Название: Schwerwettersegeln
Автор: Peter Bruce
Издательство: Bookwire
Жанр: Сделай Сам
isbn: 9783667116475
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Thierry Dubois klammert sich an seine durchgekenterte Yacht, die aufgrund ihrer extremen Breite in der Überkopflage stabil ist. Nur durch Entfernen der Luft im Inneren kann man sie wieder aufrichten.
»Am Mittag des 27. Dezember nahm die Windgeschwindigkeit rasch auf Sturmstärke von 60 Knoten zu. Der Wind kam aus West. Die lange Erfahrung aus dem Segeln einer Swan 46 bei Schwerwetter zeigt, dass die Yacht auf allen Kursen genauso schnell unter Vorsegel läuft wie mit dem beigesetzten Groß. Aufgrund des Wetterberichtes lief AERA zu diesem Zeitpunkt nur mit der Sturmfock.
Als die Wellen eine maximale Höhe von zehn Meter erreichten, war klar, dass es nicht klug war, den Generalkurs beizubehalten, sondern um 30 bis 50° vom Kurs abzuweichen und den Wind aus 110 bis 130° zu nehmen. Der Wind nahm ständig zu und war bald selbst für die Sturmfock zu viel. Wir kramten das Sturmstagsegel hervor. Damit konnten wir unseren Kurs und eine Geschwindigkeit von zehn bis elf Knoten halten.
Der Sturm erreichte für zwei Stunden eine Stärke von bis zu 70 Knoten, in Böen von 75 bis 80 Knoten. Fünfzehn Prozent des Meeres waren Brecher. Der Wind fegte die Spitze jeder Welle davon. Dadurch bildeten sich lange Gischtstreifen. Das Wasser wurde von einer Wellenspitze abgerissen und bis zur nächsten getrieben. Die See sah aus, als wäre man von Rauchschwaden eingehüllt. Die Wellen hatten eine Länge von etwa 100 Meter; sie trugen aber nicht in solch einer Breite brechende Kämme, wie man vermutet. Sie leuchteten wie Diamanten. In dieser Periode wurden wir drei- oder viermal leicht aufs Wasser gedrückt, aber nicht über 45°. Das Cockpit wurde sieben- oder achtmal gefüllt. Wir behielten die Wache in voller Stärke von sechs Mann aufrecht. Der am meisten gefährdete Mann war der Rudergänger. Er wurde mehrmals von einer überkommenden See an die Heckrelingsstützen geschleudert.
Nach mehreren Stunden nahm der Wind auf 50 Knoten ab. Wir konnten zusätzlich das Trysegel setzen und unseren Kurs um 20 bis 30° dem Generalkurs nähern. Gegen 17.00 Uhr jedoch zog sich der Himmel mit grauen Wolken vollständig zu, es begann fürchterlich zu schütten, und der Wind sprang wieder auf 65 Knoten.
Wir mussten schnell das Trysegel bergen und auf den alten Kurs zurückgehen. Die Wellenlänge hatte auf 150 bis 200 Meter zugenommen. Obgleich wir Kurs Südwest liefen und die gleiche Geschwindigkeit hatten wie das Tief, schien dies sicherer zu sein, als auf Gegenkurs zu gehen. Das Tiefdrucksystem bewegte sich jedoch bald schneller weiter. Wir konnten wieder auf den Generalkurs gehen und mehr Segel setzen. Unser größtes Problem waren die automatischen Schwimmwesten, die sich aufbliesen, wenn ein richtiger Wasserguss an Bord kam.
Wir haben gesehen, dass eine ausreichend hohe Welle, die sich im kritischen Moment bricht, eine Yacht zum Kentern bringen kann, wenn sie seitlich getroffen wird – ungeachtet ihrer Stabilität. Was aber danach geschieht, ist entscheidend. Kommt sie innerhalb von fünf Sekunden wieder auf die Beine (wie Peter Jouberts KINGURRA) oder bleibt sie vier oder fünf Minuten auf dem Rücken liegen? Hätte sich die BUSINESS POST NAIAD so schnell wie die KINGURRA wieder aufgerichtet, wäre vermutlich kein Menschenleben zu beklagen gewesen.
