Название: Schwerwettersegeln
Автор: Peter Bruce
Издательство: Bookwire
Жанр: Сделай Сам
isbn: 9783667116475
isbn:
Im Lauf der Zeit erhöhten Yachtkonstrukteure zunehmend die Breite, um den Rümpfen mehr Formstabilität zu verleihen. Manchmal wurde der Ballast reduziert, was zu mehr Leistung auf Kosten von Stabilität bei starker Krängung führte.
In den 1960er-Jahren wurde die International Offshore Rule (IOR) als Kompromiss zwischen der geltenden amerikanischen und britischen Vermessungsregel eingeführt. Die IOR erforderte einen Stabilitätswert, der durch einen praktischen Krängungstest ermittelt wurde. Um einen günstigen Rennwert zu erzielen, haben manche Konstrukteure die durch das Kielgewicht erzielte Stabilität verringert, welche durch Gewichtstrimm der Crew auf der Kante in Luv ausgeglichen werden sollte. Die IOR wurde im Lauf der 1990er-Jahre durch andere Vermessungsregeln wie der IRC des Royal Ocean Racing Clubs, des IMS und der verbesserten Regeln der ORC, der sogenannten ORCi, abgelöst, die sich hinsichtlich der Stabilität positiver auswirkte.
Dieses Schwesterschiff von HALF PINT ist mit ihren ausgewogenen Enden und ihrer Seetüchtigkeit ein gutes Beispiel für eine stabile Yacht aus den 1960er-Jahren.
Die Kiele wurden immer schlanker und tiefer, bis hin zu der Form eines langen Messers. Dadurch wurde zwar die Effektivität erhöht, allerdings ist es schwierig, solche Kiele ausreichend stabil mit dem Rumpf zu verbinden, besonders für den Fall einer Grundberührung.
Entwürfe in den 1950er- und 1960er-Jahren
Einige Vergleiche sollen das Problem verdeutlichen. In einem Brief beschreibt John McDonell einen Sturm, der ihn mit seiner CAVALIER auf dem Heimweg vom Sydney–Hobart Race im Jahre 1963 erwischte, bei dem er den zweiten Platz belegt hatte. Die 9,40 Meter lange Holzyacht war bei Swanson Brothers in Sydney gebaut worden. Nach modernen Gesichtspunkten war die Yacht wohl extrem schwer und nach heutigem Standard ohne jeglichen Komfort. Da sie nach der Kenterung keine Beschädigung aufwies, muss man sie wohl als eine überaus seetüchtige Yacht mit einerm starken Rigg bezeichnen. Die CAVALIER hielt dem Sturm problemloser stand, als man aufgrund ihres traditionellen Entwurfs vermutet hätte. Von John McDonell kamen nicht so viele Klagen, wie man erwartete. Zunächst kritisierte er nur, dass das Cockpit nicht rasch genug lenzte, was bei damaligen Yachten typisch war. Das zweite Problem in dem Sturm war: Die Yacht war nicht ausreichend schnell, um Brechern auszuweichen. Heutige Yachten haben dazu ein ausreichend hohes Geschwindigkeitspotenzial, müssen in der Regel jedoch durchgehend geschickt gesteuert werden. Das bringt den gewünschten Erfolg, vorausgesetzt, es sind hoch motivierte und absolut fähige Rudergänger an Bord. Regattayachten wie die beim Volvo Ocean Race haben genügend solche Rudergänger; Fahrtenyachten dagegen selten.
Ein Aspekt in John McDonells letztgenannten Klagen ist interessant und unterscheidet sich von anderen, bei denen es meist darum geht, die Geschwindigkeit auf ein komfortables Maß zu verringern: Vielleicht hätte sich die CAVALIER unter Einsatz des Motors besser steuern lassen, auch wenn diese Taktik nur so lange möglich wäre, wie es der Treibstoffvorrat an Bord zulässt. Aber es hätte das abrupte Abstoppen der Yacht in den Wellentälern verhindert, und die Anströmung des Ruders wäre zu keinem Zeitpunkt abgerissen.
Tatsache ist, dass viele traditionell gebaute Yachten für ihre guten Seeeigenschaften berühmt sind, insbesondere die, die Olin J. Stephens gezeichnet hat. Hier ist ein Sturmbericht über einen seiner Entwürfe, die HALF PINT, eine Swan 36. Geschrieben hat ihn der Eigner Christopher Price, der die Seetüchtigkeit des Rumpfes hervorhebt:
Atlantischer Sturm
»Mein Partner und ich liefen am 13. Dezember 1968 von Gibraltar aus mit Kurs Lanzarote auf den Kanaren. Der Wetterbericht sagte leichte bis mäßige nordöstliche Winde voraus. Wir befanden uns 25 Seemeilen vor Casablanca, als der Wind auf Bft 8 zunahm und wir unter Sturmfock beidrehten. Dadurch wurden die Schiffsbewegungen erträglicher.
