DECEMBER PARK. Ronald Malfi
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Название: DECEMBER PARK

Автор: Ronald Malfi

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783958350335

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СКАЧАТЬ ihrer Flanken legen und fühlen, wie die Hitze von ihren Körpern abstrahlte.

      Ich trat fester in die Pedale. Die Grashalme peitschten gegen meine Schienbeine und ich hielt das Gesicht gegen den eisigen Wind gesenkt. Die Kälte trieb mir Tränen aus den Augen und durch den Gegenwind liefen sie meine Schläfen entlang, wo sie mir kühl an der Haut trockneten. Als ich das Gräserdickicht überwunden hatte und den schummrigen, natriumfarbenen Schein der Straßenlaternen vor mir durch den sich lichtenden Nebel ausmachte, konnte ich getrost wieder ruhiger treten, ohne befürchten zu müssen, dass sich meine Reifen und die Kette im hohen Gras verfingen und mich mit einem plötzlichen Ruck jäh zum Stehenbleiben zwangen.

      Ein Paar Scheinwerfer tauchte in etwa hundert Metern Entfernung zu meiner Linken auf. Kurz darauf hörte ich das keuchende Brummen des Wagens, der sich relativ schnell in meine Richtung bewegte. Zuerst dachte ich mir nichts dabei, denn es war nicht ungewöhnlich, dass jemand, besonders bei Nacht, zum Geländefahren in dieses Feld kam. Stattdessen richtete ich meine Aufmerksamkeit auf die Lichtpunkte der Laternen entlang der Straße vor mir. Das Gras war gefrorenem, holprigem Erdboden gewichen, und es fühlte sich an, als würde ich über den Brustkorb eines gewaltigen Gerippes poltern.

      Der Pick-up scherte seitlich aus und ich verlor seine Scheinwerfer aus dem Augenwinkel, konnte aber weiterhin den Motor hören; seltsamerweise aber etwas lauter als noch einen Moment zuvor. Mir wurde erst klar, dass mich der Wagen tatsächlich verfolgte, als sein Scheinwerferlicht meinen Schatten auf den kalten schwarzen Boden vor mir warf und ihn immer länger werden ließ. Ich konnte förmlich die Hitze der Scheinwerfer auf meinem Rücken spüren.

      Ich riskierte einen Blick über meine Schulter. Es war wirklich ein Pick-up, und sein Fahrer schien ohne Zweifel nicht hier zu sein, um nur zum Spaß Kreise ins Feld zu fahren. Der Wagen war mir dicht auf den Fersen – keine zwanzig Meter mehr entfernt – und kam rasch näher und näher. Ironischerweise hallten mir Mr. Pastores Worte in den Ohren, sofort nach Hause zu gehen und nicht herumzutrödeln.

      Ich blickte wieder nach vorne. Meine Beine pumpten wie eine Maschine und mein Atem keuchte mir stoßweise die Luftröhre empor. Ich hätte schwören können, selbst über das Knurren des Motors hinweg zu hören, wie die Grashalme gegen den massiven Kühlergrill peitschten und die Reifen sich in die kompakte, gefrorene Erde schürften und dabei Steine zu Staub zermalmten.

      Ich hatte fast die Straße erreicht. Aus irgendeiner Lächerlichkeit heraus setzte ich das Erreichen der Straße mit dem eines Freimals beim Fangenspielen gleich, als mir schlagartig und schmerzlich bewusst wurde, dass Pick-ups auf Asphalt sogar noch schneller waren.

      Der Fahrer des Pick-ups ließ den Motor aufheulen. Trotz der Kälte fühlte ich, wie sich Schweißperlen auf meiner Stirn bildeten und dort eiskalt stehen blieben.

      Die Straßenlaternen kamen näher. Durch den Nebel konnte ich die spitzen Giebeldreiecke der nächsten Häuser ausmachen wie die Silhouette eines entfernten Gebirgsmassivs.

      Inzwischen war ich mir sicher: Ich konnte die Hitze des Wagens spüren, der mir im Nacken saß, konnte die von den Reifen aufgewirbelten Staub- und Schmutzpartikel im Licht der Scheinwerfer tanzen sehen. Auch bildete ich mir ein, die winzigen Steinchen und Splitter, die an meine Waden katapultiert wurden, zu spüren.

      Das plötzliche Aufschmettern der Hupe fuhr mir durch Mark und Bein und ich geriet ins Schlingern. Ich verriss den Lenker und mein Vorderreifen krachte über eine Furche im starren Erdboden. Bevor ich wusste, wie mir geschah, wurde ich vom Fahrrad gerissen und landete im Dreck.

