Gesammelte Werke. Джек Лондон
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Название: Gesammelte Werke

Автор: Джек Лондон

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier

isbn: 9783962813475

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СКАЧАТЬ des Um­hangs ent­ging. »Es ge­hört Ge­schick­lich­keit dazu, dem Stier zu ent­ge­hen.«

      »Ja, ge­wiss«, sag­te John Har­ned. »Aber glau­ben Sie mir, es ge­hört tau­send­mal mehr Ge­schick­lich­keit dazu, all den vie­len und schnel­len Stö­ßen zu ent­ge­hen, die ein Bo­xer mit of­fe­nen Au­gen und großer Er­fah­rung aus­teilt. Au­ßer­dem macht sich die­ser Stier nichts dar­aus zu kämp­fen: Se­hen Sie, er läuft weg!«

      Es war kein gu­ter Stier; er lief in der Are­na her­um und such­te nach ei­nem Aus­gang.

      »Und doch sind die­se Stie­re zu­wei­len am ge­fähr­lichs­ten«, sag­te Luis Cer­val­los. »Man weiß nie, was sie im nächs­ten Au­gen­blick tun wer­den. Sie sind bei­na­he wie Kühe. Die Stier­kämp­fer ha­ben nicht gern mit ih­nen zu tun. Se­hen Sie! Er hat sich um­ge­dreht!«

      Auf­ge­regt und wü­tend über die Bar­rie­re, die ihm den Ein­gang ver­sperr­te, griff der Stier noch ein­mal tap­fer sei­nen Feind an.

      »Er lässt die Zun­ge her­aus­hän­gen«, sag­te John Har­ned. »Zu­erst fül­len sie ihn mit Was­ser. Dann er­mü­den sie ihn ei­ner nach dem an­de­ren und las­sen ihn aus­to­ben und mit dem Win­de kämp­fen. Wäh­rend die einen ihn müde ma­chen, ru­hen die an­de­ren sich aus. Aber der Stier be­kommt nie Ruhe. Und wenn er dann ganz er­schöpft und nicht mehr schnell ge­nug ist, sticht der Ma­ta­dor ihn mit dem Schwert ab.«

      Jetzt war die Rei­he an die Ban­de­ril­le­ros ge­kom­men. Drei­mal ver­such­te ei­ner von ih­nen, die Wurf­pfei­le an­zu­brin­gen. Drei­mal miss­glück­te es ihm. Er ver­wun­de­te den Stier nur und mach­te ihn ra­send. Sie wis­sen, die­se Ban­de­ril­las müs­sen in die Schul­ter ein­drin­gen, je zwei auf ein­mal zu je­der Sei­te des Rück­grats, dicht da­ne­ben. Wird nur eine an­ge­bracht, so ist es miss­glückt. Das Pub­li­kum pfiff und rief nach Or­do­nez. Und da mach­te Or­do­nez et­was Fa­bel­haf­tes. Vier­mal trat er vor, und vier­mal brach­te er gleich beim ers­ten Ver­such sei­ne Ban­de­ril­las an, so­dass acht Stück schön ge­ord­net aus dem Rücken des Stiers auf ein­mal her­aus­rag­ten. Das Pub­li­kum war ganz ver­rückt, und ein Re­gen von Hü­ten und Geld­stücken fiel in den Sand der Are­na.

      Aber eben in die­sem Au­gen­blick griff der Stier un­er­war­tet einen Ka­pea­dor an. Der Mann glitt aus und ver­lor sei­ne Geis­tes­ge­gen­wart. Der Stier krieg­te ihn – glück­li­cher­wei­se zwi­schen die weit aus­ein­an­der­ste­hen­den Hör­ner. Und wäh­rend das Pub­li­kum in atem­lo­sem Schwei­gen war­te­te, sprang John Har­ned auf und schrie vor Freu­de. In dem tie­fen Schwei­gen von al­len an­de­ren schrie John Har­ned. Und er schrie vor Freu­de über den Stier. Sie se­hen selbst: John Har­ned wünsch­te, dass der Mann ge­tö­tet wür­de. Er war ein bru­ta­ler Mensch. Dies un­pas­sen­de Be­neh­men em­pör­te die Leu­te, die in der Loge des Ge­ne­rals Sala­zar sa­ßen, und sie be­gan­nen, John Har­ned zu be­schimp­fen. Und Ur­ci­si­no Ca­stil­lo sag­te ihm ins Ge­sicht, dass er ein Hund von ei­nem Grin­go wäre und der­glei­chen mehr. Aber er sag­te es auf Spa­nisch, und John Har­ned ver­stand es nicht. Er stand da und schrie, viel­leicht zehn Se­kun­den lang, bis der Stier zu ei­nem An­griff auf die an­de­ren Ka­pea­do­re ver­lockt wur­de und der ers­te sich un­ver­letzt er­hob.

      »Der Stier hat kei­ne Chan­ce«, sag­te John Har­ned trau­rig, in­dem er sich setz­te. »Der Mann ist un­be­schä­digt. Sie ha­ben den Stier an­ge­führt.« Dann wand­te er sich zu Ma­ria Va­len­zue­la und sag­te: »Ich bit­te Sie um Ver­zei­hung, ich war auf­ge­regt.«

      Sie lä­chel­te und gab ihm einen Ver­weis, in­dem sie ihm mit dem Fä­cher auf den Arm schlug.

