Gesammelte Werke. George Sand
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Название: Gesammelte Werke

Автор: George Sand

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier

isbn: 9783962816148

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СКАЧАТЬ Gra­fen an­ge­klagt zu wer­den, er­käl­te­te sein Ent­zücken. Klug und schlau, ein ech­ter Ve­ne­tia­ner, hat­te er nicht sechs Jah­re lang nach dem Thea­ter ge­strebt, ohne Er­kun­di­gung ein­zu­zie­hen über die schwär­me­ri­sche und ge­bie­te­ri­sche Frau, wel­che dort an der Spit­ze al­ler Int­ri­guen stand. Er hat­te Ur­sa­che zu ver­mu­ten, dass sein Reich bei ihr nur von kur­z­er Dau­er sein wür­de; und wenn er die­ser ge­fähr­li­chen Ehre nicht zu ent­ge­hen ge­sucht, so kam dies da­her, dass er die­sel­be nicht so nahe er­war­tet hat­te: er war durch Über­ra­schung un­ter­jocht und fort­ge­ris­sen. Er hat­te nur ge­meint, durch sei­ne Galan­te­rie sich gern ge­lit­ten zu ma­chen, und sie­he da, so­gleich ge­liebt ward er, um sei­ner Ju­gend, sei­ner Schön­heit, sei­nes auf­blü­hen­den Ruh­mes wil­len.

      Jetzt, sag­te sich An­zo­le­to mit je­ner Rasch­heit des Durch­schau­ens und Schlie­ßens, wel­che ei­ni­gen wun­der­sam or­ga­ni­sier­ten Köp­fen von Na­tur bei­wohnt, jetzt bleibt nichts mehr üb­rig als mich ge­fürch­tet zu ma­chen, wenn ich mir nicht ein bit­te­res und lä­cher­li­ches Er­wa­chen von mei­nem Tri­um­phe be­rei­ten will. Aber was kann ich, solch ein ar­mer Teu­fel, tun, dass sie, die Fürs­tin der Höl­le in Per­son, mich fürch­ten müs­se?

      Sei­ne Par­tie war bald er­grif­fen. Er ent­wi­ckel­te ein Sys­tem von Be­denk­lich­kei­ten, Ei­fer­süch­te­lei­en, Bit­ter­kei­ten, de­ren lei­den­schaft­li­ches, co­quet­tes Spiel die Pri­ma Don­na in Er­stau­nen setz­te. Kurz zu­sam­men­ge­fasst lau­te­te ihr brüns­ti­ges und lo­ses Lie­bes­ge­schwätz etwa so:

      An­zo­le­to. – Ich weiß wohl, dass Sie mich nicht lie­ben, dass Sie mich nie lie­ben wer­den: das ist es was mich an Ih­rer Sei­te trau­rig und be­fan­gen macht.

      Co­ril­la. – Und wenn ich dich lieb­te?

      An­zo­le­to. – Dann wür­de ich völ­lig in Verzweif­lung sein. Das hie­ße, mich aus dem Him­mel nie­der stür­zen in einen Ab­grund: ich müss­te Sie ver­lie­ren viel­leicht in der nächs­ten Stun­de, nach­dem ich Sie auf Kos­ten mei­nes gan­zen künf­ti­gen Glückes mir ge­won­nen hät­te.

      Co­ril­la. – Und warum fürch­test du von mir eine sol­che Un­be­stän­dig­keit?

      An­zo­le­to. – Zu­erst, weil mein Ver­dienst ge­ring ist, und so­dann, weil man Ih­nen so viel Schlech­tes nach­sagt.

      Co­ril­la. – Wer sagt mir denn Schlech­tes nach?

      An­zo­le­to. – Ach, alle Leu­te; denn alle Leu­te be­ten Sie an.

      Co­ril­la. – So wür­dest du, wenn ich Tö­rin ge­nug wäre, dich lieb­zu­ge­win­nen und es dir zu sa­gen, mich dann zu­rück­sto­ßen?

      An­zo­le­to. – Ich weiß nicht, ob ich Kraft ge­nug ha­ben wür­de, zu ent­flie­hen: wenn ich sie aber hät­te, wahr­haf­tig, nie im Le­ben wür­de ich Sie wie­der­se­hen.

      – Wohl­an! rief die Co­ril­la, mich reizt die Neu­gier eine Pro­be zu ma­chen … An­zo­le­to, ich glau­be in der Tat, dass ich dich lie­be.

      – Und ich, ich glau­be es nicht, er­wi­der­te er. Ich blei­be; denn ich sehe nur zu gut, dass Sie mich höh­nen. Mit die­sem Spie­le kön­nen Sie mich nicht kir­ren, und noch viel we­ni­ger emp­find­lich ma­chen.

      – Du willst dich auf Fi­nes­sen le­gen, scheint mir?