      Der Pick-up kam keine zwei Meter von mir entfernt bebend zum Stehen. Dampf stieg aus dem Grill empor und ich konnte den verbrannten Reifengummi riechen. Es zischte, simmerte, klickte. Wie gelähmt vor Angst starrte ich einfach zum Wagen hinauf. Plötzlich öffnete sich die Fahrertür und vor dem Schein der Deckenleuchte zeichnete sich der Umriss meines besten Freundes Peter Galloway ab, der von einem hysterischen Lachanfall geschüttelt wurde.

       »Das«, sagte er und ließ sich aus dem Fahrerhaus des Pick-ups hängen, »war unbezahlbar! Heilige Scheiße! Ich wusste ja gar nicht, dass du so rasen kannst. Ich wette, du hast mich für irgendeinen Irren gehalten, was?«

      »Hätte ich da so falsch gelegen?« Ich stand auf und klopfte mir den Dreck von der Hose. Der Stoff über meinem linken Knie war zerrissen. »Vollidiot. Was zum Teufel machst du da überhaupt? Ist das der Pick-up deines Stiefvaters?«

      Immer noch vor sich hin prustend stieg er aus dem Fahrerhaus herunter und ging zu meinem Rad. Mit einer Schuhspitze hob er den Lenker aus dem Dreck, bis er ihn, ohne sich danach bücken zu müssen, greifen konnte. »Überraschung! Hab gestern nach der Schule meinen Schein bekommen.«

      »Ohne Scheiß? Das ist ja hammermäßig!«

      Gemeinsam hoben wir mein Fahrrad auf die Ladefläche des Pick-ups seines Stiefvaters, dann stiegen wir in die Kabine und schlugen synchron die Türen zu. Er hatte die Heizung volle Kanne aufgedreht und leise Temple of the Dog auf dem Kassettendeck laufen.

      Ohne zu zögern, presste ich meine Handflächen auf die Lüftungsschlitze, um wieder Gefühl in meine tauben Finger zu bekommen. Ich war immer noch völlig außer Atem und mein Herz raste nach wie vor. »Ich kann nicht fassen, dass du jetzt fährst«, gestand ich und fügte hinzu: »Ich kann erst recht nicht fassen, dass dir dein Stiefvater den Wagen überlassen hat.«

      »Ich weiß, cool was?« Peter lenkte den Wagen auf die Straße. Wir waren das einzige Paar Scheinwerfer im dichter werdenden Nebel. »Eigentlich wollte ich dich anrufen und es dir erzählen, aber dann dachte ich, ich hol dich einfach ab.«

      »Ah, aber dann fiel dir ein, es wäre sicher ein Heidenspaß, mich zu Tode zu erschrecken und dabei fast noch über den Haufen zu fahren.«

      Peter lachte.

      »Mal abgesehen davon«, bemerkte ich, »war ich mir nicht einmal sicher, ob ich überhaupt kommen würde, aber Dad hat einen Anruf bekommen, weil er bei der Arbeit gebraucht wurde.«

      »Wegen dieses Mädchens?«, fragte er.

      »Weiß nicht. Vielleicht … Wahrscheinlich.«

      »Keine Sorge, ich kann dich rechtzeitig wieder zu Hause absetzen.«

      »Alles klar.«

      »Mein Stiefvater hat mich völlig unverhohlen gefragt, ob dein Dad dein Ausgehlimit heruntergeschraubt hat«, berichtete Peter. »Er war der Meinung, dass dein Dad wohl eine ziemlich gute Vorstellung wegen der ganzen Sache mit den verschwundenen Kindern haben muss, denn wenn er dir den Ausgeh-Gürtel enger schnallt, dann doch wahrscheinlich nicht ohne triftigen Grund.«

      »Was hast du darauf geantwortet?«

      »Dass sich nichts geändert hat. Hoffe, du nimmst mir die Lüge nicht übel.«

      »Kein Ding.«

      »Dämlicher Juden-Ed«, schimpfte Peter und rutschte sich im Fahrersitz zurecht. Er sah hinter dem Lenkrad völlig fehl am Platz aus und ich fragte mich, ob ich mir alles nur einbildete. »Ständig mischt er sich in jeden Scheiß ein, der ihn überhaupt nichts angeht.«

      Peter nannte seinen Stiefvater permanent Juden-Ed, wobei er ihm das aber nie ins Gesicht sagte; und obwohl er ständig über seinen Stiefvater herzog, glaubte ich jedoch nicht, dass Peter ihn ernsthaft nicht leiden konnte. Ich kannte Mr. Blum ziemlich gut und fand, dass er ein recht anständiger Kerl war. Peters leiblicher Vater war bei der Familie geblieben, bis sein Sohn etwa drei Jahre alt war. Weder Peter noch seine Mutter hatten seither noch einmal etwas von dem Mann СКАЧАТЬ