Gesammelte Werke. Robert Musil
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Название: Gesammelte Werke

Автор: Robert Musil

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9788026800347

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СКАЧАТЬ als die Lösung seiner selbst erscheint, hat eine wichtige Parallele auch an dem Vertrauensverlust, den das Denken im ganzen erlitten hat u. der sich in seiner denkerischen Behandlung selbst ausdrückt. Es genügt, auf die Entwertung der Objektivität hinzuweisen, um die sich seit einem Menschenalter unzählige Bücher mit höchstem Mißmut u. mehr oder weniger lächerlichen Ersatzangeboten bemüht haben; u. man wird finden, daß schließlich die Verächtlichmachung der Objektivität durch die Politik die dogmatischen u affektiven Exzesse der europ. Politik nur die äußere Entscheidung gemäß einer reifen Entwicklung oder Fehlentwicklung bedeutet.

      u. ihr objektiver Sieg! Macht!

      /Später: Verdrängung der Obj. durch Dogmatik u. >Blut</

      Gegen die Versuchung, diese Entwicklung falsch zu beurteilen, die fast geheimnisvoll-kollektiv aussieht, ist es ein nützliches, u. zugleich das einfachste, Mittel (wie auch nicht wohl ein Allheilmittel) u. läßt viel davon verstehen, daß man sich die schlichte Weisheit vor Augen führt, die irgendmal in den Satz gefaßt worden ist, daß der Wunsch der Vater des Gedankens sei. Dieser Satz ist richtiger als alle zeitgenössischen Theorien /polit.-philosoph. Lehrgebäude/

      –>Folgt eigentlich: Idee – Affekt.

      Ist ja alles nur ausgedacht Ein kleines Anzeichen

      Im Volk kann man hören: Sich etwas ausdenken, sich etwas ausdenken können, als ein Lob, gleichbedeutend mit Erfindungsgabe haben und einfallreich sein. Noch sagt man da mit Stolz: Ist ja alles nur ausgedacht; wie denn auch ein Kind zum andern, nachdem es ihm etwas erzählt hat, mit ehrlicher Freude bekennt: Ist ja alles erlogen! Welch unvolkstümlichen, ja, das Denken widernatürlich entehrenden Ursprungs ist es also, darin eine Auszeichnung zu sehen, daß etwas «nicht nur» ausgedacht sei. Beispiele (sind): Die beliebte Redensart, etwas sei bloß Literatur. Der jedesmal mit Ressentiment (Geringschätzung für) gegen die Literatur vermischte Stolz, mit dem ein Gerichtssaalberichterstatter von seinem Kriminalfall schreibt, daß die Romane des Lebens die tiefsten seien. Eine viel gefährlichere Verwechslung der geistigen Arbeit mit ihrem Stoff liegt aber in der Beliebtheit der biographischen Romane und der romanhaft zugeschnittenen Biographien. [Notiz: In Mpe Germ., Bl. Roman, steht noch: Erst der Gebildete trennt zwischen Denken u Leben, u. der Halbgebildete hat die Diskriminierung des Denkens aufgebracht]

      Diese Gründe verloren gegangen: Wir wissen nicht mehr, wozu das Ausgedachte da ist.

      Überschätzung der Wirkl.

      Seit einem Menschenalter ist das zu hören. Meine Erinnerung daran beginnt mit dem Realismus. Suchte an der Realität Schutz vor der im Leerlauf klappernden Idealität des Eklektizismus jener Zeit. Als Naturalismus in Drama u. Erzählung, Impressionismus in der Malerei. War manchmal etwas übertrieben

      Der Anschluß an die Realität ist (aber) immer ein gutes Prinzip. Von Antäus bis zur Experimentalwissenschaft gewesen. Auch wenn Übertreibungen unterlaufen.

      Wie jeder menschliche Weg wird aber auch dies ein Irrweg Wie in allen menschl. Wahrheiten liegt aber auch in dieser eine Fehlerquelle Die Wirklichkeit enthält neben dem, was an ihr Erde ist, auch Elemente des menschl. Geistes. Sie füllt den Geist, aber sie erscheint schon vom Geist geformt. Eine lange, nicht abgeschlossene Frage; Philosophie. Die eklektische Idealität entspricht nicht bloß nicht der Wirklichkeit, sondern auch der Wahrheit nicht. Sie ist nicht allein durch Naturalismus zu heilen. Dieser hat ihr Substanz zugeführt u. Geist entzogen. (Beau par la vérité ist ein richtigeres Prinzip als beau par la nature, müßte es eigentlich heißen)

      Anderes kommt natürlich hinzu. Wir sehen dann späte Glieder dieser Entwicklung in

      Wirkliche Menschen schildern heißt die Erfindung belehren. Diese muß aber dagewesen sein u. mit aller vorhandenen Erfindung muß dieser Mensch nicht zu verstehen sein. Man muß sehr viel verstehen, u. die Biographie doch wegen dessen schreiben, was man nicht versteht. Anstatt daß man den Menschen mit einer Soße zudeckt.

