Louise Otto: Frauenbewegung Essays, Romane, Biografien & Gedichte. Louise Otto
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Louise Otto: Frauenbewegung Essays, Romane, Biografien & Gedichte - Louise Otto страница 8

Название: Louise Otto: Frauenbewegung Essays, Romane, Biografien & Gedichte

Автор: Louise Otto

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027204908

isbn:

СКАЧАТЬ rächt. Möchten daher die Männer, statt wie bisher durch böswillige Auffassung jeder weiblichen Erhebung, in welchen man so selten ein höheres Streben sehen will, sich nunmehr diesen Bestrebungen anschließen, sie unterstützen und so gemeinschaftlich dem Ziel entgegengehen. Allein nach der Ansicht der Unterzeichneten muß der Impuls hierzu von Frauen selbst ausgehen; nur diese vermögen als Beteiligte die Widersprüche zwischen ihrem Wollen und Können, zwischen ihrer aufgedrungenen Stellung und ihrer selbstgewählten Bestimmung gehörig zu würdigen; nur sie vermögen durch die emporstrebendsten Antriebe wie durch die schmerzlichsten Lebenserfahrungen belehrt, die ungeheure, das ganze Leben durchziehende Kluft in ihrem Dasein zur Anschauung zu bringen. – Die große allumfassende Welt-Bewegung hat plötzlich die künstlich erhaltene Ruine der auf Privilegien gestützten Vorurteile in ihren Grundfesten erschüttert. Nur die am tiefsten und verderblichsten ins Leben eingreifenden, die geistigen und materiellen Fesseln des ganzen weiblichen Geschlechts sind bis jetzt kaum angetastet. Und doch ist keinem Verhältnis der wankende Boden so unter den Füßen entschwunden wie diesem. Hilf dir selbst, so wird Gott dir helfen, heißt es hier wie überall. Dem Blindesten muß endlich die Notwendigkeit einleuchten, selbst Hand anzulegen an die Errichtung einer eignen unabhängigen Lebensstellung, die auch der andern Hälfte der Menschheit, der der gegenseitigen Unterstützung am Bedürftigsten, eine freie Verfügung über das eigne Selbst, eine selbstgewählte Beteiligung im Leben möglich macht.« –

      Folge hier noch eine Inhaltsangabe des ersten Heftes. – »Plan der Zeitschrift. – Die monarchische Welt-Anschauung. – Die Girondisten. – Der Selbstzweck der Menschheit. – Die Kunst in der Kirche. – Der Graf und der Bettler. – Die männliche Bevormundung. – Die Konsequenzen für die Freiheit des Geschlechtsverhältnisses. – * Mein Programm als Mitarbeiterin einer Frauen-Zeitung. – Das Ideal und die Wirklichkeit. – Charlotte Corday.« –

      Der mit * bezeichnete Artikel ist von mir. – Diese Mitarbeit an einer Schrift, die ich hier als eine fremde bespreche, kann auch befremdend erscheinen. Ich muß deshalb noch einige erklärende Worte hinzufügen. Die Herausgeberin lud mich schon vor längerer Zeit zur Mitarbeit an einer Frauen-Zeitung ein, über deren nähern Plan ich jedoch nicht unterrichtet war. Ich genügte der Aufforderung und gab aus eben diesem Grunde der Unbekanntschaft »Mein Programm«, weil ich nicht wissen konnte, ob ich das der Herausgeberin würde unterschreiben können. Ein längeres Schriftstellertum macht uns in manchen Dingen so vorsichtig und mißtrauisch. – Später hörte ich nichts wieder von dem Unternehmen, bis dies Heft erschien, und noch, ehe ich es gesehen, diese Frauen-Zeitung. –

      Ich empfehle die soziale Reform allen denjenigen, die philosophische Schriften zu lesen pflegen. Sie andern zu empfehlen würde mir nichts nützen – denn sie würden sie doch nicht lesen – ich kenne das! –

       L.O.

      Überall wie hier

       Inhaltsverzeichnis

      Georges Sand schreibt in dem Tageblatt »la vraie republique« von ihrem Landgut in der Provinz Berry aus: »So weit ist es mit uns gekommen: in Paris ist man ein Aufwiegler, wenn man sozialistisch ist; in der Provinz ist man ein Kommunist, wenn man republikanisch ist; und ist man zufälligerweise ein sozialistischer Republikaner, dann trinkt man Menschenblut, mordet die kleinen Kinder, prügelt seine Frau, ist ein Bankeroutier, ein Trunkenbold, ein Dieb und läuft Gefahr, an der Ecke eines Gehölzes von einem Bauer ermordet zu werden, welcher euch für toll hält, weil es ihm ein Bürger oder ein Pfarrer vorgesagt hat. Dies geschieht in Frankreich im ersten Jahr der demokratischen und sozialen Republik. Unser Vermögen, unser Leben, unsere Seele haben wir diesem Volke gewidmet, das man dahin bringen möchte, uns wie Wölfe zu behandeln.«

