Louise Otto: Frauenbewegung Essays, Romane, Biografien & Gedichte. Louise Otto
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Louise Otto: Frauenbewegung Essays, Romane, Biografien & Gedichte - Louise Otto страница 6

Название: Louise Otto: Frauenbewegung Essays, Romane, Biografien & Gedichte

Автор: Louise Otto

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027204908

isbn:

СКАЧАТЬ Blüte der Kraft und Gesundheit verließen und die sie nun entweder gar nicht oder mit verstümmelten Gliedern wiedersehen. – –

      Aber ihr sagt, das sind nur Weiber-Schmerzen, die wiegen nichts, wo es sich um Völker-Schicksale handelt! Wohl, ich sage mit euch so – aber ich bitt' euch: seht euch nur diese Völker-Schicksale ein wenig näher an und fragt, wer diese Kämpfe über uns verhängt und wer sie entscheidet?

      Antwort: die Regierungen, die Fürsten.

      Deutschland und Dänemark – warum würden sie Krieg zusammen führen, wenn es nicht im Interesse ihrer Fürsten geschähe? Freie Völker bekämpfen einander niemals. Wäre Dänemark ein freier Staat – was kümmerte es dies Land, ob Schleswig-Holstein eine dänisch redende Regierung hätte, wenn es nur im friedlichen Vertrag mit Dänemark lebte? Und wieder! wäre Deutschland ein mächtiger Freistaat, wie könnt' es einem so viel kleineren Staat wie Dänemark nur einfallen, ein Glied von diesem großen Ganzen reißen zu wollen? Der Krieg um Schleswig-Holstein ist nichts als ein dynastischer Erbfolgekrieg – solche Kriege werden unmöglich sein, wenn es seine Erbfolge und keine Dynastien mehr geben wird.

      Vor'm Jahre begann dieser Krieg damit, daß eine Freischar begeisterter deutscher Jünglinge vorangestellt und hingemordet ward – nach dem Sieg der Deutschen, als diese den Krieg bald siegreich beenden konnten, ward ein schmachvoller Waffenstillstand geschlossen, weil es den Diplomaten so gefiel – dies Jahr stehen, fallen und siegen unsere braven sächsischen Truppen in den ersten Treffen, diese Soldaten, die freilich von dem Fürsten darum am besten gegen den »äußern« Feind zu führen sind, weil sie verlernt haben, an einen »innern« Feind zu glauben, – und was weiter wird, noch harren wir! – Der König von Preußen wünscht den Krieg mit Mäßigung geführt, und es ist bereits wieder von russischen Noten und Waffenstillstand die Rede. – Wird diesmal dieser Krieg nicht mit Energie und siegreich beendet, da es denn einmal Krieg sein mußte: dann ist das Blut unserer deutschen Brüder nicht, wie wir uns jetzt noch trösten wollen, auf dem Felde der Ehre und zum Ruhme des Vaterlandes geflossen, dann ist es das Blut unglücklicher Schlachtopfer auf dem Richtplatze oder zum Spaß vergossen, wie Nero römisches Blut fließen und Römer verbrennen ließ, nur um sich und dem Volke ein Schauspiel zu geben – dann bleibt uns Frauen nichts anderes, als endlos zu jammern und zu trauern über jeden in diesem Kriege Erschlagenen und Verstümmelten, nichts als der Ruf: »Weh allen, denen schuldlos Blut klebt an den Henkershänden!«.

      Uns Frauen! aber was bleibt den Männern? – o, ein echter Mann wird schon Antwort haben!

       L.O.

      Sendschreiben an alle »Verbrüderten«1

       Inhaltsverzeichnis

      »Verbrüderung!« Das Losungswort ist gefallen, »Verbrüderung aller Arbeiter!« Ihr habt es selbst hinausgerufen in die Welt, ihr Arbeiter, und ihr habt es nicht ausgesprochen als eine Phrase, sondern als einen Aufruf, dem die Tat auf dem Fuße folgen soll.

      Da liegen sie vor mir, die Beschlüsse des Berliner Arbeiter-Kongresses, und ich neige mein Haupt voll Ehrerbietung vor dem kleinen Buch. Ich denke an das alte Gleichnis vom Senfkorn, aus dem ein großer Baum erwuchs, der die Lande weithin überschattete und darinnen die Vögel des Himmels nisteten. So möge eurer Kongreß mit seinen Beschlüssen der Keim sein, aus dem ein lebendiger Freiheitsbaum erwachse, ein Baum, der alle Arbeiter in seinen Schutz nehme, der über alle Lande den Schatten des Friedens breite und aus dessen Zweigen die Triumphgesänge der Freiheit und Liebe hervorschallen!

