Название: Der neue Sonnenwinkel Box 7 – Familienroman
Автор: Michaela Dornberg
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Der neue Sonnenwinkel
isbn: 9783740957780
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Ja, Charlotte war ein Glücksfall in seinem Leben, und aus diesen Gedanken heraus sagte Inge auch: »Jörg, es ist gut, dass du Charlotte an deiner Seite hast. Was immer dich jetzt auch bedrückt, was immer dir auch fehlt. Gemeinsam schafft ihr alles.«
Jörg antwortete nicht sofort, und das wunderte Inge ein wenig, denn normalerweise begann er von seiner Charlotte zu schwärmen, wenn man die nur erwähnte.
Ein wenig verunsichert blickte Inge ihren Sohn an, und da platzte es aus ihm heraus: »Mama, ich habe mich von Charlotte getrennt.«
Was vorhin beinahe passiert wäre, jetzt geschah es. Inge fiel der Kaffeebecher aus der Hand, der Kaffee breitete sich im Nu auf dem schönen alten Tisch aus.
Inge sprang auf, holte ein Tuch, beseitigte mechanisch das Malheur, während ihre Gedanken sich überschlugen.
Was hatte Jörg da gerade gesagt?
Er hatte sich von Charlotte getrennt?
Sie musste sich verhört haben, so etwas ging doch überhaupt nicht. Das mit Charlotte und Jörg war Harmonie pur, die beiden passten viel besser zusammen als Jörg und Stella.
Inge war vollkommen durcheinander, sie setzte sich wieder hin, hielt das Tuch, mit dem sie den Kaffee aufgewischt hatte, noch immer in der Hand, ohne dass es ihr bewusst war.
Sie blickte vorsichtig ihren Sohn an. Dessen Gesicht schien noch blasser geworden zu sein, um seinen Mund lag ein schmerzerfüllter Zug, sein Blick wirkte erloschen. Er litt. Und nun verstand Inge überhaupt nichts mehr. Er hatte doch gesagt, dass er sich getrennt hatte. Das tat man doch nicht, wenn es Schmerz bereitete.
»Jörg …, ich verstehe nicht …, bitte erkläre mir, was geschehen ist, mein Junge.«
Es dauerte noch eine Weile, ehe Jörg zu seiner Mutter sprach, und seine Stimme war dabei ganz leise.
»Mama, ich habe Charlotte sehr geliebt, ich liebe sie noch immer. Doch ich kann mit ihr nicht zusammen sein. Wie du weißt, hat sie einen zehnjährigen Sohn, Sven, den sie über alles liebt. Er ist auch ein sehr netter Junge, und unter normalen Umständen …« Er brach seinen Satz ab, sein Blick verlor sich im Leeren.
Inge wagte kaum zu atmen, und ehe er weitersprach, ahnte sie die Tragödie.
Klar, Charlotte hatte einen Sohn, der zwar im Internat war, den sie jedoch traf, so oft es nur möglich war. Und da sie und Jörg jetzt ein Paar waren, war es unausweichlich, dass auch Jörg immer wieder auf Sven traf. Es gehörte nicht viel Fantasie dazu, sich auszumalen, was das für ihn bedeutete.
Durch Sven wurde er immer wieder an seine eigenen Kinder erinnert, die er sehr geliebt, doch die er jetzt verloren hatte.
»Mama, Sven kann nichts dafür, er ist wirklich sehr, sehr nett. Und gäbe es nicht die Last meiner Vergangenheit, wären wir auf Dauer prima klargekommen …, ich habe mich bemüht, ich habe versucht, meine Vergangenheit abzuschütteln, mich mit dem jetzigen Zustand abzufinden. Es ging nicht. Je näher ich Sven kennenlernte, umso schlimmer wurde es. Mir wurde immer klarer, was ich verloren hatte, und ich konnte immer weniger damit umgehen. Ich konnte ja auch Sven überhaupt nicht gerecht werden, der unbewusst gewiss mitbekam, dass ich mich nicht auf ihn einlassen konnte, nicht so, wie er es verdient hätte … Mama, das Experiment ist gescheitert. Oder ich habe Charlotte noch zu früh kennengelernt. Wäre sie ohne Anhang, dann hätte es vielleicht funktionieren können. Da wäre der Schmerz meiner Vergangenheit allmählich verblasst, so war alles noch zu frisch, und die alten Wunden sind immer wieder aufgebrochen …, weder Charlotte noch Sven haben es verdient, dass da jemand ist, der Probleme mit seinen eigenen Gefühlen hat … Mama, es ist sehr schlimm, und ich leide unter der Trennung von Charlotte, doch es geht nicht anders. Während meines Aufenthaltes hier werde ich mich auch mal mit Frau Dr. Steinfeld unterhalten und mit ihr darüber reden, ob ich therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen sollte. Und da es da viele Möglichkeiten gibt, bitte ich sie, mir den Weg aufzuzeigen, der für mich der richtige sein könnte. Ich möchte nicht als seelisches Wrack den Rest meines Lebens verbringen.«
Er redete noch weiter, doch all seine Worte rauschten an ihr vorüber wie ein eiliger Bach, den es hinunter vom Berg zog.
