DECEMBER PARK. Ronald Malfi
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Название: DECEMBER PARK

Автор: Ronald Malfi

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783958350335

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СКАЧАТЬ Timing mit dem Geräusch der aufgesperrten Haustür auf den Tisch stellte. Mein Vater wusch sich dann immer die Hände in der Küchenspüle und setzte sich noch in Hemd und Krawatte an den Tisch, um mit uns zu Abend zu essen.

      Da mein Vater an solchen Abenden wie diesem, wenn er zu einem Einsatz gerufen wurde, jedoch nur selten vor Tagesanbruch nach Hause kam, würde er dieses Mal auch nicht rechtzeitig zum Abendessen erscheinen, doch die Vorhänge blieben zur Seite geschoben und meine Großmutter weiter wachsam, da sie niemand war, der so einfach mit einer Tradition brach.

      »Wie war es in der Schule?«, erkundigte sie sich.

      »Ganz okay.«

      »Nichts Interessantes zu erzählen?«

      Da nie auch nur ansatzweise irgendetwas Interessantes passierte, erzählte ich also Peters Geschichte über Lucas Brisbee, der mit Uniform und Gewehr in unsere Schule gekommen war und dann von einem Sportlehrer auf dem Schulparkplatz hatte überwältigt werden müssen.

      Meine Großmutter schüttelte fassungslos den Kopf. »Wer macht denn so etwas?«

      »So was passiert doch ständig, Flo«, tat mein Großvater ab. »Das ist nichts Neues. Man hört nur noch von Jugendlichen, die Waffen mit zur Schule nehmen, in den Klassenzimmern herumballern und Bomben in ihren Garagen bauen.«

      »So war es auch wieder nicht«, wandte ich ein.

      »Behauptet wahrscheinlich, er würde unter einem Kriegstrauma leiden«, spöttelte mein Großvater.

      »Aber er war doch nicht einmal im Krieg! Das ist ja gerade das Ding an der ganzen Geschichte. Er hatte die ganze Zeit drüben in Woodlawn gelebt.« Trotz meiner anfänglichen Skepsis während Peters Erzählung, bemerkte ich nun, dass ich die Geschichte nicht nur mit so viel Spannung und Glaubwürdigkeit, wie ich aufbringen konnte, nacherzählt hatte, sondern sie inzwischen auch noch in jeder Hinsicht selbst glaubte.

      »Wie im Vietnam«, fuhr mein Großvater fort, ohne mich weiter zu beachten. »Dieses ganze Agent-Orange-Fiasko. Jeder sucht ständig nach irgendwelchen Ausflüchten, danach, die Schuld für die eigenen Probleme bei anderen zu suchen. Denkt ihr, es gab damals im Südpazifik nicht genug, über das man sich hätte beschweren können? Beschwere ich mich etwa? Und wenn man nicht dem Krieg die Schuld geben kann, dann sucht man sie eben bei den eigenen Eltern, der Erziehung – oder der Musik, die man hört.«

      »Aber er war doch gar nicht im Krieg!«, wiederholte ich nachdrücklich. »Er …«

      »Wer?« Mein Großvater zog seine buschigen Augenbrauen zusammen. Er machte ein Gesicht wie jemand, den man mit einer komplexen Rechenaufgabe überrumpelt hatte. »Wen meinst du?«

      »Den Typ, der in meine Schule gekommen ist.«

      »Was ist das für ein Kerl?«, fragte er, obwohl sich sein Mundwinkel schon zu einem Lächeln kräuselte – er hatte mich also nur aufgezogen.

      Ich lachte. »Vergiss es einfach.«

      Ein Paar Scheinwerfer kamen die Worth Street entlang, woraufhin meine Großmutter prompt von ihrem Stuhl aufsprang und aus dem Fenster sah. Selbst nachdem es längst offensichtlich war, dass es sich nicht um meinen Vater handelte, beobachtete sie weiter aufmerksam die Straße.

      »Ich gehe heute Abend noch ein wenig raus«, verkündete ich schließlich.

      »Ja? Wohin denn?«, fragte meine Großmutter.

      »Zu Peter.« Es war eine Lüge. Ich mochte meine Großeltern nicht anlügen, doch ich konnte ihnen unmöglich erzählen, dass wir alle runter zu den Docks wollten, um Michael Sugarland dabei zuzusehen, wie er die Homecoming-Kuh versenkte.

