrund, dem sie entgegensteuerten. Aber es gab nichts, womit sich dieser Sturz aufhalten ließ. Ihre Lebensperspektiven, ihre Vorstellungen von einem Miteinander, drifteten immer mehr auseinander.
Das hatte nichts mit Philip zu tun. Durch seine Anwesenheit wurde der Prozess nur noch beschleunigt. Selbst wenn sie ihren Wunsch nach dem Ring an ihrem Finger, nach einem Zusammenleben, nach Kindern zurückstellen würde. Lars würde weiterhin ein Getriebener sein, den es hinauszog. Er war jemand, der, wie man so schön sagte, sein Ding machte. Und sie war für ihn so etwas wie ein Sahnehäubchen, das man nicht immer in seinem Leben brauchte, doch wenn, dann war es angenehm, dann genoss man es. Vielleicht tat sie ihm unrecht. Sie wollte es vielmehr glauben, dass es so war.
Dass er jetzt einfach gegangen war, das war beinahe schon pubertär.
Sie war wie erstarrt. Er hatte sie kurzzeitig in den Himmel gehoben, und dann hatte er einfach losgelassen und sie war böse auf dem Boden aufgeschlagen. Auf dem Boden der Tatsachen.
Lars Magnusson war in erster Linie ein einsamer Wolf. Er brauchte niemanden, er konnte auch gut ohne sie. Denn sie war sich so sicher, dass er nicht immer so lange unterwegs sein musste, dass er früher zurückkehren könnte. Er wollte es nicht, weil nicht sie an erster Stelle in seinem Leben war, sie war, wenn sie Glück hatte, die Nummer Zwei.
Diese Erkenntnis war nicht neu für sie, warum traf es sie heute ganz besonders?
Weil sein Besuch unverhofft gekommen war, weil er diesen Glücksrausch in ihr ausgelöst hatte zu glauben, er könne doch nicht ohne sie sein. Außerdem war sie noch jetzt wie elektrisiert von seinen Küssen, seinen Umarmungen, seiner spürbaren Präsenz.
Liebe konnte verdammt schmerzhaft sein!
Sie zog ihre Schuhe aus, die Beine aufs Sofa, umfasste ihre Knie mit beiden Händen und starrte stumm vor sich hin.
Sie glaubte, den Schmerz körperlich zu spüren.
Sie lauschte, von nebenan war nichts mehr zu hören. Der kleine Philip schlief wieder ganz fest.
Warum war er wach geworden?
Auf diese Frage wusste sie keine Antwort. Fast schien es, als wolle das Schicksal sie herausfordern und prüfen.
Seine Reaktion war panisch gewesen, deutlicher hätte Lars seine Abneigung gegen Kinder nicht ausdrücken können.
Ein Bild tauchte vor ihr auf …
Wie schön wäre es gewesen, sie hätten den Kleinen gemeinsam wieder in sein Bettchen gebracht, hätten gemeinsam gewartet, bis er eingeschlafen war.
Ahnte Lars eigentlich, worum er sich mit seiner strikten Abwehrhaltung eigentlich brachte?
Jetzt kamen ihr doch die Tränen.
Roberta weinte um sich, um Lars, um ihre Liebe, die immer mehr verwehen zu schien. Ihre Liebe, die sie umschloss wie ein warmer, weicher Mantel, wenn sie allein waren, wenn sie sich ihren Gefühlen hingeben konnte.
Sie hatten keinen gemeinsamen Alltag, das wurde Roberta immer mehr bewusst. Wie sollten sie auch, sie lebten ja nicht zusammen, sie waren mal da und mal dort. Und so etwas, das war wie Urlaub.
Sie trug seinen Ring, der leider kein Verlobungsring war, wieder. Sie schaute auf ihren Ringfinger, an dem der Ring verheißungsvoll glänzte.
Einem Impuls folgend, wollte sie ihn erneut abziehen, in die Schublade legen, als sie mitten in ihrer Bewegung innehielt. Ein derartiges Verhalten war töricht, kindisch. Außerdem war alles offen.
