Asklepios. Charlotte Charonne
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Читать онлайн книгу Asklepios - Charlotte Charonne страница 4

Название: Asklepios

Автор: Charlotte Charonne

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783946734703

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СКАЧАТЬ Garten. „Emma?“ Ihre Stimme kletterte in einen höheren Oktavbereich. Sie lauschte.

      Vögel zwitscherten. Irgendwo bellte ein Hund, und in der Ferne heulte ein Motor auf.

      Kein Kichern von Emma.

      Maria sauste durch die gepflegte Gartenanlage und suchte hinter Büschen und Bäumen sowie in der Gartenlaube.

      Keine Spur von Emma.

      Sie kehrte ins Haus zurück, ohne ihre Schuhe auf der Matte abzutreten.

      „Emmaaaaaaaa?“ Mit Riesenschritten durchquerte sie den Wohnbereich, klopfte an die Tür des Gäste-WCs, zögerte für einen Moment und öffnete sie. Emma war nicht da.

      „Emmaaaaaa?“ Maria stürmte die Treppe hinauf und wiederholte die Prozedur an der Badezimmertür. Das Bad war leer.

      Sorge grub sich in jede Pore ihres Körpers und fraß sich bis ins Knochenmark, während sie Emmas Zimmer, das Schlafzimmer und das Arbeitszimmer betrat. Von Emma fehlte jede Spur.

      „Emma? Ich kann dich nicht finden. Wo bist du?“ Eine eiserne Zange umklammerte Marias Magen und quetschte ihn zusammen. „Hast du dich versteckt? Komm raus. Du hast gewonnen. Dein Versteck ist zu gut.“

      Kein Laut.

      „Bitte, Emmaaaaa“, flehte sie.

      Sie spitzte die Ohren. Gespenstische Stille erfüllte das Haus. Von unten drang ein zischendes Geräusch herauf. Das Nudelwasser kochte über.

      Maria hastete die Treppe hinunter, schaltete den Herd aus und rannte in den Keller. „Emma?“, schluchzte sie, während sie Vorratskeller, Waschkeller und Heizungskeller begutachtete. „Emma, bitte, komm raus!“, wiederholte sie immer wieder, während sich hektische Flecken auf ihrer Haut abzeichneten.

      Auf der Kellertreppe stolperte sie über ihre eigenen Füße und schlug hart mit dem Kinn auf. Sie presste die Hände gegen den pochenden Schmerz. Klebriges Blut glänzte in den Handflächen. Sie schmierte es achtlos an den Hosenbeinen ab.

      „Emma?“ Sie weinte beinahe, als sie zurück in den Garten hetzte. „Ruhig bleiben“, mahnte sie sich. „Emma erlaubt sich nur einen Scherz. Sie findet es bestimmt lustig.“

      Maria preschte zurück ins Haus und durchsuchte jeden Winkel. Sie tastete die Vorhänge ab, verrutschte alle Sitzgelegenheiten und durchwühlte jeden Schrank. Von Raum zu Raum wurde sie unruhiger. Panik nistete sich in ihrem Körper ein wie tiefziehende Wolken in einem Gebirge.

      „Emma?“ Die Silben überschlugen sich.

      Sie flitzte zurück in den Garten und durchkämmte nochmals alle Plätze, die für ein Versteck in Betracht kamen. Diesmal hob sie die achtlos zur Seite gelegte Plastik­plane hoch, die zur Abdeckung des Sandkastens diente. Darunter war nur das Gras.

      Maria flog zurück ins Haus und stellte abermals alle Räume auf den Kopf. Mittlerweile ähnelten sie einem Napoleonischen Schlachtfeld: Auflagen und Kissen waren von dem Sofa gezerrt und Stühle weggerutscht worden, Schranktüren standen offen, Schrankinhalte überfluteten die Böden.

      Im Badezimmer kreuzte ihre Suchaktion den Spiegel. Ihr Gegenüber hatte hektische rote Flecken im Gesicht. Schweißperlen rannen von der Stirn. Der Mascara war hinweggespült worden und hatte sich in gespenstische Augenringe verwandelt.

