Название: DIE KLAUE - Der Kannibale von New York
Автор: Robert W. Walker
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Die Fälle der Jessica Coran
isbn: 9783958353800
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Das hatte den sofortigen und erwünschten Effekt, auf den Davis gehofft hatte. Die Gaffer begannen sich zu zerstreuen.
Chase, der Reste von Erbrochenem auf den Lippen hatte, sah seinen vorgesetzten Sergeant mit neuem Respekt an. »Sie gehen damit ja ganz schön cool um, Sergeant.«
Tyler Davis nickte und stand ruhig Wache an der Tür, wartete auf die Vorgesetzten, die dann das Licht hier drinnen anmachen mussten; die Menschen, die einen intensiven Blick auf den hässlichen Anblick werfen mussten, den Chase und er nur kurz hatten ertragen müssen. »Verraten Sie niemandem, dass Sie über die Leiche gestolpert sind, Bryan.« Und als dieser zögerte: »Haben Sie verstanden?«
»Ja, Sir, wenn Sie es sagen, Sir.«
»Ich sage es.«
Er kannte das übliche Vorgehen.
»Was für eine verdammte Schweinerei. Was ist denn mit dem Licht, wo bleiben die Scheinwerfer? Dauert das die ganze verdammte Nacht? Als hätte ich nichts Besseres zu tun.« Dr. Kevin Perkins war jung, schlecht gelaunt, laut, unhöflich und nervtötend. Er konnte seinen Job nicht leiden und er hatte etwas gegen Cops. Das wurde in dieser Nacht besonders offensichtlich.
Captain Alan Rychman sah zu, wie der jüngere und bestens ausgebildete Mann alle um sich herum beschimpfte. Man hatte einen Generator angeworfen, aber die Stromleistung war schwach und die Ausrüstung in keinem guten Zustand. Der Mann, der die Sachen gebracht hatte, musste sich von Dr. Perkins, dessen weißer Laborkittel mit einer ekelhaften Mischung dunkler Flecken bedeckt war, einiges anhören.
Alan Rychman war so schnell wie möglich hergefahren. Er war von einer Feier abgerufen worden, auf welcher der Bürgermeister und der Polizeipräsident gerade allen erzählt hatten, dass die Klaue Geschichte war. Alle glaubten, er sei möglicherweise in einer Nervenheilanstalt irgendwo weggesperrt.
Das würde nun vermutlich niemand mehr sagen.
»Sie haben recht, Perkins«, sagte er zu dem jüngeren Mann, »es ist zu dunkel hier drin.«
»Verdammt unangenehm. Ich hab darauf gewartet, dass Ihre Fotografen reinkommen und hier fertig werden, und auf den Kerl mit dem Generator da drüben! Das ist verrückt, wie in einem Mack-Sennett-Film. Haben Sie irgendeine Ahnung, wie sich das auf mein Privatleben auswirkt? Vielleicht haben Sie ja kein Privatleben, aber ich schon.«
Rychman nickte dem jungen Arzt zu, der offensichtlich aus dem Bett geholt worden war und nun eine langwierige Aufgabe vor sich hatte, bei der es einem den Magen umdrehte. »Trotzdem«, sagte Rychman, »machen Sie doch gutes Geld, wenn Sie auf Abruf sind.« Als Gerichtsmediziner, der bei der Stadt angestellt war, verdiente er im Bereitschaftsdienst eine ganze Menge mehr als Rychman.
»Gutes Geld? Eher nicht. Mit einer eigenen Praxis könnte ich sechs- bis siebenmal so viel verdienen.«
»Dann sollten Sie vielleicht besser eine eigene Praxis eröffnen, Doktor – aber wohl erst nach dieser Nacht.«
Perkinsʼ Augen fixierten kurz sein Gegenüber. Rychman schätzte die Informationen durch die Forensik, aber er arbeitete nicht gern mit dem desillusionierten Perkins zusammen und das hatte er Darius auch gesagt, aber Darius war krank geworden und so war es Perkins zugefallen, diesen bedeutenden Mord zu untersuchen, Beweise zu sammeln, die Autopsie in die Wege zu leiten, den nötigen Papierkram zu erledigen, um das Opfer für tot erklären zu lassen, und eine »Todesursache« anzugeben.