Unzufriedenheit allein war kein Grund für eine Trennung, dann müssten die meisten Paare in Bewegung sein.
Musste man nicht um eine Beziehung kämpfen, besonders dann, wenn es die ganz große Liebe war? Und das war es, ohne Zweifel.
Lars Magnusson war ihr Mr Right, und an seiner Liebe zu ihr zweifelte sie ebenfalls nicht. Er liebte sie, und er war bereit, ihr alles zu geben, wozu er bereit war, es geben zu können.
Heirat … Kinder …
Davor hatte er eine geradezu panische Angst, das wies er ganz weit von sich. Und das konnte nicht daran liegen, dass er, ebenso wie sie ja auch, eine gescheiterte Ehe hinter sich hatte.
Es musste etwas in seinem Leben geben!
Ihr Blick fiel auf das Blatt Papier, sie las diese unverbindlichen Worte noch einmal, dann zerknüllte sie den Zettel und warf ihn in den Papierkorb, und sie traf sogar.
Die Worte wollte sie vergessen, sich stattdessen lieber an all die zärtlichen Worte erinnern, die er ihr nicht nur gesagt, sondern die er ihr auch geschrieben hatte.
Schon wollte sie ihr Handy holen und das lesen, was er ihr geschickt hatte und was sie niemals löschen würde, weil alles viel zu schön war.
Lars …
Roberta riss sich zusammen. Sie wollte nicht schon wieder weinen, sondern versank erneut in düstere Grübeleien, in die so verstrickt war, dass sie nicht einmal bemerkte, dass Alma von ihrem Chor gekommen war.
Erst als die beinahe entsetzt ausrief: »Frau Doktor, Sie sind ja noch wach. Wissen Sie eigentlich, wie spät es schon ist?«, zuckte Roberta zusammen, blickte hoch.
Alma bemerkte die beiden Weingläser, die noch immer auf dem Tisch standen, Roberta hatte einfach nicht die Energie aufgebracht, die in die Küche zu bringen, denn ihr Glas leerzutrinken, dazu war ihr die Lust vergangen.
Wenn sie Wein trank, dann, weil es ein Genuss war, nicht aus Frust.
Roberta folgte ihrem Blick, jetzt musste sie Farbe bekennen.
»Lars war kurz hier, er hat morgen einen Termin, und weil Philip angefangen hatte zu jammern und ich mich um ihn kümmern musste, da …, da ist Lars gegangen.«
Alma sagte nichts darauf, doch ihrem Gesichtsausdruck war anzusehen, wie bekümmert sie jetzt war.
Ehe das Schweigen zwischen ihnen unangenehm werden konnte, sagte Alma: »Dann will ich mal die Gläser in die Küche bringen, und Sie, Frau Doktor, sollten jetzt schleunigst ins Bett gehen. Sie haben morgen wieder einen sehr anstrengenden Tag.«
Roberta erhob sich mühsam.
»Und wegen Philip müssen Sie sich keine Gedanken machen, Frau Doktor, ich bin ja jetzt da. Und sollte er wach werden, so werde ich es auch, denn ich habe Ohren wie eine Maus.«
Es war rührend, wie Alma sich bemühte. Und es war sehr, sehr angenehm, dass Alma, solange Philip bei ihnen war, nicht in ihrer eigenen Wohnung schlief, sondern in einem der Gästezimmer.
»Danke, Alma«, sagte Roberta leise, dann verabschiedete sie sich von ihrer treuen Haushälterin, ohne die sie vollkommen aufgeschmissen wäre. Sie bemerkte nicht, wie bekümmert Alma ihr nachblickte.
Es zerriss Alma beinahe, wenn sie sah, wie sehr die Frau Doktor litt, der sie alles zu verdanken hatte, was sie auch niemals vergessen würde. Ohne die Frau Doktor gäbe es sie nicht СКАЧАТЬ