      Der zweite Teil der »Beschlüsse« handelt von der »Selbsthilfe der Arbeiter« und schließt mit dem:

      »§. 29. Von allen diesen Bestimmungen sind die weiblichen Arbeiter nicht ausgeschlossen und genießen unter gleicher Verpflichtung gleiche Rechte«.

      Mit diesem habt ihr es ausgesprochen, daß Männer und Frauen gleichberechtigt sind, nach der Gleichheit der Arbeit. Ihr habt mit diesem Paragraph den ganzen unsinnigen Fluch aufgehoben, der auf der einen Hälfte des Menschengeschlechts liegt: unberechtigt zu sein und unterdrückt von der andern Hälfte nach dem sogenannten Recht des Stärkern, welches nichts ist als die rohe Gewalt und also nicht ihr Recht, sondern ihr Unrecht. Arbeiter! Ihr habt damit die anderen Männer beschämt, die Männer der Wissenschaft, des Staats, der Geschäfte u.s.w., welche niemals daran denken, daß neben ihnen noch eine gleich große Zahl menschlicher Wegen existiert, welche auch zur Freiheit und Selbständigkeit geboren sind wie sie, ebenbürtige Wesen. Nur der Wahnsinn alten Vorurteils und die irrtümlichen Anschauungen überwundener Standpunkte der vergangenen Zeit konnten es geschehen lassen, daß ein Mensch den andern zu seinem Eigentum, seinem Sklaven oder, wenn ihr wollt, seiner Sklavin machte, diese Zeit ist vorüber, ein neuer Tag ist angebrochen.

      So bin ich es denn gewiß: Ihr habt es nicht vergessen, daß ihr nicht nur Brüder seid untereinander, sondern daß ihr auch Schwestern habt. Schwestern, die wie ihr leiden unter den Herrenrechten des Geldes, unter der Übermacht des Kapitals, unter dem Drucke tyrannischer Arbeitgeber und eines Übermaßes von Konkurrenz; Schwestern, die nicht nur gezwungen sind, ihre Arbeitskraft für einen kargen Lohn, der zum Leben nicht ausreicht, zu verkaufen, sondern die oft nur zu leben vermögen, indem sie sich der Schande preisgeben, den fluchwürdigsten Sündensold zu erwerben.

      Aber, wie die Natur zwei verschiedene Geschlechter schuf, so hat sie denselben für diese Verschiedenheit auch verschiedene Wirkungskreise und körperliche Fähigkeiten zugewiesen. Ihr werdet also nicht meinen, daß mir es einfallen könnte, für die Frauen das ganz Gleiche zu fordern wie für die Männer. So wenig, wie eine Frau zur Besetzung eines Staatsamtes sich eignen würde, so wenig wird sie sich auch eignen, ein Schlossermeister oder Schmied zu werden. Ebenso ist nicht zu leugnen, daß, wie jetzt die Sachen stehen, wie die Bildung der Frauen hinter der Bildung der Männer zurückgeblieben, es auch den Frauen schwer werden würde, in gleicher Weise, wie ihr es tut, Assoziationen zu bilden und sich selbst zu helfen.

      Es liegt also das Los der Arbeiterinnen mit in eurer Hand, Arbeiter! Sie können sich nicht allein helfen, ihr müßt euch ihrer annehmen und sie wenigstens führen und ihnen bei der Anordnung ihrer eignen Angelegenheiten hilfreich an die Hand gehen! – Ich bin gewiß, daß ihr dies tun werdet, da ihr einmal jenen Paragraph in eure Beschlüsse aufgenommen und am Besten wißt, wie schlimm es um eure Schwestern steht. Wollt ihr mir gestatten, unter euch, wie ich es schon früher getan, die Sache unserer armen Schwestern zu vertreten, so wird es mein Stolz und meine Freude sein, für sie und zu euch zu sprechen als eure treue Schwester.

      Meißen

       Louise Otto.

      Assoziation für Alle!

       Inhaltsverzeichnis

      »Jeder für sich!« Das war der verderbliche, unmenschliche und unchristliche Grundsatz, der lange Zeit die Gesellschaft regierte – sie bis auf den heutigen Tag noch beherrscht und an den Rand des Verderbens gebracht hat. Wer aber einmal an dem Abgrund steht und ihn vor sich sieht, der wird sich wohl hüten, sich selbst hinein zu stürzen oder sich ohne Gegenwehr hineindrängen zu lassen. Er handelt eben auch nach dem Grundsatz: »Jeder für sich!« er wehrt sich, und so kommt es denn zum Kampf Aller gegen Alle. Damit ist keineswegs ein offener Bürgerkrieg gemeint, sondern der anarchische Zustand der freien Konkurrenz im großen wie im kleinen, der in der ganzen langen europäischen »glücklichen« Friedenszeit das Proletariat um Millionen von Seelen vermehrt und das unheimliche Wort Pauperismus geschaffen hat. – Was aber diejenigen, СКАЧАТЬ