»Die Todesursache ist wohl ziemlich offensichtlich, würden Sie nicht auch sagen, Doktor?« Rychman starrte in traurigem Unglauben auf das, was ein Mensch einem anderen antun konnte.
»Sieht so aus«, brachte Perkins heraus, während er ein paar feine blonde Haare von der Leiche sammelte, um sie ordentlich in einem Plastiktütchen zu verstauen. Perkins hatte nur ein weiteres Opfer der Klaue gesehen, aber das war im Leichenschauhaus auf einem glänzenden Stahltisch gewesen und die Wunden waren schon gesäubert und die Leiche so präsentabel wie möglich für die Beerdigung hergerichtet worden. Seine Hände zitterten beim Arbeiten, ein schlechtes Zeichen für einen Gerichtsmediziner, dachte Rychman.
»Das Enthaupten ist neu.«
»Ja, ein neuer Dreh, könnte man sagen«, murmelte Perkins in einem seltenen Anfall von Galgenhumor.
Rychman ging vorsichtig um den Leichnam herum und sah sich den Tatort an. Cops in Zivil oder Uniform waren die ganze Nacht ein- und ausgegangen, die meisten wollten nur mal gucken.
»Noch was anderes hier entspricht nicht der üblichen Vorgehensweise, Doc«, fügte Rychman verschwörerisch flüsternd hinzu.
»Aha. Und was soll das sein, Captain?«
»Es passt nicht zu diesem Kerl, dass er sein Werk so versteckt. Der lässt seine Opfer gern offen herumliegen, wenn er könnte, auch mitten auf dem Times Square.«
»Vielleicht wird er Ihnen später eine kleine Ausstellung zusammenstellen.«
»Soll heißen?«
»Soll heißen, dass er einige Teile von ihr aufgegessen oder mitgenommen hat.«
»Welche Teile?«
»Na ja, zum Beispiel das Herz, die Nieren …«
Rychman biss die Zähne zusammen. »Sonst noch was?«
Perkins deutete mit einem Stift auf ein paar braune, kleine Stückchen, die wie Reste eines Hundehaufens zwischen den Blutflecken aussahen. »Der Großteil ihrer Leber wurde gleich hier verspeist.«
»Was ist mit dem Hirn?«
»Intakt.«
»Das mit der Enthauptung ist mir ein Rätsel.«
»Der Killer wurde wohl dabei überrascht. Ich glaube, er wollte den Kopf mitnehmen.«
Rychman nickte. »Ja, gut möglich, aber es kann auch sein, dass irgendein Witzbold versucht, die Klaue zu imitieren.«
»Ein Nachahmungstäter, der die Polizei hinters Licht führt? Bisher sieht alles an dieser Leiche nach einem weiteren unglücklichen Opfer desselben brutalen Raubtiers aus, Captain.«
»Hat Ihr Labor schon eine Theorie, welches Schneidwerkzeug er benutzt, Doktor?«
»Nein, nein, haben wir noch nicht. Sorry, aber so siehtʼs nun mal aus.«
»Sorry?« Rychman hatte schon seit einiger Zeit den Eindruck, dass Perkins langsam die Nerven verlor. Er hatte es bei einem früheren Fall bemerkt, bei dem es um eine jüngere, hübsche Frau namens Laura Schindler gegangen war. »Wir müssen wissen, welche Waffe er benutzt. Wenn wir das wüssten …«
»Sorry, aber momentan haben wir gar nichts!«, rief Perkins und sein Blick verfinsterte sich vor Wut.
»Bisher haben Ihre Leute also kein Sperma, keine Körperflüssigkeiten und keine Fingerabdrücke. СКАЧАТЬ