Die wichtigsten Werke von Jodocus Temme. Jodocus Temme
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Читать онлайн книгу Die wichtigsten Werke von Jodocus Temme - Jodocus Temme страница 21

Название: Die wichtigsten Werke von Jodocus Temme

Автор: Jodocus Temme

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027238149

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СКАЧАТЬ kommst. Darauf gebe ich Dir mein Ehrenwort.’«

      Der Domherr unterbrach den Schulmeister.

      »Im ersten Garderegiment standen Sie?«

      »Ja.«

      »Und in der ersten Kompanie?«

      »In der ersten Kompanie.«

      »Hm, und wie hieß Ihr Hauptmann?«

      »Baron von Steinau.«

      »Hm, hm! Fahren Sie fort.«

      »Wir wurden darauf dem Könige vorgestellt. Wir mussten zum Schlosse marschieren und uns in einem kleinen Hofe ausstellen, nur wir Rekruten; nur der Hauptmann und ein Lieutenant führten uns. Nach einiger Zeit kam der König aus dem Schlosse heraus. Offiziere waren nicht mit ihm, aber ein paar Damen. Sie schienen von der Tafel zu kommen. Er sah sehr vergnügt aus, auch die Damen. Königliche Prinzessinnen waren diese Damen nicht; wenn sie auch mit Gold und mit Samt und Seide beladen waren, sie sahen nicht vornehm aus und der König ging auch nicht sonderlich mit ihnen um.

      Aber besonders die eine war sehr schön und mit ihr sprach auch der König meist. Ich sah sie später noch einige Male und da hörte ich, dass sie Madame Rietz hieße und die Frau, ich glaube, eines Kammerdieners des Königs sei. Nachher hat er sie zu einer Gräfin gemacht Als ich den König so vergnügt sah, kam neue Hoffnung in mich. Er wird dich anhören; der Hauptmann wird nicht den Mut haben, dich zu unterbrechen, wenn der König dir einmal zuhört. Und dann werden die Damen für dich sprechen; sie haben ja mitleidige Frauenherzen. Der König war zu uns getreten. Er besah uns mit Wohlgefallen. Wir waren alle groß, trugen neue Uniformen, waren noch nicht lange in dem elenden Kasernendienst und hatten also noch ein frisches Aussehen. ‘Schöne Burschen, nicht wahr?’ sagte der König zu der Madame Rietz. ‘Man muss Eurer Majestät Glück zu ihnen wünschen’, erwiderte diese. ‘Auch dem Hauptmann von Steinau’, sagte der König. ‘Hat doch die schönste Kompanie in meiner ganzen Armee.’ Der Hauptmann wurde um zwei Zoll größer. Auf mich achtete er in diesem Augenblicke nicht. Wenn doch jetzt der König zu dir treten möchte, dachte ich. Er trat an die einzelnen von uns heran. Aber er kam nicht zuerst zu mir; ich war erst der fünfte oder sechste. Endlich stand er vor mir. Das Herz klopfte mir. Er musste auch mich anreden, und dann — Der Hauptmann hatte sich zwar ganz nahe zu mir gestellt. Er hatte mir angesehen, was ich vorhatte; er hatte auch seinen Entschluss gefasst; ich sah es in seinem Gesichte. Ich wollte, ich musste dennoch alles wagen. Der König besah mich zuerst von unten bis oben. Ich musste ihm besonders gefallen. Er streichelte mir das Kinn, an dem ich noch kein Härchen hatte. Dann wandte er sich zu der schönen Frau zurück.

      ‘Wie Milch und Blut, Madame! Wie ein Mädchen! Auch das Kinn noch so glatt. Ganz wie ein Mädchen!’

      Auf einmal lachte er.

      ‘Schöne Mädchen von sieben Fuß! Eine solche Garde! Schade, dass es nicht möglich ist!’

      Die andere Dame, nicht die schöne — sie schien eine Hofdame zu sein — bemerkte:

      ‘In Afrika, Majestät, soll es Potentaten geben, die sich eine Garde von Amazonen halten.’

      ‘Auch die Offiziere sind Frauen?’ sagte der König.

      ‘Alle, selbst der General!’

      ‘Gar kein übler Gedanke!’ lachte der König.

      Dann wandte er sich wieder zu mir.

      Er musste mich fragen, wie er die andern vor mir gefragt hatte.

      ‘Dein Name?’

      ‘Heinrich Hausmann, Majestät’

      ‘Woher?’

      ‘Aus Westfalen.’

      ‘Brave, tüchtige Leute, die Westfalen!’ sagte der König.

      Jetzt galt es.

      ‘Aber, Majestät —’ sagte ich.

      Er sah mich verwundert an.

      ‘Keine braven Leute?’

      ‘Gewiss, gewiss, Majestät. Aber mich hat man aus meiner Heimat gestohlen, geraubt. Ich war Seminarist, zum Schullehrer bestimmt —’

      Der König unterbrach mich.

      ‘Du kannst also lesen und schreiben?’

      ‘Zu Befehl Majestät.’

      ‘Dann kannst Du es zum Unteroffizier bringen.’

      Damit ging der König weiter.

      Ihm nachgehen, aus dem Gliede treten durfte ich nicht Aber nachrufen wollte ich ihm, um meine Freilassung ihn bitten.

      Da trat der Hauptmann von Steinau zwischen ihn und mich, und er sah mich so feindlich drohend an, dass ich kein Wort mehr hervorbringen konnte.

      Seine drohende Miene gewahrte aber auch die Madame Rietz, und sie wusste wohl genau, was sie zu bedeuten habe.

      ‘Herr von Steinau!’ sagte sie leise zu ihm.

      ‘Befehlen?’ erwiderte er.

      ‘Tun Sie dem Menschen nichts.’

      ‘Gnädige Frau —’

      ‘Ich bitte Sie darum!’

      ‘Aber seine Frechheit!’

      ‘Ihr Ehrenwort, Herr von Steinau, dass ihm nichts geschieht!’

      Sie hatte ihm ihre Hand hingehalten.

      Er musste sie nehmen und seine Lippen auf den Handschuh drücken.

      ‘Habe ich es?’ fragte sie.

      ‘Zu Befehl.’

      Die Madame Rietz, Euer Hochwürden — ich will eine solche Frauensperson nicht verteidigen — aber sie hatte auch ihre guten Seiten, und ihr mitleidiges Herz haben viele arme Leute dankbar rühmen müsse.«

      »Hm«, sagte der Domherr, halb für sich, »ob der Herr von Steinau ihr darum die Hand küsste, die Frau des Kammerdieners gnädige Frau nannte und Befehle von ihr annahm? — Erzählen Sie weiter!«

      Der Schullehrer Heinrich Hausmann erzählte weiter.

      »Der König musste das Flüstern der Beiden gehört haben. Er wandte sich um. Dabei sah er auch mich. Mein Plan war gescheitert; ich erhielt meine Freiheit nicht wieder. Ein schwerer Schmerz, eine vollständige Niedergeschlagenheit hatten mich plötzlich ergriffen. Die Aufregung vorhin musste mir die Gesichtsfarbe gehoben haben, jetzt musste ich leichenblass aussehen. Das sah der König.

      ‘Halte Er den Burschen gut, dass er den Dienst aushalten kann’, sagte der König zu dem Hauptmann.

      Ich wurde gut gehalten in der Kompanie, aber was half es mir? Ich blieb Sklave, und der Dienst war ohnehin schwer genug. Ich war erst achtzehn Jahre alt; mein Körper war noch mitten in seiner Entwicklung; war ich frühzeitig ungewöhnlich lang СКАЧАТЬ