      Warum schreibt man dann aber einen Roman?

      ? Paradoxon: den Roman schreiben, den man nicht schreiben kann. Schwache Dichter, statt starker, ihrer letzten Schwächen bewußter.

      Idee – Affekt … /Überschrift vorderhand unbestimmt/

      Material: 88 • 24 mit Hinweisen, (sc. Sch. z. Korr. III …)

      I. Das Verhältnis der Idee zur Wirklichkeit – u. nicht nur das persönlicher Ideen, also nicht nur die Frage nach deren Richtigkeit, sondern die Infragestellung der Idee überhaupt – ist ein Problem, auf das der Mensch, der die Nase hochträgt, immer mit der Nase gestoßen wird, mag er ein Erzähler sein, philosophieren oder schlechthin ein unbefriedigtes Gewissen haben.

      II 1. Daß Ideen ohnmächtig seien –: Die Verbreitung dieses Glaubens gehört zu den Verfallserscheinungen des Vernunftideals – Wenn man will: zur Reaktion auf eine gewisse Verballhornung durch den politischen Liberalismus um die Mitte des vorigen Jahrhunderts – So prägt es sich kräftig in der Erscheinung des jungen Bismarck aus (?) u. in seiner Abneigung gegen das Professorenparlament. Die Fortsetzung bis in die jüngste Zeit ist nicht zu verkennen Die Verbreitung dieses Glaubens (oder der Verfall des Vernunftideals) ist (wenn man dem Geist selbst an den Geist rückt) begünstigt durch die Schwierigkeiten, in die sich das freie Denken verwickelt hat: Die moderne Physik. Die Prinzipienfragen der Mathematik. Die Entwicklung der Psychologie, die nichts weniger als geradlinig ist. Die nicht ausgetragene Befruchtung der Philosophie durch die (exakten oder) Naturwissenschaften u. die mehr gefühls-als verstandesmäßige Abwendung der Philosophie. Die Sprunghaftigkeit der Künste. Das Mißverhältnis zw. Gefühl u Intellekt.

      Vgl. zum Gegensatz den berühmten Ausspruch, wenn die Anfangsbedingungen gegeben seien usw.

      Weithin sichtbare Ausprägungen: Die «marxistische» Lehre, daß die Gebilde des Geistes nur der Vorwand (Oberfläche) wirtschaftlicher u. politischer Zusammenhänge seien.

      Der böse Blick für den Geist ist alt u. mächtig.

      (Zu ihm gehört vielleicht auch die Tatsachenwissenschaft als solche)

      Ohne Zweifel die Lehre (od. alles, was sich als solche verstehen läßt),

      daß die Ideen nur Scheingebilde der Triebe seien.

      II 2 Die gleiche Entwicklung könnte aber auch an etwas wie Allmacht der Ideen glauben machen.

      Eine «Neigung der Naturw. fast bis zum Paradoxon»

      Die ausgeprägteste Affektpsychologie ist zugleich die unkontrolliert-einfallsreichste

      Die politischen Ideologien der Faust sind ein Unterschlupf für Lyrismen. Die Macht des Geistes wird auf die geistig üppigste Weise geleugnet.

      Eine Renaissance des Platonismus, Hegelianismus, u. ä. kleinere Symptome.

      III. Nach Sch. R S 33: Behauptung: Das Leben richtet sich nach Affekten, u. nicht nach Ideen! s. das Aufkommen affekthafter Ideen. Einwand: Ideen sind nichts als geordnete Affekte. (Sofern u weil sie nicht Wahrheiten sind)

      Die Ideen sind ein Natur (Lebens)produkt; die Natur (das Leben) ein Ideenprodukt. [Auch: bei Natur Ideen sagen, bei Leben: Ideale] Oder auch: Das Verhältnis des höheren Lebens zum wirklichen. Der Mensch gehorcht sowohl seinen Leidenschaften als auch den sie regelnden Ideen in den verschiedensten Graden eines wechselseitigen Verhältnisses.

      ib r: Hinweise auf Schranke, Zweiseitigkeit, 2 Äste udgl. (U3 – W, U2 – W S 3 Rd,? U3 – W Anm. 1, 4, 7 s. СКАЧАТЬ