Vier Stunden später hatte der Wind bereits auf Bft 9 zugenommen. Von da an liefen wir mit Sturmfock vor dem Wind ab, parallel zur Küste mit Kurs Nordost. Weitere sechs Stunden später schlug die Yacht quer; der Mast wurde flach aufs Wasser gedrückt. Sie richtete sich jedoch sofort wieder auf, was bei einem positiven Stabilitätsumfang von 145° nicht weiter nicht überraschend war. Schnell knoteten wir zwei Leinen von je etwa 35 Meter Länge zusammen und brachten sie achtern in einer Bucht aus. Der Zeiger unserer Windmessanlage sprang in Böen auf über 60 Knoten. Bei diesem Szenario gab es keine andere Wahl, als die Fock zu streichen und nur noch vor Topp und Takel zu lenzen. Die Yacht lief immer noch mit fünf bis sechs Knoten. Die Schiffsbewegungen wurden etwas angenehmer. Die Selbststeueranlage war in der Lage, die Yacht relativ gut 15 bis 20° zum achterlichen Wind auf Kurs zu halten. In der Nacht wurde die Yacht zum zweiten Mal flach aufs Wasser gedrückt.«
In diesem Beispiel läuft die Swan 36 mit achtern ausgebrachten Leinen eine gute Geschwindigkeit. CAVALIER hatte keine Leinen ausgebracht. HALF PINT war – relativ gesehen – nicht ganz so schwer wie CAVALIER und wäre vermutlich unkontrollierbar gesurft, wenn sie nicht achtern gebremst worden wäre. Unterschiedliche Boote erfordern unterschiedliche Methoden. Die beiden Berichte legen die Vermutung nahe, dass beide Yachten, deren Design aus den 1960er-Jahren stammte, ein exzellentes Seeverhalten hatten. Ideal für regattafähige Tourenyachten. Seit den 1960er-Jahren entwickelte sich das Yachtdesign mehr unter dem Gesichtspunkt der Leistungsfähigkeit bei Regatten. Die Yachten wurden immer leichter und breiter mit wachsendem Freibord. Finnkiele und freistehende Ruder wurden zur Norm. Die Yachten wurden schneller und sie zu segeln immer aufregender, doch als Fahrtenyachten wurden viele nun leider weniger attraktiv.
Fastnet Race 1979
Der Sturm beim Fastnet Race 1979 war ein für den Sommer außergewöhnlich heftiger Sturm und stellte die Stabilität der damaligen Yachten stark in Frage. Bei einer gekenterten Yacht, die sich minutenlang nicht aufrichtete, betrug der positive Stabilitätsumfang lediglich 118°. Es ist bemerkenswert, dass bei den damaligen Konstruktionen die Kiele nicht abbrachen, obwohl man von den Rudern nicht dasselbe behaupten konnte. Die großen Yachten hatten den Fastnet Rock bereits gerundet und befanden sich auf ihrem Rückweg im gleichen Seegebiet wie die kleineren Yachten, sodass sie es mit vergleichbaren Wind- und Seegangsverhältnissen zu tun hatten. Im Allgemeinen waren es die kleineren Boote und die, die nicht bereits die gesamte Regattasaison mitgemacht hatten, welche in Schwierigkeiten gerieten.
Der Autor war als Navigator an Bord der 11,80 Meter langen ECLIPSE von Jeremy Rogers, die zusammen mit der MORNING CLOUD und der BLIZZARD zum britischen Admiral’s Cup Team gehörte. Die ECLIPSE gewann ihre Klasse und wurde insgesamt zweite hinter Ted Turners 18,30 Meter langen TENACIOUS. Die ECLIPSE war die beste Yacht im Admiral’s Cup.
Aus Sicht des Autors hatte der Sturm 1979 mit Bft 10 etwa die gleiche Stärke wie der Sturm beim Fastnet Race 1961 an Bord der RAPPAREE. Es waren bereits viele stürmische Fastnet Race vorangegangen, doch 1979 machten es die entstandenen Kreuzseen entscheidend schwieriger zu steuern und die Yacht vor Schlimmerem zu bewahren. 1961 gab es wenig Bruch und keine Toten, was den Schluss nahelegt, dass es die geringere Stabiltät und das geringere Gewicht waren, die die Yachten von 1979 in Schwierigkeiten brachten.
In den Jahren vor 1979, und besonders im Jahr 1977, herrschte immer wieder Leichtwind beim Fastnet СКАЧАТЬ