Louise Otto: Frauenbewegung Essays, Romane, Biografien & Gedichte. Louise Otto
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Название: Louise Otto: Frauenbewegung Essays, Romane, Biografien & Gedichte

Автор: Louise Otto

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027204908

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СКАЧАТЬ dienen wir mit derselben Aufopferungsfähigkeit, mit dem ihm gedient ward zur Zeit der Reformation.

      Was Huß begonnen hatte und was nach der Besiegung der Hussitten auch mit besiegt schien: das Werk der Reformation – unser Martin Luther nahm es wieder auf und führte es siegreich weiter. Wie er selbst mit Kraft, Entschlossenheit und Begeisterung den Männern ein Beispiel gegeben – so gab es auch seine Gattin Katharina von Borg den Frauen. In den strengsten Lehren der römischkatholischen Kirche aufgewachsen und im Kloster bereits Nonne geworden, war ihre Seele doch für das neue Licht empfänglich und ihr Herz für die Liebe eines Mannes wie Luther. Die Nonne, weil sie selbst das Bessere erkannt hatte, trotzte dem Vorurteil, sie floh aus dem Kloster, um die Gattin des Ketzers zu werden. [...]

      So ward Katharina Luthers Frau und das Muster einer deutschen Hausfrau und Mutter.

      Der dreißigjährige Krieg war ausgekämpft und das Mittelalter damit unter Schwerter-Klängen ins Grab geläutet. Eine allgemeine Erschöpfung folgte wie immer der vorhergegangenen langen Kette welterschütternder Ereignisse. Die Geschichte ward wieder von den Höfen, den Kabinetten gemacht, statt von den Völkern. Wissenschaften und Künste begannen sich zu entwickeln und allmählich aufzublühen, aber immer nur unter den französischen Einflüssen, welche der Krieg nach Deutschland gebracht hatte. Die Verhältnisse an den Höfen zumal und in den höheren Ständen waren tief entsittlicht. Wohl gab es Frauen und teils mit hohem Verstand begabte, die großen Einfluß aufs Allgemeine übten, aber es ist besser, wir verschweigen ihre Namen, denn sie gereichen unserm Geschlecht nicht zur Ehre. Das sogenannte Maitressentum der Fürsten war Brauch geworden. Die gemeinen Bedientenseelen vornehmer Herren ließen es sich zur Ehre gereichen, wenn Fürsten ihre Töchter verführten, sobald diese dann nur am Hofe frei walten und schalten konnten. Diese unsittlichen Verhältnisse ihrer Großen haben den armen Völkern oft ihr sauer erworbenes Gut gekostet, indem dieselben ausgesogen wurden, die Launen eines verworfenen Weibes zu befriedigen. Noch schändlicher aber war die indirekte Wirkung, die durch das Beispiel von oben gegeben ward, für die allgemeine Sittlichkeit. – Mit den französischen Sitten war auch die französische Sprache Hofsprache geworden und ward deshalb auch in allen Kreisen der Gesellschaft, die sich zu oben drängten, angenommen. Es galt für gemein – seine Muttersprache zu sprechen. Man ließ französische Mädchen und Männer kommen, welche den Kindern verwehrten, ihre vaterländische Sprache zu reden, ihnen dafür die französische und die französischen Sitten aufdrängten. Wahrlich, niemals hat ein Volk sich tiefer selbst entwürdigt als hier das deutsche! Eine größere Unnatur hat es nie gegeben. Gegen diese französischen Einflüsse erheben sich endlich die Träger der Poesie, die Schriftsteller zu Ende des vorigen Jahrhunderts. Mit und durch Schiller und Goethe bildete sich in Weimar ein Kreis aus deutschen Dichtern und Kunstfreunden, in denen auch die Frauen eine edle, einflußreiche Stellung einnahmen. Schillers Gattin besonders und schon früher Goethes Mutter, die sogenannte Frau Rat in Frankfurt, sind von entschiedenem, wenn auch indirektem Einfluß auf ihre Angehörigen gewesen. Es gibt überhaupt viele rührende Beispiele, besonders unter den deutschen Schriftstellern, von dem Einfluß der mütterlichen Erziehung und Liebe auf den Sohn – das ist eine Mahnung für jede deutsche Mutter, sich mit umsichtiger Sorgfalt auf das heilige Geschäft der Erziehung vorzubereiten – es ist aber auch ein bedeutungsvoller Grund für die Unhaltbarkeit einer Behauptung, die man oft aussprechen hört, daß die mütterliche Erziehung für die Söhne nichts tauge. Diese Behauptung ist unwürdig unsers Geschlechts, und wir müssen ihr überall mit Entschiedenheit entgegentreten.

