Stanislaw Przybyszewski: Romane, Erzählungen & Essays. Stanislaw Przybyszewski
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Название: Stanislaw Przybyszewski: Romane, Erzählungen & Essays

Автор: Stanislaw Przybyszewski

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027205639

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СКАЧАТЬ wo du auf keine Gegenliebe hoffen darfst, da sie doch ...

      Er stockte.

      Er hatte ein so lächerlich sicheres Gefühl, daß sie ihm näher stand als Mikita, er fühlte so deutlich –ja, Mikita schien es ja auch zu fühlen, daß Isa ...

      Nein, nein!

      Aber das Eine, das könne er doch mit gutem Gewissen tun: ihr wenigstens räumlich nahe zu sein, nur über die Straße weg – in dem Restaurant, dort werde er sich hinsetzen und sich ganz mechanisch betrinken, um sich einfach unfähig zu machen, zu Isa zu gehen.

      Ja, das müsse, das werde er tun.

      Vor dem Hause, in dem Isa wohnte, blieb er stehen.

      Nun war es zu spät geworden! Nun konnte er nicht mehr rechtzeitig Mikita benachrichtigen.

      Was wollte er tun?

      Herrgott, er müsse am Ende doch hinaufgehen.

      Sein Herz klopfte heftig, als er die Treppen hinaufging.

      Er klingelte.

      Nun erschrak er heftig. Es war ihm, als müsse das Klingeln das ganze Haus in Aufruhr bringen.

      Flieh! Flieh! schrie es in ihm.

      Die Tür wurde aufgemacht. Isa stand im Korridor.

      Er sah in ihren Augen eine heiße Freude aufleuchten und sich über das ganze Gesicht gießen.

      Sie drückte ihm herzlich die Hand, sehr herzlich. Wollte sie damit etwas sagen?

      – Sie wissen schon, daß Mikita erst später nachkommen kann?

      – Ja, er war heute bei mir.

      – Da müssen Sie mich hinbegleiten. Es ist Ihnen doch nicht unangenehm?

      – Für Sie tu ich Alles! Es kam so patzig heraus.

      Sie wurden Beide verlegen. Ja, er mußte wachen, daß er sich nicht wieder vergesse.

      Wie kam es nur so plötzlich, ohne daß er es hindern konnte?

      Sie setzten sich hin, sahen sich in die Augen und lächelten. Er fühlte, daß sie auch unruhig war.

      Er zwang sich und wurde sehr aufgeräumt.

      – Nun, wie hat es Ihnen gestern gefallen?

      – Es war ein sehr interessanter Abend.

      – Iltis ist ein merkwürdiger Mensch, nicht wahr?

      Sie lächelte.

      – Nein, nein; ich meine es im vollen Ernste. Ich nehme den Mann absolut ernst ...

      Isa sah ihn zweifelnd an.

      – Ja, Iltis sei direkt ein dilettantisches Genie. Er wisse Alles, er habe Alles untersucht, Alles gelesen. Sein Gehirn arbeite absolut folgerichtig, nur komme es zu so sonderbaren Schlüssen, die immer seine ganze Arbeit zerstörten. So habe er sich neulich mit dem Problem abgequält, auf welcher Stufe der Entwicklung er die Kinder plazieren solle. Das gab natürlich viel Kopfzerbrechen. Zuerst: ein Vergleich mit den Weibern. Alle Kinder seien Larven von Weibern, oder vielmehr, das Weib sei ein in der Entwicklung zurückgebliebenes Kind. Kinder und Weiber haben runde Formen und zarte Knochen. Kinder und Weiber verstehen nicht logisch zu denken, und seien nicht im Stande, ihr Gemüt mit dem Gehirn zu bemeistern.

      Nun kamen aber Schwierigkeiten in den weiteren Vergleich. Die Kinder sind rein und unschuldig, die Weiber sind boshaft, verlogen, kokett, die reinen Dienerinnen des Teufels.

      Der Vergleich stimmte also nur formell.

      Falk wurde immer lebhafter.

      – Aber eines Tages – es war wieder einmal ein früher Morgen, und in solchen Fällen mußte ich gewöhnlich Iltis nach Hause begleiten.

      Plötzlich bleibt Iltis an einer Brücke stehen und verliert sich ganz und gar in den Anblick der Schwäne, die in einem großen Schwarm unter der Brücke auftauchen.

      Iltis gerät in eine fabelhafte Aufregung.

      – Erik, siehst Du?

      – Ja, ich sehe.

      – Was siehst Du?

      – Schwäne.

      – Nicht wahr??

      – Ja ...

      Iltis dreht sich nervös um.

      In dem Augenblick kam die Semmelfrau von Jericho ...

      Falk lachte nervös auf.

      – Wunderbar, diese Semmelfrau von Jericho! Sie kennen den prachtvollen Lilienkron nicht?

      – Nein. Isa sah Falk erstaunt an.

      Also der Lilienkron hat ein Gedicht geschrieben: die Kreuzigung, – nein: »Rabbi Jeschua«. In dem Zuge ...

      – Aber was war mit Iltis?

      – Ja, gleich, gleich ... Also in dem Zuge, der sich nun auf Golgatha zubewegt, gehen die Advokaten, die Leutnants, die Taschendiebe, selbstverständlich auch die Psychologen und die Vertreter des Experimentalromans, und schließlich auch die Semmelfrau von Jericho.

      – Aber es gab doch damals keine Semmelfrauen, bemerkte ihm einer seiner Freunde.

      Lilienkron wurde sehr aufgeregt. Die Semmelfrau sei ja das Herrlichste an dem Gedichte! Er habe ja das ganze Gedicht nur der Semmelfrau wegen geschrieben!

      Sie lachte. Ja, sie lachte wie ein Kamerad. Es war wirklich etwas von kameradschaftlicher Biederkeit in ihrem Lachen. Er möchte sie immer so sehen, dann würden sie Freunde werden, nichts weiter.

      – Als nun die Semmelfrau von Jericho vorbeigeht, packt Iltis eine Handvoll Semmeln aus dem Korb und wirft sie auf das Wasser.

      Nun wird er glücklich.

      – Siehst Du?

      – Ja, ich sehe.

      – Was siehst Du?

      – Schwäne.

      – Lächerlich. Das seh ich auch. Aber das Andre, das ich mit meiner Intuition erfasse, siehst Du nicht: Schwäne und Kinder stehen auf derselben Stufe. Kinder essen keine Krusten und Schwäne auch nicht.

      Isa lachte etwas gezwungen.

      Falk wurde sehr nervös. Das war doch lächerlich! Wie konnte er glauben, daß er sie mit diesen kindischen Geschichten unterhalten könnte. Das war doch zu abgeschmackt.

      – War es denn sein Ernst?

      Nun platzte er heraus.

      – Nein, an der ganzen Geschichte sei auch nicht ein Jota СКАЧАТЬ