      »Soll ich dich hinfahren?«, bot mein Großvater an. Er war immer besorgt, wenn ich nachts alleine unterwegs war, sogar schon vor den jüngsten Vermisstenfällen.

      »Nein, schon in Ordnung. Ich nehme das Rad.«

      Trotz der Tatsache, dass ich bereits fünfzehneinhalb und somit alt genug für meinen Lernführerschein war, hatte mein Vater die alleinige Entscheidung gefällt, dass ich noch immer viel zu wenig Verantwortungsbewusstsein für irgendetwas dergleichen hatte. Ich wusste genau, dass mir noch ein gänzlich neuer Kampf bevorstehen würde, wenn ich erst einmal sechzehn war und meinen richtigen Führerschein machen durfte.

      Meine Großmutter nahm eine fertige Kanne Kaffee aus der Maschine und schenkte zwei Tassen ein, während ich meinen Teller zum Spülbecken brachte und meine Hände wusch.

      »Zieh dich warm an«, sagte sie. »Es ist kalt draußen.«

      »Mach ich.«

      »Und bitte«, fügte sie in einem etwas anderen Tonfall noch hinzu, »komm nicht zu spät nach Hause.«

      »Werde ich nicht.«

      Nachdem ich mich geduscht hatte, schlüpfte ich hastig in eine Jeans, ein Nirvana-T-Shirt und einen Kapuzenpulli. Ich war etwas kleiner als der Durchschnitt und hatte den Körperbau eines Läufers, wenn ich auch nicht unbedingt der geborene Athlet war. Meine Züge waren dunkel und klassisch mediterran – nicht wie ein Filmstar, sondern auf die nachdenkliche Art, die man mit den jugendlichen Kriminellen aus Filmen der 1950er verbindet.

      Erwachsene sagten, ich sei äußerst höflich, zuvorkommend und aufmerksam, doch würde ich mein Potential nicht voll ausschöpfen. Sie hielten mich immer für attraktiv, doch das konnte ich nicht nachvollziehen. Meine Nase war viel zu groß, mein Haar steif und wellig, wenn ich es kurz trug, und zum Fetten neigend und widerspenstig, wenn es, so wie momentan, länger war. Ich hatte relativ kleine Hände, und als ich einmal einem Arzt erzählte, dass ich Gitarre spielen konnte, schien dieser sichtlich überrascht zu sein.

      Trotz der Tatsache, dass es mir durchaus bewusst war, von einer Reihe vollblütiger Italoamerikaner abzustammen, wäre es mir nie in den Sinn gekommen, dass ich irgendwie anders sein könnte als der Großteil der Kinder in Stanton oder gar Harting Farms – bis letztes Jahr. Die Erkenntnis traf mich kurz vor den Sommerferien, als ich in ein paar Geschäften im Ort vorbeischaute, um Bewerbungen für einen Ferienjob auszufüllen.

      In einem Laden in der Canal Street, hatte mich Mr. Berke, der speckbäuchige Inhaber mit seinem faltenzerfurchten Gesicht, gebeten, mit in sein Büro zu kommen, während er meine Bewerbung durchging. Er hatte die ganze Zeit vor sich hingebrummelt und einmal bemerkte ich sogar, wie seine Augenbrauen immer weiter in Richtung seines Haaransatzes wanderten.

      »Stimmt irgendwas nicht?«, hatte ich schwitzend vor Nervosität gefragt.

       »Oh ja.« Er legte die Bewerbung auf seinen Schreibtisch nieder, der zwischen uns in dem beengten kleinen Büro stand, und deutete auf den Abschnitt zur Nationalitätsangabe. »Du hast das Kästchen Kaukasisch angekreuzt.«

       »Bedeutet das denn nicht Weiß?«

      »Tut es. Du aber bist Italiener, oder etwa nicht?«

       »Also, äh, ja …« Mein Blick wanderte zurück auf das Papier. Gab es wohl ein Kästchen für Italoamerikanisch, das ich übersehen hatte? Doch nein, nichts dergleichen stand zur Auswahl. Als ich wieder zu Mr. Berke hochsah, konnte ich seinen Gesichtsausdruck nicht deuten.

       »Das hier bist du«, klopfte er mit dem Finger auf das Kästchen neben dem Wort Andere. »Siehst du, du fällst unter Andere.« In seinem Lächeln lag nicht die geringste Spur von Humor und СКАЧАТЬ