Die wichtigsten Werke von Jodocus Temme. Jodocus Temme
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Название: Die wichtigsten Werke von Jodocus Temme

Автор: Jodocus Temme

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027238149

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СКАЧАТЬ mehrere Personen plötzlich verhaftet. Die Universitäten seien der Herd der Verschwörung, und die ehemaligen Freiwilligen und die Landwehroffiziere, deren maßlose Erwartungen und Anforderungen nicht hätten befriedigt werden können, seien die Verräter, die sich nun in geheimen Gesellschaften zum Umsturz der Staaten verbunden hätten. Aber die Studierenden seien es nicht allein. Auch ältere Männer gehörten dem Bunde an, und so werde namentlich von der preußischen Regierung ein höherer Beamter gesucht, der vor mehreren Wochen an einem geheimen Demagogenkongresse in Göttingen teilgenommen habe und jetzt zur Förderung der Zwecke der Umsturzpartei eine geheime Reise durch Deutschland mache.

      Er sei eins der gefährlichsten Häupter der Partei; in diesem Augenblicke müsse er im Hessenlande sich befinden; bis Karlshafen habe man vor einigen Tagen seine Spur verfolgt. Dies die Mitteilungen Beckers. Ich musste an Mahlberg denken. Er war vor sechs Wochen in Göttingen. Ich fand ihn vorgestern in Karlshafen, wohin ich mit ihm das Rendezvous für die gemeinschaftliche Reise zu Dir nach Hofgeismar verabredet hatte.«

      »Hm«, sagte der Domherr, »und Du willst ihn jetzt warnen?«

      »Und mit ihm das Weitere besprechen.«

      »Und gerade so wollte ich Dich warnen, Gisbert.«

      »Du mich. Onkel?«

      »Gisbertine war hier.«

      »Hier?«

      »Vor einer Stunde.«

      »Und sie ist wieder fort?«

      »Hm, Gisbert, Logik scheinst Du in Göttingen nicht gehört zu haben.«

      »Was wollte sie hier, Onkel?«

      »Kommen wir vorher auf Göttingen zurück, nicht auf die Logik. Warst Du dort in einer geheimen Verbindung?«

      »Weder in einer geheimen, noch in einer offenen.«

      »Hörtest Du auch nichts von geheimen Verbindungen oder Gesellschaften?«

      »Es wurde davon gesprochen; ich kümmerte mich nicht darum. Aber was wollte Gisbertine, Onkel Florens?«

      »Mir dasselbe sagen, was Dir Becker gesagt hat, indes um Dich zu warnen.«

      »Mich?«

      »Nebenbei auch mich.«

      »Auch Dich? Es ist lächerlich.«

      »War ich nicht auch in Göttingen? Bei Dir? Zu gleicher Zeit mit Mahlberg?«

      »Sprechen wir nachher davon, Onkel. Wohin ist Gisbertine?«

      »Du fragst mich zu viel.«

      »Sie wollte nicht zu mir zurück?«

      »Sie wäre lieber in die Hölle gegangen.«

      »Und welchen Grund hatte Sie?«

      »Es gebe Herzen, die sich nur lieben, aber nicht heiraten dürften, wenn sie glücklich bleiben wollten. Es war Narrheit, denn die Herzen heiraten nicht.«

      »Sie sagte also, dass sie mich noch liebe?«

      »Nun ja.«

      »Und Du sagtest ihr, dass auch ich sie noch immer liebe?«

      »Konnte ich anders?«

      »Und sie wollte nicht wieder zu mir?«

      »Du hörst es. Aber kommen wir nun auf die Gendarmen zurück.«

      »Gendarmen, Onkel Florens?«

      »Ah, ich vergaß, dass ich vergessen hatte, Dir davon zu sagen. Das kommt von dem ewigen Unterbrechen. Seit einer Stunde sind Gendarmen in der Nähe, heimlich, im Walde versteckt; der Bernhard, der sie sah, meinte, sie hätten einen heimlichen Überfall auf das Herrenhaus vor, und wenn ich damit Gisbertinens und Beckers Mitteilungen in Verbindung bringe — hm, den Auftrag Gisbertinens wenigstens musste ich ausführen.«

      »Bah, Onkel Florens, ich fürchte mich nicht.«

      »Du hast ein gutes Gewissen, meinst Du?«

      »So meine ich.«

      »Hm, mein Freund, das ist für einen Menschen, der des Hochverrats angeklagt werden soll, gerade das allergefährlichste Ding.«

      »Und dann meine ich auch, Onkel, solche geheime nächtliche Überfälle in ruhigen Häusern, verbunden mit plötzlichem Verschwinden von Menschen, kennt man wohl unter dem russischen Regiment in Polen und haben wir in Deutschland unter der französischen Herrschaft erlebt, aber in Preußen hat man noch nie davon gehört.«

      »Aber, mein Bursche, Frankreich und Russland sind zwei große Lehrmeister, und Du warst ja so eilig, Mahlberg zu warnen.«

      »Für einen Freund ist man immer besorgter als für sich.«

      »Und als für einen Onkel, wie ich sehe.«

      »Bah, lieber Onkel, Dich als Demagogen zu verhaften — nimm es mir nicht übel — das wäre gar zu lächerlich.«

      »Das würde nicht viel hindern. Indes ich bin der Mann, der es abwarten kann.«

      »Auch ich. Und am Ende auch Mahlberg.«

      »Halt«, sagte der Domherr. »Mit ihm ist es etwas anderes. Gisbertine sagte mir, der Haupterfinder des modernen Demagogentums sei der Herr von Schilden.«

      »Schilden!« rief der junge Freiherr. »Schilden! Wir müssen um jeden Preis Mahlberg finden.«

      Sie suchten ihn in dem Birkenwäldchen.

      »Hm«, sagte der Domherr, »Gisbert, Du fragst ja nicht mehr nach Gisbertinen!«

      »Ich muss an den armen Mahlberg denken.«

      »Du hast Recht. Was bei Euch beiden, bei Dir und Gisbertinen, Eure eigene Narrheit ist, das ist bei Mahlberg und seiner Frau ein großes Unglück, das schwerste Unglück, die Schuld, die den Unschuldigen mit ins Verderben reißt.«

      »Hast Du keine Hoffnung für die beiden, Onkel?«

      »Ich weiß es nicht. Und doch. Manchmal ist das Unglück nicht so zähe wie die Narrheit.«

      Gisbert antwortete nicht.

      Sie hatten das ganze Birkenwäldchen durchsucht, den Namen Mahlberg leise und laut gerufen. Sie fanden keine Spur des Gesuchten. Menschen, die sie nach ihm fragen konnten, waren ihnen nicht begegnet. Sie umgingen das Wäldchen; es war ebenso vergeblich.

      Sie kehrten zum Tanzplatze zurück.

      Der Bursche Bernhard war dort.

      Der Domherr rief ihn zu sich.

      »Hast Du einen fremden Herrn in der Nähe gesehen?«

      »Außer den Gendarmen niemand.«

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