Gesammelte Werke: Romane & Erzählungen. August Sperl
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Читать онлайн книгу Gesammelte Werke: Romane & Erzählungen - August Sperl страница 52

Название: Gesammelte Werke: Romane & Erzählungen

Автор: August Sperl

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788075831439

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СКАЧАТЬ zu scherzen: »Wer wird denn tanzen im Mondschein, wo doch die Erde so dünn ist wie eine Spinnwebe im Mondschein? Eia!«

      »War nie besser bei Sinnen als gerade heut,« antwortete der Gewappnete stolz und reckte die hohe Gestalt. »Aber wenn Ihr heute mit Bastian verhandeln wollt, werdet Ihr wenig ausrichten, schätz' ich. Die Münsterischen und die Loefenischen und die Kemnaterischen und wer weiß noch sind nachmittags zum Entenschießen zugeritten, und nun trinken sie, seit die Sonne gesunken ist.«

      »Und du nicht, Bruder?« fragte Hansjörg und hob das Schwert vom Steintische. »Und sag nur, was treibst du denn?«

      »Zum Trinken habe ich jetzt keine Zeit,« meinte der andre verächtlich. »Wißt ihr's denn nicht, und kommt doch eben von der Stadt? Die Trommeln gehen ja durchs Land. Heute mittag ist der Einspännig angeritten – der Portnerische solle sich alsobald mit einem wohlausstaffierten Diener und zwei tüchtigen Rossen zu seinem Fähnlein verfügen. Heisa, Bruder, das ist mir in die Glieder gefahren, und bin in die Waffenkammer gerannt! Und, Bruder, mir paßt das Zeug, als wär' ich drinnen geboren.«

      »Aber der älteste ist doch immer der Bastian. Und was sagt denn der?« fragte Hansjörg und half dem Bruder den Harnisch lösen.

      Wolfheinz lachte leise und pfiff ein wenig vor sich hin. Dann schielte er nach dem edeln Burghüter, der langsam aus dem Schatten der Bäume auf den mondscheinblinkenden Platz hinaus ging.

      Vom alten Schlosse her kam wildes Lachen und wüstes Geschrei durch die stille Nacht. Dann klirrte ein Fenster, und eine Männerstimme rief: »All meinen Ahnen in der Gruft den Humpen hier auf einen Suff!«

      Hansjörg zuckte zusammen und griff nach dem Arme des Bruders.

      Der aber lachte: »Wenn er das thut, dann ist er hagelvoll, immer. Du, Hänsel, heute wär' mir's recht, wenn ihm der Vetter nimmer unter die Augen träte. Es muß ja einmal platzen – aber so? Ui!«

      *

      In der alten Wohnstube brannte eine Kerze.

      Das Essen war abgetragen, und die Obermagd stellte mürrisch die Kannen auf den Steintisch und rückte die Becher zurecht.

      Schweigend saß Wolfheinz auf seinem Stuhle, und ärgerlich trommelte der edle Burghüter auf der Tischplatte; Hansjörg lehnte am Ofen.

      »Was meint er denn eigentlich, der Dunnerbastian?« rief Hans Andre und trommelte stärker und stärker. »Wo bleibt er denn? Verhandelt muß doch einmal werden, ihr habt's ja selbst gewollt!«

      »Ganz recht, Vetter, verhandelt muß werden, und je eher, desto besser. Und ich kann Euch sagen, gefreut hab' ich mich auf diese Stunde,« sagte Wolfheinz mit finsterem Gesichte; »aber morgen ist auch noch ein Tag – und wer hat wissen können, daß heute die andern zusammenreiten?«

      »Er soll kommen!« keifte der edle Burghüter. »Er muß kommen, wenn er auch nimmer unter der Tutel ist.«

      Da ging die Thüre auf, und ein steinaltes Männlein trat in das trübe Licht.

      »Also ist's doch so, doch so! Grüß Gott auch, Junker Hansjörg, und ihr Herren beisammen,« sagte er und drehte sein Käpplein zwischen den Händen.

      Mit langen Schritten ging Hansjörg zur Thüre, packte beide Hände des Alten und drückte und schüttelte sie mitsamt dem schmierigen Käpplein.