      Die französische Revolution brach herein – die Sonne der neuen Zeit ging auf – zuerst zwar eine blutige Sonne, aber doch eine Sonne! Die zu Boden getretene Menschheit sprang auf und zerriß ihre Ketten – wo bisher entsittlichte und gebundene Sklaven gewandelt waren, begrüßten sich freie Bürger und Bürgerinnen. Ja Bürgerinnen! Das proklamierte Ver nunft-Recht erkannte dem Weibe dasselbe Recht zu wie dem Manne, und aus den Bürgerinnen wurden auch Heldinnen und Rächerinnen! Eine der edelsten unter ihnen, Charlotte Corday, ermordete mit eigner Hand nach langer, ruhiger Überlegung und angesichts eines blutigen Henkertodes Marat, den Tyrannen Frankreichs. Sie hoffte, so das Vaterland zu erretten, und bebte deshalb vor nichts zurück. Wir dürfen den Mord nicht gutheißen – aber wir dürfen an diese Zeit, wo eine Welt aus ihren Fugen war, auch nicht die gewöhnlichen Maßstäbe legen, wir dürfen diese Jungfrau nicht verdammen. Nicht ihre Tat sei uns ein Beispiel – aber ein Beispiel sei uns ihre Begeisterung für das blutende Vaterland, ihre Bereitwilligkeit, ihm jedes Opfer zu bringen, auch ihr Leben. Wer weiß, ob nicht bald eine Zeit kommt, wo auch wir solchen Todesmut brauchen können! –

      Die Republik Frankreich ward die Beute eines Kaisers, der auch Deutschland unterjochte. – Endlich aber erhob sich das deutsche Volk. Nun sahen auch die deutschen Frauen nicht müßig zu. Ihr wißt, wie alles kam und wie alles endete. Ich will nicht erst schildern, was ihr zum teil wohl selbst erlebtet. Die deutschen Frauen waren von der allgemeinen Begeisterung, das Vaterland von der Selbstherrschaft zu befreien, wie die Männer ergriffen, und taten was ihnen zukam – aber wie die Männer vergaßen sie die erretteten Güter zu wahren, und so sank Deutschland in Knechtschaft zurück. Daß die jetzige Erhebung nicht wieder endige wie die damalige, laßt auch uns Frauen Wache halten am Altar des Vaterlandes und der Freiheit, und das heilige Feuer hüten, damit es nicht wieder verlösche! –

       L.O.

       Inhaltsverzeichnis

      Die Assoziation und das weibliche Geschlecht – Die Leipziger Dienstmädchen – Kein Anwalt der deutschen Frauen – Der Arbeitslohn – Die Stickerinnen und die vornehmen Frauen – Erbärmlicher Verdienst – Details – Jammer und Elend – Die erzgebirgischen Klöpplerinnen – Einen Neugroschen pro Tag – Verkrüppelung einer ganzen Bevölkerung – Die letzte Zuflucht – Eine Geschichte aus dem Gebirge

      Das Recht der Assoziation ist errungen; das sächsische Ministerium hat sogar selbst zur allgemeinen Benutzung desselben aufgefordert, und aus dem Recht ist dann gar bald eine Pflicht geworden.

      Es ist allgemein von der Verbesserung der Lage der arbeitenden Klassen die Rede, die man als eine allgemeine Notwendigkeit erkannt hat; eben zu diesem Zweck ist es nötig, daß die Mitglieder dieser Klassen sich unter sich versammeln, beraten, assoziieren und dann ihre Wünsche und Beschwerden auf geeignetem Wege vor die Regierung und vor die Öffentlichkeit überhaupt bringen.

      Bereits haben die Männer, die Arbeiter, auch diese Schritte getan – da, wo wie in einigen Fabriken die Interessen der Arbeiterinnen Hand in Hand gehen mit den Interessen der Arbeiter, sind die Frauen durch die Männer zugleich mit vertreten worden – aber wo diese Interessen auseinandergehen, wo die Frauen und Mädchen selbst eine besondere Korporation unter den Gewerbtreibenden bilden, wo mit den ihrigen die Interessen der Männer in gar keinem Zusammenhang sind, da ist auch die Notwendigkeit da, daß die Frauen ihre eigenen Angelegenheiten selbst beraten und zur Sprache bringen müssen.

      Die Dienstmädchen in Leipzig haben dies bereits erkannt und sind den andern Klassen weiblicher Arbeiterinnen mit einem guten Beispiel vorangegangen. Sie haben eine Versammlung gehalten und ihre Wünsche und Beschwerden zur öffentlichen Kenntnis gebracht. Man muß die Bescheidenheit ihrer Ansprüche anerkennen, aber man muß auch bedenken, daß das Los der Dienstmädchen noch keineswegs das traurigste der weiblichen arbeitenden Bevölkerung ist. – Ein viel traurigeres Los haben diejenigen Mädchen, welche sich ihren Unterhalt durch weibliche Handarbeiten verdienen müssen. Es ist die Last der übergroßen Konkurrenz, welche diese armen Mädchen erdrückt, einer Konkurrenz, welche freilich eben daher entsteht, daß die Mädchen und Frauen immer und überall vernachlässigt geblieben sind, daß man sie nur weniges lehrt und ihnen alle Mittel und Wege abschneidet oder doch sehr erschwert, СКАЧАТЬ