Jörg und Charlotte waren getrennt!
Ihr Sohn erinnerte ihn an seine verlorenen Kinder!
Und wie aufgewühlt musste er sein, dass er sogar therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen wollte. Jörg! Ihr Sohn, der coole Geschäftsmann, für den es niemals Probleme gegeben hatte, sondern nur Herausforderungen und Lösungen.
Eine unbändige Wut auf Stella überkam sie, die das alles verursacht hatte. Und die wusste schon, dass sie Dreck am Stecken hatte, denn sonst hätte sie sich ja mal irgendwo gemeldet. Ihre Eltern wussten ja bis heute nicht von ihr, dass sie einen neuen Weg für sich gewählt hatte, und auch der spärliche Kontakt zu ihrem Bruder Fabian war mittlerweile ganz eingeschlafen, dabei waren die beiden früher ein Herz und eine Seele gewesen.
Ihr armer, armer Junge!
Auch wenn die Kinder erwachsen waren, längst schon selbst Kinder hatten, zerriss es eine Mutter, wenn bei denen etwas nicht stimmte. Und bei Jörg war alles aus dem Ruder gelaufen, in privater Hinsicht. Seine Familie war zerbrochen, die Kinder waren aus seinem Leben verschwunden. Und als sei das nicht schon genug, zogen sich die Schatten seiner Vergangenheit bis in die Gegenwart. Er hatte sich von Charlotte getrennt, weil er unter der Nähe zu ihrem Sohn gelitten hatte, dem er nicht gerecht werden konnte.
Was für ein Durcheinander!
Sie sprachen beide nicht mehr. Es war still in der gemütlichen Wohnküche, nur das Ticken der Uhr an der Wand war zu hören. Und selbst Luna spürte, dass da etwas ganz gehörig aus dem Ruder gelaufen war, dass sie jetzt besser still auf ihrem Kissen liegen blieb, denn niemand würde sich jetzt um sie kümmern, ihr Aufmerksamkeit und Streicheleinheiten schenken, und an Leckerli war in einer solchen Situation schon überhaupt nicht zu denken.
Die Auerbachs waren immer eine Bilderbuchfamilie gewesen, die in einer heilen Welt gelebt hatten, in der es nur Sonnenschein zu geben schien.
Und plötzlich waren die Risse da!
Zuerst war ihnen ihr Leben ganz gehörig um die Ohren geflogen, als ihre Jüngste, ihr Bambi, wie Pamela damals noch genannt wurde, von Fremden erfahren musste, dass sie keine echte Auerbach war, sondern dass man sie adoptiert hatte. Es hatte viele Scherben gegeben, Verletzungen, und es hatte sehr lange gedauert, bis sie sich wieder versöhnt hatten. Dann die Scheidung von Jörg, jetzt dessen Trennung von Charlotte. Und Hannes war ebenfalls mit einem Knall in der Wirklichkeit gelandet. Er hatte es sich in Australien gemütlich eingerichtet. Die Surf- und Tauchschule, die er zusammen mit seinem Kumpel Steve betrieben hatte, war ein großer Erfolg, Hannes war nicht nur das Werbegesicht für das besondere Surfbrett ›Sundance‹ gewesen, nein, er hatte gehörig daran verdient, und an der zweiten Version hatte er sogar mitgearbeitet. Besser ging es nicht. Er war glücklich mit seiner Freundin Joy gewesen, einer Medizinstudentin.
Und dann war er zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen. Auf einem kaum befahrenen Highway hatte ein unachtsamer Autofahrer sein Leben zerstört, es aus allen Fugen platzen lassen, wie all seine Träume.
Niemand СКАЧАТЬ