Die wichtigsten Werke von Jodocus Temme. Jodocus Temme
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Название: Die wichtigsten Werke von Jodocus Temme

Автор: Jodocus Temme

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027238149

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СКАЧАТЬ der entsetzlichste von allen, weil er der Zustand der ewigen Hoffnung und doch der ewigen Hoffnungslosigkeit ist? Aber nein! Eine ewige Hoffnungslosigkeit gibt es nicht für den Menschen. Die christliche, die eigentlich menschliche Religion kennt sie nicht. Musste das Altertum, auch noch so klassisch, seinen Tantalus mit seinen ewigen Durstesqualen aufstellen, in unserm Glaubensbekenntnisse steht neben dem Glauben und der Liebe die Hoffnung, und die drei sind unzertrennlich und sind ewig. Und auch Ihr Glaube und Ihre Liebe sollen von der Hoffnung sich nicht trennen. Wie es anders werden könne, fragt Ihr Blick mich. Ich weiß es nicht! Aber der liebe Gott wird es wissen, der die Welt nach andern Gesetzen regiert als nach dem preußischen allgemeinen Landrecht. Als Magd, als Sklavin dürfen Sie zu Ihrem Manne nicht zurück. Aber der Himmel kann eine große Erhebung über Sie schicken. Durch jene eine Schwäche ist Ihr Herz stark geworden, es hat seine Stärke bisher nur im Leiden und Dulden beweisen können; es können auch Taten an Sie herantreten. Erhalten Sie sich jetzt den Mut und die Kraft zum ferneren Tragen; es werden Ihnen dann, wenn die Zeit kommt, auch Mut und Kraft zum Handeln nicht fehlen. Und nun kommen Sie. Gehen Sie doch mit mir zu den andern. Es ist in so vielfacher Weise nicht gut, dass der Mensch allein sei. Man wird nur etwas durch das Leben, und das Leben ist die Gemeinschaft.«

      Der Domherr stand auf. Auch die Frau hatte sich erhoben. Sie wollten gehen.

      Hinten unter den Bäumen entstand wieder ein Geräusch. Es war in derselben Gegend, in welcher der Domherr vorher eine Bewegung vernommen hatte. Mit raschen Schritten nahte sich von dorther jemand. Dem Domherrn klopfte doch das Herz. Er hatte den Arm der Frau genommen; er blieb mit ihr stehen, den Näherkommenden zu erwarten.

      »Halten Sie sieh stark, liebe Frau«, sagte er.

      Sie sah ihn verwundert an.

      Da trat die Gestalt des Nahenden unter den nächsten Bäumen hervor.

      Es war Bernhard, der Diener des Herrenhauses.

      Er war wieder eilig, dringlich, geheimnisvoll; aber vor der Frau Mahlberg schien er kein Geheimnis zu haben.

      »Gut, dass ich Euer Gnaden finde. Die alte Christine wies mich hierher.«

      »Du suchtest mich?«

      »Ich habe Euer Gnaden etwas zu sagen.«

      »Nicht viel Gutes, wie es scheint.«

      »Es treiben sich Gendarmen in der Nähe umher.«

      »Was gehen sie uns an?«

      »Und sie wollen nicht gesehen werden.«

      Der Domherr stutzte.

      »Erzähle.«

      »Ich ging in das Erlenwäldchen dort links. Der Forellenbach fließt hindurch. Die Mamsell hatte mir gesagt, ich solle noch ein paar Forellen für das Nachtessen besorgen. Da fiel mir auf, dass ich seitwärts einen Gendarmen in das Wäldchen schleichen sah. Er schien auf einem Umwege vom Herrenhause herzukommen. Er blickte sich um, ob er auch gesehen werde. Ich schlich ihm nach. Mitten im Wäldchen traf er mit zwei Kameraden zusammen; sie hatten auf ihn gewartet. Er berichtete ihnen etwas; sie sprachen lange und eifrig miteinander, aber leise, dass ich nichts verstehen konnte; näher zu ihnen gehen durfte ich nicht. Ich ging zu dem Bach, meine Fische zu fangen. Nachher waren sie fort.«

      »Das ist alles, was Du weißt?« fragte der Domherr.

      »Alles, Euer Gnaden.«

      »Hast Du es schon jemand mitgeteilt?«

      »Keinem Menschen, auch der Mamsell nicht. Ich dachte. sie könne sich erschrecken, und Euer Gnaden würden am besten wissen, was zu tun sei.«

      Der Domherr war nachdenklich geworden.

      »Sage auch weiter keinem Menschen etwas.«

      Der Bursche ging.

      »Die Nachricht Bernhards beunruhigt Sie«, sagte die Frau.

      »Ich leugne es nicht. Ich erhielt schon vorhin eine so sonderbare Nachricht.«

      »Die mit dieser in Verbindung steht?«

      »Liebe Frau, der Mensch ist der größte Narr in seinen Kombinationen.«

      »Sie können sich dennoch Ihrer Besorgnis nicht ganz entschlagen.«

      »Die Wahrheit zu sagen, nein, und — Sie erlauben, dass ich Sie zu Ihrem Zimmer führe; ich muss doch mit dem Gisbert sprechen.«

      »Sie denken an ihn bei der Mitteilung Bernhards?«

      »Ich muss wohl.«

      Er führte die Frau zu ihrem Zimmer.

      Dann ging er zu dem Tanzplatz.

      Das lustige Leben herrschte dort noch überall, bei dem Scheine bunter Lampen lustiger als am Tage.

      »Warum?« fragte sich der Domherr. »Warum mäßigt das edle Sonnenlicht unsere Freude, und warum macht die künstliche Helle uns ausgelassen?«

      Karoline tanzte mit dem Lieutenant Becker, dem Kellner, der Obristlieutenant Friedrichs mit der Kellnerin.

      Der junge Freiherr von Aschen stand an einem Pfosten des Zeltes und sah dem Tanze zu.

      »Ein paar Worte, Gisbert«, zog ihn der Domherr zurück.

      »Ah, Onkel Florens! Gut, dass ich Dich treffe. Ich habe Dich schon gesucht.«

      »Auch Du mich?«

      »Ich habe über eine eigene Sache mit Dir zu sprechen. Mahlberg wollte doch hierher kommen. Hast Du ihn schon gesehen?«

      »Was hast Du mit ihm?«

      »Ist er hier, Onkel?«

      »Ich denke.«

      »Und wo?«

      »Irgendwo in der Nähe. Wahrscheinlich in dem Birkenwäldchen dort.«

      »Adieu, Onkel.«

      »Wohin?«

      »Mahlberg aufsuchen.«

      »Aber was hast Du so eilig mit ihm?«

      »Wenn Du mich begleitest, erzähle ich es Dir.«

      Der Domherr hatte ja auch dem Neffen Dringliches zu sagen. Er begleitete ihn.

      »Nun?«

      »Der Lieutenant Becker erzählte mir vorhin — er sucht eine Stelle als Kellner —«

      »Ah, ah«, rief der Domherr, »sind wir schon so weit? Der Undank und die Toten reiten schnell. Aber erzähle.«

      »Er sucht eine Stelle im Auslande, wo man ihn als preußischen Offizier nicht kennt —«

      »Der brave Junge!«

      »So war er gestern in Kassel, СКАЧАТЬ