Louise Otto: Frauenbewegung Essays, Romane, Biografien & Gedichte. Louise Otto
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Название: Louise Otto: Frauenbewegung Essays, Romane, Biografien & Gedichte

Автор: Louise Otto

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027204908

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СКАЧАТЬ für Alle!« das war lange Zeit ein vergebliches Rufen, weil die Regierungen nichts dulden wollten, das nur einen Zoll breit von der alten Ordnung (oder vielmehr Unordnung) abwich. Jetzt endlich ist das anders geworden, und wenigstens diejenigen, welche am nächsten an dem Abgrund stehen, müssen und werden, um sich und ihre Brüder und Schwestern zu retten, das Prinzip des Verderbens. »Alle gegen Alle und Jeder für sich« aufgeben und fortan Alle für Alle einstehen.

      »Die Assoziation ist frei!« Das war das Zauber-Wort, das in jenem größten März, den wir noch erlebten, die gepreßten Herzen der verzweifelnden Arbeiter erleichterte und allen Bedrückten neuen Mut, neue Hoffnung gab. Ja, in der Assoziation liegt auch ihre einzige Rettung – die Rettung der armen Arbeiter und Arbeiterinnen; in der Assoziation liegt ihre ganze Zukunft! –

      Assoziationen für Alle! Es ist nicht genug, daß die Männer sich assoziieren, auch die Frauen müssen es tun; sie müssen entweder mit den Männern vereint handeln oder, wo die Interessen auseinandergehen, sich unter sich verbinden.

      Schon mehrmals habe ich darauf hingewiesen, daß, wie die Arbeiter durch die »Berliner Beschlüsse« und durch die Einsetzung des »Zentralkomitees aller Arbeiter« in Leipzig selbst einen großartigen Anfang zur »Organisation aller Arbeiter« gemacht haben, sie auch darin würdig vorangingen, daß sie das Los der Arbeiterinnen berücksichtigten und ihnen unter gleichen Verhältnissen auch gleiche Rechte zu sprechen. So soll den Bezirkskomitees der Arbeiter auch ein Komitee für Arbeiterinnen beigegeben werden. – Es gilt, zur Verwirklichung dieser Beschlüsse wirken zu helfen und zwar von seiten der Frauen selbst. –

      Die für die Stellung der Frauen als Arbeiterinnen wie im bürgerlichen Leben überhaupt gefährlichste Ansicht ist diejenige, welche ihr Los nicht direkt, sondern nur indirekt zu verbessern strebt. Wenn die Männer durch die Assoziation zu besserem und namentlich gesicherterem Verdienst gelangen, so wird natürlich auch das Los ihrer Frauen ein besseres werden, – so wäre ihnen indirekt geholfen. Wir lassen uns gern diese indirekte Hilfe für die Gattinnen und unmündigen Töchter gefallen – aber den andern Frauen, die nicht in diesen Verhältnissen stehen, dem ganzen weiblichen Geschlecht als solchem, wäre damit nicht genützt, ja sie wäre dessen unwürdig. In der neuen Gesellschaft, die wir konstituieren wollen und werden und der wir entgegengereift sind, auch wenn es noch nicht allgemein erkannt wäre, kann nicht mehr das rohe Recht des Stärkeren herrschen, das ein Geschlecht zum Eigentum des anderen gemacht hat, da gibt es nur Brüder und Schwestern, Arbeiter und Arbeiterinnen. Eben deshalb ist es an der Zeit, neben der Organisation der Arbeiter auch die Organisation der Arbeiterinnen vorzunehmen, und zwar diese wie jene auf dem friedlichen Wege der Assoziation. Das ist die direkte Hilfe, welche auch den Frauen gebührt. –

      Wir verhehlen uns die Schwierigkeiten nicht, welche dies Unternehmen bietet – Schwierigkeiten, die tausendmal größer sind als diejenigen, die bei der Organisation der Arbeiter angetroffen werden – aber wer etwas Gutes ernstlich will, ist noch vor keiner Schwierigkeit zurückgeschreckt, sobald die Möglichkeit gegeben ist, sie, wenn auch nach langen Mühen und Kämpfen, zu überwinden! Nehmen wir diese Unruhe, diesen Kampf nicht auf uns, so bleibt uns dafür nichts als die Gewißheit, daß dann das Los der Arbeiterinnen immer bleiben wird, wie es gewesen: ein Los des Elends und vergeblichen Ringens, ein Los voll steter Quälereien und Demütigungen, daneben immer ganz dicht nur durch einen Schritt getrennt der scheinbar rettende Weg des Verbrechens und der Schande, im besten Falle aber ein Los der Unterdrückung und Abhängigkeit. Wollen wir unsern Schwestern, uns selbst, kein besseres verschaffen, weil es Mühe kosten wird? –