      Maria lief zur Haustür, stopfte den Schlüssel, der im Schloss baumelte, in ihre Hosentasche und fegte zum Nachbarhaus. Emma spielte manchmal mit dem Nachbars­mädchen, obwohl dieses drei Jahre älter war. Sie drückte auf den Klingelknopf. Nach einigen ungeduldigen Sekunden läutete sie Sturm. Niemand erhörte den Lärm.

      Sie wendete sich nach links, trabte an dem Haus ihrer Tochter vorbei und schellte bei den anderen Nachbarn. Das kinderlose Ehepaar war nicht zu Hause.

      Maria jagte zurück zu Sophies Haus. Kalter Angstschweiß durchnässte ihre Bluse. Mit zittrigen Fingern führte sie den Schlüssel ins Türschloss und brüllte aus Leibeskräften: „Emmaaaaaaaaaaaaaa!“

      Eisige Ruhe schlug ihr entgegen.

      Sie hechtete zu ihrer Handtasche, wühlte nach dem Handy und wählte die Nummer ihrer Tochter.

      Paul wickelte Sophies Haare mehrmals um seine Hand und bettete sie auf dem Kopfkissen. Dann küsste er sie auf den freigelegten Nacken. Von dort aus wanderten seine Liebkosungen ihre Wirbelsäule hinab. Sie erschauerte unter den zärtlichen Berührungen.

      „Du riechst so verführerisch“, säuselte er.

      „Immer noch?“ Sie schnurrte wie eine Katze vor dem Kamin. „Hast du noch nicht genug von mir?“ Sie räkelte sich.

      „Oh nein!“ Seine Küsse erreichten ihren Po. „Niemals. Das Programm heute wird geändert. Zimmerservice …“

      Aus den Augenwinkeln realisierte er ein Leuchten. Ihr Handy, das auf einem Sessel in der Nähe des Bettes lag, blinkte und vibrierte. Auf seinen Wunsch hin hatte sie den Störenfried auf leise gestellt. Er ignorierte das Gerät und widmete sich wieder seiner Frau.

      „Du fühlst dich gut an.“ Seine geübte Hand liebkoste die Innenseite ihrer schlanken, festen Schenkel.

      Sophie drehte sich auf den Rücken.

      „Mist!“ Maria schleuderte das Handy auf den Esstisch und massierte ihre Schläfen und Augenbrauen. „Emma, wo steckst du nur?“, flüsterte sie. „Wie soll ich denn die Telefonnummern von deinen Freundinnen herausfinden, wenn deine Eltern nicht ans Handy gehen?“

      Sie lief einige Male im Zimmer auf und ab. Schließlich griff sie das Telefon erneut und tippte die Zahlen­kombination eins eins null.

      Kapitel 3

      Zwei Wochen später

      „Sitz!“ Britta verband das Kommando nachdrücklich mit dem erhobenen Zeigefinger. Der Beagle parierte und pflanzte sein Hinterteil auf den Waldweg. „Gut!“, lobte sie und belohnte das Tier mit einem Hundeleckerli.

      „Und jetzt, Anton“, sie löste die Leine vom Halsband, „darfst du frei laufen, aber du bleibst dicht bei mir und kommst, wenn ich dich rufe. Genauso wie wir es mit der Schleppleine geübt haben. Hörst du?“

      Der Beagle kippte den Schädel zur Seite.

      „Prima! Dann los!“

      Anton sprang auf, seine Ohren flatterten. Britta schritt zügig über den Weg. Der Boden war fest. Es hatte schon länger nicht geregnet. Über den Baumwipfeln thronte ein azurblauer Himmel, auf den ein unbekannter Künstler einige Zuckerwattewolken gemalt hatte. Die Sonne zwängte gelbe schräge Strahlen durch das Blätterwerk und zauberte filigrane Muster auf den Pfad.

      Anton lief einige Meter vor ihr her und schnüffelte begeistert an Erde und Laub. Hin und wieder kurbelte er seinen braun-weißen Beaglekopf zurück und vergewisserte sich, dass der Abstand zwischen ihm und Britta nicht zu groß wurde.

      Der intensive süßliche Duft der Maiglöckchen kletterte in Brittas Nase. Sie staunte über die großen Mengen der kleinen krautigen Pflanze, die aus dem Waldboden geschossen waren und ihre glockigen Blüten den Sonnenstrahlen entgegenstreckten.

      „Hierher, СКАЧАТЬ