Trotzdem bleibt die Frage, ob Regattayachten mit extremer Form in der Lage sind, »schweren Stürmen zu widerstehen, und so präpariert sind, dass sie ernste Notfälle ohne Hoffnung auf Hilfe von außen durchstehen können«. Das ist das Kriterium für Hochseeregatten der Kategorie 1.
Weitere Lehren aus diesem Desaster waren:
1.Noch kleinere Sturmsegel für Winde in Orkanstärke (siehe Kapitel 17).
2.Zu viele Hilfsmittel an Rettungsreifen gebunden.
3.Ungenügende Kenntnis der Crew über die Sicherheitsausrsrüstung.
4.Keine Funkverbindung mehr möglich nach Mastbruch.
Auf die Frage, mit welcher Taktik sie am besten fuhren, antworteten die meisten Crews, dass es am komfortabelsten sei, wenn man mit einem Schrick in der Schot um 15° abfällt.
Stabilität, Anforderung und Beurteilung
Ich danke nochmals Barry Deakin vom Wolfson Unit für seine Ausführungen:
Abb. 3.1
Stabilitätsdaten, die Barry Deakin vom Wolfson Instituts in Southampton nach Angaben der Royal Yachting Association und des Royal Ocean Racing Clubs zusammengestellt hat. Die Diagonale zeigt die Mindestanforderung für kommerziell genutzte Yachten im Charter- oder Ausbildungsbetrieb für weltweite Fahrt. Die Dreiecke stehen für eine Vielzahl moderner Serienyachten. Viele Yachten, die unterhalb der Diagonale liegen, sind in Schwierigkeiten geraten.
»Bei schmalen traditionellen Yachten reicht der positive Stabilitätsumfang bis 150°. Sie richten sich nach jeder Kenterung wieder auf. Solch einen Stabilitätsumfang betrachten moderne Designer als unnötig und konservativ. Er lässt sich mit einer modernen Rumpfform auch sicherlich nicht erreichen. Gewöhnlich waren die traditionellen Rumpfformen mit geringer Breite und tiefem Rumpf gegen Kenterungen resistenter, aber das Verhältnis von Wellenhöhe zu Bootsbreite ist der allergrößte Faktor. Größere Yachten sind bei vorgegebenem Seegang sicherer, so lange sie nicht mit einem Brecher konfrontiert werden, der so hoch ist, dass er sogar diese Yacht zum Kentern bringt. Dieser Umstand hat zu Vorschlägen für Stabiliätsanforderungen geführt, die mit der Größe variieren (s. Abb. 3.1).
Ohne Zweifel gibt es viele Yachten, die von einer brechenden Welle auf den Rücken gelegt und beschädigt werden. Ebenso sicher ist es, dass sich einige nicht wieder aufrichten. Und all das, obgleich man bei Sturm damit rechnen muss, mehrmals von großen Wellen getroffen zu werden.
Unglücklicherweise wirken sich die oben beschriebenen Eigenschaften moderner Yachten – wie wir alle wissen – nachteilig auf die Sicherheit in einer Überlebenssituation aus. Das Augenmerk liegt eher auf Schnelligkeit, Geräumigkeit und Bequemlichkeit bei angenehmen äußeren Bedingungen.
Die Gefahr von angenäherten Taxierungen veranschaulicht der Vergleich zweier Stabilitätskurven von Yachten aus derselben Klasse. Es handelt sich jeweils um eine 8,70 Meter lange Yacht aus einer Serienproduktion (s. Abb. 3.2). Die eine Yacht hat laut Zeichnung ein konventionelles Rigg und eine positive Stabilität bis 127°. Bei der anderen Yacht mit dem in den Mast zu rollenden Groß und der Rollgenua liegt der Kenterwinkel bei bereits 96°. Das zusätzliche, hoch positionierte Gewicht hat den Wert um 31° vermindert. Derartigen Effekten kommt man nur mit einem Krängungsversuch und einer konventionellen Berechnung auf die Spur.
Es gibt zwei Aspekte zur Beurteilung der Stabilität: Zum einen muss der Umfang sorgfältig berechnet werden und zum anderen muss eine ausreichende, auf Erfahrung beruhende Zugabe einberechnet werden. Je mehr man auf ein Annäherungsverfahren angewiesen ist, umso größer sollten der Sicherheitsfaktor und die Minimalanforderungen СКАЧАТЬ