      Indes die Assoziation der Arbeiter leicht ist, da diese immer bestimmte Korporationen bildeten, als Gesellen und Zunft-Genossen schon immer in einer Art von Verbindung waren, fehlt es für die Assoziation der Arbeiterinnen an jedem solchen Anhaltepunkt. Eben deshalb ist sie aber gerade um so nötiger. Die Mädchen haben ihren Verdienst immer nur suchen müssen aufs Geradewohl, ohne sich gehörig auf das vorbereiten zu können, was zu ihrem Erwerb, ihrem Lebensunterhalte dienen sollte. Daher die Klage der Arbeitgebenden und sogenannten »Herrschaften«, daß es unter den arbeit- und dienstsuchenden Mädchen so viele »unbrauchbare« gäbe. Dieser Vorwurf über Unbrauchbarkeit ist zwar oft genug begründet, aber er trifft weniger die Mädchen, denen man ja die Gelegenheit, etwas Brauchbares zu lernen, abschnitt – als vielmehr die gesellschaftlichen Einrichtungen, welche hiervon die Schuld tragen. Der Staat hat den Arbeiterinnen nicht einmal einen Schatten derselben wenigen Rechte gegeben, welche er doch den Arbeitern gewährleistete; der Staat hat sich höchstens um die Dienstmädchen gekümmert und durch Überwachung ihrer Gesinde-Bücher sie der willkürlichen Rache ihrer Herrschaften preisgegeben oder um sie von der Polizei ausweisen zu lassen, wenn sie nicht gleich einen Dienst fanden – oder um die Schneidermädchen, sie zu bestrafen, wenn sie von den Schneidern verklagt waren. Was aber fragt der Staat nach dem Elend der Näherinnen, Stickerinnen, Klöpplerinnen etc.? – Nur durch die Assoziation helfen sich die Arbeiter auch allein und ohne die spezielle Mitwirkung des Staats: so mögen die Arbeiterinnen das gleiche versuchen; durch die »Berliner Beschlüsse« sind ihnen die Arbeiter entgegengekommen, nun mögen sie auch das ihrige tun! – In den Städten aber, wo Frauen-Vereine bestehen, wäre es Pflicht derselben, zunächst diese Sache in die Hand zu nehmen!

       L.O.

      Bücherschau

       Inhaltsverzeichnis

      Soziale Reform. Eine Zeitschrift für Frauen und Männer. Herausgegeben und redigiert von Louise Dittmar. Leipzig. Druck und Verlag von Otto Wigand. 1849.

      Diese Zeitschrift erscheint in monatlichen Heften. Bis jetzt liegt uns erst ein Heft (Januar) vor.

      Das ziemlich gleichzeitige Erscheinen dieser Monatsschrift mit unsrer wöchentlichen Zeitung zeigt uns besser als alles, wie überall in der Frauen-Welt ein Drang sich kund gibt, an der allgemeinen Bewegung sich zu beteiligen und aus dem bisherigen passiven Verhalten, dem Stillstand, zu einer aktiven Stellung vorzudringen. Es zeigt uns, wie mehr als eine Schriftstellerin die bisherige Vereinzelung schmerzlich empfindet und derselben entgegenzuarbeiten strebt durch Gründung eines Organs, das vorzugsweise den weiblichen Interessen gewidmet sein soll. So sagt L. Dittmar in ihrer Einleitung:

      »Soll die Umgestaltung des Lebens eine auch dem weiblichen Geschlecht entsprechende Form annehmen, dann müssen Vereinigungspunkte erstehen, von wo aus mittelbar und unmittelbar sich dieser Einfluß geltend machen kann. Zu einer solchen, zum Anfang eines Anfangs bieten wir die Hand und fordern gleichgesinnte Frauen wie Männer auf, uns in unsern Bestrebungen zu unterstützen.«

      Mit Freuden begrüße ich diese Monatsschrift, da ich dadurch das Werk, welches ich mit dieser Zeitung begann, zugleich von einer andern Seite in Angriff genommen sehe, und zwar auf eine solche Weise, daß beide Zeitschriften, statt miteinander in Konkurrenz oder gar sich feindlich gegenüberzutreten, vielmehr einander ergänzen werden im Anstreben eines gemeinschaftlichen Zieles.

      Während es zunächst die Aufgabe dieser Zeitung ist, auf dieses Ziel in populärster Weise, mit Berücksichtigung aller gegebenen Verhältnisse hinzuarbeiten, geschieht dies in der »sozialen Reform« auf mehr philosophischem Gebiet. Mögen hier einige Stellen aus dem Programm folgen:

      »Bei der allgemeinen Schild-Erhebung persönlicher Forderungen ist endlich der Augenblick erschienen, in welchem auch die Ansprüche des weiblichen Geschlechts, wie dessen notwendige Beteiligung an der Entwickelung unsrer Zeit-Aufgaben zur Anerkennung und Wirksamkeit gelangen müssen. Nicht nur den Frauen, auch den Männern muß die Überzeugung werden, daß nur durch diese letzte und schwierigste Entfesselung der Menschheit das Ziel erreicht wird, daß nur durch Anerkennung und Würdigung, durch ungehemmte Entwickelung jeglicher Eigentümlichkeit der innerste Gedanke der Freiheit erfaßt und verwirklicht werden kann. Möchten die Männer nicht zu СКАЧАТЬ