      So ist es in Frankreich – wie könnte es bei uns anders sein? In Frankreich hat man die allgemeinen Menschenrechte schon viel länger verkündigt als bei uns – der ewige Jean Jacques Rousseau ist für diese Verkündigung in Elend und an der Menschheit verzweifelnd gestorben, und es ist schon ein langer Zeitraum verflossen seit St. Simon zu wirken begann und von sich sagen konnte: »Ich schreibe für die Bienen gegen die Hummeln!« d.h. für die Erschaffenden gegen diejenigen, die nur verzehren, für die Arbeit gegen das Kapital. Und es kamen nach ihm viele in Frankreich, die sich nicht damit begnügten, nur von politischen Verbesserungen alles Heil für die Menschheit, insonderheit für ihr eignes Volk zu erwarten, sondern die es gerade heraussagten, daß die Verbindungen der Menschen untereinander ganz neu zu ordnen wären, da die gesellschaftliche Unordnung herrschend geworden sei und bekämpft werden müsse, daß es nicht genug sei, die Menschen von der Willkür einer tyrannischen Regierung, eines gekrönten Herrschers zu befreien, sondern daß es gelte, sie frei zu machen von der Tyrannei des Kapitals, das so gut die Fürsten wie die Völker beherrscht und das auch da noch Sklaven macht, wo es keine Königsthrone mehr gibt. Viele Jahre lang schon haben französische Schriftsteller sich neben der politischen mit der gesellschaftlichen Reform beschäftigt, und ihre Ideen sind in das Volk gedrungen, an das sie sich wendeten, und haben darin Wurzel geschlagen. Deutschland aber kam nur erst langsam damit nach – erst seit einigen Jahren haben wir uns – und zwar nur eine kleine Zahl deutscher Schriftsteller mit den sozialen Fragen, den Fragen der Arbeit und des Erwerbes innerhalb der Gesellschaft beschäftigt – aber wie war es möglich, damit eine größere Wirkung in weiteren Kreisen zu erzielen, da soziale Zeitschriften kaum geduldet wurden und Zensur- und Bücher-, ja Verlagsverbot die sozialen Schriften weit härter behandelten, als selbst die politischen. Wenn daher die Bemühungen jener glückten, welche alle, die für die Freiheit auf allen Gebieten kämpften, zu unterdrücken und zu verdächtigen suchten – wenn es durch sie dahin kam, daß das Volk selbst seinen wärmsten Freunden nichts Gutes zutraut, so ist dies eben nicht zu verwundern, besonders wenn wir sehen, wie es in Frankreich, das uns doch vorausgegangen, ganz dasselbe ist. – Wenn man sozialistisch ist, hält man uns für Aufwiegler – es heißt, wir wollten nur die Massen aufregen zu ungesetzlichen Handlungen, die das Eigentum der Reichen u.s.w. bedrohten, indes wir weiter nichts wollen als sie aufklären, daß sie keine ungesetzlichen Handlungen der Reichen gegen sie selbst, die Armen und Arbeiter, dulden. – Erklären wir uns als Republikaner, so sagt man, wir predigten Anarchie, die Herrschaft der rohen Gewalt, des Faustrechts u.s.w., und sind wir sozialistische Republikaner, soziale Demokraten, d.h. wollten wir einen Staat, in dem das Volk keine höhere Herrschaft über sich erkennt als die eines Gesetzes, das es zuvor sich selbst gegeben, wollen wir einen Staat, in dem auch das Mißverhältnis von Kapital und Arbeit aufgehoben und die Arbeit organisiert ist – so schreibt man uns alle möglichen Schlechtigkeiten zu. Wer von uns hätte das nicht selbst erfahren, entweder an sich oder an anderen? – Die Reaktion ist's, die alle, welche der Bewegung dienen, immer und überall zu verdächtigen und zu schmähen sucht, die Reaktion ist's, welche kein Mittel scheut, um zu ihrem Zweck zu kommen – und wahrlich! die Reaktion hat ihre Stützen noch ganz anderswo als in den Regierungen! – Ja, die Bourgeoisie, der Geldadel ist's, der die meisten Fanatiker der Ruhe aussendet, uns andere zu verketzern und zu verderben. In dem Geldadel scheinen sich der Materialismus und die Selbstsucht unserer Zeit verbunden zu haben. Die ihm angehören, wissen nichts von einem aus Standesinteressen hervorgehenden Gemeingeist, sondern nur von dem Geist gewinnsüchtiger Spekulation, der allen ihren Gliedern gemein ist. Er erkennt nicht die nationalen Bande eines Vaterlandes an, denn seine Heimat ist überall, wo es Börsen und Kredit-Papiere gibt, auch nicht einmal der Welt will er angehören, sondern betrachtet vielmehr die Welt als eine große Domäne, welche lediglich ihm angehören müsse. – Diese Leute des Geldadels – sie sind es, welche das Volk verführen – um es auszubeuten. Sie sind es, welche den Bürger, den Landmann vor denen warnen, die der neuen Zeit und mit ihr der Freiheit dienen! Diese Leute sind es, welche den Volksfreunden alle möglichen Schlechtigkeiten andichten, damit das Volk seine Freunde verleugne und seinen Feinden sich geduldig überliefere, weil diese ihm sagen: »Ihr leidet noch mehr, wenn nicht bald Ruhe wird, so werdet ihr keine Arbeit, keinen Verdienst mehr haben – darum auf und verlacht und verfolgt die, welche an der Unruhe schuld sind.« Dann hilft es nichts, wenn wir sagen: СКАЧАТЬ