      »Es ist Ihr ers­ter Stier­kampf«, sag­te sie. »Wenn Sie erst meh­re­re ge­se­hen ha­ben, wer­den Sie nicht schrei­en und wün­schen, dass der Mann ge­tö­tet wird. Ihr Ame­ri­ka­ner seid bru­ta­ler als wir, wie Sie se­hen. Das kommt von Eu­ern Box­kämp­fen. Wir kom­men nur, um zu se­hen, wie der Stier ge­tö­tet wird.«

      »Aber ich will nur, dass der Stier eine Chan­ce hat«, ant­wor­te­te er. »Zwei­fel­los wer­de ich mich all­mäh­lich nicht mehr über die Men­schen är­gern, die den Stier an­füh­ren.«

      Die Hör­ner ga­ben das To­ten­si­gnal. Or­do­nez trat mit dem Schwert und dem schar­lach­ro­ten Tuch vor, aber der Stier hat­te sich be­son­nen und woll­te nicht kämp­fen. Or­do­nez stampf­te mit dem Fuß auf den Sand, schrie und rief und schwang das schar­lach­ro­te Tuch. Das griff der Stier an, aber ohne Be­herzt­heit. Es war kei­ne Kraft in dem An­griff. Der Stoß war schlecht. Das Schwert stieß ge­gen einen Kno­chen und bog sich. Or­do­nez nahm eine neue Klin­ge. Der Stier, den die Ver­wun­dung auf­reiz­te, griff noch ein­mal an. Fünf­mal ver­such­te Or­do­nez den Stoß, aber je­des Mal ging die Klin­ge ent­we­der nur halb hin­ein oder stieß ge­gen einen Kno­chen. Beim sechs­ten Male fraß sich die Klin­ge bis zum Griff hin­ein. Aber es war ein schlech­ter Stoß, das Schwert traf nicht das Herz, es fuhr links zwi­schen den Rip­pen hin­ein und auf der an­de­ren Sei­te wie­der her­aus. Das Pub­li­kum pfiff den Ma­ta­dor aus. Ich warf einen Blick auf John Har­ned. Er saß schwei­gend da, ohne sich zu rüh­ren, aber ich konn­te se­hen, dass er die Zäh­ne zu­sam­men­biss und dass sei­ne Hän­de krampf­haft die Lo­gen­brüs­tung ge­packt hat­ten.

      Es war jetzt kei­ne Kraft mehr in dem Stier, und ob­wohl der Stoß nicht töd­lich war, trot­te­te er doch nur mit Mühe her­um, we­gen der Klin­ge, die quer durch ihn hin­durch­ging. Er lief den Ma­ta­do­ren und den Ka­pea­do­ren fort, trab­te an der Ba­lus­tra­de ent­lang und sah zu den vie­len Ge­sich­tern auf.

      »Er sagt: ›Um Got­tes wil­len, lasst mich doch fort von hier, ich will nicht kämp­fen‹«, mein­te John Har­ned. Das war al­les, mehr sag­te er nicht. Aber er saß da und pass­te auf, warf nur hin und wie­der einen Blick auf Ma­ria Va­len­zue­la, um zu se­hen, wie sie sich be­nahm. Sie war böse auf den Ma­ta­dor. Er war un­ge­schickt, und sie hat­te Ge­schick­lich­keit und Ge­wandt­heit se­hen wol­len.

      Der Stier war jetzt sehr müde und schwach we­gen des Blut­ver­lus­tes, wenn er auch noch nicht dar­an dach­te, zu ster­ben. Er ging lang­sam um die Are­na her­um und such­te einen Aus­gang. Er woll­te nicht an­grei­fen. Er hat­te ge­nug da­von. Aber er soll­te ja ge­tö­tet wer­den. Es gibt eine Stel­le auf dem Hals des Stiers, hin­ter den Hör­nern, wo das Rücken­mark un­ge­schützt ist und ein ra­scher, klei­ner Stich au­gen­blick­lich tö­tet. Or­do­nez trat vor den Stier und senk­te das schar­lach­ro­te Tuch. Der Stier woll­te nicht an­grei­fen. Er blieb ste­hen, schnüf­fel­te am Tuch und senk­te den Kopf, um rich­tig schnup­pern zu kön­nen. Or­do­nez stach in die er­wähn­te Stel­le am Hals. Der Stier warf den Kopf hoch. Der Stoß hat­te nicht rich­tig ge­trof­fen. Jetzt ach­te­te der Stier auf die Klin­ge. Als Or­do­nez wie­der das Tuch senk­te, ver­gaß der Stier die Klin­ge und senk­te den Kopf, um das Tuch be­schnup­pern zu kön­nen. Or­do­nez stach noch ein­mal zu, traf aber wie­der nicht. Er ver­such­te es vie­le Male. Es war dumm. Aber John Har­ned sag­te nichts. Schließ­lich traf ein Stoß, und der Stier brach zu­sam­men. Er war so­fort tot, und die Maul­tie­re wur­den vor­ge­spannt und schlepp­ten ihn hin­aus.

      »Die Grin­gos sa­gen, es sei ein grau­sa­mer Sport – nicht wahr?« mein­te Luis Cer­val­los. »Es ist un­mensch­lich, es ist scha­de um den Stier, nicht wahr?«

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