      – Wa­rum nicht? Ich bin nicht sehr zu fürch­ten, da ich Ih­nen das Mit­tel bie­te, mich zu be­sie­gen.

      – Wel­ches?

      – Mich starr zu ma­chen vor Schre­cken und mich in die Flucht zu ja­gen durch das­sel­be Wort im Erns­te, das Sie mir jetzt im Spot­te zu­ge­wor­fen.

      – Du bist ein ab­ge­feim­ter Schelm! Ich sehe wohl dass man sich mit dir in Acht neh­men muss. Du bist ei­ner von de­nen, wel­che sich nicht be­gnü­gen, den Duft der Rose zu at­men, son­dern sie pflücken und un­ter Glas brin­gen wol­len. Ich hät­te dich in dei­nem Al­ter we­der für so keck noch für so ei­gen­wil­lig ge­hal­ten!

      – Sind Sie mir des­halb gram?

      – Im Ge­gen­tei­le, du ge­fällst mir de­sto mehr. Gute Nacht, An­zo­le­to, wir se­hen uns wie­der.

      Sie reich­te ihm ihre schö­ne Hand, wel­che er mit In­brunst küss­te. Ich habe mich nicht übel her­aus­ge­zo­gen, sag­te er zu sich, wäh­rend er un­ter den Ga­le­ri­en am Bor­de des Cana­let­to ent­schlüpf­te.

      Er glaub­te nicht, dass man ihm noch zu die­ser Stun­de den Ver­schlag, wo er zu über­nach­ten ge­wohnt war, öff­nen wür­de und be­schloss, sich auf der ers­ten, bes­ten Tür­schwel­le, aus­zu­stre­cken, um je­nes eng­li­schen Schla­fes zu ge­nie­ßen, wel­cher nur den Kin­dern und den Ar­men vor­be­hal­ten ist. Aber zum ers­ten Male in sei­nem Le­ben fand er kei­ne Flie­se rein­lich ge­nug für sein La­ger. Ob­schon das Stra­ßen­pflas­ter in Ve­ne­dig sau­be­rer und wei­ßer ist als in ir­gend ei­ner an­de­ren Stadt auf Er­den, so war doch solch ein ziem­lich stau­bi­ges Bett nicht eben pas­send für einen schwar­zen An­zug von dem feins­ten Tu­che und dem ele­gan­tes­ten Schnit­te. Und dann der An­stand! Die­sel­ben Schif­fer, die am frü­hen Mor­gen vor­sich­tig über die Stie­gen schrit­ten, ohne die Lum­pen des ar­men Jun­gen zu be­rüh­ren, hät­ten ihn aus sei­nem Schlum­mer aus­ge­schimpft und die Pracht­stücke sei­nes ge­borg­ten Lu­xus viel­leicht ab­sicht­lich be­su­delt, wel­che sie un­ter ih­ren Fü­ßen fan­den. Was hät­ten sie von ei­nem Men­schen den­ken sol­len, der in sei­de­nen St­rümp­fen, in fei­ner Wä­sche, in Man­chet­ten und Spit­zen­hals­tuch un­ter frei­em Him­mel schlief?

      An­zo­le­to ver­miss­te in die­sem Au­gen­bli­cke recht emp­find­lich sei­ne gute rot­brau­ne Wol­len­kap­pe, die sehr schä­big und ab­ge­tra­gen, aber doch noch im­mer zwei Fin­ger dick und äu­ßerst dien­lich war, um dem un­ge­sun­den Mor­gen­ne­bel, der aus der Was­ser­mas­se Ve­ne­digs auf­steigt, Trotz zu bie­ten. Es war in den letz­ten Ta­gen des Fe­bru­ar, und ob­wohl die Son­ne um die­se Jah­res­zeit un­ter dem dor­ti­gen Him­mel schon recht stark leuch­tet und wärmt, so sind die Näch­te doch noch sehr kalt.

      Es fiel ihm ein, sich in eine der Gon­deln zu du­cken, wel­che am Ufer la­gen: er fand sie aber alle fest ver­schlos­sen. End­lich kam er an eine, de­ren Türe sei­nem Dru­cke wich; doch als er ein­drang, stieß er an die Füße des Bar­ca­ro­len, der sich dort zu sei­ner Nachtru­he zu­rück­ge­zo­gen hat­te und fiel über ihn hin.

      – Beim Leib des Teu­fels! schrie ihn eine raue Stim­me aus dem In­nern die­ser Höh­le an, wer seid ihr? was wollt ihr?

      – Bist du’s, Za­net­to? er­wi­der­te An­zo­le­to, da er die Stim­me des Gon­do­liers er­kann­te, der ihm im­mer viel Freund­lich­keit be­wie­sen hat­te. Lass mich ne­ben dir nie­der­lie­gen und einen Schlaf un­ter Dach tun in dei­nem Hütt­chen.

      – Wer СКАЧАТЬ