      »Grüß Gott auch, Junker,« wiederholte der Greis, »und grüß Gott auch, ihr Herren beisammen! Also richtig ist's, richtig.«

      »Setzen, Loißl, daher auf die Bank!« bat Hansjörg, während der edle Burghüter nachlässig sagte: »Ah, das ist ja der Hüttenkapfer! Na, wie geht's mit dem Fußwerk, Loißl?«

      »Setzen, Junker? Wär' schon zu grob!« weigerte sich der Alte. »Was glaubt Ihr denn? Aber ganz der Herr Vater, leutselig und gemein! – Mit dem Fußwerk? Dank' der Nachfrag', Herr Portner. Wenn der Fuhrmann nimmer fahren kann, so freut ihn doch das Patschen, Herr. – Also richtig, richtig! Hat mir mein Weib gesagt, ›Loißl,‹ hat s' gesagt, ›just eben vor einer Stund' ist unser Junker Hansjörg eingeritten in Theuern.‹ Und meine Schwester hat's bekräftigt. ›Dummes Zeug,‹ hab' ich geantwortet, ›trinkt ja doch der Junker Bastian Wolf mit allen seinen Gefreundten, und der Junker Wolfheinz scheuert das Waffenzeug unter der Linden, weil ich's ja selber gesehen hab', und die zwei Jüngsten sind zu Sulzbach in der Stadt.‹ – ›Eingeritten ist er!‹ haben s' alle zwei bekräftigt. ›G'schmarr,‹ hab' ich ihnen gesagt und bin in meinen Kittel gefahren, ›zwei Weiber und eine Gans, das ist 'n Jahrmarkt.‹ Und haben doch recht gehabt, doch recht haben s' gehabt, die Weiberleut'.«

      Hansjörg suchte ihn auf die Ofenbank zu ziehen, aber der alte Hüttenkapfer machte sich los und trat einen Schritt näher an den Tisch: »Wer mir redet, ist mir lieber, als wer mir winkt – aber was mich nit beißt, kratz' ich nit.«

      »Was will er denn, der Alte?« fragte Hans Andre ungeduldig.

      Der kniff die Augen zusammen und räusperte sich: »Lehnt der Knüttel schräg, so fällt er um, und wenn der Krug voll ist, läuft er über,« sagte er leichthin. Dann aber legte er die Hand ans Ohr, lauschte gegen die Fenster hin und raunte schnell: »'m Rauschigen weicht sogar 'n Fuder Heu aus!«

      »Nix für ungut, geruhsame Nacht, ihr Herren beisammen,« setzte er bei, humpelte zur Thüre und ging hinaus. Aber noch einmal steckte er den weißen Kopf herein und bat voll Demut: »Nix für ungut, ihr Herren! Der Gescheite giebt niemand einen Rat, heißt's; aber es heißt auch, guter Rat ist Goldes wert.« Nun drückte er die Klinke leise ins Schloß.

      »Vetter,« sagte Hansjörg, »ich bitt' Euch, redet heute nimmer mit dem Bastian. Der alte Loißl hat sicher etwas gehört, ich kenn' ihn, Vetter; der Loißl hat Euch warnen wollen.«

      »Das hat er,« bekräftigte Wolfheinz und that einen tiefen Zug aus seinem Becher.

      Da ward die Thüre aufgestoßen, und im Halbdunkel stand die große Gestalt Sebastian Wolfs auf der Schwelle.

      Mit raschen Schritten ging Hansjörg dem Bruder entgegen und hielt ihm die Hand hin. Der aber schob sie weg, schlug die Thüre ins Schloß und trat mitten in die Stube.

      Der Burghüter war aufgesprungen und aus Fenster getreten. Wolfheinz hatte sich in seinen Stuhl zurückgelehnt, streckte die Füße weit ab und sah gleichgültig vor sich hin.

      »Na, da seid Ihr ja, seid Ihr ja, seid Ihr ja,« begann Sebastian Wolf und stand regungslos mit geballten Fäusten da. »Und wo ist der Scharffenberger, wo ist er, frag' ich?«

      »Er hat eine Verhinderung gehabt, guter Freund,« kam die Antwort vom Fenster.

      »Guter Freund, guter Freund! Hat sich was, guter Freund!« Er lachte höhnisch. »Ist schade, daß nur der eine da ist; denn heut muß es 'raus, 'raus muß es, sag' ich!«

      »Bastian,« rief jetzt Wolfheinz und schob dem Bruder nachlässig den Becher hin, »trink und setz dich her zu uns!«

      Sebastian Wolf stampfte. »Du bist ruhig, wenn ich Abrechnung halte!«

      Nun erhob sich Wolfheinz, stellte sich mit gespreizten Beinen neben den Tisch und senkte die Hände in die Hosentaschen. Hansjörg stand am Ofen.

      Sebastian Wolf hob drohend die Rechte gegen den Burghüter, und es kam wie ein Sturzbach aus seinem Munde: »Abrechnung halt' ich, Hans Endres Portner. СКАЧАТЬ